High School Life - California

Matthew atmete einmal tief durch. Er verstand noch immer nicht, wie ihm sein Vater das antun konnte. Den Ernst des Lebens konnte er wohl kaum in einer Schuler voller halbnackter Schlampen und Neandertalern kennenlernen. Diese dreckigen Gänge schon allein, widerwärtig. Außerdem gab es nicht wie auf seiner alten Schule eine Null-Toleranz gegenüber Mobbing. Gerüchten zufolge hatten sich bereits Schüler umgebracht, weil sie es nicht mehr ausgehalten hatten. Nun, vielleicht war er etwas melodramatisch, aber das Büro der Sekräterin wollte er trotzdem nicht verlassen. Er hasste es neu zu sein. Außerdem kannte er noch nicht einmal jemanden und er war - leider - kein besonders taffer Kerl. Er war weder besonders groß noch besonders stark. Augen zu und durch., dachte er sich, während er die Klinke nach unten drückte. Sofort schlug ihm eine atemberaubende Hitze entgegen. Wie viel Schweiß konnten sie bitte alle produzieren? Auf seiner Privatschule hatte es so etwas nie gegeben. So schnell wie möglich machte er sich auf die Suche nach seinem Spind, den er auch sofort fand und seine Sachen erst einmal einsperrte. Er hatte sowieso noch drei Stunden Zeit.

Notes:

Jared gefiel es nicht sonderlich, dass die Ferien wieder vorrüber waren, nicht, weil er nicht gern in die High School ging, ganz im Gegenteil, als Senior hatte er hohes Ansehen und beliebt war er auch noch, es war lediglich der Unterricht und die Regeln, die ihn schier und einfach nervten. Auch die Nerds hingen ihm zum Hals heraus, wenn sie selbst den Lehrer mit ihrem Gelalle verbesserten, das Gesicht voller Pickel und alle hatten sie wahrscheinlich nochnie eine Freundin gehabt. Loser. Er betrat das Schulgebäude, den Rucksack locker über der Schulter. Wie oft trug er ein graues Muskelshirt, denn er zeigte gern, wie trainiert er war - ausserdem kam es bei den Mädels gut an. Ein paar Leute warfen dem Senior einen Blick zu, die er nicht gerade beachtete, denn wahrscheinlich waren es nur die Freshmen, die sowieso nichts besseres zutun hatten, als die Mädels heimlich zu stalken und sich vor den Seniors zu verstecken. Jared ging auf seinen Spind zu, neben dem; sehr zu seinem Missfallen; irgendein totaler Schnösel stand. Jared erkannte fast sofort, dass der Typ kein Sportler oder so war, die Kleidung wirkte einfach nur total übertrieben. Bonze. Und leider stand der Typ vor seinem Spind. "Ey Noob. Verpiss dich." meinte Jared nur trocken, kniff eines seiner grünen Augen kurz zusammen und wartete. Normalerweise hätte er den Kerl einfach nur weggestoßen, doch der Typ schien ihm neu und er würde ihn erst später zusammenschlagen, wenn mehr Leute dawaren.

Matthew drehte sich um und wünschte sich gleichzeitig er hätte es nicht getan. Der Typ vor ihm war bestimmt einen Kopf größer als er und ziemlich muskulös. Footballspieler, wahrscheinlich. Trotzdem konnte er sich nicht helfen, ihn kurz einmal arrogant zu mustern. Der hatte seine Kleidung wohl aus dem nächsten Thrift Shop gekauft. Wobei, vielleicht auch eher geklaut. Über diese beleidigende Ansprache verlor er allerdings kein Wort, denn egal wie ungebildet und nervig der Kerl auch war, zusammenschlagen konnte er ihn immer. Vor allem hier, in dieser minderwertigen Schule. "Sorry.", nuschelte er und wich einige Schritte aus dem Weg. Wie sollte er hier nur überleben, wenn er noch nicht einmal ein paar Minuten ohne Angstzustände im Gang stehen konnte? Und viel wichtiger war doch die Frage: Warum musste er seinen Spind genau neben einem Footballer haben? Zumindest vermutete er stark, dass dieser Typ einer war. Passend wäre es ja. Aber warum? Hatten sie keinen anderen Idioten, der neben ihm sein könnte? Oder hatte er die alle höchstpersönlich umgebracht? Natürlich übertrieb er wieder, aber er konnte sich einfach nicht helfen. Was musste ihn sein Vater auch in so eine schreckliche öffentliche High School stecken?

Jared entging der Blick des Typen nicht, der zuerst etwas unsicher wirkte, dann jedoch einen eher arroganten Gesichtsausdruck aufsetzte, woraufhin Jared selbst beide Augen nur zu Schlitzen vereengte. Als der Kerl dann endlich zur Seite wich folgte Jared ihm mit dem grünen Blick, öffnete seinen Spind und wendete den Blick ab, um ein paar Bücher in den Spind zu werfen, ohne sonderlich darauf zu achten. Der Schnösel ging ihm schon jetzt auf die Nerven, auch wenn er ihn nicht kannte, aber irgendwie hatte er so einen Gesichtsausdruck drauf, als wollte er sagen, er sei besser als alle anderen hier. Jared warf seinen Schrank zu und starrte den Neuen kurz vernichtend aus den grünen Augen an. "Hast du irgendwie'n Problem!?" meinte er mit einem Knurren in der Stimme. So war er eben, leicht reizbar, und das nur durch den Blick des Kerls. Er drehte sich ganz zu ihm, sah abschätzend zu ihm hinunter und rümpfte die Nase. "Das können wir ganz schnell klären." Er stieß ihn etwas nach hinten, dass er mit dem Rücken an die Wände der Spindte knallte.

Matthew hatte den sauren Blick natürlich bemerkt, allerdings hatte er darauf gehofft, dass er ihn einfach in Ruhe lassen würde. Aber natürlich konnte dieser Neandertaler etwas nicht höflich ignorieren. Das Problem war nur, dass ihm allein bei der Frage, ob er irgendwie ein Problem hätte, das Blut in den Adern gefrohr. Der Schultag fing wirklich klasse an. Genervt rollte er mit seinen Augen und wollte gerade etwas erwidern, als er bereits gegen ein paar Spinde knallte und ihm kurz die Luft wegblieb. Er war einfach nicht dafür gebaut so etwas auszuhalten. Außerdem taten die Schlösser im Rücken ganz schön weh. Er hustete ein, zwei Mal und schüttelte daraufhin den Kopf. Aus seinem Blick konnte man genau lesen, was er dachte. Zwar wirkte er ansonsten relativ unterwürfig, aber in seinen Augen konnte man ganz klar die Arroganz und Selbstüberschätzung erkennen. Er war schließlich nach wie vor angewidert von dieser primitiven Art, die hier hauptsächlich vertreten war. "Nein, ich hab kein Problem.", meinte er und presste die Lippen fest zusammen, während er seinen Blick etwas senkte. Er wusste, selbst dieser Hüne würde erkennen, was er eigentlich dachte. Dass er lieber wieder in seinem privaten Jungen-Internat wäre. Dass er es jetzt schon hier nicht mochte und natürlich, dass er keinerlei Respekt vor ihm hatte.

Die Art, die der andere Kerl an den Tag legte, brachte Jared ganz schön auf die Palme. So desinteressiert und distanziert wie sich Typ gab, musste er entweder ziemlich mutig oder ein riesen Arschloch sein. Oder beides. Zwar sah die Körperhaltung seines Gegenüber eher aus, als wollte er wirklich keinen Stress, doch irgendwie verriet der Glanz in seinen Augen etwas anderes. Jared runzelte die Stirn, trat einen Schritt nach vorn und packte den Schnösel am Kragen, bevor er ihn mit dem Rücken an die Spinde drückte und ihn kurz anstarrte. "Pass auf. Ich glaub du bist neu hier, wenn nicht hattest du einfach verdammt viel Glück in deinen bisherigen Jahren, aber ich an deiner Stelle würde mir diesen Arschloch-Gesichtsausdruck ganz schnell verkneifen, ansonsten hast du nämlich meine Faust in der Fresse." mit einen leichten Knurren ließ er ihn wieder los, jedoch nicht ohne ihn noch leicht gegen die Schlösser zu drücken. Mit der Hand fuhr er sich durch die dunkelbraunen Haare, warf dem Typen, der wirklich blass wie ein Blatt Papier war, noch einen drohenden Blick zu und sah sich dann kurz um. Es war noch nicht allzu viel los, das Football Team war auch noch nicht da und nur vereinzelt standen ein paar Cheerleader herum, zu denen Jared später gehen würde.

Matthew musterte den Typen einmal von oben bis unten und seufzte dann. Er wusste genau, wie provozierend er wirkte, aber wollte er es lassen? Nein, natürlich nicht. Schließlich hatte dieser Kerl kein Recht ihm zu sagen, was er tun und lassen sollte, nur weil er sich physisch überlegen fühlte. "Ja, ich bin neu., meinte er zuerst und wartete etwas. Vielleicht konnte er ihm kurz das Gefühl geben "gewonnen" zu haben. Dann lächelte er plötzlich leicht fies und verschränkte seine Arme. "Wenn du nichts besseres weißt, als gleich loszuschlagen, kann ich dir auch nicht helfen, Alter.", fügte er schließlich noch hinzu und richtete sich auf. Zwar war er noch immer einen Kopf kleiner, aber das störte ihn überhaupt nicht. Außerdem empfand er, eingebildet wie er war, seine Größe als sehr gut, weil er so nicht unbedingt schlacksig aussehen konnte. Er schüttelte seine hellbraunen Haare etwas zurecht, denn seine Frisur war, als er die Begegnung mit den Spinden gehabt hatte, etwas verrutscht. Und das konnte er natürlich nicht haben, wenn er sonst immer perfekt aussah. Ja, selbst wenn er sich mit einem unterentwickelten Neandertaler unterhielt, wollte er gut aussehen.

Dass der Schnösel ihn musterte, merkte Jared nicht, da er sich umgesehen hatte, bevor er seine Aufmerksamkeit zurück auf den Neuen richtete, der keinesfalls eingeschüchtert wirkte, sondern wie eben auch eher arrogant und hochnäsig. Er bestätigte die Aussage, neu zu sein, und Jared rümpfte fast angewiedert die Nase. Zu neuen war er nie nett gewesen, ausser es handelte sich um heiße Mädels, aber meistens waren die Neuen irgendwelche Streber oder Außenseiter, die aus der alten High School rausgemobbt waren worden. Doch was der Clown vor ihm darstellen sollte, wusste er nicht so ganz. Er wendete sich schon halb zum gehen, als der Neue wieder etwas Dummes losließ und Jared nur ein Knurren ausstieß, bevor er sich umdrehte und dem Kerl direkt mit der Faust in die Seite schlug. Es war ihm gerade egal, was die anderen dachten, beliebt war er sowieso und Spießer wie dieses großkotzige Mamasöhnchen konnte so oder so niemand leiden, also würden die meisten Verständnis zeigen und ihm wahrscheinlich sogar noch zujubeln. Er packte den Kerl am Kragen, bevor er umkippen konnte, dann drückte er ihn wieder mit dem Rücken gegen die Schränke. "Ich weiß echt nicht was in deinem Kopf vorgeht, Wichser, aber damit hast du dir echt nich' gut getan." Genervt vereengte er die grünen Augen zu Schlitzen.

Matthew sog scharf die Luft ein. Der Schlag war nicht von schlechten Eltern, das musste er ihm zugestehen. Aber was hatte er bei diesem Typen auch anderes erwartet? Der strahlte das doch richtig gehend aus. "Ich mir nicht gut getan? Soweit ich weiß, hast du mich geschlagen.", meinte er nur noch arroganter. Jetzt wo er ihn schon einmal provoziert hatte, konnte er gar nicht mehr aufhören. Schließlich war er nicht umsonst auf seiner alten Schule als streitsüchtig bekannt gewesen. Vor allem aber war er der Meinung, dass er Recht hatte und dieser unterentwickelter Schläger einfach nur hirnlos war. Hirnlos und gewalttätig. Klar, solche gab es auf jeder öffentlichen Schule, aber genau das war der Grund, warum er nie hierher wollte. Am Ende würde er noch nachgeben müssen, nur weil er sein Gegenüber nicht genauso zusammenschlagen konnte. Aber naja, Boxen und solche anderen Sportarten waren nun einmal echt nicht sein Ding. Davon abgesehen hatte er auch keinesfalls die richtige Statur. Er war zwar schlank und nicht unmuskulös, aber leider ziemlich klein. Größer als die meisten Mädchen schon, aber trotzdem kleiner als fast alle Jungs.

Jade beobachtete die beiden Jungen aus der Ferne. Obwohl der Kleinere deutlich unterlegen war, schien er nicht auch nur ans aufgeben zu denken. Interessant., dachte sie nur und musterte ihn. Er sah ohne Zweifel ziemlich gut aus und er schien außerdem einen guten Geschmack für Mode zu haben. Wobei das auch nicht immer etwas Gutes hieß, denn dann konnte er auch schwul sein. Sie besah ihn sich nachdenklich. Nein, eigentlich wirkte er nicht so, aber das hatte auch nichts zu bedeuten. Allerdings war er etwas klein, vielleicht gleich groß wie sie? Seine Schulstufte einzuschätzen erwies sich als ziemlich schwierig. Er konnte gut ein Jahr unter ihr, eines ober ihr, aber auch natürlich in ihrer Klasse sein. War er etwa der Privatschüler, der in ihre Klasse wechseln sollte? Konnte gut sein. Wenn ja, würde sie ihm später noch einmal auf den Zahn fühlen. Sie legte ihren Kopf etwas schief und besah sich kurz noch Jared. Er war wie eh und je. Keine besondere Veränderung seit den letzten Jahren.

Die Kommentare des blassen Kerles machten Jared nurnoch rasender. Irgendwie schade, dass er so schnell die Kontrolle verlor und Ältere, Jüngere, Gleichaltrige, Neue und auch Unschuldige einfach verprügelte, wobei unschuldig ja gerade eher nicht zutraf, immerhin war der Kerl es, der einfach nicht die Klappe halten konnte. Er schlug ihm erneut in die Seite, drückte ihn mit dem Rücken unsanft an den Spind hinter ihm und hob dann die Faust. "Schieb dir deinen arroganten Ausdruck sonstwo hin." knurrte er und schnaubte anschließend, um sich wenigstens etwas abzuregen. Dass Jade ihn und vorallem den anderen beobachtete, merkte er nicht, legte aber auch keinerlei Wert darauf, denn er wusste, dass Jade seine Art schon kannte. Kurz hielt er inne, starrte den Typen noch kurz an und zielte dann direkt auf seine Wange, bevor er zuschlug und den Kragen seines Gegenübers losließ, sodass dieser gegebenenfalls hinflog, was Jared nur willkommen heißen würde, dann hätte er sich etwas Arbeit gespart. Niemand schien sich so richtig für das Geschehen zu interessieren, es war eigentlich schon Alltag, dass irgendein Schläger jemand anderen verprügelte, besonders die Footballer.

Matthew flog zwar glücklicherweise nicht zu Boden, das hätte er dem Schläger bei seiner Designerhose nie verziehen, dafür knallte er mit seinem Kopf gegen die Spinds. Der Schlag auf die Wange war wirklich gut platziert gewesen. Sofort tastete er sich vorsichtig die eine Seite des Gesichts ab. Offenbar hatte er eine Schramme neben dem Auge, unterhalb der Augenbrauen und seine Lippe war aufgeplatzt. Gut, nur an einer kleinen Stelle, aber weh genug tat es schon. "Fuck, Mann.", fluchte er und holte sich ein Taschentuch aus der Hosentasche. Er hasste es, wenn er blutete. Er war dabei zwar nicht empfindlich, aber es gab immer sofort eine extreme Sauerei. Vorsichtig tupfte er das erste Blut weg und verzog leicht das Gesicht. Als er aufschaute, stand Jared immer noch vor ihm. Was wollte dieser Typ denn noch? Musste man ihn etwa persönlich zusammenschlagen, damit er ging? Hoffentlich nicht, denn das würde er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht schaffen. Es sei denn, sein Gegenüber hatte einen plötzlichen Schwächeanfall. Genau, das wird passieren., dachte er ironisch. Kurz sah er zu einem Cheerleadermädchen, das ihn ein bisschen anstarrte. Allerdings beachtete er sie nicht wirklich, denn eigentlich hatte er jetzt einen besseren Plan. Er senkte seinen Kopf und lief erst einmal an dem Typen vorbei. Hoffentlich war er fertig mit ihm.

Jared rollte mit den Augen, als der Schnösel sofort mit einem Taschentuch das Blut abtupfte. "Pussy." blaffte er, rümpfte wieder minimal die Nase und starrte den Kerl an. Er hatte große Lust, ihn einfach weiter zusammen zu schlagen, jedoch schien das Muttersöhnchen schon aufgegeben zu haben, den mehr als ein "Fuck, Mann." brachte er nichtmehr hervor. Vielleicht besser so. Als der blasse Typ an ihm vorbei ging, den Blick auf den Boden gesenkt, stieß Jared ihn noch einmal, ließ es dann aber bleiben, anstatt nochmal zuzuschlagen. Jetzt wusste der Typ ja, mit wem er sich nicht anlegen sollte, denn ihn gleich am ersten Tag dermaßen zu verprügeln, erschein selbst Jared als nicht sehr wirksam. Besser, er würde ihn über längere Zeit unter Druck setzten.
Mit dem grünen Blick folgte er dem Muttersöhnchen kurz, dann schnellte sein Blick zu Jade und er bemerkte, dass sie zu dem Neuen hinüber sah. Mit dem Rücken lehnte sich Jared gegen den Spind, gegen den er eben noch den Typen gedrückt hatte.

Jade verfolgte den Neuen, wie er sich entfernte, bis er ein bisschen in der Menge unterging. Jared hatte ihn jetzt nicht komplett zusammengeschlagen, aber natürlich musste es ziemlich schmerzen. Sie richtete sich ihre Cheerleaderuniform etwas und quatsche dann ein kleines Stück mit ihren Kolleginnen. Kurz glitt ihr Blick zu Jared und sie lächelte ihm leicht zu, wandte sich dann aber wieder ab. Eigentlich hätte sie zu ihm hinübergehen können, aber darauf hatte sie ehrlich gesagt keine Lust, selbst wenn die Mädchen in ihrer Cheerleadinggruppe auch nichts unbedingt nutzvolles plauderten. Neue Gerüchte konnte sie zwar schon gebrauchen, aber es gab nie welche am Anfang des Schuljahres. Nur, dass offenbar irgendein Mädchen die Schule gewechselt hatte, weil sie schwanger geworden war. So eine Loserin. Jetzt hatte sie ihre ganze Jugend wohl verspielt und ein schreiendes Balg am Hals. Kurz sah sie auf ihr Handy. Einige neue Nachrichten aber nichts besonderes. Mann, wann passiert hier denn mal was bei mir., dachte sie sich ungeduldig.

Jared erwiederte kurz Jade's Lächeln, rührte sich jedoch nicht vom Fleck. Sie schien mit ihren Cheerleader-Freundinnen, die allesamt nett anzusehen waren, beschäftigt zu sein, und Jared hatte momentan keine große Motivation, sich das Gelästere der Mädels anzuhören. Er schnaubte, da spürte er auch schon eine Hand auf seiner Schulter. Ein paar aus dem Football-Team begrüßten ihn, was ihn aus den Gedanken riss. Grinsend erwiederte er die Begrüßungen und die Handschläge, dann hörte er sich die Neuigkeiten an. Als Senior gab es immer irgendwas neues interessantes, immerhin hatten sie hier praktisch schon das sagen. Er mischte mit, erzählte von dem Muttersöhnchen und hörte den anderen dann zu.

Wie nicht gerade selten hatte Alice sich verspätet, auch wenn sie es noch geschafft hatte, vor acht Uhr aufzukreuzen, aber trotzdem war sie später als die anderen. Das blonde Haar hatte sie straff zu zwei Zöpfen nach hinten gebunden, nur ein paar Strähnen hingen noch vorn aus ihren Zöpfen, doch das war natürlich beabsichtigt. Ihre Cheerleader-Unform passte wie angegossen, dazu trug sie eine farblich passende Tasche und einen schwarzen Ordner, den sie vor der Brust festhielt, sich fast schon daran klammerte, als hätte sie Angst, ihn zu verlieren. Im Flur konnte sie die anderen Cheerlader sehen, darunter Jade, die sich mit den anderen unterhielt. Alle waren sie etwas größer als sie selbst, auch wenn manche nicht gerade sehr viel größer waren, doch immerhin konnte Alice problemlos die Spitze einer Pyramide bilden, da selbst die Schwächste unter den Cheerleadern sie hochheben konnte. Mit einem perfekt sitzenden Lächeln stellte sie sich zu ihrer Gruppe. "Hey, Mädels." Kurz lächelte sie etwas mehr, dann sah sie zu Jade und schließlich zu der Gruppe Footballern an den Spinden.

Jade drehte sich zu Alice um und lächelte freundlich. Oder zumindest tat sie als wäre es freundlich. Sie war sowieso dafür bekannt nie die Wahrheit zu sagen, also was machte das schon für einen Unterschied? Wie jedes andere der Mädchen zuvor, umarmte sie sie kurz. Schließlich war sie als Headcheerleader immer noch für die Mannschaft zuständig und musste zumindest so tun, als wäre sie mit allen gut befreundet. "Schön, dass du jetzt auch da bist, Alice.", meinte sie lächelnd und schloss kurz das Gespräch mit der dunkelhaarigen Cheerleaderin neben ihr ab. Sie musterte die Blondine vor ihr kurz. "Gut siehst du aus, hast du schon den Neuen aus der Privatschule gesehen? Er ist ja nicht unbedingt groß oder muskulös aber er sieht einfach umwerfend aus.", plauderte sie fröhlich vor sich hin. Das tat sie aber immer. So presste sie meistens Informationen aus anderen heraus und bewahrte sich ihr Image, dass sie freundlich und gesprächig war bei den Neuen. Vor allem bei den Freshman-Mädchen war ihr das wichtig, denn so konnte sie ihnen schnell zeigen, was mit ihrem Ruf passierte, wenn sie nicht das taten was sie wollte. Sie brauchte dieses Jahr unbedingt jemanden, der ihr morgens ihren Lieblingsstarbucks brachte. Auf diese Idee hatte sie ihre Cousine gebracht, die früher ebenfalls Headcheerleaderin gewesen war, allerdings auf einer anderen High School. Genial, einfach genial.

Alice erwiederte Jades Umarmung knapp und wendete somit den Blick von den Footballern ab. Das Kompliment und den darauf folgenden Klatsch war sie fast schon gewohnt, trotzdem nickte sie leicht und lächelte wieder wie einstudiert. "Danke. Du siehst auch toll aus. Ach, das hatte ich schon fast vergessen." Sie zuckte leicht mit der Schulter, zupfte an ihrem Rock und strich sich dann eine ihrer blonden Strähnen hinters Ohr, bevor sie kurz den Blick ihrer - zu ihrem Missfallen - grauen Augen durch den Flur schweifen ließ. "Wo ist er denn? Ich würde ihn zu gern sehen." Tatsächlich würde sie gerne Bekanntschaft mit dem Privatschüler machen, wahrscheinlich hatte er ziemlich viel Geld, immerhin kostete eine Privatschule schon etwas mehr; nur wäre da nicht dieser Rivalenkampf. Sie wusste genau, dass Jade sich auch an den Neuen ranschmeißen würde, immerhin hatte sie momentan keinen Freund, auch wenn ihr ein Footballspieler ganz gut stehen würde. Natürlich sahen die allesamt auch nicht schlecht aus, ganz im Gegenteil, sie waren müskulös, groß und gut trainiert, trotzdem hatte etwas neues auch seinen Reiz, zumindest empfand Alice das so.

Jade verzog ihr Gesicht leicht und schaute in die Menge. Sie konnte viele braunhaarige Kerle ausmachen, aber den Neuen nicht. Plötzlich fiel ihr ein Junge auf, der gerade aus dem Klo kam. Und - bingo. Das war er. Offenbar hatte seine Lippe aufgehört zu bluten, also - kein Problem. Irgendwie überkam es sie plötzlich, dass sie ihm Alice vorstellen wollte. Warum auch nicht? Zur Zeit konnte sie wirklich wieder einen Footballspieler vertragen und sie gab ja auch nicht auf. Außerdem wollte sie wohl kaum mehr von ihm als einen kleinen One-Night-Stand, denn Bock auf lange Abende bei reichen Familien hatte sie nicht. Sie selbst kannte das schließlich schon von daheim und mehr von Solchen wollte sie wirklich nicht. "Da hinten ist er, geh doch hin.", meinte sie und zwinkerte ihr zu. Alice konnte sie eigentlich gut leiden, oder zumindest mehr als andere aus der Cheerleadergruppe. Sie deutete in seine Richtung, denn jetzt war er gut erkennbar, schließlich stand er alleine rum und sah auch zwischen einigen Jungs als einziger richtig gut aus. "Ich wette seine Eltern sind stinkreich.", flüsterte sie in die Gruppe und damit hatte sie bestimmt Recht. Diese Kleidung, diese Ex-Schule. Alles deutete darauf hin.

Alice folgte kurz Jade's Blick in die Menge, sah jedoch nichts aussergewöhnliches, wie sehr sie sich auch anstrengte, erst als Jade in seine Richtung wieß und sie aufforderte - oder ihr mehr vorschlug - zu ihm zu gehen, erblickte sie das Gesicht des Neuen. Jade hatte vollkommen Recht gehabt, der Typ sah einfach umwerfend aus. Wie aus einem Film, nur eben dass es fast so aussah, als hätte er schon eine Begegnung mit einem der Schläger gemacht. Den schiefen Blick nach zu urteilen war es Jared gewesen, der ihn schon vermöbelt hatte. Typisch. Zwar sah Jared auch nicht gerade schlecht aus, leider hatte er aber die Angewohnheit jeden zu verprügeln. Nicht immer schlecht aber manchmal etwas übertrieben und lästig. Auf Jade's Vermutung hin nickte Alice. "Mhm." meinte sie, sah kurz an sich herunter und zog einen Taschenspiegel aus ihrer Handtasche, in der sie ihr Make-Up und ihre Haare prüfte und schließlich zufrieden feststellte, dass sie wie immer gut aussah. Kurz warf sie Jade noch einen Blick zu, lächelte leicht und seufzte. "Na dann." Sie wand sich zum gehen, ihren Ordner immernoch fest an sich gedrückt und ihr Rock wippte leicht bei ihrem Gang. Sie konnte schon aus Entfernung sehen, dass der Typ nicht gerade groß war, jedoch größer als sie, was aber keine Kunst war, immerhin war sie ziemlich klein und zierlich, wie eine Puppe eben. Es dauerte ein paar Herzschläge, bis sie ihn erreicht hatte und ihn ansah, ihr Gesichtsausdruck wirkte zwar nicht abweisend, aber trotzdem eben auf ihre Art zickig und selbstbewusst. "Hey, du bist der Neue, stimmts? Ich bin Alice-Luu, aber Alice reicht vollkommen."

Matthew fluchte innerlich noch vor sich hin. Dieser blöde Schlägertyp. Er hasste es, wenn sein Gesicht entstellt wurde. Egal ob es eine noch so kleine Hautunreinheit oder ein Kratzer war. Aber eine aufgeplatzte Lippe, hatte er nun wirklich nicht nötig. Genervt seufzte er und wollte gerade gehen, als plötzlich ein Mädchen vor ihm stand. Sein Alter ungefähr und ein... naja ein Puppengesicht. Sie stellte sich ihm auch direkt vor und kurz wusste er nicht, was er sagen sollte. Dann besann er sich aber, setzte ein schmales, kaum erkennbares Lächeln auf und blieb erst einmal auf Abstand. Sie war also eine Cheerleaderin, wie man deutlich sehen konnte. Er hatte keine Erfahrung mit Solchen, immerhin kam er aus einer reinen Jungenschule, allerdings wusste er, dass sie anscheinend meistens zickig waren. "Ja, ich bin Matthew.", stellte er sich erst einmal vor. Ganz wusste er noch nicht, was er sagen sollte, aber ihm würde schon noch etwas einfallen. "Bist du auch Junior?", fragte er sie schließlich. Aufgrund ihrer Größe, konnte sie auch eine Schulstufe unter ihm sein, ganz sicher war er sich nicht. Natürlich gab es viele kleine Mädchen, aber möglich war alles.

Alice musterte den blassen Typen vor sich kurz und verkniff sich ein Lächeln. Von nahem sah er - trotz der Kratzer und der aufgeplatzten Lippe - sogar noch besser aus als aus Distanz. Als er sich vorstellte, sah sie zurück in seine Augen und nickte knapp. Matthew also, selbst sein Name klang, als ob er stinkreich wäre. Auf seine Frage hin lächelte sie dann doch leicht, als ob ihr gefiel, was sie hörte. "Mhm. Das heißt wohl, du kommst in meine Klasse." Kurz spitzte sie minimal die Lippen an, als würde sie überlegen, dann nickte sie bestätigend und ließ die Arme um den Ordner locker, sodass sie ihn nurnoch mit einer Hand leicht an ihre Hüfte drückte, dass er nicht hinunter fiel. Einen schüchternen Eindruck machte Matt nicht auf sie, nur etwas distanziert, was irgendwie schade war, sich aber bestimmt noch entspannen würde. Sie biss sich auf die Lippe, sah Matt an und legte den hübschen Kopf etwas schief. "Wenn du willst kann ich dir hier alles zeigen." bot sie an und blinzelte mit den langen Wimpern. Auch wenn es etwas unwahrscheinlich war, dass Matthew sich hier überhaupt nicht zurecht fand, wollte Alice es ihm anbieten. Er schien ihr etwas desinteressiert, jedoch würde sie das bestimmt noch irgendwie ändern, denn im um den Finger wickeln war sie geübt. Cheerleader bekamen eben oft das, was sie wollten.

Matthew hielt sich weiterhin etwas distanziert, aber nicht kühl. Immerhin kannte er das Mädchen vor ihm kaum. Offensichtlich waren sie aber in der selben Klasse. Nun, das störte ihn nicht besonders. Besonders gemein sah sie nicht aus, aber hoffentlich war dieser Schlägertyp nicht auch dort. Er würde ihn wahrscheinlich so schon oft genug sehen, was ihm wahrscheinlich nicht besonderes gut bekommen würde. Aber nachgeben würde er auf keinen Fall, denn ein Feigling war er noch lange nicht. Egal ob er keine Chance gegen ihn hatte, zumindest keine Physische. Auf ihr Angebot hin, musste er nicht lange überlegen. Zwar kannte er sich schon etwas aus, aber man konnte ja nie genug wissen. "Das wär echt nett von dir.", meinte er und lächelte etwas mehr. Er bemerkte natürlich was sie tat. Sie biss sich auf die Lippe und klimperte mit ihren Wimpern. Verwirrenderweise passte es zu ihrem gesamten Auftreten. Kein Wunder, bei diesem hübschen Puppengesicht. Es passte einfach alles, sogar, dass sie Cheerleader war. Sie war natürlich nicht perfekt, niemand war das, aber sie wusste sich einfach gut in Szene zu setzen. "Tut mir übrigens leid, die paar Kratzer im Gesicht sehen nicht besonders gut aus.", fügte er noch hinzu und lachte kurz auf. Er empfand es zwar durchaus als Blamage so auszusehen, aber er konnte es durchaus mit Humor nehmen. Es war schließlich bestimmt nicht das letzte Mal.

Alice straffte ganz leicht die Schultern, damit ihre Körperhaltung gerade wurde, so ziemlich nach dem Motto 'Bauch rein, Brust raus, Kinn hoch.'. Durch ihre Haltung wirkte sie tatsächlich etwas größer, als sie tatsächlich war, jedoch nahmen die meisten wahrscheinlich immernoch an, dass sie zerbrechlich war. Sie wollte das zwar nicht abstreiten, aber ganz schwach wollte sie auch nicht dastehen. Natürlich hatte es seine Vorteile, da sie immer Hilfe bekam, trotzdem, wie ein Spielzeug wollte sie dann doch nicht behandelt werden, den Ruf als Betthäschen sollte schön jemand anderes annehmen. Als Matthew ihr Angebot annahm und sein Lächeln sich vergrößerte, stahl sich auch ein leicht triumphierendes Lächeln auf Alice's Lippen, das jedoch schnell wieder verschwand. Als er die Kratzer ansprach, zuckte sie mit den Schultern, streckte den Arm aus und strich nur kurz über seine Wange und somit über den Kratzer, bevor sie den Arm zurück zog und ein Lächeln aufsetzte, als wäre nie etwas gewesen. "Tze. Vergiss es, die Schläger-Typen haben einfach nichts in der Birne." - Und sind allemal nicht so heiß wie du's bist. Den letzten Teil des Satzes sprach sie natürlich nicht aus, ganz blöd war sie ja nicht, auch wenn sie das manchmal gerne vorgab. "Na dann, genug Zeit haben wir ja." Sie nickte in die Richtung, in die sie gehen wollte, dann drehte sie sich um und ging ein paar Schritte vor. Vielleicht hätten die Seniors und die Juniors ja ein anderes Bild von Matthew, wenn er mit einer Cheerleaderin herumlief, denn von denen war bekannt, dass sie nicht auf Nerds standen. Meistens jedenfalls. Sie drehte sich wieder um, wobei ihr Rock wieder leicht durch die Luft wirbelte, dann sah sie Matthew an und deutete hinter sich. "Das schwarze Brett. Hier stehn Ankündigungen, Clubs, bei denen du mitmischen kannst und... So weiter." Amüsiert hob sie eine Augenbraue. "Und du kommst also aus 'ner Privatschule?"