Skyline

Die höchsten Wolkenkratzer stehen hier im Stadtzentrum.

Ob es sehr schlau war, hier herumzulaufen, wusste Elijah nicht, oder er ignorierte es schlicht und einfach. War ja nicht so, als wäre er hundertprozentig freiwillig hierher gekommen, zwar hätte er das Signal einfach ignorieren können, aber es interessierte ihn, was genau er da geortet hatte, immerhin hatte es etwas gedauert, bis er das GPS-Signal hatte eindeutig einordnen können. Er trug eher dunkle Kleidung, ein schwarzes Sweatshirt, dunkle Jeans und schwarze Schuhe, nur leider wirkte er dadurch umso blasser und auch seine blonden Haare wirkten fast unnatürlich blond, doch er hatte sowieso nicht vor, mit irgendjemandem ein Wort - oder nur einen Blick - zu wechseln. Wären zu viele Leute hier, könnte er immernoch Nachts nachsehen gehen, doch er hatte Glück und in der Nebengasse war kaum jemand. Den dunklen Blick hatte er fest auf das Display seines Handy's gerichtet, das eine Karte anzeigte, worauf ein typisch roter Punkt zu sehen war, wie in jedem schlechten Krimi auch. Sein Gesicht wirkte angespannt, ernst, auch wenn man ihm nur zu deutlich ansehen konnte, dass er nicht ganz der Durchschnittstyp war. Blasse Haut, dunkle Augenringe und helle Lippen, seltsamerweise jedoch auch eine gute Haltung und ein zügiges Tempo. Ab und zu hob er den Blick für wenige Sekunden, ignorierte Dinge, die er fälschlicherweise zu sehen glaubte prägte sich alles ein, um später nocheinmal zurück zu finden, dann starrte er zurück auf das Display seines Handys.

cf: Suburb

Andrew hatte seinen Auftrag mal wieder in rekordverdächtiger Zeit erledigt. Nicht, dass es ihn kümmern würde. Er war schließlich nur dafür zuständig, dass die Sachen sicher von einem Ort zum andern kamen. Wann die Sachen ankamen, waren eher nicht sein Problem. Das von dem Händler wahrscheinlich schon. Er holte sein Handy heraus und schrieb schnell eine Nachricht an seine Schwester, achtete dabei aber leider nicht wo er hinlief. Also lief er erst einmal in den nächsten Passanten, der allerdings auch auf den Display seines Handys starrte. "Whoa, sorry Mann, ich hab dich gar nicht gesehen.", entschuldigte er sich sofort, als er den hellblonden Schopf vor sich musterte. Er sah ziemlich angespannt aus und hatte tiefe Ringe unter den Augen. Er war auch auf jeden Fall jünger als Andrew. 5 Jahre mindestens. "Alles okay?", fragte er noch freundlich nach, als er das ernste Gesicht des Blonden betrachtete. Er wusste noch nicht genau, was er von dem Jungen halten sollte, denn ganz gesund sah er nicht aus. Eher sehr blass.

Elijah's Tempo verlangsamte sich, als sich der Punkt auf der Karte bewegte. Gut, es war klar, dass er auch ein Handy getroffen haben könnte, aber dass der Besitzer auf ihn zukam erschien ihm fehlerhaft. Was, wenn die Zielperson auch ein Hacker war und alles zurückverfolgt hatte? Möglich. Als jemand in ihn hineinlief hob er den dunklen Blick und rümpfte leicht die Nase. Der Kerl vor ihm war etwas größer als er selbst, ordentlich gekleidet und älter, aufjedenfall erfolgreich mit was auch immer er tat, denn er sah weder sonderlich gestresst noch arm aus. Kurz warf Elijah noch einen Blick auf sein Display, sah, dass es sich bei seiner Zielperson um diesen Typ handelte, dann sperrte er den Bildschirm seines Handys und steckte es weg. Gut, er hatte die Person gefunden. Die IP war ihm auch nur ins Auge getroffen, weil die aufgerufenen Internetseiten und Kontakte nicht gerade durchschnittlich waren, aber sonderlich kümmern musste sich Elijah darum ja nicht, eigentlich war er pure Neugierde gewesen, vielleicht auch etwas herausforderung. Wäre er nicht so sozial unkompetent, hätte er mit den Informationen wesendlich mehr anfangen können, aber so war es nunmal. Er trat einen Schritt zurück, während sein Blick an dem Typ vorbei schnellte, dann zurück zu ihm. Die Bewegungen in Elijah's Augenwinkel waren nur Einbildung. Nur Einbildung... Anstatt zu antworten starrte er den Kerl einfach nur mit den dunklen Augen an. Es grenzte für ihn beinahe an ein Wunder, dass der Typ nicht einfach weiter gegangen war. "Obwohl das besser wäre." murmelte er leise in sich hinein.

Andrew musterte den leicht schrägen Typen vor sich eingehend. Er antwortete ihm nicht, ließ seinen Blick aber auch nicht von ihm ab. Klar, er war schon vielen verrückten Leuten begegnet, aber dieser schien abwechslungsweise wirklich etwas irre. Wobei er natürlich nicht voreilig schließen konnte. "Ähm, kann ich dir irgendwie helfen?", fragte er vorsichtig nach. Er wollte jetzt nicht einfach weitergehen, wobei er sich nicht ganz sicher war, was der Blonde gesagt hatte. Irgendetwas von wegen "besser" hatte er schon verstanden, aber mehr auch nicht. Vielleicht war das aber auch gar nicht an ihn gerichtet. Immerhin schien der Typ Selbstgespräche zu führen. Nun gut, da war er wenigstens nicht der Erste, den er kannte. Hoffentlich würde er ihm wenigstens auf diese Frage etwas antworten, denn langsam wurde diese Stille echt unheimlich. Hier waren die Leute doch wirklich beunruhigend manchmal, vor allem, weil einen eigentlich jeder andauernd umlegen konnte. Gut, er andersherum auch so, aber gruselige Menschen mit Pistolen waren definitiv ein Grund zur Sorge. Wobei der blonde Kerl vor ihm nicht besonders gefährlich aussah. Auf eine gewisse Art und Weise wirkte er eigentlich ganz niedlich. Niedlich und verrückt? Andrew, du drehst selber auch langsam durch., dachte er über diesen Gedanken belustigt und steckte langsam seine Hände in seine Hosentaschen. Wenigstens eine Antwort wollte er, bevor er ging.

Elijah legte den Kopf leicht schief, als der Kerl ihn musterte, anstatt einfach wegzugehen, als dieser dann noch das Wort an ihn richtete, kniff er minimal die Augen zusammen. Er stieß die Luft aus der Nase aus und zuckte mit den Mundwinkeln, dann schüttelte er fast in Zeitlupe und auch nur minimal den Kopf. "Mh. Glaube kaum." antwortete er langsam, bevor er den Mund wieder schloss. Vielleicht wäre eine Antwort wie "Gib mir dein Geld." oder "Schweig, sonst bist du tot." eindeutiger gewesen, aber mit Geld konnte Elijah relativ wenig anfangen, davon hatte er genug und den Typ umzubringen erschien ihm etwas übertrieben, schließlich hatte er jetzt schoneinmal die IP Adresse von ihm und auch ein paar Daten auf seinem Laptop, die er bereits kopiert hatte - Ausserdem sorgte sein fotografisches Gedächnis dafür, dass er auch das Gesicht des ihm Gegenüber nicht so schnell vergessen würde. Er biss die Zähne leicht zusammen, senkte den Blick auf den Boden und sah sich dann wieder leicht um, die Halluzinationen machtem ihm wie immer etwas zu schaffen.

Andrew war sich jetzt sicher. Der Typ war wirklich etwas verrückt. Dumm war er aber anscheinend nicht, höchstens etwas langsam. Oder er wollte ihm einfach keine Antwort geben. Naja, was sollte man machen. Er zuckte mit seinen Schultern und lächelte ihn leicht an. "Wie heißt du eigentlich?", fragte er und stellte aber im selben Moment in Frage, ob ein Gespräch mit dem anscheinend leicht verrückten Blonden vor ihm überhaupt sinnvoll war. Wahrscheinlich sowieso nicht. Er beschloss sich also einfach zu verabschieden und ein wenig in Richtung Downtown zu gehen. Dort war schließlich immer etwas los und er musste noch eine letzte Lieferung machen, auch wenn diese eigenltich keine Eile hatte. Er wandte seinen Blick noch einmal zu dem Blonden und ging an ihm vorbei. "Machs gut.", meinte er noch, wobei er sich nicht sicher war, ob er ihm überhaupt zuhörte. Er schien nämlich fast wie in seiner eigenen kleinen Welt, aber was kümmerte es ihn, wahrscheinlich würde er ihn sowieso nicht mehr allzu oft sehen.

tbc: Downtown

Auf die Frage bekam der Kerl keine Antwort, wieso auch, es ging ihn wirklich herzlich wenig an, wie Elijah hieß, außerdem war ein Name eine Schwachstelle, denn so konnte man Personen wesentlich schneller finden, also ohne. Es missfiel ihm schon, dass der Fremde ihn überhaupt gesehen hatte, den soviele blasse, blonde Typen gab es hier auch nicht, was die Suche nach einer Zielperson auch schon deutlich einschränkte. Also zuckte Elijah nur mit einer Augenbraue, bedeutete dem Typ so, dass er keine Antwort bekommen würde. Überraschenderweise schien der Fremde zu verstehen, oder einfach die Geduld zu verlieren, wie es jeder tat, wenn er versuchte, Kontakt mit Elijah aufzunehmen, denn er ging einfach an ihm vorbei und verabschiedete sich. Fast enttäuscht zuckte er mit dem Mundwinkel, denn es erinnerte ihn einfach nur daran, dass jeder ging, auch nur ohne etwas zu hinterfragen, aber das war okay, die Welt war in seinen Augen sowieso nur eine einzige Horror Show.

[After the Timejump]

Fuchsteufelswild. Anders konnte man Nayas Gefühlszustand der letzten Tage wirklich nicht beschreiben. Wie konnten die Outsider es bitte wagen sich gegen die Gangs zu wehren und ihre Lieferungen einfach so einzustellen? Waren sie jetzt etwa auch alle verrückt geworden? Okay, fairerweise musste man sagen, dass einige wirklich nicht ganz auf ihrer geistigen Höhe waren. Aber trotzdem war so etwas bis jetzt noch nie vorgekommen und das überforderte die Leitung des Bandenkriegs eindeutig. Andererseits schienen generell alle in ihrer geliebten Stadt auf Sicherheitsstufe Rot zu stehen. Außer Charlie vielleicht, aber andererseits machte er sich nie wirkliche Sorgen, was so etwas anging. Da war er dann doch zu sehr damit beschäftigt sich eine neue hirnrissige Aktion auszudenken oder seiner Ex nachzutrauern. Naya war ja, wenn sie ehrlich war, gespannt wie das noch ausgehen würde. Sie selbst konnte jedenfalls nicht behaupten, dass sie es allzu sehr vermisste, aber gut. Vor allem dieses Rumgejammer, dass es früher lockerer gewesen wäre und es eigentlich nur daran schlussendlich gelegen hätte, war doch sowieso völliger Mist. Sie waren ihr schon von Anfang an viel zu kitschig gewesen, aber gut, sie sollte wohl besser keine Beziehungsratschläge geben, schon gar nicht was ihren besten Freund anging. Auch wenn sie sich ihre Kommentare nicht unbedingt immer verkneifen konnte. Okay, eigentlich nie. Aber er war ja auch ihr bester Freund seit über 3 Jahren jetzt, also kannte er sich ja schon bestens bei ihr aus. Mal davon abgesehen, dass er eigentlich der Einzige war, der überhaupt von sich behaupten könnte zumindest fast alles von ihr zu wissen. Ein beruhigendes Gefühl, so jemanden zu haben und das, obwohl sie früher eigentlich nie jemand vertraut hatte. Naya runzelte die Stirn, als sie eine Nachricht von genau diesem sah und las sie sich sofort durch - wie immer. Dann lächelte sie leicht und schüttelte den Kopf. Was ihm so alles durch den Kopf ging, war schon erstaunlich. Und das nicht, weil er so eine kleine Gehirnkapazität hatte. Auch wenn man das manchmal fast vermuten könnte, aber so schlimm war er dann doch nicht. Obwohl er noch immer keine Gelegenheit ausgelassen hatte sie wegen dem Vorfall auf der Halloween-Nacht zu ärgern. Nicht, dass es sie komplett störte, aber es war ihr noch immer einfach peinlich. Ihr Lächeln verschwand wieder und sie tippte ihm schnell eine Antwort, wie sie es immer tat. Egal ob es jetzt ein Katzenbild oder ein Notruf war. Sie war einfach für ihn da. Aber apropos Halloween. Diese vermaledeite Party war überhaupt erst an dem momentanen Stillstand in den beiden Banden schuld. Wegen dem Mord hatten nämlich plötzlich am Tag darauf alle Verbündeten zu paniken begonnen. Und dabei konnte ihre eigene Gang noch nicht einmal etwas dafür. Wie es bei Zachary aussah, gott, nicht an diese peinliche Aktion denken, bloß nicht, wusste sie natürlich nicht, aber zumindest dem verweichlichten Kern seiner Bande würde sie einen Mord an den eigenen Mitgliedern nicht zutrauen. Naya sah sich um. Es war erstaunlich leer auf den Straßen, woran man auch das vorsichtige Verhalten der New Yorker erkennen konnte. "Azt a hétszázát.", murmelte sie, während sie ihr Hand in eine ihrer Hosentaschen steckte. Bei den deutlich niedrigeren Temperaturen hatte sie sich auch natürlich mehr angezogen, aber es wirkte nicht viel mehr als sonst. Außer vielleicht der Schal, aber den brauchte sie, nachdem sie oft einen trockenen Hals bekam. Vielleicht lag das aber auch am Rauchen. Nicht, dass es sie kümmerte, denn sie zog erst einmal die neue Packung Zigaretten heraus und zündete sich eine an. Eine Ablenkung konnte sie gerade wirklich gut gebrauchen, bei so einer Situation. Sollte es sich aber nicht bessern, musste sie wirklich einschreiten. Auch wenn sie nicht unbedingt Lust hatte nach der Aktion sich zumindest zu einem kleinen Teil mit den South-Lemons zusammenzutun. Aber wer wusste schon, was heute noch so passieren würde. Vielleicht traf sie ja auch einen der lieben Outsider persönlich und konnte ihn dann freundlich mit einer Pistole oder einem Kampfmesser in der Hand interviewen. Man konnte ja leider nicht in die Zukunft sehen, aber zumindest hätte sie das Nötige da, falls. Auf Nayas Lippen bildete sich ein schmales Lächeln, während sie einen Zug von ihrer Zigarette nahm.