[After the Timejump]
Normalerweise hielt sie sich hier nie auf. Wirklich niemals. Welchen Grund hätte sie auch? Aber naja, die Zeiten änderten sich eben. Und so musste sie sich jetzt zum Beispiel bereit halten. Was natürlich auch sonst nie ein Problem war, aber im Moment konnte es sich wirklich teilweise um Angelegenheiten handeln, wo ihre Schnelligkeit wirklich von Minuten, wenn nicht sogar Sekunden abhing. Deshalb hatte sie auch ihr schnellstes Auto draußen geparkt. Davon abgesehen, dass sie mit ihrem Fahrstil sowieso überallhin in weniger als einer Minute kam. Und da war sie noch großzügig. Also wenn jemand einen ihrer Liebsten entführen wollte, dann sollte er das lieber schnell tun. Und unauffällig. Aber wie konnte es nun überhaupt zu einer solchen Situation kommen? Naja, um genau zu sein, benutzte sie für solche Situationen, die sie schon gehabt hatten, als sie noch gar nicht Leaderin gewesen war, immer ein Naturgesetz – ohne Ebbe, keine Flut. Um genau zu sein war also einfach der Frieden schuld gewesen, wenn man es ganz banal ausdrücken wollte. Außerdem hatte der kleine Streik der Outsider der Gesamtsitation natürlich auch nicht wirklich geholfen. Es war nun einmal so gewesen, dass mit der Verweigerung von Außendiensten alles still gestanden hatte. Das hatte nun wirklich sehr an ihren Nerven gezerrt und an Zachary Collins auch, so viel wusste sie gewiss. Schließlich hatten sie gemeinsam einen Weg finden müssen, das wieder zu ändern. Nun, weniger gemeinsam wie in zusammen, als gemeinsam wie in über Boten, aber dennoch musste man berücksichtigen, dass trotzdem beides Mal Leute aus der Gegenbande mindestens einmal pro Tag in ein feindliches Gebiet eingedrungen waren. Und das sah nun einmal niemand wirklich gerne. Zusätzlich kam dann natürlich noch Weihnachten und auch das neue Jahr und dort hatten sie erst einmal alles etwas pausiert. Denn egal wie dringend man ein Problem lösen musste, manchmal tat es einfach gut einen Schritt zurück zu gehen und alles später wieder von einem neuen Standpunkt aus zu betrachten. Wissen konnte man schließlich nicht, was man im Moment gerade aus Versehen ignorierte oder am Ende einfach nur übersah. Außerdem hatte es selbstverständlich auch persönliche Gründe gehabt. Denn um ehrlich zu sein wollte Naya einfach nur ein friedliches Weihnachten mit ihrem besten Freund verbringen, was sie dann auch getan hatte. Zum Glück. Diese Pausen taten ihr wirklich gut. Die von ihrer Arbeit wirklich auch. Zwar hatte sie nun natürlich mehr Zeit, über Dinge nachzudenken, wie ungesund für sie waren selbst in Gedanken, aber dennoch hatte sie so zum Beispiel für solche Aktionen viel mehr Zeit. Außerdem hatte sie keinen Stress und Druck und inzwischen wusste sie sogar meistens wieder, wer sich denn gerade in ihrem Haus befand und das war wirklich unglaublich entspannend. Andauernd von Geschäftspartnern umschwärmt zu werden, und zwar wie Fliegen die Straßenlaterne, war nämlich schon anstrengend genug, wenn sie sich dabei nur um die ihrer Gang kümmerte. Und die hatte auch eine Menge. Da brauchte sie dann nicht noch mehr. Davon abgesehen, dass ihr das Geld sowieso nie ausgehen würde. Außerdem, falls es ganz schlimm werden würde, dann musste sie einfach Charlie anrufen. Was sie sowieso tat. Notfall oder nicht. Ohne ihn konnte sie schließlich einfach nicht. "Szar.", fluchte sie leise auf Ungarisch, als sie eine neue Meldung auf ihrem Laptop bekam, der auf dem Stuhl vor ihr stand, denn Kaffeetischen traute sie immer noch nicht, während sie mit ausgestreckten Füßen sich auf der Couch ausgebreitet hatte und sich hauptsächlich auf ihr Handy konzentrierte mit dem sie generell mit allen in Kontakt blieb. Gerade eben schickte sie eine natürlich extrem seriöse Nachricht via Snapchat an Charlie. Aber ihr Laptop zeigte ihr ja gerade eine neue E-Mail an von einem ihrer Heads, allerdings nicht von ihrem besten Freund. Der war aber gerade sowieso mit Thalia Hill beschäftigt soweit sie das im Blick hatte. Und das, während sie hier arbeitete. Oder naja, auf Bereitschaft stand. Schließlich war sie allzeit bereit aufzuspringen und ein paar Auftragskillern in den Arsch zu treten. Kein Problem hatte sie natürlich auch, falls es sich um andere Outsider handelte und noch weniger, wenn es South-Lemons waren. Mit ihrer eigenen Bande hätte sie allerdings auch keineswegs Probleme. Wobei sie bezweifelte, dass sie sich gerade bei diesen Spannungen trauen würde sie zu verraten oder auch nur eine der Regeln zu brechen. Es sei denn natürlich sie wollten Suizid begehen. Dann waren sie heute sogar herzlich willkommen, denn sie hatte sogar mehr Waffen als sonst an ihrem Körper platziert. Dazu trug sie allerdings auch die richtige Kleidung. Eine halbwegs enge Cargo-Hose, darüber ein weißes Top unter dem sie allerdings eine kugelsichere Weste trug. Dazu noch ihre typische schwarze Lederjacke und ebenfalls schwarze Springerstiefel. Ihre Jacke war allerdings etwas modifiziert worden, um sie etwas wärmer zu machen, hatte sie sich nämlich vor Jahren eine Polsterung, die man an-und abmontieren konnte, die sie jetzt auch wieder benutzte. Für eine dicke Jacke oder gar einen Mantel hatte man ja in einem Kampf kaum Platz. Vor allem, wenn man sowieso nicht allzu viel Platz hatte. Allerdings trug sie natürlich nicht nur Kleidung an ihrem Körper, nein, zusätzlich zu ihren versteckten Kriegswerkzeuge, und natürlich einen Hauch Make-Up, nein, sondern sogar noch einen Waffengürtel. Oja, so ernst war es ihr sogar. Und was an dem alles befestigt war, das wollten die meisten wirklich nicht wissen. Außer natürlich sie interessierten sich für eigentlich sogar für Terroristen gefährliche Waffen, die sie außerdem schon seit Jahren nicht mehr produzierten. Es war nur so, dass sie sich einfach von nichts überraschen lassen würde. Und das nicht nur ihre lieben Gegner in Bronx betreffend. Oh nein. Denn egal was es mit diesen ganzen Gerüchte um Entführungen auf sich hatte, sie wäre bereit. Aus ihrer eigenen Gang würde sie nämlich jeden befreien und das sofort. Nachsagen zu lassen, dass sie da ihre Mitglieder im Stich gelassen hatte, das würde sie nämlich bestimmt nicht. Vor allem nicht jetzt wo sie wirklich jedes Einzelne brauchte. Okay, vielleicht nicht alle unbedingt, aber trotzdem machte sie ihre Größe dann doch einfach aus. Außerdem würde sich das doch auch noch herumspringen und man würde ihre Sicherheitsmaßnahmen in Frage stellen inwiefern sie sich um ganz New York kümmern konnte, wenn sie noch nicht einmal einen kleinen Aufstand der Outsider unter Kontrolle bringen konnte. Und sich selbst würde sie sich so etwas auch nicht erlauben. Alle ihre Mitglieder waren also gebeten worden mit mindestens einem anderer aus derselben Gang zusammen zu sein und das 24 Stunden lang. Denn falls einer der beiden entführt werden würde, wüsste das andere, wo Naya vorzufinden war. Mal davon abgesehen, dass sie wahrscheinlich besser über die Situation entscheiden konnte, so als Außenstehende. Persönlich würde es nämlich eigentlich nur werden, wenn Charlie entführt werden würde. Aber wer würde schon so dumm sein? Bei den ganzen Gerüchten sollte doch sogar dem dümmsten Kleinkind schon klar sein, dass sie einfach alles für ihn tun würde. Und nicht in dem Sinne, dass sie sich Befehle erteilen lassen würde. Nein, eher in dem Sinne, dass derjenige dann noch nicht einmal von seiner Mutter im Leichenschauhaus erkannt werden würde. Aber gut, vielleicht machte ihn das dann doch für Psychos und Verrückte am Ende noch attraktiver. Naya verdrehte genervt ihre Augen und atmete einmal tief durch, ehe sie sich den stündlichen Bericht ihres Außenpostens durchlas. Bis jetzt noch nichts gravierend Neues. Ein paar Grenzüberschreitungskontrollen, 1 abgefangener Outsider und 0 Entführungen. Noch nicht einmal von einem normalen New Yorker. Beinahe schon verdächtig ruhige, wenn man sie fragen würde. Aber gut, wie sie ja schon erwähnt hatte – ohne Ebbe, keine Flut.
Edit, Doppelpostvermeidung: Plötzlich schnellte ihr Blick förmlich auf ihr Handy, das direkt zwei Mal vibriert hatte. Stirnrunzelnd sah sie darauf und entdeckte eine Snapchat-Benachrichtigung, die vermutlich von Charlie war, aber die beachtete sie erst gar nicht. Denn Thalias SMS erregte sofort ihre Aufmerksamkeit. Beinahe sofort war sie auf beiden Beinen. In solchen Zeiten meinte das Verschwinden einer Person nämlich entweder Entführung, Mord oder Zufall. Und sie würde es keinesfalls darauf ankommen lassen ihren besten Freund zu verlieren. In ein paar Sekunden war sie also aus dem Raum und saß in ihrem Auto mit ihrem offenen Laptop auf dem Beifahrersitz. Gut, das ansonsten nichts passiert war. Noch nicht zumindest.
tbc: Roosevelt Island Tramway