Leila Cassiels Unterkunft

Eine Wohnung kann man es nun wirklich nicht mehr nennen. In einem alten Gebäude liegt Leilas Unterkunft, jederzeit in der Gefahr einzustürzen oder abgerissen zu werden. Die Wohnung ist fast schon winzig und ziemlich renovierungsbedürftig, aber noch kann man darin leben. An den teils abgesplitterten Wänden haftet kaum mehr eine ordentliche Tapete, der Boden ist rau und kalt, ohne Teppich oder Fließen. Eine ältere Couch steht in einer Ecke, auf der man es sich trotzdem noch gemütlich machen kann, sonst steht nicht sehr viel in diesem kleinen Raum, ein paar alte Schränke, in die das Nötigste passt. Anschließend daran ist eine kleine und schon halb zerstörte Kücheninsel zu sehen, dahinter befindet sich die eigentliche Küche. Angrenzend an diesen, eher zusammengehörenden Raum aus Küche und Wohnzimmer, gelangt man zu dem kleinen Bad - das einzigste, was noch wirklich bewohnbar wäre an der Wohnung. Zu Leilas Glück funktioniert der Strom jedoch noch und auch das Wasser fließt noch aus den Leitungen - wie lange, das ist die Frage.

cf: Naya Blacksmiths Villa

Mit unruhigen und schnellen Schritten war die Rotthaarige ihre Treppe hinauf geschlichen, ohne hinsehen zu müssen war sie gefährlichen Stellen im Treppenhaus ausgewichen und öffnete schließlich etwas erleichtert die Tür ihrer Wohnung, die jedoch unten so weit abgerissen war, dass ohne Probleme Tiere hineingelangten. Hinter sich 'schloss' Fly diese Tür wieder, während sie sich kurz in dem Raum umsah. Schon im nächsten moment jedoch wurde sie von einer anderen Bewegung abgelenkt und senkte ihren Kopf wieder etwas, nur um die humpelnde Hope auf sich zulaufen zu sehen. Mit wedelndem Schwanz blieb sie vor ihr stehen, gab jedoch keinen Laut von sich, schließlich wusste sie aus eigenen Erfahrungen wie schlimm dies enden konnte - wie man ganz genau sah.
Sofort wurde der unsichere Blick des Mädchens sanfter, während sie ihre Kapuze abstülpte und sich zu  dem Streuner hinunterbeugte, ihr kurz über den Kopf strich und schließlich langsam zu dem Kühlschrank lief, der nicht mehr gänzlich funktionierte. Daraus holte sie ein kleines und schon etwas älteres und kleines Stückchen fleisch, welches sie der Hündin hin hielt.
Tut mir leid kleine, aber mehr habe ich nicht... Dachte sie mit einem leisen Seufzen und setzte sich schließlich auf die alte couch, auf der sie schon die beiden jungen Katzen erkannt hatte.
Hope ließ sich derweil auf einer dünnen Decke nieder, die Leila eigentlich für sich selbst gestohlen hatte, dann aber der Hündin überließ. Mit einem erneuten seufzen lehnte sie ihren Kopf gegen die Couch und bekam so kaum mit, wie die beiden Katzen zu ihr gingen und sich schließlich an sie kuschelten. Wobei der blinde der beiden Geschwister sich immer wieder an seiner Schwester orientierte, wie die Rothaarige schon oft erstaunt beobachtet hatte.
Doch darauf konnte sie sich in diesem Moment nicht konzentrieren, denn sobald ihre Angst etwas abgeebbt war kehrte auch ihre Müdigkeit zurück. Seit wann sie nicht mehr geschlafen hatte konnte sie nicht shclafen, aber die Alpträume waren in letzter Zeit einfach zu schlimm geworden.. sodass sie sich lieber abgelenkt hatte. Schon nach kurzer Zeit öffnete das Mädchen ihre Augen wieder und blickte nachdenklich an die alte Decke des Zimmers, während sie überlegte was sie wohl tun könnte...
Eine ganze Weile verharrte sie so, spürte die unangenehme Hitze, die durch den Stoff ihrer langen Klamotten nur noch verstärkt wurde, bis schließlich ein Gedanke in ihrem Kopf aufkeimte.
Sie brauchte Geld.
Die Erkenntnis traf sie nicht unvorbereitet, dies war ihr nun schon längst bekannt. Und obwohl sie selbst kaum ein Auge zu gemacht hatte in den letzten Tagen - und unerklärlicherweise nicht einmal müde aussah - und seit Tagen kaum etwas gegessen hatte, wanderte ihr Blick zuerst zu den zwei kleinen Katzen, die zusammengerollt neben ihrem Schoß eingeschlafen waren.
Sie brauchten Futter. Dass sie selbst es eigentlich nötiger hätte ignorierte Fly gekonnt. In einer fließenden Bewegung stand sie schließlich auf, während sie sich gleichzeitig ihre Kapuze wieder über ihre Haare stülpte und tief ins Gesicht zog.
Wie sie sich das Geld beschaffen würde war wohl logisch. Illegal, schnell und unproblematisch. Ein einfacher Diebstahl. Sie würde sich wie immer auch nicht viel Geld nehmen, dies tat sie nie, schließlich brauchte sie nur so viel, wie sie und ihre kleinen Schützlinge zum Überleben brauchten. Und dies war nicht gerade sehr viel.
Dennoch brauchte die Rothaarige nicht lange zu überlegen, ob sie gezielt einbrechen sollte oder einfach dorthin gehen würde, wo ihre Beine sie hintrugen, denn schon seit einiger Zeit spielte sie gedanklich mit einem Namen. Elijah Castell.
Er hatte viel Geld, war psyschich labil und würde ihr so nicht gefährlich werden, was bei Leilas Gemüt mehr als nur angenehm war. Eine leise Entschlossenheit schlich sich in die nun wieder schwarz wirkenden Augen, bevor sie mit lautlosen Schritten ihre Wohnung verließ.
Wie ein Schatten schlich sie so durch die fast menschenleeren Straßen, immer ihr Ziel vor Augen, dass sie so auch bald unerkannt erreichen würde.

tbc: Elijah Castells Unterkunft