Elijah Castells Unterkunft

Wie nicht anders zu erwarten sind fast überall in der Wohnung des 18-Jährigen Computer oder sonstiges anzufinden. Er lebt eher Stadtmittig, das heißt, direkt im Gebiet der 13th Street Gang, da er aber sowieso kaum vor die Haustür geht, wäre es nicht sinnvoll für ihn, umzuziehen. Die Wohnung an sich ist relativ normal eingerichtet, ausser dass eben überall Laptops, Festplatten und sonstiges zu finden sind. Trotz des Zustandes, indem sich Elijah befindet, sieht man der Wohnung an, dass er sehr viel Geld hat.

Elijah saß, trotz der unglaublich warmen Außentemperatur, in seiner Wohnung, die Fenster gekippt und die Rollläden halb geöffnet. Er tippte konzentriert auf seinem Laptop herum, war so fixiert, dass er garnicht merken würde, ob sich um ihn herum etwas veränderte, geschweige denn wie schnell die Zeit verging, doch er hatte ja sowieso nichts vor und musste deshalb auch nicht darauf achten. Natürlich war ihm das Treffen der beiden Gangs nicht entgangen, denn auch er hielt sich - wenn auch durchs Internet - auf dem neusten Stand, auch wenn er kaum Interesse daran hatte, welche Gang jetzt stärker und welche Schwächer war. Das einzige, was ihn interessierte, was eigentlich, dass sie sich gegenseitig ausser Gefecht setzten und ihn nicht sonderlich beachteten, wobei zweiteres bis jetzt immer gut geklappt hatte, auch wenn er wesentlich mehr wusste, als er als Victim wissen durfte. Er hatte es seid einiger Zeit als Ziel, sich in die Twitter-Accounts der Gangmitglieder zu hacken, da er genau wusste, dass diese ab und zu Kommentare veröffentlichten und die gegnerische Gang das nach verfolgte. Nicht besonders schlau, doch bis jetzt wusste ja noch niemand, dass Elijah in einigen Dingen die Finger im Spiel hatte, immerhin arbeitete er für niemanden. Seine Ratte, die keinen Namen hatte, da er keinen Wert auf Namen legte, saß die ganze Zeit auf seiner Schulter, was ihn nicht störte. Er stieß ab und zu ein verärgertes Zischen aus, verengte die dunklen Augen zu Schlitzen und starrte weiter auf den Bildschirm, bis er sich schließlich auf die blasse Lippe biss und sich etwas entspannte. Er hatte selbst mehrere Twitter-Accounts und sammelte Informationen, wobei er sich sicher war, dass das verwirrend für die Gangs sein konnte, da ja niemand so genau wusste, wer hinter welchen Namen steckte, von sich aus veröffentlicht hatte er jedoch noch nichts, was die Gangs betraf.

<-- The Lady's House

Thalia stieg aus dem schön klimatisierten Taxi und balancierte mit einer Hand das chinesische Take-Out Essen und suchte mit der anderen genug Dollar zusammen um den Fahrer zu bezahlen. Vorsichtig lief sie auf die Haustür der St Felix Avenue Nr 13 zu und drückte auf die Klingel. Schon witzig, dachte sie sich, ich kreuze hier fast immer mit Essen auf. Gut, jemand musste sich auch darum kümmern, dass Elijah auch mal was aß. Gegen seinen seltsamen Schlafrhythmus konnte sie nichts tun, daher blieb ihr nichts anderes Übrig ihm Essen vorbei zu bringen und aufzupassen, dass er es auch aß. Ungeduldig darauf wartend, dass er die Tür öffnete trat sie von einem Bein aufs andere, während ihr der leckere Geruch des dampfenden chinesischen Essens in die Nase stieg.

Als es an der Haustür klingelte zuckte Elijah minimal zusammen, bevor er sich in einer Bewegung aufrichtete und in Richtung Haustür sah. Zuerst überlegte er, sie nicht zu öffnen, immerhin war er am arbeiten, andererseits konnte es ja auch ausnahmsweise mal etwas interessantes sein. Er ging durch den Flur in Richtung Haustür, setzte seine Ratte unterwegs noch in ihren Käfig, da er nicht wollte, dass sie die ganze Zeit auf seiner Schulter saß, dann öffnete er die Haustür und sah in das Gesicht von Thalia, die, wie nicht gerade selten, schon wieder Essen vorbeibrachte. Er schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf, fuhr sich durch die blonden Haare, die bestimmt etwas wirr und zerstrubbelt waren, dann machte er ihr Platz und nickte in Richtung Wohnzimmer. "Hey. Komm rein." meinte er und musterte sie kurz. Sie schien etwas ungeduldig zu sein, auch wenn er keine Ahnung hatte, warum, aber das würde sie ihm sicher gleich erzählen, wenn sie schon da war. "Alles okay?" fragte er schließlich und musterte sie, bevor er leicht den Kopf schief legte und einen Moment lang fast paranoid an ihr vorbei sah, nur um sie dann wieder freundlich anzusehen.

Thalia, die sich inzwischen an Elijahs manchmal etwas seltsames Verhalten gewöhnt hatte lächelte ihn an und ging dann zügig ins Wohnzimmer. Dort stellte sie das Essen ab und drehte sich wieder zu ihm. "Ich muss mit dir reden. Ich erkläre dir beim Essen worum es geht." Sie sah sich kurz um. Das Wohnzimmer sah aus wie immer. Dann ging sie in die Küche. "Was willst du trinken?", fragte sie, während sie sich vor den Kühlschrank stellte und ihn öffnete. Das erste was sie darin entdeckte war eine halbgegessene Lasagne, die nicht mehr ganz so frisch aussah. Typisch, dachte sie lächelnd, als sie das italienische Gericht aus dem ansonsten sehr ordentlichen und beinahe leeren Kühlschrank nahm und dran roch. Angewidert hielt sie die Lasagne von sich weg und rief Elijah halb zum Kühlschrank gewandt halb weggedreht zu: "Igitt! Wie alt ist denn die Lasagne?" Angeekelt ging sie zum Mülleimer um sie wegzuwerfen. Auf dem Weg zurück zum Kühlschrank holte sie zwei Gläser aus dem Schrank und wartete dann auf Elijahs Antwort auf ihre vielen Fragen. Eine Angewohnheit, die sie leider hatte: Ihm viel zu viele Fragen auf einmal zu stellen.

Elijah schloss die Tür hinter Thalia und drehte sich um, um ihr ins Wohnzimmer zu folgen, wo sie gleich das Essen, das sie mitgebracht hatte, abstellte, und dann in die Küche verschwand. Diesmal folgte er der Dunkelhaarigen nicht. Er war es schon gewohnt, dass sie sich in seiner Wohnung fast genauso gut auskannte wie er es tat, immerhin kam es nicht selten vor, dass sie auch über Nacht hier blieb, um nicht den ganzen Tag und noch die Nacht dazu bei ihrem Bruder zu sitzen. "Von mir aus." meinte er, als sie fragte, ob er etwas trinken wollte. Bei ihren nächsten, fast angeekelt klingenden Worten zuckte er mit den Schultern, auch wenn er wusste, dass Thalia es nicht sehen konnte. "Weiß nicht..." Er hatte selbst vollkommen vergessen, dass er überhaupt noch etwas im Kühlschrank hatte, da das meiste, was er aß, entweder von Thalia war oder irgendein Sandwich von der nächsten Tankstelle. Er setzte sich auf die Couch, tippte noch kurz auf seinem Laptop herum und schob diesen anschließend ein Stück zur Seite, bevor er sich leicht zurück lehnte. Was genau Thalia ihm erzählen wollte, konnte er nicht erahnen.

Thalia holte eine angebrochene Cola Flasche aus dem Kühlschrank und goss in die beiden Gläser auf der Küchenablage ein. Dann kam sie mit den beidem Gläsern zurück ins Wohnzimmer. Sie stellte sie auf dem Tisch ab und begann das Essen auszupacken. Sie war etwas hektischer als sonst und drückte Elijah ziemlich unsanft einen Behälter mit gebratenen Nudeln in die Hand. Dann nahm sie sich ihr eigenes Essen vor uns stocherte darin mit ihren Essstäbchen herum. "Du weißt ja, dass ich jetzt bei der 13th Street Gang bin", begann sie und klang dabei beinahe entschuldigend. "Also ich denke wir könnten einen großen Vorteil ziehen wenn du...Also ich hab gesagt ich kenne einen Hacker und, dass er einer der Besten ist. Die könnten dich da echt gebrauchen." Thalia merkte selbst wie wirr ihr Gerede war und versuchte sich zu sortieren. Sie trank einen Schluck Cola und redete dann weiter: "Wenn du für sie arbeiten würdest, wäre das doch eine große Erleichterung für dich. Da würde so viel für dich dabei rausspringen. Und wenn sie erst dein Talent entdeckt haben, dann würdest du auf jeden Fall ihren Schutz genießen. Und ich hätte gleich von Anfang an in der Gang einen guten Eindruck hinterlassen." Sie sah ihn mit ihren großen dunklen Augen flehend an. "Was hältst du von der Sache?"

Elijah beobachtete, wie Thalia mit zwei Gläsern zurück aus der Küche kam. Die Nudeln stellte er vor sich auf den Tisch und sah sie kurz an, bevor er den Blick wieder hob, als die Dunkelhaarige auch schon anfing zu reden. Sehr entspannt sah sie bei der Sache nicht aus und ihre Worte waren etwas wirr, weshalb Elijah leicht den Kopf schief legte und sie durchdringend ansah. Sie wollte also, das er für die 13th Street Gang arbeitete? Der Gedanke alleine war nicht sehr angenehm und auch nicht sehr entspannend, immerhin müsste er so sicherlich unter Druck arbeiten und hätte noch dazu die South-Lemons als sogenannte Feinde, immerhin konnte er für diese nicht arbeiten. Noch wussten die Gangs ja nichts von seiner Existenz und eigentlich hatte er geglaubt, dass das, solange er sich geschickt anstellte, so bleiben würde, aber anscheinend hatte er sich getäuscht. "Für sie arbeiten..." wiederholte er, stocherte kurz in den Nudeln herum und aß dann einen Bissen. "Ich glaube kaum, dass ich für sowas geschaffen bin. Sei doch mal ehrlich, unter Druck kann ich nicht arbeiten, außerdem wissen die jetzt noch nicht, dass ich überhaupt meine Finger irgendwo im Spiel hab." Er sah Thalia kurz an, bevor er den Blick verunsichert abwand. "Ich weiß nicht... Ich glaub nicht, dass ich das will..."

Thalia, die eigentlich mit so einer Reaktion gerechnet hatte stellte ihr Essen ab und rutschte etwas näher an ihn ran. Sie seufzte. "Sieh mal, du lebst doch jetzt mit der ständigen Angst, dass die 13th Street dir was tun könnte, vor allem weil du mitten in ihrem Revier wohnst. Wenn du für sie arbeitest, dann würden sie dich unter ihren Schutz nehmen und die Lemons könnten dir gar nichts tun." Sie strich ihm eine blonde Strähne aus dem Gesicht, die sich selbstständig gemacht hatte und widmete sich dann wieder ihrem Essen. "Und was den 'Druck' angeht, finden wir einen Kompromiss. Wir könnten einfach alle Aufträge über mich laufen lassen und dann ist das für dich vielleicht etwas leichter." Wenn Naya da zustimmt. Wobei ich nicht weiß wie genau das klappen soll... "Außerdem bist du der Beste. Und super schnell. Da wird kaum Druck für dich aufkommen", versuchte sie ihm zu versichern, während sie sich wieder ein paar Nudeln in den Mund schob. Sie leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen und sah ihn erwartungsvoll an.

Elijah wendete den Blick vorerst nicht von seinem Essen ab, selbst als Thalia näher rutschte fixierte er einfach die Essstäbchen und hörte ihr zu. Das er unter dem Schutz der 13th Street Gang stehen würde, war wohl positiv, allerdings konnte er sich mit der Sache nicht ganz anfreunden und ging im Kopf die verschiedensten Situationen durch, bis ihn Thalia's Berührung zurück in das hier und jetzt rief. Die Aufträge über sie abzuhandeln wäre wohl das beste, aber er glaubte kaum, dass die Leaderin Thalia das vollkommen alleine machen lassen würde, immerhin war die Dunkelhaarige ein neues Mitglied der Gang und musste sich bestimmt auch noch unter Beweis stellen und es gab bestimmt Dinge, die nur die Leader etwas angingen. Die einzigen Dinge, die ihn zögern ließen, war die Tatsache, dass er wahrscheinlich größtenteils in Ruhe gelassen werden würde - und dass Thalia sichtlich etwas daran lag. "Ich... Naja." Nachdenklich ließ er die Fingergelenke, die ohnehin schon wund waren, knacken, bevor er die Luft einsog und zu Thalia aufsah. "Okay."

Thalia ließ ihre Essstäbchen sinken und machte große Augen. "Echt jetzt?", sie sprang auf und fiel Elijah mit einem leisen Freudenschrei um den Hals. "Danke! Du bist echt der aller Beste!" Sie setzte sich wieder richtig hin und grinste breit. "Pass auf, ich werde alles daran setzen, dass du so wenig wie möglich mit der Gang selbst in Kontakt treten musst, ja? Ich werde mit der Leaderin mal darüber reden." Sie strahlte. "Du hast mir grad echt den Arsch gerettet. Das wäre echt blöd gewesen, wenn ich doch nicht mit einem guten Hacker hätte dienen können." Thalia beschloss, dass die beiden diese, in ihren Augen, großartige Entscheidung Elijahs unbedingt feiern mussten. Sie hob ihr Glas um mit ihm anzustoßen. "Du bist echt genial!", sagte sie und schenkte ihm das aufrichtigste Lächeln, dass sie aufbringen konnte. Sie vermutete jedoch, dass Naya auch mal persönlich mit Elijah sprechen wollte. Es wäre nur logisch, schließlich sollte sie die Leute, die für sie arbeiten auch kennen.

Elijah zuckte trotz ihrer Begeisterung mit dem Mundwinkel, erst, als sie ihm um den Hals fiel, lächelte er leicht, sah sie aber nur kurz an. "Ja, okay." meinte er bei ihrem Plan, auch wenn er kaum glaubte, dass er sogut wie nichts von der Gang mitbekommen würde. "Alles kann ich aber nicht, also ja, so gut bin ich nicht." meinte er noch dazu, hob dann aber ebenfalls sein Glas und stieß mit ihr an. Wenigstens konnte er jetzt sichergehen, dass Thalia in der Gang ein paar Punkte gemacht hatte, auch wenn es bestimmt auch etwas negativ auffallen würde, wenn die Gang den Hacker kaum zu Gesicht bekommen würde - oder am besten garnicht. Noch dazu war er mit seinen 18 Jahren ja nicht gerade sehr alt oder erfahren, aber am besten sollte er sich keine solchen Gedanken machen. Er seufzte lautlos, schüttelte den Kopf und musterte Thalia kurz. Er konnte hören, wie etwas im Flur leise klapperte, und schloss daraus, dass die Ratte wieder aus dem Käfig geklettert war, doch das tat sie ohnehin immer wieder und es machte Elijah nichts aus. "Ich kanns echt nicht glauben, dass du mich so leicht überreden kannst." meinte er noch, schüttelte den Kopf und zupfte an seinem dunklen Shirt.

Thalia zuckte bei dem scheppern aus dem Flur kurz zusammen, merkte dann aber, dass es sich um Elijahs Ratte handelte. Bei Elijahs Worten musste sie lachen. "Ich kann's auch nicht glauben", sagte sie wahrheitsgemäß. "Du bist aber auch der Einzige der richtig zu mir durchdringen kann", gab sie zu. Elijah hatte eine Art an sich und auch wenn er nicht viel sagte, schien er genau das zu sagen oder zu machen, das Thalia öffnete und ernsthaft dazu brachte ihr ewig aufgesetztes Lächeln abzulegen und ganz sie selbst zu sein. "Ich weiß nicht was ich ohne dich machen würde", murmelte sie gerade laut genug, damit er sie hörte. "Und ich weiß auch verdammt noch mal nicht warum ich in deiner Nähe immer so sentimental bin", sagte sie jetzt noch eine Spur leiser. "Gibt es sonst noch was neues bei dir?", versuchte Thalia etwas aus ihm herauszubekommen und ihn dazu zu bringen wenigstens etwas über seine Gefühle zu reden.

Elijah zuckte bei Thalia's Worten, die sich fast schon anhörten wie ein Geständnis, mit dem Mundwinkel. Er kannte Thalia jetzt schon eine gute Weile und schätzte sie sehr, immerhin akzeptierte sie seine Art und schien diese sogar wert zu schätzen, außerdem sah sie in ihm das, was er war und nicht das, was er hätte sein können. "Mh... Dann bin ich ja doch zu mehr gut, als ich gedacht hätte." meinte er und sah sie aufmunternd an, bevor sich sein Blick bei ihrer Frage etwas änderte und leicht distanziert wurde. "Alles beim alten." meinte er und zuckte mit den Schultern. Zwar war nichts gravierendes, neues passiert, aber eigentlich kamen ihm immer neue Einfälle oder Probleme auf, über die er aber keinesfalls reden wollte - Immerhin hatte er die Therapie nicht grundlos abgebrochen. Er klappte den Laptop etwas auf, merkte nicht, dass er ziemlich wenig, aber wenigstens etwas, von den Nudeln gegessen hatte, achtete aber auch nicht darauf. "Also... South..." murmelte er vor sich hin und redete dabei auch mehr zu sich selbst, als mit Thalia. Er zog ein paar Dokumente von einem Ordner in den anderen, benannte ein paar Sachen um, nummerierte es jedoch nicht durch, immerhin würde die Leaderin der Gang wohl schlau genug sein, alles in Ordnung zu halten. Den Stick drückte er Thalia in die Hand. "Falls sie eine Strichprobe wollen. Da sind nur nebensächliche Dinge drauf, wie volle Namen und Geburtsdaten der South Lemons, aber nicht von jedem, so einfach ist es dann doch nicht, aber als Anschauungsmaterial sollte das reichen."

Thalia hatte nicht damit gerechnet, dass Elijah ihr etwas zu berichten hatte. Dafür veränderte sich bei ihm auch zu wenig. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er einfach zu wenig unternahm und zu wenig Kontakt zur Außenwelt hatte. Während er etwas vor sich hin murmelte und etwas auf seinem Laptop machte lugte ihm Thalia über die Schulter, musste aber erneut einsehen, dass sie von dem ganzen reichlich wenig verstand und widmete sich den letzten Nudeln, die sie noch schnell aufpickte und in den Mund schob. Als er ihr dann einen USB-Stick in die Hand drückte und erklärte, was sie damit zu machen hatte nickte sie nur lächelnd und ließ den Stick in ihrer Tasche verschwinden. Als sie sah, dass Elijah vermutlich nichts mehr essen würde, begann sie mit dem Abräumen, was zu Glück sehr schnell ging. Sie warf ihren Behälter weg und stellte Elijahs restliches Essen in den großen modernen Kühlschrank, ohne große Hoffnung, dass er es überhaupt noch jemals essen würde. Als sie zurück ins Wohnzimmer kam fragte sie etwas verunsichert: "Könnte ich heute Nacht wieder hier schlafen? Ich habe gerade keinen Nerv auf Dean und seine Freunde." Es war nichts neues, dass Dean abends seine Freunde mit nach Hause brachte - eine Sache die Thalia einen noch größeren Ansporn gab sich nach einer eigenen Wohnung umzusehen.

Elijah tippte, nachdem Thalia den USB-Stick in ihrer Tasche hatte verschwinden lassen, noch etwas auf seinem Laptop herum. Noch immer war er sich nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Thalia's Plan zuzustimmen, aber sie würde das vermutlich besser wissen als er selbst und wenn sie es für eine gute und sogar hilfreiche Idee hielt, musste es vermutlich auch so sein. Er hoffte, dass die wenigen Infos auf dem Stick die Leaderin überzeugen würden, immerhin sollte sie vorerst nur wissen das er etwas wusste, nicht wieviel. Das sie Verdacht schöpfte, er hätte schon ewig Informationen gesammelt und sogar weitergegeben, wollte er möglichst vermeiden. Ihm fiel auf, wie Thalia abräumte, als sie schließlich zurück kam, blieb Elijah's dunkler Blick an dem Bildschirm vor ihm hängen. "Natürlich." meinte er und fuhr sich mit der Hand durch die blonden Haare, bevor er die Dunkelhaarige ansah. Er wusste, dass Thalia schon lange nach einer eigenen Wohnung suchte, nur eben noch nicht fündig geworden war und deshalb noch bei ihrem Halbbruder wohnte. "Mein Bett ist frisch bezogen, also kannst du ruhig in meinem Schlafzimmer schlafen, ich muss heute Nacht sowieso noch arbeiten." meinte er beiläufig und sah nervös auf die Uhr, als stände er unter Zeitdruck, was aber völlig unnötig war.

Thalia seufzte ein "Danke". Sie hatte beinahe aufgegeben Elijah dazu zu bringen zu schlafen. Sie überlegte, ob sie ihn vielleicht dazu bringen könnte wenigstens mal eine Nacht durch zu schlafen. Sie hockte sich vor ihn auf den Boden, sodass sie nicht sein Hesicht, sondern nur seinen Laptop sehen konnte. "Willst du nicht einfach mal versuchen zu schlafen? Es ist ja nicht so, als müsstest du unbedingt heute Nacht noch arbeiten. Das kannst du genauso gut morgen machen." Sie sah ihn, nein besser den Laptop, mit großen Augen an. "Wir könnten eine Art Therapie versuchen. Ich weiß ja nicht, aber du musst echt mal die Augen zu machen. Und zwar länger als 15 Minuten". Sie zögerte weiter zu reden. Sie könnte sich bereits denken, was Elijah davon halten würde. "Denk doch mal an deine Gesundheit. Mach das für mich. Ich will doch wirklich nur dein Bestes."

Als Thalia sich hinter den Laptop setzte hielt Elijah inne und hörte der Dunkelhaarigen zu. Es war kaum zu überhören, dass sie wollte, dass er regelmäßiger schlief, jedoch konnte er das nicht mit sich vereinbaren, als sie geendet hatte, klappte er den Laptop-Bildschirm mit einer Bewegung runter, sodass er sie ansehen konnte. Besonders die Erwähnung einer Art 'Therapie' hatte ihn zusammenzucken lassen, wenn auch kaum merklich. "Ich schlafe. Wenn dann tagsüber, ein paar Stunden, ab und zu." meinte er und sah ihr dabei in die Augen. Es stimmte, ab und zu, wenn auch nicht jeden Tag, schlief er gelegentlich auf der Couch, immerhin konnte niemand so ganz ohne Schlaf. Nachts zu schlafen mied er weit gehend, da ihn die Dunkelheit nervös machte und er nicht selten Halluzinationen bekam, die ihm nachts schlimmer erschienen. Er lehnte sich leicht nach vorn, stützte die Ellenbogen auf die Knie und sah sie eindringlich an, bevor er den Blick auf den Boden senkte. "Therapien machen doch alles nurnoch schlimmer." Er ließ die Fingergelenke, die wie immer blau angelaufen und etwas wind waren, unsanft knacken, bevor er den Blick wieder hob.

Eine Sache die Thalia an Elijah liebte waren seine dunklen Augen. Sie tat so, als könne sie durch seine Augen auch in ihn hinein blicken und seine Gefühle lesen. "Ja, klar schläfst du. Aber einfach nicht genug. Du könntest viel mehr deiner Gehirnkapazität nutzen wenn du mal ordentlich schlafen würdest. Und schlafen geht nun mal am besten im Dunkeln." Sie legte ihm jeweils eine Habd auf ein Knie und versuchte möglichst ruhig und sachlich zu reden. "Ich meine ja auch keine Therapie im klassischen Sinne, ich hätte es nicht so nennen sollen. Wir machen einfach eine Thalia-Therapie." Sie grinste. Nicht, dass es so etwas wie eine Thalia-Therapie gab oder sie diesen Ausdruck schon jemals vorher verwendet hatte, nein sie hatte es gerade in diesem Moment erfunden. "Wir probieren einfach mehrere Sachen aus. Mal lässt du ein Licht an beim Schlafen oder du hörst Musik. Und heute Nacht schlafen wir zusammen in einem Zimmer. Vielleicht hilft dir das. Vielleicht brauchst du endlich mal eine Freundin." Thalia sah selbst ein, dass sie nicht die richtige Person war um Beziehungsratschläge zu erteilen. Schließlich war sie selber Single und nicht gerade super glücklich darüber, aber sie könnte wenigstens erstmal dafür sorgen, dass es Elijah besser ging. Das half ihr immer. Wenn sie schon ihr eigenes Leben nicht ganz gebacken bekam, dann fing sie an Anderen, insbesondere Elijah zu helfen. Ob er nun wollte oder nicht.

Thalia's Vorschläge waren zwar durchaus logisch und noch dazu berechtigt, trotzdem schüttelte Elijah den Kopf. "Noch mehr Hirnkapazität zu nutzen würde meine Depressionen nurnoch verstärken. Und hast du mal versucht, zu schlafen, wenn du nichts mehr wolltest, als nicht zu schlafen? Man bekommt Alpträume, Halluzinationen-" Er bracht ab und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht, bevor er die Schultern anspannte. "Nein." Dass sie meinte, er brauche eine Freundin, tat er mit einem Kopfschütteln ab. Seine Ex-Freundin in Frankreich hatte ihm schon immer Dinge unterstellt und ihn später nurnoch bemitleidet, was er nicht gebrauchen konnte. Er sah ihr noch kurz in die braunen Augen, bevor er sich leicht nach hinten lehnte. Zwar wusste er genau, dass sie es nur gut meinte, Thalia wollte nämlich eigentlich immer das beste für ihn, trotzdem konnte er nicht bei allem zustimmen, auch wenn sie ein enormes Talent hatte, ihn zu überreden. Kurz lächelte er, bevor er kurz auf seinen Unterarm und die längliche Narbe dort sah.

Thalia seufzte enttäuscht. Sie stand auf und lief durch das Wohnzimmer. Immer wieder hin und her, als würde sie angestrengt versuchen ein riesiges Problem zu lösen. "Wir können es doch mal versuchen...", sagte sie wenig überzeugend. "Wenn ich nicht schlafen kann, gehe ich auch zu Dean. Das hilft. Oder besser gesagt hat geholfen." Thalia vermied es in letzter Zeit Deans Schlafzimmer zu betreten. Sie wusste nicht was sie dort erwarten würde, außerdem kam es nicht selten vor, dass ihr großer Bruder auch mal eine 'Freundin' mitbrachte. Sie schauderte kurz angewidert. Sie mochte seine Freunde nicht besonders. Die Frauen liefen herum wie Flittchen und die Kerle benahmen sich wie Machos. Während Thalia so durch das Wohnzimmer tigerte verfing sie sich mit dem Fuß in einem Kabel und stolperte. Der Aufprall auf dem Boden holte sie verdutzt in Wirklichkeit zurück. Sie rappelte sich auf und sah kurz leicht beschämt zu Elijah. Sie klopfte ihre Knie und Hände ab und entschied sich dazu lieber auf dem Boden sitzen zu bleiben.

Elijah folgte Thalia eine Zeit lang mit dem Blick, bis er den Laptop wieder aufklappte und den Bildschirm musterte. "Ich würde sagen zwischen dir und mir gibt es einen gewaltigen Unterschied, was die Psyche betrifft, nicht?" Er fuhr sich mehrmals mit der Hand durch die blonden Haare, anschließend tippte er sich auf der Schulter herum, bis ein nicht gerade leises Poltern seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er hob den dunklen Blick, konnte gerade noch sehen, wie Thalia sich aufrappelte und ihm einen Blick zuwarf, bevor sie ihre Knie und Hände abklopfte. "Hast du dir weh getan?" fragte er und musterte sie kurz. Mit einem Seufzen lehnte er sich zurück und ließ den Kopf auf die Lehne der Couch fallen, bevor er tatsächlich kurz die Augen schloss, jedoch nicht um zu schlafen. Die Stirn hatte er gerunzelt und die Schultern etwas angespannt. Lautstark stieß er die Luft aus. "Meinst du deine Leaderin schaut oft vorbei? Ich meine ganz ohne dass sie mit mir redet wird es wohl nicht gehen, das ist mir klar." Er öffnete beide Augen und starrte an die Decke.

Thalia verzog das Gesicht noch ein wenig in peinlicher Berührung und sagte dann: "Nein, alles super. Ich bin nur...hingefallen." Sie beobachtete Elijah besorgt und überlegte, was sie für ihn tun konnte. Eigentlich nichts. Er würde sich auch kaum helfen lassen. Dass er schon aß war eine Meisterleistung. Für einen Moment dachte sie er würde sich tatsächlich schlafen legen, begriff dann aber, dass das nicht der Fall war. Bei seiner Frage runzelte sie die Stirn. "Ich weiß nicht so genau. Vielleicht. Aber ich denke nicht allzu oft. Sie hat ja auch zu tun. Und ich kann ja versuchen immer dabei zu sein, falls dir das hilft." Sie sah sich wieder im Wohnzimmer um. Nichts interessantes. "Wir könnten es mit einem Schlaflabor probieren", sagte sie. "Nein vergiss es. Dumme Idee." Sie sah sich wieder um. Langeweile. Sie krabbelte auf alle vieren zu Elijah und legte ihr Kinn auf sein Knie. Manchmal war sie einfach zu kindisch wenn sie sich wohl fühlte. "Wollen wir heute in einen Club gehen?", fragte sie und ließ dabei die Tatsache aus dem Auge, dass er ohnehin 'Nein' sagen würde. Ein Club war wohl das Kontraproduktivste für seine Psyche. Egal, ihr war langweilig, wie sie sich eingestand und versuchte Elijah dazu zu bringen irgendetwas zu tun. Sie fixierte ihn mit ihren dunklen Augen. "Ha! Ich weiß was wir machen."

Elijah nickte leicht, als Thalia meinte, sie sei nur hingefallen. Auch bei ihren nächsten Worten nickte er nur kaum merklich, bevor er die Stirn wieder runzelte und erneut mit die Finger knacken ließ. "Schlaflabor, hah." wiederholte er fast spöttisch und sah sie dabei an. Man konnte deutlich sehen, dass er die Idee weder gut fand, noch dass er bereit dazu war, das durchzuziehen. Mit dem Blick folgte er ihr, sah sie an, als sie das Kinn auf sein Knie lehnte und schnaubte bei ihrem nächsten Vorschlag. Er lehnte sich wieder leicht nach vorn, begann mit dem Finger Kreise auf ihren Kopf zu zeichnen und hielt erst in der Bewegung inne, als Thalia wieder die Stimme hob. "Was denn?" fragte er und erwiderte den Blick ihrer dunkelbraunen Augen, die ihn fixiert hatten. Sie würde wissen, dass er nur ungerne das Haus verließ und dass er es vorallem vermied, unter viele Menschen zu kommen. Auch wenn er es nicht direkt eine Phobie nennen wollte, aber Menschenmassen hatten ihn schon immer zur Panik getrieben und alleine der Anblick machte ihn sichtlich nervös.

Sie ginste ihn an. "Du kaufst eine xBox", sagte sie demonstrativ und schaute sichtlich zufrieden, wie eine Katze die ihrem Besitzer gerade eine gefangene Maus präsentierte. "Wir könnten zusammen darauf spielen. Was hältst du davon?" Zuversichtlich legte sie den kopf schief und wartete auf seine Antwort. Sie hatte schon ein paar mal mit Freunden xBox gespielt und es hatte ihr total viel Spaß gemacht. "Du würdest mal was anderes machen als Hacken und wir könnten mal was zusammen machen." Sie freute sich schon richtig drauf und hoffte, dass Elijah damit einverstanden wäre. Dann würde er endlich mal etwas tun, dass 'normale' Menschen auch als Spaß sehen würden. Auch wenn sie sich ehrlich eingestehen musste, jemand der immer so ruhig und ausgeglichen, ausgenommen seiner Panikattacken natürlich, wirkte konnte sie sich einfach beim besten Willen nicht beim xBox spielen vorstellen. Trotzdem fügte sie noch hinzu: "Wir könnten Rennspiele spielen oder Halo oder so..."