Downtown

das Eingangsposting lautete :


Die Innenstadt ist voller Geschäfte, Büros, Einkaufszentren und Bahnhöfen.

Thalia freute sich, dass ihr neuer Freund sich anscheinend für sie interessierte. Das gefiel ihr. Ihre bisherigen Beziehungen, die allesamt kurz und unspektakulär gewesen waren, hatten ihr dieses Gefühl nicht geben können. Sie wollte ihm über sich erzählen. Die sehr intimen und persönlichen vielleicht noch nicht, aber irgendwann war sie bestimmt so weit ganz offen mit ihm zu sein. Sie genoss auch seine Berührungen, die kleine elektrische Stöße durch ihre Haut zu schießen schienen. Es gab ihr gleichzeitig ein Gefühl von Abenteuer und von Geborgenheit. Sie verstand das alles nicht so ganz, aber sie genoss es. "Ein Nachbar hat es mir beigebracht. Als wir dann in eine andere Wohnung gezogen sind, hat er mir seine alte Gitarre geschenkt und den Rest habe ich mir größtenteils selbst beigebracht." Viel mehr konnte sie dazu auch nicht sagen. Es machte ihr Spaß Gitarre zu spielen und so hatte sie viele Stunden mit Üben verbracht. Jetzt wollte sie ihm aber auch eine Frage stellen. "Wo hast du Mittens eigentlich her? Gekauft? Gefunden?" Sie lächelte weil sie wusste, dass Charlie das Thema Katzen natürlich mochte.

Charlie nickte bei ihren Worten. "Respekt. Ich könnte sowas nicht, auch nicht mit Unterricht." meinte er grinsend und tippte sich wie gewohnt mit der Zungenspitze an den spitzen Eckzahn. Sie schien wirklich talentiert zu sein, und das nur nicht in der musiktechnischen Richtung, sondern auch im Umgang mit anderen, wenn er an die Story mit Elijah dachte. Ihre nächste Frage brachte ihn noch mehr zum grinsen, immerhin lag Mittens ihm wirklich sehr am Herzen. "Ich hab sie gekauft, als ich hierher gezogen bin. Da war sie noch so winzig..." antwortete er und musste unwillkürlich daran denken, wie sehr er sie noch beschützt hatte, als sie ganz klein gewesen war. Zwar wären ihm noch weitere Sachen eingefallen, die er hätte erzählen können, aber er beschränkte sich auf diese Antwort, zeigte Thalia lediglich noch ein Bild auf von der dunkelbraunen Katze, als sie noch jung und ziemlich zierlich gewesen war. Natürlich war sein Handy voll mit Bildern von ihr, sogar in seiner Wohnung fand man einige Bilder irgendwo rumliegen, denn am dekorieren hatte er nichts und konnte es vermutlich auch nicht - immerhin hatte er nichteinmal einen richtigen Wohnzimmertisch, was aber mehr an Naya lag als an ihm. Das Handy legte er einfach auf den Tisch und beachtete es nichtmehr. "Ich hab schon mehrmals überlegt, ob ich mir noch eine kaufen sollte... Aber wenn die sich dann nicht mit Mittens versteht, hätte ich ein Problem, also lasse ich das lieber." Ohne es wirklich zu merken griff er wieder nach Thalias Hand und hielt sie mit beiden Händen fest, bevor er ihre Handgelenke musterte, auf denen blasse, dünne Narben zu erkennen waren, auf die er sie nicht direkt ansprach, sie jedoch kurz fragend ansah, bevor die Taube, die einen Tisch neben ihnen hockte und mit den Flügeln raschelte, seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Thalia lachte als Charlie ihr tatsächlich Bilder von seiner Katze auf dem Handy zeigte. "Ohh das ist echt süß!", sagte sie. Wie andere Bilder von ihren Kindern hatten, hatte Charlie Bilder von seiner Katze und zeigte sie offensichtlich auch gerne anderen Leuten. Außerdem sorgte er sich nicht nur um körperliches Wohlergehen seiner Katze sondern machte sich auch eindeutig Gedanken darüber wie seine Katze mental und seelisch mit Dingen umging. Das war wirklich zu süß. Sie fand es schön, dass er so eine Leidenschaft hatte. Als er ihre Hand nahm und sie mit beiden Händen festhielt, genoss sie es und fühlte Geborgenheit, bis sie seinen Blick bemerkte. Ihre Narben. Als seine Aufmerksamkeit von einer Taube in Beschlag genommen wurde, hatte sie die Zeit ihre Hände so zu legen, dass die Narben nicht mehr nach oben zeigten und zu überlegen was sie sagen wollte. Ob sie was sagen wollte. Aber früher oder später musste sie etwas dazu sagen, also beschloss sie es einfach jetzt zu tun. Je früher desto besser. Andererseits wusste sie nicht ob er es verstehen würde. Elijah zum Beispiel verstand das, aber er hatte es ja selbst und noch extremer erlebt. Sie suchte nach Worten, konnte aber dann nur ein: "Du kannst dir sicher denken wovon die stammen", herausbringen.

Charlie zuckte mit dem Mundwinkel und starrte weiterhin auf ihr Handgelenk, auch wenn Thalia dieses inzwischen so gedreht hatte, das man die Narben nichtmehr sehen konnte. "Ich... schätze, du willst nicht drüber reden?" fragte er und sah sie kurz an, bevor er mit dem Daumen über ihren Unterarm strich. Ihre Kindheit schien anscheinend nicht die tollste gewesen zu sein. Trotz dass sie seine Freundin war würde er verstehen, wenn sie ihm nichts davon sagen würde, immerhin war nicht jeder so offen, wie er es war. "Semplicemente resistere." murmelte er, bevor er Thalia leicht lächelnd ansah. "Einfach widerstehen." übersetzte er schließlich und schüttelte den Kopf. Zwar war es immer gut, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, jedoch nicht auf diesem Weg, egal, wie sehr man es wollte. Besser man widerstand dem Drang, sich selbst zu schaden, doch die Sichtweisen eines Pessimisten oder sogar eines Realisten konnte Charlie nicht immer nachvollziehen. Er war erleichtert, dass Thalia ehrlich zu ihm gewesen war, anstatt einfach eine Story darum zu häkeln und obwohl sie mit der wirklichen Story wahrscheinlich nicht rausrücken würde, fühlte es sich schon an, als würde er mehr über sie wissen. Ein gutes Gefühl.

Thalia fand es angenehm entspannend, dass Charlie sie nicht zur ganzen Story gedrängt hatte. Irgendwann würde sie ihm davon berichten, aber jetzt gerade war sie einfach noch nicht so weit. Außerdem fand sie es unglaublich erleichternd, dass er offensichtlich kein Problem damit zu haben schien. Es hab genung Leute die sie kannte, die solche Dinge lächerlich oder gar abstoßend fanden. Bei Charlie war sie in der Hinsicht jedenfalls an den Richtigen geraten. Ohne groß darüber nachzudenken wurde sie um einiges entspannter und ihr Drang dazu auf dem Tusch herumzuklopfen war fast vollends verschwunden. Stattdessen hatte sie wieder den Drang nach mehr Nähe, also führte sie mit beiden Händen Charlies Hand zu ihrem Mund und drückte ihre Lippen auf seinen Handrücken. "Danke, dass du so offen und...einfach absolut liebenswert bist", sagte sie und musste lachen.

Charlie schüttelte fast abwehrend den Kopf bei Thalia's Worten. "Ich hab ja auch einen Grund dazu." gab er zurück und sah sie mit einem leicht schiefen Lächeln an. Er strich ihr eine dunkle Strähne aus dem Gesicht, bevor er mit über ihre Wange fuhr und seine Augen wieder anfingen, lebhaft zu glänzen. "Nein, du bist mir wirklich eine." murmelte er mehr zu sich als zu Thalia. Sie hatte es wirklich geschafft, ihm den Kopf zu verdrehen, dabei schien es so, als hätte sie das nichteinmal hundertprozentig extra gemacht, immerhin fand sie das ganze auch ungewohnt. Leicht lehnte er sich über den Tisch und küsste sie kurz, bevor er sich wieder aufrecht hinsetzte und einen kurzen, nicht gerade leisen Rhythmus auf dem Tisch klopfte, der sogar drei oder vier Blicke auf sich zog, die allesamt so wirkten, als wollten die Leute ihn fragen, ob er nicht mal die Lautstärke runterfahren konnte. Charlie ignorierte das. Er hob einen Arm und fuhr sich mit den Fingern durch die Dunkelblonden Haare. "Also, Kätzchen." meinte er, fuhr sich durch den Nacken und ließ die Hand dort verharren. "Wenn wir schon dabei sind, hast du irgendwelche Phobien? Vor Spinnen oder so? Und entschuldige meine Neugierde." Er grinste wieder sein übliches Charlie-Grinsen, welches fast durchgehend seine Lippen zierte und ohne das er sich auch schon weniger Charlie fühlte als er war.

Thalia kicherte leise als er sie Kätzchen nannte. Kichern war eine Sache die sie nicht oft tat. Und doch hatte er sie dazu gebracht. Das erfüllte sie mit Wärme. Als er dann noch nach Phobien fragte zögerte sie. Das war eigentlich die beste Art und Weise ihm von ihren Vertrauensproblemen zu erzählen ohne ihn direkt damit bloßzustellen, dass sie ihm nich direkt vertrauen konnte, egal wie sehr sie es wollte. "Keine direkte Phobie aber naja Ängste. Ich hab ehrlich gesagt Vertrauensangst. Ich bin nicht wirklich erfahren darin Leuten zu vertrauen. " Sie hoffte Charlie würde es verstehen und nicht als persönlichen Angriff verstehen. Und tief in sich drin hatte sie die übertrieben romantische Vorstellung, dass er ihr darüber hinweg helfen konnte und würde. So Klischee wie sich das anhörte.

Charlie nickte bei ihren Worten langsam. Vertrauensängste, konnte er nachvollziehen. Zwar wusste er nicht genau, was sie dazu brachte, eine solche Angst zu haben, jedoch würde sie sich sicherlich noch irgendwann öffnen, denn Geheimnisse zu haben war bei ihrer beiden Standpunkt aus völlig verständlich. Ob er ihr von seiner Bindungsangst erzählen würde, war auch unklar, immerhin warf das direkt so ein Licht auf ihn, als wolle er keine Beziehung und als ob er keine Bindung herstellen konnte. Er würde es können, da war er sich sicher, jedoch wahrscheinlich nur, wenn er wirklich darum kämpfen würde - und dazu war er nicht immer in der Lage. Deshalb, alles auf sich zukommen lassen, solo aspettare. "Okay." meinte er schließlich und ließ sein Grinsen zu einem leichten Lächeln abklingen. Das es hieß, dass auch das Vertrauen, das sie momentan zu ihm hatte, nicht das beste war, war ihm klar, aber sie irgendwie zu hetzen erschien ihm als nicht sehr sinnvoll, außerdem würde er das so oder so nicht tun. Er stieß die Luft aus, als hätte er diese angehalten, dann ließ er den Blick an den Tisch hinter Thalia schweifen, an dem irgendwelche Leute saßen, die ihre Gesprächslautstärke schon vor einiger Zeit reguliert hatten. Hah. Er schüttelte den Kopf und richtete den Blick der braunen Augen wieder auf die Braunhaarige ihm Gegenüber.

Thalia war so dankbar darüber, dass Charlie sie nicht unter Druck zu setzen scheinen wollte. Es beruhigte sie ungemein. Sie strich ihm mit dem Handrücken über die Seite seines Gesichts. Dann senkte sie den Blick für einen Moment auf die Tischplatte. "Was ist mit dir? Etwas Washington wissen sollte?" Sie wusste nur nicht, ob sie das alles überhaupt wissen wollte. Andererseits konnte es ihr helfen Vertrauen zu gewinnen, wenn sie sah, dass er ihr gegenüber offen war. Trotzdem schien er ihr die erste Person über die sie nicht sofort alles wissen wollte. Später ja, aber jetzt waren ihr zu viele "Leichen" keine Erleichterung. Ganz in Gedanken schweifte sie zu schöneren Tagen, die sie und Charlie vielleicht mal haben würden. Vielleicht würden sie auch mal wie ein richtiges Paar ausgehen. Oder zusammen irgendwo hinfahren. Doch erstmal freute sie sich die Nacht bei ihm zu verbringen.

Fast nachdenklich schüttelte Charlie den Kopf, zuerst langsam, schließlich etwas überzeugter. "Nein." antwortete er und fixierte kurz den Tisch. Ein Seufzen entfuhr ihm, das sich aber nicht gelangweilt sondern eher leicht niedergeschlagen anhörte. "Nur praktisch die Angst vor der Angst..." Er machte eine fast wegwerfende Geste mit der Hand, als wäre ihm das völlig egal, was es zwar nicht war, aber vielleicht würde er sich irgendwann selbst davon überzeugen. Gut möglich. Jemand, der sich wegen einer Sache direkt in die Opfer-Rolle stellte, war er keinesfalls, eher das Gegenteil, immerhin mochte er es weder, über die ganze Sache mit der Panikstörung zu reden, noch mochte er die hektische Aufmerksamkeit von den Leuten, die ihm helfen wollten - Gute Sache, dass es bis jetzt noch nicht mitten in einem Gang-Treffen vorgekommen war. In der Innenstadt schon einige Male, doch inzwischen konnte er sich so weit kontrollieren, um in die nächste Gasse zu verschwinden, aber früher hatte das nie so richtig geklappt. Mit einem Kopfschütteln und einem schnaubenden Grinsen schob er den Gedanken wieder beiseite. "Ansonsten... nichts. Keine besonderen Ängste oder sowas." Er lächelte kurz schief, griff wieder nach ihrer Hand und legte seine Arme somit auf den Tisch. Während er in Gedanken die von ihr gesagten Dinge wieder durchging, hielt er ihre Hand fest, fuhr mit den Fingerspitzen ihre schmalen Finger entland und zeichnete Kreise und Muster auf ihren Handrücken. "Außer vielleicht vor Katzen-Hassern, die sind unmenschlich und sowas ist gruselig." meinte er, um die Lage und sich selbst etwas aufzulockern. Bei den Worten musste er grinsen, wendete den Blick jedoch nicht von ihrer Hand ab. "Ach, wie läuft das eigentlich, schlafe ich heute Nacht auf der Couch?" Frech sah er sie mit leicht gerümpfter Nase an und grinste schließlich frech.

Thalia nickte nur stumm. Sie hatte das Gefühl, dass Charlie nicht weiter über die Sache reden wollte. Sie genoss seine Aufmerksamkeit jedoch in Fülle. Die Kreise die er auf ihren Handrücken zeichnete, erinnerten sie ein wenig an Elijah. Sie grinste und musste schließlich lachen, als Charlie die Katzenhasser erwähnte. Charlie hatte einen guten Sinn für Humor. Er brachte sie zum lachen und das schätzte sie. Als er dann fragte wie das heute Abend laufen würde schrak sie kurz auf. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. "Ich werde dich auf keinen Fall aus deinem Bett verscheuchen. Ich schlafe auf der Couch!", stellte sie rasch klar und drückte Charlies Hand. Da merkte sie wie ihr Handy vibrierte. Sie griff danach und las eine SMS von Elijah. Sie machte große Augen. Eingebrochen? Während er daheim war oder was? Hoffentlich war ihm nichts zugestoßen. Er hatte ja geschlafen, vielleicht... Sie tippte schnell eine zurück und sah dann wieder zu Charlie als wäre nichts passiert.

Als Thalia lachte, wurde Charlie bewusst, wie sehr er ihr lachen mochte. Sie schien sonst, als würde ihr etwas zu schaffen machen, worüber sie nicht reden wollte, wenn sie lachte jedoch schien das ganze für die wenigen Momente einfach unwichtig zu sein. Auf ihre Antwort hin kniff er ein Auge minimal zusammen und schüttelte den Kopf. "Quatsch." gab er zurück und merkte, wie sie seine Hand drückte. "Couch ist gut." Er hatte kaum noch Zeit, dem etwas hinzuzufügen, als das Summen ihres Handys ihn unterbrach und sie danach griff. Ihr Gesichtsausdruck machte ihn etwas stutzig. "Alles in Ordnung?" fragte er fast vorsichtig, als sie zurücktippte, doch kurz darauf hob sie den Blick wieder als wäre nie etwas gewesen, was ihn nur noch skeptischer machte. Vielleicht war etwas mit ihrer Familie, was ja anscheinend kein gutes Thema war, und wenn sie bei irgendetwas Hilfe bräuchte, würde sie garantiert fragen. Zumindest hoffte Charlie, dass sie das tun würde. Bestimmt. Er lehnte sich leicht zurück, streckte die Beine aus und ließ beide Arme auf dem Tisch liegen, den braunen Blick fest auf Thalia gerichtet. In seinen Augen schwang zwar minimaler Zweifel, mehr aber Sorge und ein fragender Ausdruck. Da er selbst das Thema wieder und wieder wechselte würde er es nur zu gut verstehen, wenn sie das jetzt auch tun würde.

Thalia wollte gerade antworten und sagen, dass alles in Ording war als ihr Blick auf ihr Handy fiel Schon fast sofort bekam sie eine SMS von Elijah zurück in der er sie beruhigte, dass alles gut war. Sie zögerte kurz. Vielleicht sollte sie doch bei ihm vorbei kommen. Aber sie dachte sich, dass Elijah ihr gesagt hätte wenn es wirklich etwas ernstes war. Charlie hatte jetzt Vorrang. Sie tippte schnell zurück und legte sich dann ihre Worte zurecht. "Ach halb so wild. Es war nur was bei Elijah. Ist anscheinend nicht so schlimm wie ich zuerst angenommen hatte." Trotzdem machte sich Thalia ein wenig Sorgen um den Hacker. Sie würde ihn später wenigstens anrufen. Aber wieder zu Charlie. Wo waren sie gewesen? Thalia würde ihn sicherlich nicht ihretwegen auf der Couch schlafen lassen. Das würde ihr wirklich gegen den strich gehen. Bei Elijah war das was anderes. Der schlief ja ohnehin kaum. "Kommt nicht in Frage!", sagte sie entschlossen. "Du schläfst nicht auf der Couch." Sanft aber bestimmt drückte sie seine Hand. Quasi als Statement um ihrer Entscheidung mehr Ausdruck zu verleihen.

Charlie beobachtete, wie Thalia ihre Aufmerksamkeit auf ihr Handy richtete. Musste wirklich etwas wichtiges sein, immerhin kannte er dieses Verhalten von sich selbst, jedoch sagte er nichts und ließ sie sich einfach darauf konzentrieren. Als sie schließlich antwortete zuckte er mit einer Augenbraue. Wieder wurde ihm bewusst, wieviel ihr an diesem Elijah liegen musste. War wohl vergleichbar mit der Freundschaft zwischen ihm und Naya, nur dass Naya mehr auf Charlie aufpassen musste, und das nicht nur weil er jünger war, sondern auch, weil sie viel vernünftiger und verantwortungsbewusster war. "Okay, gut." antwortete ehrlich und lächelte aufmunternd. "Willst du zu ihm?" fügte er dann noch ehrlich hinzu und sah sie an. Man konnte ihm ansehen, dass es ihm nichts ausmachen würde, immerhin würde er auch zu Naya wollen, wenn etwas passiert wäre. Aber die Entscheidung lag bei Thalia und andererseits war es auch schön, dass sie bei ihm bleiben wollte. Ihre nächste Antwort entlockte ihm ein Schnauben, wenn auch ein amüsiertes. "Du aber auch nicht, Kätzchen." meinte er frech und zwinkerte. Das der Kosename sich verfestigen würde, war klar. Ob sie wollte oder nicht.

Thalia schüttelte nur den Kopf. Sie wollte ja bei Charlie bleiben. "Nein, nicht nötig." Schließlich würde ein Anruf reichen. Auch wenn er das hasste, wie seine nächste SMS sie noch mal erinnerte. Vielleicht sollte sie morgen früh einfach vorbei kommen. Sie schrieb wieder kurz an ihn zurück und sag dann wieder in Charlies braune Augen. Als er dann weiterhin darauf bestand, dass sie nicht auf der Couch schlafen würde sagte sie lachend: "Gut, wenn du mir die Couch verweigerst, dann schlafe ich halt auf den Boden. Denn du schläfst heute Nacht in deinem Bett, Honey." Sie liebte es jetzt schon wenn er sie Kätzchen nannte. Es hatte etwas persönliches. Sie lehnte sich kurzerhand über den Tisch um ihn zu küssen. Vielleicht machte sie das einfach nur um sich selbst dazu zu bringen keine Sorgen mehr in der Öffentlichkeit zu machen, aber nein, eigentlich wollte sie ihn gerade küssen. "Iw kann es sein, dass du noch keine Freundin hattest. Du siehst so gut aus und bist so...nett und witzig!"

Charlie nickte knapp und schwieg die wenigen Momente, in denen Thalia sich aufs tippen konzentrierte wieder, bis sie seine Aufmerksamkeit und somit den Blick zurück auf ihn richtete. Ihre Worte brachten ihn dazu, den Kopf zu schütteln, jedoch grinste er dabei nur. "Klar. Wir werden sehen, ich kann auch stur sein, weißt du?" gab er zurück und zwinkerte, bis er ihren leichten Kuss auf den Lippen spürte und diesen erwiderte. Vielleicht konnte sie merken, dass er sich ein Grinsen unterdrückte, jedoch musste er bei dieser Situation einfach dauergrinsen, ohne es wirklich zu merken. "Definiere keine Freundin." gab er zurück und tat das Kompliment mit einem belustigt klingenden Ausatmen ab. "Seid meiner Ex in Frankreich keine mehr, die mich direkt so gefesselt hat wie du." Er grinste, da das ganze relativ der Wahrheit entsprach. Von den One-Night-Stands musste er ja nicht unbedingt erzählen, auch das Gespräch von wegen Ex konnte schon falsch aufgefasst werden, aber noch war das ganze ja noch etwas locker. Das man als Head der gefährlichsten Gang New Yorks angesehen wurde, war bestimmt klar, und das trotz dass man sich wie der letzte Vollidiot aufführte. Wenn das Vorzeige-Gesicht saß, klappte alles. Und ab und zu konnte er eben auch mal nur halb so idiotisch sein, wenn auch nicht allzu oft. Natürlich hatte er zwischendurch kürzere Beziehungen gehabt, die aber allesamt von kurzer Dauer waren und auch recht eintönig und unpersönlich, auch wenn es oft an ihm gelegen hatte. Und ein paar hatten seine Katze nicht gemocht. "Aber naja, das frage ich mich bei dir auch. Eigentlich müsste dir doch jeder hinterher rennen."

Thalia lachte, während sie seine Hand zwischen ihren Händen hielt. "Und wie gedenkst du mich dazu zu bringen im Bett zu bleiben? Es bringt ja auch nichts wenn wir beide auf der Couch schlafen." Sie steeckte ihm die Zunge raus und ihre Augen glänzten dabei. "Sieh es ein! Ich hab gewonnen." Als er ihr von seiner Ex erzählte, hoffte sie, dass es bei ihm nicht den Anschein erweckte, dieses Thema sei ihr unangenehm. Denn es störte sie gar nicht, dass er ihr davon erzählte. Im Gegenteil, sie fand es irgendwie ermunternd. Er war so offen bei diesem Thema, dass sie es auch sein wollte. Da kam seine Gegenfrage gerade richtig. Sie räusperte sich und dachte einen Moment nach. Sie wollte natürlich nicht zu sehr ins Detail gehen. War er ja auch nicht. Das wäre dann doch zu viel des Guten. "Ich hatte jetzt schon eine Weile keinen Freund mehr. Es war wirklich auch nie etwas wirklich emotionales, wenn du verstehst was ich meine. Den letzten hat Dean irgendwann rausgeworfen. War auch richtig so. Der Kerl war echt nur ein Macho und hat mich, in Deans Augen, nur benutzt. Vermutlich hat er auch Recht damit."

Charlie zuckte mit den Schultern, ließ kurz den Blick schweifen um dann mit lebhaft funkelnden Augen zurück zu Thalia zu sehen. Auch ihre Augen schienen lebendiger zu glänzen als sonst, was ihn mit einem Gefühl der Freunde erfüllte und es sich fast so anfühlte, als hätte er es geschafft, sie, wenn auch nur ein kleines bisschen, mit seinem Optimismus und seinem Schwachsinn angesteckt zu haben. "Nichts da. Und wenn ich dich festhalten muss bis du eingeschlafen bist." Er lachte und sah sie dann leicht verschwörerisch an. Das seine Augen und sein Gesicht im allgemeinen sehr ausdrucksstark waren, hatte er schon des öfteren gehört, doch das machte ihm nicht viel aus, auch wenn man ihm, wenn er entspannt war, eben sofort ansehen konnte, ob es ihm gut ging - oder eben nicht. Ansonsten wusste er, es zu verstecken, tat es aber meist nicht. "Dich ausgenutzt, tz... Arschloch." murmelte Charlie und drehte seine Hand, sodass ihre schmale Hand unter seiner lag. Das er ihren Ex gerade als Arschloch bezeichnet hatte, war in seinen Augen kein Problem, auch wenn er nicht genau wusste, was Thalia davon hielt. Er hob die andere Hand, fuhr sich durch die Haare und kratzte sich leicht am Hinterkopf.

"Versuch's doch!", gab Thalia ebenso verschwörerisch zurück. Sie merkte, wie sich ihr Gemüt aufhellte. Das hatte sie nur Charlie zu verdanken. Er war wirklich talentiert darin sie aufzuheitern ohne ein großes Drama darum zu machen. Ihre Lippen verformteren sich zu einem dankbaren Lächeln und eine Zeitlang konnte sie ihn nur verträumt ansehen, bis sie sich wieder fing. "Ja, er war ein Arschloch, aber ich schätze, dass ich die ganze Zeit gewusst habe, dass er sich nur bei mir einnisten wollte weil er selbst keine richtige Bleibe hatte. Vermutlich habe ich mich nur über die Aufmerksamkeit gefreut." Sie zog entschuldigend die Mundwinkel hoch Basis hoffte, dass Charlie das jetzt nicht auf sich selbst übertrug. Sie hatte wirklich aus dem Fehler mit ihrem letzten Ex-Freund gelernt. Sie hatte wirklich nicht unbedingt so vorbildlich gelebt was das anging, aber zu dem Zeitpunkt war es ihr egal gewesen. Sie konnte es Dean immer noch nicht verübeln, dass er dieses "Arschloch" rausgeworfen hatte. Er war wirklich nicht der angenehmste Zeitgenosse gewesen und Thalia war froh ihn los zu sein. Eigentlich dachte sie gar nicht mehr an ihn.

"Werd ich!" Charlie zwinkerte ihr zu und klopfte einmal kurz mit der Hand auf den Tisch. Er merkte, wie sie ihn eine zeit lang einfach nur ansah und er erwiderte diesen Blick, wobei er ihr direkt in die dunklen Augen sah, bis sie sich wieder gefangen hatte und mit dem eigentlichen Thema fortfuhr. "Das hast du doch nicht nötig." antwortete er ruhig und schüttelte leicht den Kopf, den Blick hatte er auf ihre Hände gesenkt, bis er seine zurückzog und die Arme leicht streckte. "Aber... Naja, jetzt ist er ja nichtmehr dein Problem." Hoffe ich. Er hob den Blick wieder, diesmal ohne zu grinsen, sondern eher, um sie ernst, wenn auch nicht irgendwie belehrend oder sonstwie anzusehen. Es fühlte sich alles von der ein auf die andere Sekunde schon viel sicherer an, alleine der Umgang mit Thalia, als wären sie schon eine ganze Weile zusammen, schien vertraut und dabei keinesfalls irgendwie langweilig oder alltäglich. Er zupfte kurz an seinem hellen Shirt, bevor er die Stirn leicht runzelte und den Kellner beobachtete, der sich zwischen den Tischen umherschlängelte und die Leute bediente, wobei er nicht ganz entspannt wirkte. Woran das lag, wusste Charlie allerdings nicht. "Sollen wir noch hier bleiben oder sollen wir woanders hin?" Er zuckte mit den Schultern und sah zurück zu Thalia. "Wohin auch immer du willst." Er lächelte kurz, schaute dann aber wieder für seine Verhältnisse halbwegs ernst.

Irgendwie war Thalia gerührt von der Art, mit der Charlie mit ihr umging. Es war eine kindliche, aber ernstzunehmende Art. Sie war witzig aber notfalls auch ernst. Fürsorglich, aber trotzdem mit einer Sorglosigkeit, die sie erstaunlich erfrischend fand. Sie schloss ihre schmalen Finger um seine, die ein Stück breiter waren als ihre, und drückte sie leicht, während ihr Daumen auf seiner Haut kreiste. Auf seine Frage hin, ob sie gehen sollten, nickte sie. Das war eine gute Idee. "Klar, lass uns was anderes machen." Sie überlegte kurz lächelnd. Sie hatte keine Ahnuhg, was sie am besten machen sollten, also holte sie zum zahlen schon mal ihr Portemonnaie heraus und winkte den Kellner zu sich, der sogleich angewackelt kam und sich auf dem Weg die Brille zurecht rückte. "Nein, sich du aus was wir machen. Das ist mir wirklich egal. Wir können spazieren oder tanzen gehen oder was auch immer. Du hast doch immer die guten Ideen. Ich vertraue da ganz auf dein Urteil."

Charlie nickte fast zufrieden, als Thalia zustimmte. Zwar könnte er den ganzen Tag hiersitzen und einfach nur reden, langweilig würde es nicht werden, aber brauchte er nunmal etwas Bewegung, da er immer etwas energiegeladen war. Ein einfacher Spaziergang würde da eigentlich schon ausreichen. Er schüttelte minimal den Kopf, als Thalia ihr Portemonnaie herausnahm und anfing, etwas Geld zu zählen, jedoch hatte er dem Kellner schneller einen Schein aus seiner Hosentasche gereicht, als Thalia hätte das Geld zählen können. "Stimmt so." meinte er noch knapp zu dem Kellner und zuckte mit einer Augenbraue, bevor er sich aufrichtete und Thalia leicht mit sich zog. Zu viel hatte er nicht bezahlt und das Trinkgeld war auch nur der gerundete Betrag gewesen, wobei ihm das momentan relativ gleichgültig war. "Also, ich würde sagen wir gehen einfach mal ein Stück, vielleicht finden wir unterwegs ja was gutes, wenn nicht war es immerhin ein Spaziergang." Er zog Thalia leicht an sich und stellte sich vor sie. Den Blick musste er ein kleines Stück senken, da sie etwas kleiner als er selbst war. Mit der freien Hand strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht, grinste kurz und legte die Hand seitlich an ihr Gesicht, bevor er sie küsste. Der Kuss unterschied sich etwas von den leichteren Küssen, die von ihr ausgegangen waren. Vielleicht lag es daran, dass es ihm keinesfalls etwas ausmachte, dass sie in der Öffentlichkeit waren, vielleicht war er aber auch sicherer als sie, wobei er das kaum glaubte. Trotz allem dauerte der Kuss nicht sehr lange an, immerhin wollte er nicht, dass sie sich unwohl fühlte. Nachdem er den Kuss unterbrochen hatte sah er auf als würde er die Richtung suchen, in die sie gehen mussten.

Thalia wollte protestieren, als Charlie bezahlte, stattdessen zog er sie einfach mit sich und sie folgte ihm. Sie gingen ein Stück und als er sie küsste, genoss sie den Kuss in vollen Zügen. Sie griff nach seiner Hand und verflocht ihre damit. Dann sagte sie zufrieden: "Hat dir eigentlich jemand schon mal gesagt, dass du wirklich ein guter Küsser bist?" Sie lachte und begann dann den Boden zu fixieren. Nicht etwa weil sie seinem Blick ausweichen wollte, sondern sie begann darauf zu achten, dass sie nur auf die Steine des gepflasterten Weges trat und nicht auf die Ritzen drum herum. Entschuldigend sag sie zu ihm auf, nachdem sie eine Weile so herum gelaufen war. "Tut mir leid. Ich weiß das ist kindisch, aber ich mach das immer noch total gerne." Als Kind hatte sie das immer gemacht und sobald sie sich in der Gegenwart von jemandem sicher und angenommen fühlte, war sie so frei es noch immer zu tun. Sie lachte und wich einer Ritze aus, auf die sie fast getreten war.

Charlie lachte bei ihrer Bemerkung. "Küssen ist immernoch Teamarbeit." entgegnete er, warf ihr einen belustigen Blick zu und merkte, wie sie ihre Finger mit seinen verflocht. Den Blick richtete er nach vorn, um den Überblick nicht zu verlieren, da er nur zu genau wusste, wie leicht er sich verlaufen konnte - und das trotz dass er schon etwas länger hier wohnte. Selbst Naya hatte den Weg zu seiner Wohnung vor ihm gewusst, und darüber sollte man sich dann schon Gedanken machen. Ihm fiel nicht auf, dass Thalia neben ihm versuchte, nicht auf die Spalten des Weges zu treten, erst, als die Dunkelhaarige ihn fast entschuldigend ansah und darauf ansprach, fiel es ihm auf. Er grinste und lachte anschließend leise. "Für mich ist schon geradeaus laufen eine Kunst." gab er mit einem Lachen zurück und sah anschließend wieder nach vorne. Seine Verpeiltheit war kein großes Geheimnis, immerhin kam es nicht selten vor, dass er irgendetwas vom Tisch fegte, Alarmanlagen auslöste oder schlicht und einfach gegen irgendwelche Pfosten lief, trotzdem gestand er sich nicht immer ein, dass seine Schusseligkeit Schuld an bestimmten Dingen war. Er ließ den Blick über die Geschäfte am Straßenrand gleiten, sah jedoch nichts besonders bemerkenswertes, was aber auch kein Wunder war, immerhin gab es noch keinen Laden, der Katzen-thematisiert war. Kurz spielte er mit Thalia's Fingern, ohne es zu merken, bevor er diese Bewegung wieder unterließ, ebenfalls, ohne sonderlich darauf zu achten.

Lachend balancierte Thalia weiter auf den Steinen. Charlie musste wohl wirklich aufpassen, dass er immer bei der Sache war. Er schien leicht abzuschweifen in Gedanken, aber das passte einfach zu ihm. Ihr Blick schweifte über die Straßen New Yorks. Sie liebte diese Stadt. Und das schönste an ihr war wohl die Tatsache, dass sie niemals schlief, niemals leer war. Da konnte man sich gar nicht einsam vorkommen. Als Charlie anfing mit ihren Fingern zu spielen, fühlte sie sich plötzlich besonders, obwohl er es unbewusst zu machen schien. Er hörte zwar bald auf, aber das Gefühl hielt an. Sie spürte plötzlich eine Wärme in sich drin und das Verlangen Charlie richtig zu küssen. Öffentlich, damit sie ihre blöde Sorge entgültig los war. Sie sah zu ihm hoch, fasste ihm mit der freien Hand an die Seit und schon ihn in Richtung Wand. Sanft drückte sie ihn dagegen und legte ihre Hand seitlich an sein Gesicht. Dann legte sie ihre Lippen auf seine. Erst küsste sie ihm sanft, dann etwas leidenschaftlicher und ließ ihre Zunge in seinen Mund gleiten. Sie war wirklich stur und entschlossen. Charlie hatte schon recht. Sie nahm sich was sie wollte.