Tyler Mitchells Haus

das Eingangsposting lautete :

Tyler, der aufgrund seines Vaters und seines erfolgreichen Jobs genug Geld hat sich ein eigenes Haus zu leisten, hatte bei dem genaue Vorstellungen. Das Haus ist von ihm selbst designed und voll mit allem Schnickschnack den er so braucht. Das Grundstück ist von einer dicken Betonmauer umgeben und hat ein riesiges Tor durch das man hineingelangt. Von der Straße aus wirkt das Grundstück wie ein Hochsicherheitsgebäude. Das Haus selbst jedoch ist in weiß und grau gehalten und besitzt einen modernen Charme. Es gibt riesige Glaswände und Fenster, die alles sehr offen wirken lassen. Doch die meisten Räume werden kaum genutzt, denn viel wichtiger als Küche, Wohnzimmer und Esszimmer sind natürlich Waffenlager, Trainingsraum und Garage, die mit allem eingerichtet sind, was Tyler so für nötig hält, zB. genug Platz im Keller für Schießübungen.

Charlie schnaubte, als Tyler den Stuhl mit Leichtigkeit wieder aufrichtete und er wieder einigermaßen aufrecht dasaß. Wobei, er selbst war eher etwas in sich zusammengesackt, doch das war ja eigentlich kein Wunder. Zu seinem Glück musste er sich einige Momente lang keine Schläge einfangen, wahrscheinlich einfach weil Tyler glaubte, oder zumindest hoffte, dass er jetzt mit der Wahrheit rausrücken würde. Zwar konnte Charlie die Ungeduld fast schon spüren, trotzdem ließ er sich im Moment nicht hetzen, setzte jedoch schlussendlich zum sprechen an. "Wenn du-" begann er, brach jedoch ab und atmete tief ein, bevor er weiter sprach. "Wenn du so weiter machst kotze ich dir auf den Boden." Er schluckte, hob den Blick einen Moment lang in Tylers Augen, fixierte jedoch schließlich wieder den Boden. Gut, er hatte Angst, das konnte man ihm ansehen, allerdings war seine Angst nicht allzu groß. Er war eben doch zu leichtsinnig und optimistisch - und vor allem hartnäckig - dass er sich so einfach nicht ausquetschen ließ. Wie lange Tyler jetzt schon versuchte, eine Antwort aus ihm hinaus zu locken, wusste er wirklich nicht, immerhin hatte er nicht einmal eine Ahnung, wie lange er überhaupt betäubt gewesen war. Aber ewig konnte es ja nicht weiter gehen. Wobei, so wie es wirkte war der Entführer geübt in solchen Dingen, also wie lange würde er seine Zeit hier verschwenden? Man konnte mit Sicherheit sagen, dass Charlie nicht ewig durchhalten würde, das war recht logisch, doch vielleicht würde es gerade lange genug ausreichen, dass er flüchten könnte oder dass Tyler keine Geduld mehr dafür hatte. Umbringen würde der Auftragskiller ihn schon nicht, oder? Blieb nur zu hoffen übrig, dass er es nicht tun würde. Doch Charlie sah darin keine Notwendigkeit. Wobei... würde er Naya erzählen wer ihn entführt hatte, würde diese Tyler bestimmt nicht mehr ganz so sympatisch finden. Wenn von Sympatie überhaupt jemals die Rede sein konnte.

Tyler wartete darauf, dass Charlie endlich mit der Sprache herausrückte. Aber selbst nachdem sich Charlie wieder einigermaßen hingesetzt hatte, schien er nicht wirklich vorgehabt zu haben Tyler die Wahrheit zu sagen. Im Gegenteil. Wenn Tyler sich nicht täuschte, dann hatte Charlie nur vorgehabt Zeit zu schinden. Zeit hatte er damit zwar gewonnen, aber dafür auch Tylers Geduld weiterhin strapaziert. Und das war nicht wünschenswert. Als Charlie dann die Dreistigkeit hatte ihm zu drohen, musste Tyler laut lachen. Er sah Charlie einen Augenblick nur an, bis er meinte: "Nur zu!" Und ihm damit noch einen Schlag in die Magengrube versetzte. Dann wartete er kurz, bevor er sich schräg neben Charlie stellte. Das war wirklich nicht fair, was er jetzt vor hatte, aber vielleicht entschied Charlie endlich mit der Wahrheit herauszurücken. Hoffentlich. Denn schon griff Tyler nach der linken Hand des Heads und bog seinen kleinen Finger so lange, bis ein hässliches Knacken ertönte und der Knochen in einem unnatürlichen Winkel vom Rest des Fingers abknickte. "Sprich, jetzt endlich, oder ich breche dir den nächsten Finger", drohte Tyler, dem Charlie langsam doch wieder etwas leid zu tun begann.

Charlie ließ sich von Tyler's Lachen nicht beeindrucken, auch wenn es ihn nicht wirklich beruhigte. Der Schlag ließ ihn zusammenzucken und er lehnte sich leicht nach vorn, ehe er erneut auf den Boden spuckte und Tyler einen hasserfüllten Blick zuwarf. Wann würde Andrew denn endlich auftauchen und seinen Entführer ablenken? Oder vielleicht war Thalia ja in der Zwischenzeit schon misstrauisch geworden und hatte die Gang benachrichtigt? Trotzdem, allzu lange wollte Charlie hier wirklich nicht bleiben. Reflexartig zuckte sein Blick nach oben, als Tyler sich schräg hinter ihn stellte. Er starrte an die gegenüberliegende Wand, anstatt hinter sich zu sehen, doch viel Zeit, um zu protestieren oder zu überlegen hatte er ohnehin nicht, denn da griff Tyler auch schon nach seiner Hand und brach ihm den Finger, als wäre es ein Bleistift. Der Schmerz breitete sich schlagartig in Charlie's Hand und kurz darauf in seinem Arm aus und er schnappte lautstark nach Luft, ehe er kurz aufschrie und sich anschließend fest auf die Zunge biss. "Okay, okay!" keuchte er, blinzelte gegen die Tränen an und presste kurz die Lippen aufeinander. Seine Gedanken flogen wild durcheinander, sodass er schon fast wieder vergessen hatte, um was es überhaupt gegangen war. "Der Schmuggler ist nicht in Gefahr." fügte er schlussendlich noch ohne jede Erklärung hinzu. Er atmete einige Male lautstark ein und aus, ehe er sich wieder ruckartig nach vorn bewegte, jedoch ohne nur das Geringste zu bezwecken. Die Fesseln waren einfach zu fest, als das er irgendetwas dagegen machen könnte. Zumindest nicht ohne etwas Glück, doch das schien momentan nicht auf seiner Seite zu sein. "Per fortuna ho la mano destra." meinte er noch, deutlich genervter, doch darauf bedacht, dass Tyler ihn nicht verstand. Zumindest hoffte er das, doch es wäre ein recht unglücklicher Zufall gewesen, würde der Killer seine Beschimpfungen und Flüche verstehen.

"Per fortuna ho la mano destra." - Zum Glück bin ich Rechtshänder

cf: Suburb (indirekt)

Oh, wie wenig Ahnung Andrew hatte, was eigentlich vorging, als er Tylers Haus betrat. Aber immerhin hatte er inzwischen sogar den Schlüssel und alles andere, was er brauchte um hier hineinzugelangen. Schließlich war es dann doch ziemlich gut geschützt. Aber wahrscheinlich noch immer weniger, als das Haus von Naya Blacksmith zum Beispiel. Denn er war auch noch immer fest überzeugt, dass sie dort eindeutig nicht nur über die "Standard"-Abwehrsysteme verfügte. Vermutlich hatte sie auch einige Sprengfallen und zwar nicht nur Kleine zur Abschreckung. Eher um den Meisten einfach schon im Vorhinein ihren Kopf wegzublasen. Ugh, keine schöne Vorstellung, er sollte solche Vermutungen dann doch wohl lieber unterlassen, sonst musste er am Ende noch einmal zu ihr nach Hause und dann würde er sich wirklich nicht mehr hineintrauen. Wobei das bloße Nicht-Erscheinen wäre vermutlich schon allein doppelt so schlimm und das noch ohne ihre persönliche Rache. Deshalb kam man aber auch zum Beispiel nie zu spät, wenn man von ihr eingeladen wurde. Zumindest geschäftlich. Befreundet war Andrew ja jetzt nicht unbedingt mit ihr. Aber das war jetzt nicht so wichtig, denn die Geschäfte konnten wirklich einmal warten, jetzt wo er bei Tyler war. Ach, und ja den Schlüssel hatte er ihm freiwillig gegeben, er hatte ihn weder geklaut noch unauffällig ein Duplikat anfertigen lassen. Immerhin hatte sein Freund ja genauso Zugang zu seinem Appartment. Auch wenn das dort etwas anders lief. Denn er hatte keinen Schlüssel, nur eine Handflächen- beziehungsweise Fingerabdruck-Erkennung. Folglich hatte er ihn also einfach dort eingespeichert. Aber wo war Tyler überhaupt? Normalerweise kam er ihm doch immer sofort entgegen. Er sah sich also noch ein paar Mal um, ehe er den letzten Raum, zumindest in dieser Etage betrat, wo er ihr sonst noch vermuten würde. Immerhin hatte er ihm doch angekündigt, dass er nach seinen Geschäften dann mal hier auftauchen würde, oder? Also rein theoretisch dürfte er jetzt nicht komplett überraschend bei ihm die Tür eintreten. Aber als er auch nicht im Trainingsraum war, beschloss er ihm einfach ein Bild bei Snapchat zu schicken. Vielleicht war er ja einfach nur schnell eine Runde Joggen oder in der Garage - wissen konnte man das ja wirklich nie. Andrew zuckte also mit seinen Schultern und ließ sich auf eines der Geräte fallen. Trainieren würde er zwar eher nicht, aber nachdem er ihm ein Bild von dort gesendet hatte, würde er ihn vermutlich dort auch suchen kommen. Und während er so saß, ein paar Dinge auf seinem Handy tippte und natürlich auch die Updates auf Twitter checkte, schmollte er ja schon ein bisschen. Nicht, weil er auf Tyler sauer war oder ähnliches, er vermisste seinen Freund nur einfach so schnell und wollte ihn jetzt sofort sehen. Okay, das wollte er immer und es wäre auch wirklich einfach nur unrealistisch an der ein und selben Person 24 Stunden am Tag dranzuhängen. Versuchen würde er es vermutlich trotzdem. Aber was sollte er auch machen, immerhin war er Hals über Kopf verliebt. Und damit konnte man schließlich eine ganze Menge entschuldigen. Zumindest bei sich selbst. Bei Zachary zum Beispiel aufzutauchen und einen auf "Sorry, aber ich hatte keine Zeit das ganze MDMA über die Grenze zu schmuggeln, weil ich mit meinem Freund einen verdammt schönen Abend verbracht habe, wenn du verstehst was ich meine." zu machen, wäre vermutlich eher keine gute Idee. Auch wenn er sich bei ihm zumindest einmal sicher sein konnte, dass er ihn nicht sofort köpfen würde. Vermutlich. Mit Worten vermutlich schon. Denn Drogenhandel war und blieb nun einmal eine der wichtigsten Einnahmequellen der Banden. Immerhin war es einfach und brachte eine Menge Geld ein. Nicht, dass er sich beschwerte.

Zuerst ahnte Tyler nicht, was in seinem Haus abging, und das Andrew bereits da war. In Gedanken war er zwar bei dem Schmuggler, aber er konnte ja nicht wissen, das er jetzt schon da war. Außerdem konnte man im Keller auch nichts hören, da er für bestimmte Zwecke schallgeschützt war. In erster Linie aber natürlich für die Schießübungen. Als Charlie behauptete, dass Andrew nicht in Gefahr war, hielt Tyler inne. Konnte das wirklich sein? Hatte er umsonst diese ganze Aktion gestartet, oder stimmte mit der Aussage des Heads etwas nicht? Vielleicht redete er sich ja nur aus der ganzen Sache heraus. Aber wer weiß. Vielleicht sagte er auch die Wahrheit. Wenn dem aber so war, dann warum um Himmels Willen hatte Charlie das nicht einfach sofort gesagt? Es hätte ihm eine Menge erspart. Außerdem brach er sich durch die Aussage wohl keinen Zacken aus der Krone. Und Naya auch nicht. Also wo war das Problem damit gewesen? Wirklich Glauben schenken konnte er dem nicht. Charlie fluchte oder sagte noch etwas auf italienisch, dass Tyler natürlich nicht verstand, doch gerade als Tyler nachfragen wollte, sowohl über das Gesagte, als auch über seine Aussage vorhin, da spürte Tyler wie sein Handy in seiner Hosentasche vibrierte. Er warf Charlie einen Blick zu und zückte dann ein Handy um nachzusehen, wieso es vibriert hatte. Es war eine Snapchat Nachricht von Andrew. Er öffnete sie und musste lächeln. Süß. Aber dann verschwand sein Lächeln ebenso schnell wie es gekommen war. Andrew war schon hier. Und er war sich nicht sicher ob er wirklich fertig war mit Charlie. Er atmete tief durch. Hatte er nicht eben noch gedacht, dass er nicht wirklich wollte, dass Andrew ihn bei so etwas sah? Und jetzt wartete er im Trainingsraum auf ihn. Tyler sah an sich herunter. Wirklich sauber war das Tanktop nicht mehr. Es war nicht viel Blut drauf zu sehen, doch genug um es auf dem weißen Stoff zu sehen. Und sein Hemd, das auf dem Boden lag, sah auch nicht so super aus. Vermutlich von der aufgeplatzten Lippe die er Charlie verpasst hatte. Es sah vermutlich auch schlimmer aus als es war. Noch in Gedanken versunken steckte er sein Handy weg und griff nach seinem Hemd. Dann würde er jetzt wohl Andrew suchen. Charlie würde sich doch wohl kaum aus den Fesseln befreien können. So geschickt schätzte er ihn nicht ein. Sein Blick wanderte zu dem Head. "Glaub nicht, dass ich nicht wieder komme. Ich glaube dir nämlich nicht wirklich." Er wollte gerade gehen, da drehte er sich nochmal zu ihm um: "Überleg dir gefälligst, ob du mir das nächste Mal nicht vielleicht doch die Wahrheit sagen willst, ja?" Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür. Hoffentlich wartete Andrew nicht schon so lange auf ihn. Er machte sich auf den Weg nach oben und vergaß, leichtsinniger Weise, die Tür zum Verhörzimmer abzuschließen. Als er auf dem Weg zu Andrew war, fiel ihm auf, wie verschwitzt er eigentlich war. Er würde Andrew sagen, dass er noch mal rasch duschen musste. Voller Vorfreude schon, den Schmuggler wiederzusehen, kam er in den Trainingsraum, wo er ihn schon warten sah. "Hey", meinte er nur und ging auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Er ließ den Kuss eher knapp ausfallen, da ihm ja die Einstellung seines Freundes Schmutz gegenüber allzu präsent war. Es blickte erneut an sich herunter und sah dann wieder zu Andrew. "Am besten dusche ich einfach noch schnell", sagte er und sah den Schmuggler entschuldigend an. Mit den Worten streifte er sich auch sein Top über den Kopf und ließ es einfach zu Boden segeln. "Du kannst mir auch gerne Gesellschaft leisten", grinste er.

Zum Glück hatte es nicht allzu lange gedauert, bis Tyler dann aufgetaucht war. Denn allein in einem Trainingsraum herumzusitzen war dann doch nicht Andrews Lieblingsbeschäftigung. Als er ihn dann allerdings sah, rümpfte er sofort seine Nase, ehe sich seine Augen weiteten. Ein solcher Zustand konnte völlig nur bedeuten, dass er gerade - wie sollte man es nennen? - beschäftigt war und das beruhigte ihn ganz und gar nicht. Vor allem, weil sie sich noch nie wirklich mit den Risiken und Nebeneffekte ihres Berufes konfrontiert hatten. Und egal wie sicher er gewusst hatte, dass es völlig einmal passieren musste, so überraschte es ihn dann doch ziemlich, weshalb er schon ein wenig zu lang brauchte, um seine Begrüßung zu erwidern, denn das mit Blut teilweise richtiggehend durchtränkte weiße Tanktop half dabei nicht wirklich, selbst wenn er, zumindest hoffte er es, vermutete, dass es schlimmer aussah, als es jetzt wirkte. "Hi.", brachte er dann allerdings doch noch heraus und stand nach dem Kuss einfach nur paralysiert da. Als das Top dann allerdings auf den Boden fiel, zuckte er zusammen. Wie kann man einen solchen Dreck auf den sauberen Boden werfen?, schoss ihm sofort durch den Kopf, während er Tyler daraufhin beinahe schon böse anstarrte. Auf seinen Vorschlag sah er ihn dann stirnrunzelnd an. Igitt, nein danke. Ohne den ganzen Schmutz und auch das Blut, das an seinem Freund klebte, hätte er gar nicht erst überlegen brauchen, denn gegen eine gemeinsame Dusche war nun wirklich nichts einzuwenden, aber in so einem Zustand konnte er beruhigt darauf verzichten. Was erwartete er auch von ihm? Bei seinem Putzfimmel. Gott, er konnte noch nicht einmal daran denken dieses dreckige Tanktop aufzuheben, obwohl er es wirklich gerne aus seiner Sicht hätte. Denn, aus den Augen, aus dem Sinn. Wobei, wenn man gerade bei aus den Augen war, es würde ihn ja schon interessieren, wen Tyler gerade so in seinem Keller eingesperrt hatte, und warum. "Darf ich wissen, warum oder wegen wem du in diesem Zustand bist?", ging er also gar nicht erst näher auf sein Angebot ein, sondern starrte ihn einfach nur etwas unverwandt an. Ihn so anzutreffen war er nämlich einfach nicht gewohnt. Sein Tyler war schließlich besessen von Luftpolsterfolie und baute gerne Schneemänner und stand nicht voller Blut bespritzt im Trainingsraum. Daran musste er sich dann wohl noch gewöhnen.

Er merkte gar nicht, dass Andrew gar nicht so begeistert von seinem Auftreten war. Aber eigentlich war das doch zu erwarten gewesen. Er hatte einfach nicht damit gerechnet, dass sein Freund schon so früh auftauchen würde. Was er aber bemerkte war der angewiderte Blick den sein Freund auf das Bündel auf dem Boden warf. Das war leichtsinnig von Tyler gewesen. Er wusste doch wie Andrew zu Schmutz und so stand. Also bückte er sich, hob demonstrativ das Top hoch und warf Andrew einen Blick zu als wolle er sagen: Besser so? Trotzdem sah Andrew nicht wirklich begeistert aus. Na gut, Tyler selbst sah bestimmt nicht viel besser aus als das Top und Hemd. Vor allem war er auch noch ziemlich verschwitzt. Verständlich also, dass Andrew ihm einfach die Antwort auf seine Frage schuldig blieb. Schließlich wollte der Schmuggler auch sicher seine Gefühle nicht verletzen indem er direkt ablehnte. Als Andrew dann aber wissen wollte warum Tyler in diesem Zustand war, blieb ihm Tyler eine Antwort schuldig. Er sah erst auf den Boden und lehnte sich dann mit einem Seufzen gegen eines der Trainingsgeräte die im Raum standen. Er fuhr sich nervös mit der rechten Hand, mit der er soeben noch Charlie verprügelt hatte, durch die zerzausten Haare und räusperte sich. Dann kaute er einen Moment auf seiner Unterlippe rum, bevor er zu Andrew sah und sagte: "Ich glaub das willst du gar nicht wissen." Er presste die Lippen aufeinander. Er hätte vorher dafür sorgen sollen, dass Andrew nicht in die Sache hereinplatzte. Dann wäre ihm das jetzt erspart geblieben. Aber so wie er Andrew kannte, würde der Schmuggler nachhaken und sich nicht mit so einer knappen und ungenügenden Antwort zufrieden geben.

Schweigen war nicht gerade das, was Charlie erwartet hatte, doch eben diese wenigen Herzschläge der Stille konnte er immerhin dazu nutzen, ein wenig zu entspannen - doch besonders lange hielt eben diese Stille ja nicht an. Ein leises Brummen brach das Schweigen und Charlie zuckte bei Tylers Bewegung, der lediglich sein Handy aus der Hosentasche fischte, minimal zusammen, als erwartete er weitere Schläge. Doch das schien dem Auftragskiller zu seinem Glück nicht aufzufallen - oder dieser ignorierte es einfach, immerhin schien Charlie im Moment nicht im Vordergrund von dessen Aufmerksamkeit zu stehen. Denn besonders amüsant war das Verhör ja nicht gerade - zumindest nicht für ihn. Und er glaubte kaum, dass er oder die jetzige Situation Grund für das leichte Lächeln des Killers waren, das jedoch schnell wieder einfror. Das hätte sich nicht einmal Charlies Wunschdenken ausgedacht, auch wenn dieses in der jetzigen Situation - und in seiner jetzigen Fassung - immer mal wieder für einen Funken Hoffnung sorgte, oder es mindestens versuchte. Angespannt wartete Charlie auf eine Reaktion von Tyler, der jedoch lediglich schnaubte und den Blick zurück auf ihn richtete, wenn auch etwas weniger angriffslustig, so wie es Charlie schien. Und auch seine Worte versprachen weitere Momente der Ruhe, denn es hörte sich wirklich danach an, als hätte Tyler vor, ihn kurz alleine zu lassen - Glückstreffer. Charlie antwortete nicht, blinzelte lediglich mehrmals hintereinander und verzog leicht den Mund. Den seltsam metallischen Geschmack von Blut blendete er inzwischen schon völlig aus. Er wartete noch einige Sekunden lang, als Tyler sich umdrehte und den Raum verließ - und tatsächlich die Tür aufstehen ließ. Ob der Auftragskiller das nun tat, weil er es einfach vergaß, oder weil er versuchte, ihn zu provozieren, konnte Charlie nicht genau sagen, allerdings war es ihm ziemlich egal. Hauptsache, die Tür war offen. Blieben nur noch die Fesseln. Gut, wäre der Stuhl aus Holz gewesen hätte Charlie ihn vielleicht noch kaputt machen können, indem er sich zurückfallen ließ, doch zu seinem Missfallen war es ein Aluminiumgestell. Er spannte erneut die Muskeln an, was jedoch wenig bewirkte, weshalb er einfach begann, die rechte Hand langsam zu drehten, sodass auch die Fesseln sich drehten. Es dauerte nicht lange, bis der Knoten der Fessel genau nach oben zeigte und Charlie die Hand ruckartig nach oben bewegte. Einmal, zweimal... Die Haut an seinen Handgelenken begann langsam, wund zu werden, trotzdem hörte er nicht auf. Nach und nach konnte er spüren, wie er seinen Arm mehr bewegen konnte und die Fessel lockerer wurde, bis er schließlich die Hand mit ein wenig Mühe hinausziehen konnte. Einen Moment lang sog er scharf die Luft ein, warf einen Blick auf das nun wunde Handgelenk, was jedoch im Vergleich zu den Verletzungen, die Tyler ihm zugefügt hatte, wirklich kein Vergleich war. Zuerst löste er die Fesseln seiner linken Hand, danach beide Füße, ehe er sich, wenn auch leicht schwankend, aufrichtete und sich auf die Zunge biss, um die Schmerzen zu unterdrücken. "Figlio du uno..." murmelte er noch kaum hörbar, unterdrückte das Ende der Beleidigung jedoch und konzentrierte sich mehr darauf, nicht der Länge nach hinzufallen. Er konnte sich nicht verkneifen, die gelösten Fesseln fast schon ordentlich auf die Sitzfläche des Stuhles zu legen, ehe er nicht mehr Zeit in dem Raum verschwendete und mit leisen Schritten eben diesen verließ. Zugegebenermaßen hatte er keine Ahnung, wie er nun aus dem Haus hinauskommen sollte, doch ein Fenster würde sich schon noch finden. Die Haustür dagegen war ihm fast schon zu riskant. Es dauerte nicht lange, da hatte er auch schon eine Fluchtmöglichkeit gefunden, die sich, wie gedacht, als Fenster entpuppte. Relativ unelegant - was jedoch nicht nur an seinen Verletzungen und seinem gebrochenen Finger lag - verließ er das Haus, ehe er, so schnell und leise wie möglich das Gelände verließ. Wohin genau er ging, war ihm momentan herzlich egal, hauptsache weg von Tyler - und vielleicht sollte er dem Grund, der ihm ermöglicht hatte, die Flucht zu ergreifen, ja mal einen Strauß Blumen schicken.

tbc: folgt

Immerhin hatte er genug Anstand das Bündel auf dem Boden dann doch aufzuheben. Andrew hätte es nämlich bestimmt nicht getan und zwar wirklich komplett gleichgültig wie viel es ihn dann doch störte. Aber das war im Moment bei weitem nicht das einzige über was er sich Gedanken machte. Nein, sein Bewusstsein beschäftigte sich gerade eher einfach nur mit Tyler. Und seine Antwort auf seine Frage, die keine war, machte das nicht wirklich besser. Er wusste doch es war etwas los, wenn er ihm nicht sofort alles erzählte wie sonst zumindest meistens. Klar, normalerweise platzte er ihm auch nicht in irgendwelche Geschäfte, aber anders reagieren konnte er jetzt auch nicht mehr. Er seufzte also leise und sein Blick wurde erst einmal deutlich weicher. "Sag einfach.", meinte er dann und musterte seinen Freund noch einmal. Er schien wirklich unzufrieden zu sein, dass er das hier jetzt miterleben musste - oder ihm direkt hineingeplatzt war, wie auch immer man es sehen wollte. Aber er hoffte jetzt einfach einmal es handelte sich um Ersteres. "So schlimm ist es doch gar nicht, oder?", fragte er dann schließlich nach und machte ein paar Schritte auf ihn zu, bis er direkt vor ihm stand und zwar mit verschränkten Händen, aber keinem besonders vorwurfsvollen Blick. Trotz dem ganzen Schmutz. Aber was sollte er auch machen? Selbst der konnte ihn zumindest nicht was das anging, das auch zumindest großteils ohne Körperkontakt funktionierte, abhalten für seinen Freund da zu sein, denn das hier beschäftigte ihn offenbar dann doch ziemlich. Von dem Blut einmal abgesehen. Also konnte es wohl schon einmal kein einfacher Auftrag gewesen sein. Oder zumindest einer, bei der das Opfer nicht unbedingt sofort tot war. Denn Tote machten schließlich weniger Sorgen. Das wusste er aus Erfahrung. Und vermutlich fast alle anderen auch. Immerhin waren sie in einem Bandenkrieg und er hatte schon einigermaßen viel miterlebt, also würde er das hier doch auch noch überleben, oder? Gott, hoffentlich war es wirklich nicht so schlimm und er war nur gerade zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt erschienen. Vielleicht würde es sich dann nämlich alles noch lösen lassen. Möglicherweise auch damit, dass er einfach abhaute. Insofern er nicht involviert war in die Sache natürlich. War er aber nicht, zumindest hoffte er das inständig. Ansonsten würde es am Ende noch einen Streit geben und das wäre wirklich schade. "Also?"

Tyler seufzte und rieb sich das verschwitze Gesicht mit einer Hand. Es würde Andrew definitiv gefallen. So gut kannte er den Schmuggler ja. Aber wie wenig es ihm gefallen würde, das wusste er nicht so genau. Er sah zuerst zu Andrew und dann an ihm vorbei. Er sah nichts bestimmtes an. Nur die Wand, vielleicht auch den ausgeschalteten Fernseher. Er konzentrierte sich nicht wirklich auf die Gegenstände im Hintergrund. Schließlich war er viel zu sehr damit beschäftigt, dass er Andrew jetzt antworten musste - und das wollte er gerade nicht wirklich. "Ich glaub das wird dir nicht so gefallen...", murmelte er und fuhr sich erneut nervös mit der Hand durchs Gesicht. Er holte tief Luft und sagte dann: "Ich hab momentan Charlie Fillion im Verhörzimmer eingesperrt." Er fasste sich an den Nacken und sah den Schmuggler an. Nicht, dass es so schlimm war. Es war schließlich sein Job, aber Andrew würde vermutlich weiter nachhaken. Und genau das war das Problem. Er hatte nicht vorgehabt Andrew zu sagen, dass er wissen wollte wie es um ihn stand und ob er in Gefahr war. Denn natürlich würde die ganze Aktion Folgen haben und Andrew würde nicht so begeistert davon sein, dass Tyler gerade den besten Freund von Naya Blacksmith entführt und zusammengeschlagen hatte. "Ich lass ihn später raus. Keine Sorge. Ich will ihn ja nicht umbringen", sagte er bereits entschuldigend, ließ aber Andrew nicht aus den Augen, weil er dessen Reaktion sehen wollte.

Andrew konnte natürlich genau sehen, wie nervös Tyler war. Und das machte ihn jetzt auch nicht unbedingt ruhiger, aber immerhin hatte er offenbar beschlossen ihm zu erzählen, was im Moment los war. Aber Recht behielt er wirklich, nicht dass Andrew daran gezweifelt hätte. Es gefiel ihm nämlich wirklich nicht besonders, aber trotzdem verstand er nicht, warum er es ihm nicht sofort gesagt hatte. Er kannte ihn doch genug um zu wissen, dass er so oder so nachhaken würde und notfalls auch selbst nachsehen würde. Stur genug dafür war er ja schließlich. Und was er auch nicht verstand, warum Charlie Fillion? Schließlich wollte ihn soweit er wusste niemand tot sehen. Wäre auch taktisch sehr ungeschickt, nachdem er Naya Blacksmiths bester Freund war und sie vermutlich rot sehen würde bei seinem Tod. Kurz gesagt, sie wären alle am Arsch. Vor allem natürlich der, der an seinem Tod Schuld war. Aber trotzdem, was wollte er dann von ihm, wenn er ihn nicht umbrachte? Andrew runzelte also verwirrt die Stirn und musterte dann den sichtlich erschöpften Tyler. "Ähm, so eine blöde Frage, aber du bist Kopfgeldjäger?" Er versuchte leicht zu lächeln, aber seine verwirrte Gesichtsmimik störte dabei einfach zu sein, als dass man es wirklich komplett als ein solches identifizieren konnte. "Inwiefern ist es also sinnvoll jemanden festzuhalten, auf den gar keines ausgesetzt ist? Weil, sofern ich das letzte Mal nachgesehen habe, zwar für mich selbst, aber das ist egal, stand er auf keiner der Listen." Er spannte seine verschränkten Arme also leicht an, nachdem er völlig spürte, dass gleich eine Antwort kommen würde, die ihm nicht wirklich gefallen würde. So viel also zu nicht streiten. Wobei, vielleicht würde sich das alles ja auch noch ganz zivilisiert klären lassen. Zumindest halbwegs. Denn eigentlich wollte er sich seinem Freund gerade wirklich lieber in die Arme schmeißen - nachdem er zumindest geduscht hatte natürlich - als alles andere. Wie eigentlich immer. Aber das tat jetzt nicht nichts zur Sache.

Tyler räusperte sich und versuchte ein Gesicht zu machen als wäre alles nicht der Rede wert. Aber das war es natürlich nicht wirklich. Trotzdem versuchte er gute Miene zu bewahren. Als zog er einen Mundwinkel nach oben und nickte auf Andrews Aussage hin. Ja, natürlich er war Kopfgeldjäger und normalerweise brachte er die Leute auch lieber sofort um die Ecke, aber das war jetzt was anderes. Etwas ganz anderes. Denn eigentlich hatte diese ganze Aktion nicht im geringsten mit seinem Job zu tun. Im Gegenteil. Das war komplett auf sein Privatleben bezogen. Also antwortete er einfach mit: "Das ist jetzt was anderes." Als Andrew aber weiter nachhakte, war Tyler klar, dass sein Freund dabei einfach keine Ruhe geben würde. Wie auch. Neugierig war der Schmuggler ja auch irgendwie. Also seufzte Tyler und fuhr ich erneut - zum gefühlten tausendsten Mal heute - durch die Haare. "Das hat durchaus einen Sinn. Ich brauchte...Informationen. Es war wichtig. Eigentlich hätte ich ihn schon weggeschafft bis du hier auftauchst, dann hättest du dir keine Gedanken darüber mach müssen." Hoffentlich gab sich Andrew damit zufrieden, wobei Tyler das schon beinahe bezweifelte. Denn Andrew wollte für gewöhnlich wissen was bei ihm abging. Selbst wenn es mit dem Job zu tun hatte. Wobei Tyler ja klar gemacht hatte, dass es nicht unbedingt mit seiner Arbeit zu tun hatte. Wo hatte er sich da nur hineingeritten?

Zuerst war sich Andrew nicht ganz sicher, wie er das alles auffassen sollte. Also, dass Tyler ihn eigentlich schon weggeschafft hätte. Klar, sie hatten beide ihren Beruf als unterstützende Outsider für die Gangs gewählt, aber dennoch war es dann einfach etwas anderes so mehr oder weniger direkt darüber zu reden. Vor allem mit seinem festen Freund. Naja, dass sie keine allzu einfache Beziehung haben könnten das war allerdings wenigstens schon von Anfang an klar gewesen. Immerhin war es nicht gerade Standard sich bei einem Drogendeal kennenzulernen. Minder romantisch allerdings auch nicht und definitiv besser als bei einer spießigen Datinggesellschaft. Aber das war jetzt nicht das Thema. Im Moment überlegte er nämlich viel mehr hin und her, ob er jetzt fragen sollte, um welche Informationen es bei dieser - er würde es jetzt als Befragung bezeichnen, eigentlich ging. Denn sicher konnte er sich schließlich nicht sein, ob er überhaupt darüber wissen durfte. Allzu erfreut war ja Tyler nicht gewesen, als er gerade hineingeplatzt war. Auch wenn das wieder einige verschiedene Gründe haben konnte. Schlussendlich entschied er dann aber sein inneres Debakel damit, dass er nun einmal Andrew Chaplin war. Und Andrew Chaplin fragte nach. Egal um was es sich handelte. Wobei er zugestehen musste, dass es manchmal auch einfach nur war, um seine Geschäftspartner zu nerven, bevorzugt natürlich, wenn es gewisse Leader waren. Denen war es ja auch wichtiger wem sie ihre Schmuggelware anvertrauten, als irgendwelche normalen Bewohnern New York, die nur manchmal ins illegale Gebiet abrutschten. "Welche Informationen?", hakte er also nach und musterte sein Gegenüber. Dieses andauernde durch die Haare fahren war schon ziemlich verdächtig. Vielleicht hatte es ja wirklich etwas mit ihm zu tun. Aber das hoffte er einmal stark nicht. Um seinetwillen. Bevor er allerdings überhaupt etwas noch dazu sagen konnte, fügte er noch schnell ein "Aber ist nicht so schlimm. Wirklich. Und du kannst ihn jetzt ja auch noch wegschaffen." hinzu und lächelte ihn an. Böse war er ihm ja nicht. Noch nicht. Versprechen dass es nämlich auch so bleiben würde konnte er nämlich nicht.

Tyler schabte mit dem Fuß ein wenig auf dem Boden herum. Er war normalerweise ein grandioser Lügner, doch das Problem jetzt war, dass er Andrew eigentlich nichts verheimlichen wollte. Und mit nichts meinte er wirklich gar nichts. Das hätte er sich jedoch überlegen sollen, bevor er Charlie gefangen nahm um ihn auszufragen was seinen Freund betraf. Und jetzt wo Andrew so direkt fragte fiel es ihm noch schwerer ihm einfach ins Gesicht zu lügen. Und im Grunde wollte er das auch gar nicht. Er wusste, dass es Andrew nicht schmecken würde, aber seine direkte Frage ließ Tyler beinahe schutzlos dastehen. Doch bevor er Andrew die langersehnte Antwort geben konnte sprach dieser schon weiter. Jedoch hatte Tyler nicht viel mehr als ein Nicken für seine Worte übrig. Schließlich würde er das so oder so noch machen können. Dann richtete er den Blick auf Andrews Augen, sah aber wieder weg als er zu sprechen begann: "Ich musste erfahren ob Naya irgendetwas plant." Im Grunde hätte er es dabei belassen können, jedoch war ihm klar, dass er ein schlechtes Gewissen bekommen und Andrew sagen würde was genau er erfahren wollte. Außerdem würde es wohl nicht lange dauern, bis Andrew es von jemand anderem erfahren würde. Da war es doch schlauer es ihm jetzt einfach zu sagen. "Ich wollte wissen ob du irgendwie in Gefahr bist. Du weißt doch, dass es ihr nicht schmeckt wenn du Geschäfte mit den South Lemons machst", sagte er mit leiser Stimme. Und bevor Andrew antworten konnte meinte er nur: "Ich geh jetzt duschen." Und drehte sich um.

Halb entsetzt, halb berührt von seiner Sorge um ihn, starrte Andrew seinem Freund nach, wie er in der Dusche verschwand. Allzu glücklich darüber war er nun wirklich nicht, dass er jemanden verschleppt hatte und dann auch noch gerade wegen ihm. Wo er doch gerade sowieso versuchte so gut wie möglich unterzutauchen und zumindest Naya Blacksmith nicht allzu sehr aufzufallen. So eine Aktion bewirkte nämlich dann doch wohl eher das Gegenteil. Seine erste Reaktion wäre also gewesen, sofort loszuschimpfen, allerdings konnte er das jetzt schlecht, während er dem rauschenden Wasser im Nebenraum zuhörte. Er lehnte sich also gegen die Wand und überlegte bis Tyler wieder herauskam. Wirklich sauer auf ihn sein konnte er sowieso nicht lange, wenn überhaupt. Es war nur so, dass er eben auch nicht unbedingt glücklich über das alles hier war. So lieb es auch gemeint war. Nachdenklich biss er sich auf seiner Unterlippe herum. In was war er da nur hineingeraten. Wobei, wenn er es verpasst hätte und es irgendwann später erfahren hätte, dann wüsste er gar nicht wie reagieren. Aber vermutlich würde das Ganze deutlich dramatischer sein. Und trotz seiner vielen Gedanken, Sorgen und Überlegungen war das Erste was er tat als er Tyler wieder sah, ihm die Arme um den Nacken zu legen und ihre Lippen zu einem sanften und vielleicht etwas kurzen Kuss zu verbinden. "Ich habe dich vermisst.", murmelte er, während er seine Stirn einige Momente lang an die seines Freundes legte und tief aus-und einatmete. Das hatte er jetzt wirklich gebraucht. Egal was sonst in ihrem Leben passierte. Er wollte ihm immer nahe sein. Dann trat er allerdings doch einen Schritt zurück und musterte Tyler einmal. "Ich hoffe du weißt was ich davon halte.", sagte er schließlich leicht streng, aber nicht wirklich wütend. Um wirklich temperamentvoll zu werden, dazu hatte er noch nicht das ganze Ausmaß der Aktion gesehen. Aber er wollte im Moment auch einfach nicht streiten. Wobei, nur im Moment? Er wollte nie mit Tyler streiten.

Tyler hoffte einfach, dass Andrew sich nicht aufregen und während seiner Abwesenheit beruhigen würde. Also ging er weiterhin schnurstracks in Richtung Badezimmer. Dort angekommen zog er seine Hose aus und ließ sie achtlos auf den Boden fallen, bevor er in die Dusche stieg. Als das Wasser auf ihn hinab prasselte und das Blut und den Schweiß von ihm spülte kam er nicht umhin sich zu fragen was Andrews Reaktion war wenn er wieder kam. Dass er beleidigt, verletzt oder sauer war. Oder, das wäre der schlimmste Fall, dass er einfach weg war. Das würde Tyler vermutlich nicht ganz verkraften. Nachdem er sich gründlich gewaschen und vermutlich länger als wirklich nötig unter der Dusche gestanden hatte, schnappte er sich ein Handtuch und band es sich um die Hüfte, als er sich auf den Weg zum Kleiderschrank machte. Das war vielleicht nicht wirklich nötig, da nur Andrew im Haus war, aber das Handtuch nahm er trotzdem mit. Als er sich, mit vielen wirren Gedanken im Kopf etwas zum Anziehen rausgesucht und angezogen hatte, machte er sich auch wieder auf den Weg dorthin wo er seinen Freund stehen gelassen hatte. Und hoffte dabei einfach, dass dieser noch da war. Und tatsächlich. Er war nicht gegangen. Schon in dem Moment fiel ihm ein riesiger Stein vom Herzen, doch bei Andrews Reaktion wurde seine Begeisterung noch größer. Er entspannte sich kurz, doch nickte betroffen, als Andrew zurück trat und erneut etwas sagte. "Klar...das war irgendwie leichtsinnig. Aber ich hab mir Sorgen gemacht", murmelte er.

Andrew war gleich auch schon viel erleichterter und das schien seinem Freund genauso zu gehen. Kein Wunder, dieser hatte vermutlich einen Wutanfall seinerseits erwartet. Aber im Moment wollte er eigentlich nichts lieber, als sich von ihm in den Arm nehmen zu lassen. Dieser ganze Stress nahm ihn nämlich dann doch mehr mit als er sich eingestehen wollte. Vor allem, weil er mehr oder weniger nach wie vor immer um sein Leben verhandelte, nicht, dass das etwas besonderes war so als Schmuggler musste er schließlich relativ flexibel bleiben, aber trotzdem wäre es ihm deutlich lieber, wenn er nicht die ganze Zeit im Hinterkopf behalten musste, wie Naya nicht mehr tun musste, als mit dem Finger zu schnipsen und er wäre tot. Und dann auch noch diese Verhandlungen mit störrischen Leadern - und andere Marionettenspieler, die nicht einsehen konnten, dass das alles sein Geschäft war und nicht ihres. Es war für ihn einfach eine viel größere Herausforderung, seitdem sein Privatleben so nah an perfekt heranreichte. Warum wusste er selbst nicht genau, aber auf einmal schien ihm all das so viel mehr Energie zu kosten. "Apropos Naya, die Verhandlung mit Zachary ist nicht besonders gut gelaufen. Er wird es wohl wieder versuchen mich nur für die South-Lemons zu rekrutieren. Unterschätzt Nayas Macht wohl schon wieder.", berichtete er auf seine Gedanken hin auch gleich seine jetzige Situation. Er wollte sowieso noch mit ihm darüber sprechen. Schließlich wusste Zachary genau, dass sie in einer festen Beziehung waren. Und er wollte wirklich nicht, dass Tyler da hineingezogen werden würde. "Ich erzähle dir noch mehr, aber... wäre es nicht erst einmal eine gute Idee den Verhörraum etwas, naja, zu leeren?" Andrew sah ihn auffordernd an. Es durfte wohl klar sein, dass das keineswegs eine Frage gewesen war, auch wenn er sie als solche gestellt hatte. Unnötig länger wollte er den Head nämlich nicht im Haus haben. Davon abgesehen, dass sie, falls seine Leaderin aus irgendeinem Grund auf Tylers Spur kommen würde, absolut am Arsch waren. Obwohl er natürlich nie an Tylers Fähigkeiten was das anging zweifeln würde. Vermutlich könnte er nämlich jeden umbringen oder zumindest entführen, ohne das es jemand bemerkte. Ein beängstigendes Talent eigentlich. Nicht für Andrew natürlich.

Tyler war so unglaublich erleichtert, dass er einen Moment lang den Atem anhielt und einfach genoss, dass Andrew nicht wirklich böse. Außerdem zeigte es einfach wie sehr der Schmuggler ihm vertraute und das erleichtere ihn dazu. Als er die angehaltene Luft ausstieß fühlte er sich so entspannt wie schon lange nach einen solchen Verhör nicht mehr. Andrew wandelte wirklich seine komplette Mentalität und Einstellung. Selbst als der Schmuggler von der Verhandlung zu sprechen begann, konnte es ihn kaum aus der Ruhe bringen. Gut war das natürlich nicht, aber er war auch nicht allzu stark beunruhigt. Vor allem jetzt gerade nicht, wo Andrew mal wieder bewies, dass er ihn wirklich liebte. Er nickte also nur bei Andrews Worten und nickte noch heftiger als dieser auf Charlie verwies, der noch immer in seinen Fesseln schmoren musste. "Klar du hast recht", sagte er. Er zog noch kurz Andrew an sicher heran und drehte sich dann um, um den Raum zu verlassen. Rasch bewegte er sich mit großen Schritten die Kellertreppe hinunter und entdeckte schon am Fuß der Treppe, dass er einen Fehler gemacht hatte. Verdammt. Hab ich ernsthaft die Tür offen gelassen?, überlegte er. Als er den Verhörraum betrat, war er wenig überrascht den Stuhl leer vorzufinden. Charlie war nicht dumm, natürlich, bei offener Tür hätte er sich befreien können. Hatte er sich wirklich so sehr von Andrew ablenken lassen, dass er es total verpeilt hatte die Tür zu schließen. Das war schon peinlich und frustriert verließ der den Raum wieder und ließ die Tür mit einem lauten Krachen zuknallen, bevor er gegen den Rahmen trat. Allzu schlimm war es nicht, schließlich hätte er Charlie ohnehin freigelassen, aber Tyler hasste es etwas zu vermasseln. Er hasste es einfach Fehler zu machen und durch Andrews Anwesenheit hatte er sich einen solchen Fehler erlaubt. Es war nicht Andrews Schuld, im Gegenteil, er warf das Ganze ausschließlich sich selbst vor. Und das machte ihn noch wütender, als er über Charlies Verschwinden ohnehin schon war.