Tyler Mitchells Haus

das Eingangsposting lautete :

Tyler, der aufgrund seines Vaters und seines erfolgreichen Jobs genug Geld hat sich ein eigenes Haus zu leisten, hatte bei dem genaue Vorstellungen. Das Haus ist von ihm selbst designed und voll mit allem Schnickschnack den er so braucht. Das Grundstück ist von einer dicken Betonmauer umgeben und hat ein riesiges Tor durch das man hineingelangt. Von der Straße aus wirkt das Grundstück wie ein Hochsicherheitsgebäude. Das Haus selbst jedoch ist in weiß und grau gehalten und besitzt einen modernen Charme. Es gibt riesige Glaswände und Fenster, die alles sehr offen wirken lassen. Doch die meisten Räume werden kaum genutzt, denn viel wichtiger als Küche, Wohnzimmer und Esszimmer sind natürlich Waffenlager, Trainingsraum und Garage, die mit allem eingerichtet sind, was Tyler so für nötig hält, zB. genug Platz im Keller für Schießübungen.

Tyler richtete seine Jogginghosen. "26 und du?" Er fragte nicht nur auf Höflichkeit, sondern es interessierte ihn wirklich. Er zog einem Föhn aus einer Schublade und reichte ihn Andrew. Dann drehte er sich mit noch nassen Haaren um und kam mit zwei Gläsern Whiskey wieder. Eins stellte er ab, das andere reichte er Andrew. Er fuhr sich durch die nassen Haare und fragte dann: "Wollen wir einen Film gucken? Oder soll ich was zu essen bestellen?" Wenn Tyler ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass er Andrew gerne so lange wie möglich bei sich zu Hause haben wollte. Er musste sich auch eingestehen, dass es eine der ungewöhnlichen Situationen war die er seinem Job jeder Zeit vorziehen würde. Etwas angespannt darüber dass er Andrew tatsächlich mochte, stand er auf und lief ein paar Mal ziellos im Zimmer umher nur um sich dann einen Schluck Whiskey genehmigte.

Andrew nahm zwar beides an, stellte das Glas Whiskey dann aber ab, denn zuerst wollte er sich die Haare trocknen, wenn Tyler schon so nett war ihm einen Föhn zu geben. "Ich bin 27.", antwortete er noch, bevor er den Föhn einschaltete und sich schnell die Haare trocknete. Da er eine Kurzhaarfrisur hatte, ging das relativ einfach, nur dass sie danach etwas abstanden und nicht mehr so geordnet wirken wie zuvor. Auf Tylers Vorschlag hin sah er ihn etwas überrascht an, zuckte dann aber mit seinen Schultern. "Oh, ich weiß nicht.", sagte er etwas unsicher und setzte ein liebes Lächeln hinterher. Klar, das war ein netter Vorschlag gewesen, aber es kam dann doch etwas überraschend. Aber gut, wieso eigentlich auch nicht? Er legte den Föhn hin und griff nach dem Glas Whiskey, trank aber noch nichts daraus. Er stand ein oder zwei Minuten etwas unschlüssig herum, bis er schließlich erneut mit den Schultern zuckte. "Essen klingt aber nicht schlecht.", meinte er und verstärkte noch einmal sein Lächeln.

Tyler nickte nur. Er hatte sich schon gedacht, dass sie beide fast gleich alt waren. Er griff in ein Regal und fischte eine Tube Haargel heraus als er sah, wie Andrew seine Haare betrachtete und reichte sie ihm. Er kippte sein Glas Whiskey runter und stellte es ab. Er war froh, dass Andrew blieb. "Wie wär's mit chinesisch?", sagte er beinahe rhetorisch, stand wieder auf und ging los um eine Speisekarte zu suchen, die er noch irgendwo herumliegen hatte. Als er sie fand bestellte er einfach kurzerhand eine Auswahl an Essen, irgendetwas davon würde beiden wohl schmecken müssen. Er kam zurück ins Badezimmer um sich selbst schnell die Haare zu föhnen. Er sah einige Male dabei von der Seite auf Andrew. Er sah wirklich nicht schlecht aus. Nicht so durchtrainiert und sportlich wie die mit denen Tyler sonst so zu tun hatte. Nein, Andrew hatte etwas süßes an sich. Nicht hilflos. Einfach niedlich.

Da Andrew wusste, das die Frage mehr rhetorisch gemeint war, gab er keine Antwort und nickte einfach nur leicht, während er seine Haare mit dem Haargel wieder in eine halbwegs gute Form brachte. Wobei sie von Natur aus glatt waren und es deshalb nicht allzu schlimm ausgesehen hatte. "Danke.", meinte er dann und stellte die Tube wieder hin. Er fand es schon irgendwie lustig, wie schnell sie sich mehr oder weniger angefreundet hatten. Nicht, dass er etwas dagegen hatte, davon abgesehen, dass er Tyler sehr attraktiv fand und das von Anfang an, was er offenbar einem Anfall von Hormonen zu verdanken hatte. Trotzdem wollte er ihn schon etwas besser kennenlernen, denn es kam relativ selten vor, dass er sich mit jemanden gut verstand, den er erst so kurz kannte. "Hast du eigentlich irgendwelche komischen Macken von denen ich wissen sollte?", fragte er schließlich. Es war keine böse gemeinte Frage, eigentlich mehr aus reinem Interesse. Und es bezog sich auch nicht unbedingt auf Ängste, mehr auf solche Dinge, wie das Sammeln von Irgendetwas oder ein Fimmel.

Tyler, der gerade dabei war seine Haare ebenfalls mit Gel zu richten, zuckte mit den Achseln. "Ich hab Vaterkomplexe, falls du damit was anfangen kannst. Jedenfalls sagt man mir das dauernd." Er überlegte. Dann muste er lachen. "Wenn man ganz ehrlich ist, ist bei mir doch nichts ganz normal. Wer geht denn schon mit 17 von zu Hause weg um Kopfgeldjäger in New York zu werden? Ich habe nichts außer trainieren und meine Arbeit...und mein angebliches Drogenproblem. Aber sonst bin ich doch ganz normal." Er grinste Andrew an stellte die Tube Gel weg. "Und du? Was macht dich so aus?" Er fand es angenehm wie offen er plötzlich mit ihm reden konnte. Offensichtlich war der Schmuggler etwas aufgetaut. Tyler lehnte sich ans Waschbecken und verschränkte die Arme vor der Brust. "Steht dir übrigens hervorragend", scherzte er über den Bademantel, der eindeutig nicht für Andrew gemacht war. Wieder fiel Tyler auf, wie süß er darin aussah. Hatte er gerade wirklich "süß" gedacht? Er meinte natürlich gutaussehend. Männlich. Seufzend fuhr er sich über das Gesicht. Was war nur los mit ihm? Das war doch kein normales Verhalten seinerseits.

Andrew legte seinen Kopf etwas schief, während er kurz nachdachte. Was machte ihn eigentlich so aus? Gut, das war zwar definitiv eine lange Geschichte, aber er beschloss es so kurz wie möglich zu fassen. Langweilen wollte er Tyler jetzt schließlich auch nicht. "Hm, ich hatte... naja, Vergangenheits-verarbeitungsprobleme für eine Weile, oder wie man das nennen sollte. Außerdem hab ich einen Ordnungsfimmel und, oh, ich hab Flugangst.", erzählte er dann und nickte danach, wie um sich selbst zu bestätigen. Das war eigentlich alles, viel schlimmer als das war er nicht. Wobei das was er hatte an Macken schon offensichtlich genug war. Als Tyler über den Bademantel scherzte, grinste er ihn nur frech an und zog den Kragen etwas hoch. "Ich weiß.", meinte er nur mit gespielt arrogant, ehe er leicht lachen musste. Er war ihm zwar auch zu groß, aber wahrscheinlich besser, als wenn er eines von Tylers Oberteilen angezogen hätte. Wahrscheinlich hätte er sie eher als Kleid tragen können und auch ziemlich verloren und noch kleiner als sonst ausgesehen. Nein, da war der Bademantel dann doch besser, fand er zumindest.

Tyler hörte zu als Andrew erzählte, beschoss aber nicht weiter nach zu fragen. Er wollte nicht wieder bei den unangenehmen Sachen hängen bleiben. Er verließ das Badezimmer und bedeutete Andrew ihm zu folgen. Sie gingen wieder ins Wohnzimmer, wo sich Tyler gleich auf die große anthrazitfarbene Couch fallen ließ und neben sich deutete, wo Andrew sich hinsetzen sollte. Es würde noch kurz dauern, bis das Essen kam. Plötzlich bekam Tyler einen Einfall. Keinen guten, aber er war schließlich bekannt für seine Intuition und seine dummen Ideen, also beschloss er ihn ganz frei heraus zu fragen: "Sag mal Andrew...ich hoffe es macht dir nichts aus, wenn ich dich frage...aber...stehst du eigentlich auf Männer?" Er merkte selbst wie er plötzlich ins Stocken geriet und ihm das Blut in den Kopf schoss. Das hätte er nicht fragen sollen. Mal wieder hatte er nicht nachgedacht. Trotzdem interessierte ihn die Antwort Andrews. Er hatte so einen Eindruck bekommen. Es konnte natürlich auch durchaus sein, dass er falsch lag.

Andrew machte die Frage überhaupt nichts aus und er setzte sich einfach lächelnd neben Tyler hin, während er ihn beinahe belustigt ansah. Äußerlich wurde er zwar außerdem noch etwas rot auf den Wangen, aber das störte ihn nicht groß. "Und ich dachte die Designerklamotten und meine Erscheinung reichen völlig aus. Aber ja, ich bin schwul.", antwortete er schließlich einfach ehrlich und zuckte mit seinen Schultern. Es machte ihm nicht mehr so viel aus es Leuten zu erzählen, da er so viel positives Feedback in all den Jahren in New York bekommen hatte. Und seine schrecklichen Erfahrungen aus der High School hatten ihn vielleicht geprägt, aber langsam konnte er darüber hinwegsehen. Auch wenn er nicht davon ausging, dass er diese Mangel und Eigenschaften von damals jemals wegbekommen würde. Den Ordnungsfimmel und die Vertrauensprobleme ganz vorne in der Reihe stehen. "Darf ich jetzt auch zurückfragen, auf wen oder was du stehst oder würde das jetzt komisch wirken?", fragte er dann nach einer kleinen Weile. Es war schließlich für manche eine relativ schwierige Frage. Für ihn war es das früher ja auch gewesen. Nein, da war es eher eine katastrophale Frage gewesen und wahrscheinlich hätte er keinen Ton herausbekommen. Zum Glück war das aber schon fast zehn Jahre her.

Tyler hatte mit der Frage gerechnet. Er war erleichtert, dass Andrew die Sache so locker genommen hatte, also rückte er auch relativ zügig mit der Antwort heraus. "Beides. Also ich stehe auf Frauen und Männer", sagte er und grinste schief. "Ich bin bi." Wie oft hatte er schon gehört, dass er sich wohl einfach nicht entscheiden konnte, nie aus der Pubertät rausgekommen sei, es wäre nicht natürlich. Und eigentlich rechnete er mit einer ähnlichen Reaktion von Andrew, der sich wenigstens auf Männer beschränkte. Doch tief in sich drin hoffte er, dass der Schmuggler nicht so reagieren würde. Doch auch wenn nicht, würde es nicht bedeuten, dass er ihn minder mögen würde. Er war es ja inzwischen gewöhnt, also würd es ihm nicht ganz so viel ausmachen, wenn er das so sehen sollte. Trotzdem wäre es schön, wenn die erste Person in Jahren mit der er sich auf Anhieb verstand, ihn einfach akzeptieren würde wie er war.

Andrew musste sagen, dass ihn die Antwort etwas überraschend traf, aber keinesfalls negativ. Davon abgesehen, dass sich ein kleiner Teil in seinem Hinterkopf freute, auch wenn er sich selbst noch nicht ganz schlüssig war worüber. Heute hatte er wirklich einen Tag voller Hormonanfälle und er konnte über sich selbst deshalb eigentlich nur den Kopf schütteln. Er war ja nicht mehr in der Pubertät, wo so etwas völlig normal war. "Okay.", meinte er also einfach und zuckte mit seinen Schultern. Er war niemand, der Menschen nach ihrer Sexualität beurteilte und außerdem konnte sie doch jeder so ausleben wie er wollte. Und gerade weil er so seine Erfahrungen gemacht hatte, wusste er wie schwierig das für manche war, auch wenn er noch immer nichts von Dingen wie Prostitution hielt, denn so etwas war einfach nur Missbrauch. Er musterte Tyler einmal leicht von oben bis unten und wieder retour. "Ich meine, es ist ja nicht so, dass man sich in eine komplett andere Person verwandelt, wenn man so etwas sagt.", fügte er schließlich hinzu und lächelte wieder freundlich, wie meistens. Er konnte aber von sich selbst auch behaupten, dass er für jemanden, der in das Straßenleben involviert war, ziemlich nett war. Nicht, dass das immer von Vorteil war, aber persönlich half es oft weiter.

Tyler öffnete leicht den Mund und lächelte. Er drehte sich zur Seite und sah Andrew an. "Das stört dich nicht? Kein bisschen?" Gut, wieso sollte es ihn auch groß stören. Schließlich kannten sich die beiden auch erst seit heute. Er sah zuerst aus dem Fenster, drehte sich dann aber zu Andrew, damit er ihn richtig ansehen konnte. "Vielleicht geht dir das zu weit, aber wo wir gerade beim Thema sind: Hast du einen Freund?" Tyler wusste nicht wieso er das fragte und wieso ihn das interessierte. Es konnte ihm doch egal sein. Okay, eigentlich wusste er schon wieso es ihn interessierte. Er wollte es nur nicht zugeben. Absolut nicht. Er wusste ganz genau wie schlecht es für ihn war, oder wie schlecht er es glaubte, eine persönliche Bindung zu einem anderen Menschen aufzubauen. Er bekam immer Angst demjenigen könnte etwas zustoßen. Er kaute nervös auf seiner Unterlippe herum und hoffte, dass Andrew sagen würde, dass er einen Freund hatte. Vielleicht erledigte das ja die Sache und Tyler musste sich keine Sorgen um mögliche Gefühle für den Mann neben sich machen.

"Nein, noch nicht einmal ein kleines bisschen." Andrew schüttelte lächelnd den Kopf und drehte sich etwas mehr zu Tyler, damit er besser mit ihm reden konnte, jetzt wo sie schon bei solchen wichtigen Fragen waren, die oft zwar simpel zu beantworten waren, aber doch persönlich tief drin saßen. Tylers nächste Frage erstaunte ihn zwar nicht unbedingt, aber erwartet hätte er sie auch nicht. Er lehnte sich etwas zurück und trank erst einmal sein Glas Whiskey leer, das er schon die ganze Zeit unbeachtet in der Hand gehalten hatte, aus irgendeinem unerfindlichen Grund, ehe er antwortete. "Nein, ich habe keinen Freund." Um ehrlich zu sein, hatte er noch nie einen richtigen Freund gehabt. Zwar war er keine Jungfrau mehr oder total unerfahren, aber die einzige Beziehung, die er je gehabt hatte war auch relativ schnell wieder vorbei gewesen, weil er sich dank seines Berufs kaum Zeit für anderes nehmen konnte. Wahrscheinlich ging es Tyler genauso, aber er beschloss trotzdem auch nachzufragen, wobei ihm ehrlich gesagt diese Frage schon etwas länger auf der Zunge brannte, selbst wenn er ihn noch nicht lang kannte, und das vielleicht nicht völlig nur aus bloßer Neugier. "Und wie sieht es bei dir aus? Freund? Oder Freundin?"

Tyler hatte gemischte Gefühle. Schön, er hatte keinen Freund. Aus irgendeinem Grund freute ihn das. Aber es bedeutete auch, dass er so leichter seinen neu entdeckten Gefühlen nachgeben konnte. Er sah Andrew fest in seine niedlichen Welpenaugen und lächelte. "Nein, weder noch. Aber das hast du dir bestimmt gedacht. Das hier", er deutete mit ausgebreiteten Armen um sich,"sieht nicht nach Freund und schon gar nicht nach Freundin aus, oder?" Er lachte und sagte, wieder ohne nachzudenken: "Und wenn ich in einer Beziehung wäre würde mein Partner mir wohl kaum so attraktiven Besuch erlauben." Die letzten Worte hustete er eher las dass er sie sprach. Er blickte auf sein Glas. Leer. Na toll. Er musste sich wirklich angewöhnen mal über seine Worte nachzudenken. Jetzt stand er mit beiden Füßen in einem riesigen Fettnäpfchen aus dem er sich wohl nicht mehr retten konnte. Weil er nicht wusste was er als nächstes tun sollte saß er also nur mit hochrotem Kopf neben Andrew und verfluchte sich selbst. Musste er denn auch alles kaputt machen?

Andrew fand es jetzt nicht allzu schlecht, dass er weder einen Freund noch eine Freundin hatte, aber sein letzter Satz, dessen Ende er fast nicht verstanden hatte, ließ ihn komplett rot anlaufen. Kurz öffnete er den Mund und suchte nach geeigneten Worten, schloss ihn dann aber wieder. Eigentlich war ja nichts großes dabei, jemand anderen attraktiv zu nennen, nur konnte Andrew überhaupt nicht mit Komplimenten umgehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit brachte er schließlich ein leises "Ähm, d-danke schätze ich." heraus. Er sah dabei allerdings nicht mehr Tyler an, sondern fand plötzlich den Boden irrsinnig interessant. Dann versuchte er leicht zu lächeln und sah ihn wieder an. "Sorry, es ist nur... ich bin nicht so gut mit Komplimenten.", nuschelte er dann schnell, denn es war ihm schon peinlich genug, dass er so rot geworden war. Dass Tyler selbst auch nicht mehr ganz weiß war bemerkte er erst gar nicht, da es ihm selbst peinlich genug war. Er hasste so etwas einfach, denn er wünschte sich oft, er könnte dann einfach so cool reagieren wie viele andere. Vor allem bei seinem Alter war das eigentlich ganz schön peinlich, fand er zumindest.

Tyler hustete noch ein paar Mal und hoffte, dass er nicht mehr ganz so rot war, dann sagte er mit brüchiger Stimme, die so gar nicht zu ihm passte: "Und ich bin leider ziemlich schlecht darin meine Komplimemte am richtigen Zeitpunkt zu machen." Er stand auf und füllte beide Gläser wieder mit Whiskey. Als er sich wieder etwas gefasst hatte setzte er sich wieder hin. Und plötzlich schien er von einer Sekunde auf die nächste völlig verrückt zu spielen. Er hatte das plötzliche Verlangen Andrews Kinn anzuheben, damit er nicht mehr auf den Boden starrte. Er wollte ihm den Kragen des Badematels richten. Er wollte ihm sagen, dass seine Augen total süß waren und er sie unglaublich gerne sah. Aber dieses Mal dachte er nach. Vielleicht war er aber auch noch so in Schock, dass er sich kaum regen konnte. So saß er einfach eine Weile da und betrachtete alles mögliche um sich herum. Trotzdem wanderte sein Blick immer wieder zu Andrew.

Andrew lachte leicht nervös und ließ seinen Blick von Tyler zur Decke und wieder zurück gleiten. Er war zwar noch immer relativ rot und sein Herz schlug so laut, dass man es wahrscheinlich noch kilometerweit hören konnte, aber langsam ging es wieder. "Schon okay.", meinte er schließlich und riss sich zusammen nicht wieder zu stottern beginnen, denn mehr lächerlich wollte er sich jetzt auch nicht machen, denn er könnte schwören, dass Tyler seinen Herzschlag hören konnte. Gott, jemand der auch attraktiv ist, findet das du gut aussiehst, bekomm dich wieder ein, Andrew., schimpfte er sich selbst, aber es half nicht wirklich. Kurz herrschte ein Art peinliches Schweigen, aber das wollte Andrew auch nicht haben, nur weil er nicht gut mit Komplimenten konnte. Er lächelte also wieder und zuckte mit seinen Schultern. "Sollen wir das Thema lieber lassen?", fragte er schließlich und sah Tyler fragend an. Er meinte nicht generell das gesamte Beziehungsthema, aber einfach nur das was Komplimente anging. Denn so gern er es auch leugnen würde, Tyler selbst sah umwerfend gut aus und das lag nicht nur an seiner muskulösen Erscheinung oder Andrews anscheinend plötzlichen Hormonanfällen.

"Gott, ja! Ich trete nur von einem Fettnäpfchen ins andere wenn das so weiter geht." Tyler trank noch einen Schluck Whiskey. Verdammt nochmal, wie kann ein Mann denn so süß aussehen?, fragte sich Tyler und wollte sich am liebsten selbst ohrfeigen. Plötzlich hörte Tyler das Klingeln vom Eingangstor. Er sprang auf und lief etwas zu hastig zur Anlage um den Bringdienst herein zu lassen. Er musste sich abregen und einen kühlen Kopf bewahren, genau. Am Anfang hatte er diese Gefühle doch noch nicht. Wo kam das auf einmal her? Er konnte ja schlecht seinen Dealer vögeln. Oder? Scheiße Mann, das geht eindeutig zu weit. Tyler ging zur Tür und nahm das Essen in Empfang. Er bezahlte den Lieferanten und schloss wieder die Tür. Das Tor würde automatisch schließen. Er ging zurück ins Wohnzimmer und als er Andrew erblickte, der noch immer auf der Couch saß, schlug sein Herz einen Takt höher. In dem weißen Bademantel sah er aus wie ein süßer kleiner Engel. Moment was? Engel? Ich verliere den Verstand, dachte er als er das Essen auf dem gläsernen Couchtisch verteilte.

Andrew wurde durch die Antwort noch ein Stück roter und war so unendlich erleichtert, dass es in dem Moment am Eingangstor klingelte. So hatte er zumindest Zeit kurz seine Gedanken zu sortieren. Oder zumindest dachte er das. Jetzt wo er alleine war, kamen ihm nur noch Schlimmere als zuvor. Klar, Tyler sah gut aus und alles und dazu war er auch eigentlich ein netter Typ, aber das konnte doch nicht normal sein. Die anderen Kerle die ihm normalerweise begegneten waren ja auch nicht unbedingt hässlich und er dachte nicht so viel über sie nach. Gerade jetzt erinnerte er sich natürlich an die Aktion vom Schießstand und wurde nur noch roter. Okay, er musste sich abkühlen, denn ansonsten würde das noch richtig peinlich werden, also atmete er ein paar Mal tief durch und wartete dann auf Tyler mit dem Essen. Zur Not konnte er sich zumindestens so viel Essen in den Mund stopfen, dass er nichts mehr sagen konnte. Als Tyler dann das Essen auf dem Couchtisch verteilte, fiel ihm überhaupt etwas auf. "Sag mal hab ich mich jetzt auf eine komische Art und ohne es zu merken einladen lassen oder muss ich mich schuldig fühlen?", fragte er dann einfach gerade heraus. Klar, er hatte seine Geldtasche dabei, aber die war in seiner Hosentasche und er hatte gerade nicht wirklich die Muse aufzustehen und sie zu holen. Klar, er konnte das auch noch später machen, aber er war sich nicht ganz sicher, ob es jetzt unhöflicher hinüberkam, wenn er sich einladen ließ oder er darauf bestand, dass sie sich die Rechnung teilten.

"Klar, lade ich dich ein. Wer lädt seinen Dealer schließlich nicht zum Essen bei sich zu Hause ein, nachdem sie in Boxershorts schwimmen waren." Er lachte aber innerlich schlug ihm das Herz bis zum Hals. "Nein, im ernst. Du bist eingeladen. " Es war ja wohl nicht so, als würde Tyler das unglaublich viel ausmachen das Essen zu bezahlen. Das Geld hatte er schließlich. Außerdem war es doch romantisch...Stop! Nicht schon wieder. Konnten sich diese Gefühle nicht einfach verkrümeln? Er griff sich einfach das nächstbeste Essen um sich abzulenken. Frühlingsrollen. Lecker. Aber auch das Essen konnte seine Gefühle nicht in Schach halten. Dieser Bademantel...der muss w...stop! Bedien dich einfach", sagte Tyler, einfach damit er nicht so blöd schwieg. Aber er hatte bei jedem Wort Angst das falsche zu sagen. Er stellte sein Essen wieder auf den Tisch und nahm wieder einen Schluck Whiskey. Er stellte das Glas klirrend ab. Seine Hand zitterte leicht und in seinem Bauch kribbelte es so unglaublich, dass er nicht sagen konnte ob das Gefühl schön war oder nicht. Er drehte sich wieder zu Andrew und plötzlich sah er nur noch seine perfekten Lippen. Sie hatten eine wunderschöne Form und ehe er sich versah hatte er sich schon vorgebeugt und die eigenen darauf platziert. Sie fühlten sich weich an. Anders als er es sich vorgestellt hatte. Was hatte er sich überhaupt vorgestellt? Seine große Hand legte er seitlich an Andrews Gesicht und sie rutschte langsam in seinen Nacken. Die Gefühle die plötzlich in ihm explodierten hatte er lange nicht mehr gespürt. Wenn er sie denn überhaupt kannte.

Andrew musste über seinen Kommentar zwar lachen, wurde aber trotzdem leicht rot. Er kratzte sich leicht verlegen am Nacken, weil er es wirklich extrem nett, nein, eher süß fand, dass Tyler ihn einlud. Dann murmelte er noch ein schnelles "Danke.", ehe er sich mehr oder weniger mit dem Essen ablenkte, was äußerlich zwar funktionierte, aber nicht unbedingt innerlich. Er liebte chinesisches Essen zwar wirklich, aber seine Augen hatten eindeutig etwas anderes Tolles gefunden, um sich darauf zu fixieren. Als Tyler dann auf einmal sein Glas klirrend auf den Tisch stellte, sah er ihn leicht forschend an und wollte gerade nachfragen, ob alles in Ordnung wäre, aber dazu kam er gar nicht erst. Einen Moment hatte er absolut keine Ahnung, was gerade los war, bis er Tylers Lippen auf seinen eigenen spürte. Sein Herzschlag beschleunigte sich um ein vielfaches und er schloss seine Augen, ehe er einfach seine Arme um seinen breiten Nacken schlang. Er ging einfach auf den Kuss ein, ohne viel nachzudenken, während in seinem Bauch ein Schmetterlingsschwarm losbrach und hinter seinen geschlossenen Augenlidern Feuerwerke explodierten. Und später konnte er mit Fug und Recht behaupten, dass das der beste Kuss gewesen war, den er seit langer Zeit gehabt hatte. Nein, vielmehr der beste Kuss, den er überhaupt jemals gehabt hatte. Noch nie hatte er jemand mit so viel Gefühl geküsst, wobei sie sich noch gar nicht so lange kannten, aber auch darüber konnte er sich noch später Gedanken machen, jetzt war erst einmal etwas anderes wichtiger. Viel wichtiger, um genau zu sein.

Tyler, der anfangs nur sanft und forschend geküsst hatte, war von Andrews Reaktion vollkommen überrumpelt. Als er seine Arme um sich geschlungen spürte, vertiefte er den Kuss und seine Hände wanderten Andrews Rücken hoch und runter. Das Gefühl war für ihn unbeschreiblich. Er war so froh, dass Andrew den Kuss und vermutlich sogar seine Gefühle für ihn erwiderte. Sein Herz schlug so heftig, dass er glaubte es würde ihm gleich aus der Brust springen. Er löste eine Hand von Andrews Rücken und ließ ihn sanft auf der Couch nach hinten fallen. Mit der freien Hand stütze er sich ab. Das Kribbeln in seinem Bauch breitete sich auf den ganzen Körper aus und ihm wurde angenehm warm. Langsam löste er seine Lippen von Andrews und er schnappte nach Luft. Außer Atem sagte er: "Das war unglaublich!" Er sah Andrew tief in die Augen und ließ seine Hand weiterhin über seinen Rücken wandern. Er wusste nicht was aus dieser Sache werden würde aber für den Moment war es unbeschreiblich genial.

Andrew schnappte keuchend nach Luft, als sie den Kuss lösten. Er wusste nicht warum das hier passiert war, aber es fühlte sich richtig an. Deshalb sah er einfach Tyler in seine schönen grünen Augen und lächelte schließlich. "Das kannst du laut sagen.", meinte er dann außer Atem und wurde leicht rot, aber die Hand auf seinem Rücken beruhigte ihn beinahe schon und er musste einfach nur leicht lachen. Zumindest jetzt machte er sich keine Gedanken darüber, was später kommen würde. Im Moment war er völlig damit zufrieden Tyler in die Augen zu sehen, die Schmetterline in seinem Bauch zu spüren und versuchen wieder genügend Luft zu bekommen, denn diese Aktion war doch etwas überraschend gekommen, zumindest für ihn. Schließlich bemerkte er, dass er noch immer seine Arme in Tylers Nacken hatte und nutzte diesen Umstand aus um ihm noch einen Kuss, diesmal aber einen kürzeren, auf die Lippen zu drücken, denn er konnte einfach nicht widerstehen. Sein Herzschlag beruhigte sich langsam wieder ein bisschen und er hatte nicht das Gefühl, dass sein Herz gleich aus der Brust herausspringen würde oder seine Brust explodieren musste.

Bei dem zweiten Kuss, der diesmal kürzer, aber nicht weniger schön war, war Tyler zu benommen um richtig zurück küssen zu können. Er atmete noch immer schwer als er sagte: "Du hast wunderschöne Augen. Das solltest du wirklich ernst nehmen. So etwas habe ich noch nicht mal einer Frau gesagt." Er konnte es einfach nicht fassen, dass er Andrew geküsst hatte und das auch noch erfolgreich. Sein Brustkorb hob und senkte sich noch immer mehr als gewöhnlich, als er seine Hand von Andrews Rücken nahm und ihn sanft auf die Coch drückte damit er auf dem Rücken drauf lag. Dann platzierte er sich selbst über ihn, nahm dessen Kopf zwischen die Hände und küsste ihn noch mal. Er öffnete leicht den Mund um seine Zunge in Andrews Mund schieben zu können, aber erst vorsichtig und forschend um dessen Reaktion ab zu warten. Er wollte nichts überstürzen, konnte aber auch noch nicht genug von ihm bekommen.

"Danke.", murmelte Andrew leicht verlegen auf das Kompliment hin. Das hatte ihm so noch niemand gesagt. Die meisten Leute hielten sein Aussehen nämlich für durchschnittlich, da er so unscheinbar wirkte. Für seinen Beruf war das natürlich perfekt. Davor, dass er plötzlich auf dem Rücken auf der Couch lag mit Tyler über sich, war er zwar nicht unbedingt vorbereitet, aber es fühlte sich trotzdem richtig an und auf eine gewisse Art und Weise auch sicher. Er konnte sich aber auch nicht allzu viele Gedanken darüber machen, was Tyler jetzt vorhatte, denn dieser küsste ihn schon wieder und er schloss sofort die Augen, um den Kuss auch richtig geniesen zu können. Erneut beschleunigte sich sein Herzschlag etwas, aber es war weniger fest als zuvor, da seine Lippen schon fast etwas vertrautes hatten. Als er spürte, wie er seinen Mund öffnete zögerte er einen Augenblick, ehe er sich entspannte und seiner Zunge Einlass gewährte. Es dauerte auch nicht mehr lange, bis er mit seiner eigenen ebenfalls aktiv wurde und den Kuss leicht stürmisch erwiderte. Er war zwar nach wie vor nicht der aufdringliche oder ungestüme Typ, aber diese Gefühle, die er dabei verspürte, wenn er ihn küsste, waren einfach zu stark, als dass er sie ignorieren konnte. Er seufzte leicht in den Kuss hinein, überglücklich.

Tyler seufzte leise und strich mit der flachen Hand sanft über Andrews Nacken. Er war so überrascht und überglücklich, dass alles so reibungslos funktioniert hatte. Über die Zukunft konnte und wollte er nicht nachdenken. Vorallem wusste er nicht wie Andrew sich das vorstellte. Bisher waren es ja nur ein paar unglaublich gute Küsse auf der Wohnzimmercouch. Er ging mit den Lippen ganz nah an sein Ohr und flüsterte: " Ich kann nicht glauben, dass das gerade passiert ist. Das ist echt zu schön um wahr zu sein", bevor er noch kurz mit seinen Lippen darüber strich, nicht mehr als der Hauch von einem Kuss aber es gab ihm ein Gefühl von Vertrautheit. Sein Blick fiel auf den Bademantel und er rückte so gut es ging den Kragen zurecht, nur dass das nicht ganz so leicht war. Schließlich war er Andrew immer noch viel zu groß. Am liebsten hätte ihm den Bademantel einfach ganz ausgezogen, aber das ging nicht. Er wollte nicht zu weit gehen und möglicherweise alles kaputt machen. Er wollte viel lieber den Moment genießen, in dem er auf ihm drauf lag und noch einen zarten Kuss gab.