Charlie Fillions Wohnung

Eine moderne, offene Wohnung, eher stadtmittig. Zwar verdient der 19-Jährige nicht allzu viel, bekommt aber monatlich einen Zuschuss seiner Eltern, weshalb er sich eine solche Wohungssituation leisten kann, ausserdem ist es nicht allzu groß. Außer ihm wohnt hier nur noch seine Katze.

cf: The Lady's House

Charlie öffnete die Tür, warf den Schlüssel wie gewohnt auf die Kommode im Flur und trat dann ein paar Schritte nachvorn. Es dauerte wie erwartet keine zwei Herzschläge, bis Mittens um die Ecke gelaufen kam und sich an seinen Beinen rieb, um ihn zu begrüßen. Automatisch musste Charlie grinsen, hockte sich kurz vor die dunkel getiegerte Katze und strich ihr über den Kopf, ehe er sich wieder aufrichtete und in die Küche ging - Natürlich trug er Mittens dabei mit sich. Naya jedes Mal hereinzubitten, war ihm irgendwann zu anstrengend geworden und seid dem sagte er nichts mehr dazu, immerhin würde er nicht zustimmen, zu ihm zu gehen, wenn er Naya nicht in der Wohnung haben wollte. "Willst du was trinken?" fragte er trotzdem, stellte aber schon zwei volle Gläser auf die Theke in der Küche, nachdem er Mittens wieder auf dem Boden abgesetzt hatte. Er gähnte, hielt sich dabei die Hand vor den Mund und lehnte sich leicht an die Kante der Theke. Eine Weile hatte er den Blick nach draussen gerichtet, sah aber schließlich zu Naya. "Die Neue scheint nett zu sein, ich frag mich ob sie auch was drauf hat." meinte er und nickte leicht. Das er damit Thalia meinte, war eigentlich offensichtlich.

cf: The Lady's House [13th Street Gang]

Naya ließ ihren Schlüssel gleich neben seinem liegen. Da hier ihn sowieso niemand klauen konnte und man außerdem problemlos auseinanderkannte, wem welcher gehörte, hatte sie es sich irgendwann so angewöhnt. Außerdem konnte sie einfach nicht anders, aus alter Gewohnheit, als sie noch zusammengelebt hatten. Sie folgte ihm in die Küche und gesellte sich zu ihm. Aber statt sich neben ihm wegen die Theke zu lehnen, setzte sie sich einfach darauf. "Danke.", meinte sie einfach zu dem Glas und lächelte leicht. Sie hätte sowieso ja gesagt, also wieso sollte er warten? Er kannte sowieso meistens ihre Anworten. Sie hörte auf, als er schließlich mit Thalia anfing und sie nickte leicht. "Ja, mal sehen. Trotzdem... bin ich nicht hergekommen um über die Gang zu reden.", sagte sie schließlich mit einem leicht sanften aber bestimmten Unterton. Sie hatte ihn bis vor vier Tagen wirklich vermisst, auch wenn sie sich zuerst nicht ganz sicher war. Dann hatte sie aber eingesehen, dass man seinen besten Freund konnte man nicht einfach so ein paar Wochen ignorieren konnte. Sie musterte ihn kurz vor der Seite und nahm derweilen ihr Glas. "Also, was hast du in der ganzen Zeit wo ich dich nicht gesehen habe so getrieben?" Naya sah ihn fragend und ehrlich interessiert an. Natürlich wollte sie wissen, was er so angestellt hatte ohne sie. Obwohl das meiste wahrscheinlich Mittens beinhaltete und somit nichts allzu spannend war, zumindest vermutete sie das. Aber trotzdem wollte sie es wissen und wenn sie sich dazu noch 100 mehr Katzenbilder ansehen musste. Auch wenn sie ganz niedlich waren, was sie aber natürlich nie zugeben würde. Charlie wusste es wahrscheinlich sowieso, wie sie eigentlich dachte, gut genug kannte er sie ja. Einen Moment wurde sie leicht nachdenklich und dachte darüber nach, wie sehr sie sich beide in den letzten Jahren verändert hatten, seit sie sich kannten. Sie lehnte sich leicht zurück und nahm erst einmal einen Schluck aus ihrem Glas. "Weißt du was ich manchmal vermisse? Die Zeit als wir noch zusammengelebt haben."

Charlie stieß ein amüsiert klingendes Schnauben aus und grinste wieder leicht. Es war so vertraut, einfach nur rumzustehen oder zu sitzen und mit Naya zu reden, ohne die Blicke der restlichen Gang und vorallem der älteren Mitglieder auf sich zu spüren. Sie hatte recht; jetzt, nachdem sie endlich mal wieder etwas zusammen machen konnten, sollten sie nicht über die Gang reden, auch wenn Charlie das manchmal einfach automatisch tat. Den Blick hatte er inzwischen wieder nach vorn,gerichtet, hob ihn jedoch wieder zu Naya, als er merkte, dass sie ihn leicht musterte. Zwar hatte er sich in den paar Wochen wohl kaum verändert, allerdings war es auch für ihn nicht gerade toll gewesen, Naya so lange nicht zu sehen und wenn, dann nur in ihrer Rolle als Leaderin. "Nichts besonderes. Nichts besonders lebensmüdes." meinte er mit einem Schulterzucken und lachte kurz. Er konnte sich vorstellen, wie nervenauftreibend es sein müsste, mit ihm in einem Raum zu sitzen, wenn er Langeweile hatte. Naya kannte ihn in einer solchen Situation und wusste, dass er nicht selten auf irgendwelche dummen Ideen kam. Früher hatte ihn Naya von der ein oder anderen Sache abgehalten, da sie jetzt jedoch nichtmehr zusammenwohnten konnte sie nichtmehr all seine Ideen mitbekommen, was vermutlich aber sogar besser war, denn sonst würde Naya wahrscheinlich noch gestresster sein, als sie es als Leaderin ohnehin schon war. Von der zwischenzeitigen Panikattacke, die er in den Wochen gehabt hatte, erzählte er dagegen nichts. "Und du?" Ihre nächste Bemerkung ließ ihn kurz nachdenken. "Mh... Jetzt muss ich ja alles alleine aufräumen." gab er schließlich mit scherzendem Unterton zurück und stieß Naya leicht in die Seite.

Naya sah ihn bei seiner Antwort leicht zweifelnd an. Dass er wirklich rein gar nichts lebensmüdes angestellt hatte, konnte sie ihm fast nicht abnehmen. Trotzdem musste sie leicht schmunzeln und zuckte bei seiner Gegenfrage mit den Schultern. Zuerst war sie sich nicht sicher, ob sie es ihm erzählen sollte, aber schließlich entschied sie sich doch dafür. Immerhin war er ihr bester Freund. "Ich hab mich wieder auf diese Tabletten setzen lassen.", meinte sie mit etwas gesenkter Stimme, denn ganz stolz darauf war sie nicht. Seit sie damals mit Charlie eingezogen war, brauchte sie sie eigentlich nicht mehr, weil er einen tollten Job darin gemacht hatte sie von allem abzulenken, aber in letzter Zeit hatte sie einfach zu viel über ihre Vergangenheit nachgedacht und den ganzen Tag hinter Akten zu sitzen machte einen auch nicht unbedingt fröhlich. Es waren keine wirklichen Antidepressiva, aber sie beinhalteten ebenfalls Glückshormone und es ging aber hauptsächlich darum, dass sie sich nicht allzu oft an ihre Vergangenheit dachte und sich auf andere Dinge fixierte. Dabei ging es eigentlich nicht um ihren ersten Mord, sondern viel mehr alles was danach passiert war und natürlich davor. Aber das musste sie ihm kaum erzählen, denn das wusste er alles. Auf sein scherzendes Kommentar musste sie leicht lachen. "Arschloch.", murmelte sie, meinte es aber natürlich nicht ernst. Sie wusste ja, dass es nur ein Scherz gewesen war. Obwohl er eigentlich schon recht hatte. Obwohl für sie dass ja jetzt andere Leute erledigten. Das Haus wäre aber auch einfach zu groß für eine Person zum Aufräumen. Sie musste ein bisschen grinsen.

Charlie stieß leise die Luft aus der Nase aus und hievte sich ebenfalls auf die Theke, um neben Naya zu sitzen. Seiner Meinung nach hatte es niemanden von ihnen beiden richtig gut getan, dass sie in getrennte Wohnungen ziehen mussten, immerhin zog er so alleine immer blödere Aktionen durch, während Naya sich wieder auf die Tabletten setzen ließ. Er wusste genau, was diese bewirken sollten. Anscheinend schien Naya wieder öfter an ihre nicht allzu rosige Vergangenheit zu denken, was nachvollziehbar war, immerhin musste sie einiges, was die Gang betraf, regeln und hatte viel Zeit für sich und somit viel Zeit zum nachdenken. Kurz legte Charlie den Arm um Naya's Schultern, gab ihr allerdings kein Gefühl, als hätte er Mitleid, immerhin wusste er von sich selbst wie man sich fühlte, wenn man mit Mitleid überhäuft wurde, und das war kein sehr angenehmes Gefühl. Ihre kurze Beleidigung nahm er mit einem Grinsen an, bevor er sich leicht und nur kurz gegen sie lehnte und dann den Arm sinken ließ. "Du brauchst wieder eine tägliche Dosis Charlie." meinte er, schüttelte dann aber den Kopf und versuchte für Naya, etwas ernst zu bleiben. "Nein. Sieh's als Starthilfe." Er lächelte leicht, ohne sie anzusehen, bis er wieder leicht den Kopf schüttelte. Stärke war etwas, wovon Naya genug hatte, um ihre Vergangenheit zu vergessen oder damit abzuhaken. Vielleicht nicht direkt, aber Charlie war fest davon überzeugt, dass sie es schaffen würde. "Ich wollts dir eigentlich nicht sagen, aber ich hatte wieder eine Panikattacke. Zum Glück war ich hier und nicht mitten in der Stadt und wow, ich habe nur ein Glas umgefegt." Er zwinkerte ihr zu, bevor er nach seinem Getränk griff und ein paar Schlucke trank. Noch eine Sache, die an dem Umzug nicht sehr vorteilhaft war, immerhin musste Charlie jetzt alleine mit der Panikstörung zurechtkommen, auch wenn er das ab und zu nicht wirklich schaffen wollte. Ihm fehlte Naya's beruhigende Art, auch wenn er natürlich nicht zugeben würde, dass es so war.

Naya mochte seine Art schon alleine deswegen, weil er nie jemanden bemitleidete und es selbst auch nicht erwartete, dass es jemand bei ihm tat. Denn sie wusste, dass sie es schaffen konnte alles zurückzulassen und außerdem war sie nicht schwach. Das Problem waren nur diese entmutigenden Rückschläge. Entmutigend deshalb, weil sie viel zu schnell die Geduld verlor, vor allem was sich selbst anging. Bei der Gang war das natürlich anders. "Vielleicht hast du Recht.", meinte sie schließlich und lächelte zurück. Es als eine Starthilfe zu sehen war natürlich optimistisch, aber in dieser Sache war etwas Optimismus auch angebracht. "Aber ich nehme auch gerne die Starthilfe und eine tägliche Dosis Charlie.", fügte sie schließlich hinzu und zwinkerte ihm zu. Natürlich war es keine schlechte Entscheidung gewesen auseinanderzuziehen, wenn man bedachte, dass sie jetzt als Leaderin natürlich ihren Platz brauchte. Außerdem wäre das mit den anderen Mitgliedern auch nicht unbedingt zu vereinbaren gewesen, es gab jetzt schon genügend Tratsch über die beiden, wobei Naya das natürlich auch harsch unterbinden konnte. Aber ob das so klug war bezweifelte sie. Trotzdem war es auch keine gute Entscheidung gewesen, wenn man an die ganzen negativen Seiten dachte. Sie trank einen Schluck aus ihrem Glas und hörte ihm zu, während er wieder zu reden begann. Einen Moment legte sie ihre Hand auf seine Schulter und drückte leicht zu. "Das wirst du schon noch schaffen und wenn nicht, du hast meine Nummer.", meinte sie etwas ernster, aber nicht aufdringlich. Dann grinste sie leicht und fügte noch ein scherzendes "Ich zieh auch sofort wieder hier ein." hinzu. Wobei sie es natürlich schon machen würde. Solange sie dann nicht in fast jedem Zimmer einen nervigen Satz Akten stehen hatte und generell eine halbe Bücherei. Außerdem war ihr Haus ganz schön groß für eine Person, wobei man auch sagen musste, dass sie selten allein war. Geschäftspartner, Gäste, Putzfrauen, Gärtner und ihr Koch waren meistens dort vertreten, auch wenn es durchaus vorkam, dass sie alle aus dem Haus scheuchte, weil sie Ruhe haben wollte.

Charlie nickte knapp, als er ihre Hand auf der Schulter spürte. Es hatte schon Tage gegeben, in denen er mitten in der Nacht angerufen hatte, um Naya etwas zu erzählen, was eigentlich total nebensächlich gewesen war, einmal, wenn er sich nicht irrte, hatte er sogar angerufen, als er leicht angetrunken war, aber bis jetzt hatte Naya es ihm noch nie böse genommen. Trotzdem waren seine Anrufe etwas zurück gegangen, immerhin hatte Naya Charlie's Meinung nach genug um die Ohren und den ganzen unwichtigen Kram würde er ihr auch lieber bei einem Treffen erzählen, immerhin konnte er dabei Bilder zeigen oder herumgestikulieren, um sich verständlich zu machen. "Immer doch." Er grinste, als sie meinte, sie würde immer wieder einziehen, auch wenn er natürlich wusste, dass das nicht ging. Trotzdem, ein guter Gedanke war es so oder so. Kurz hob er den Blick und sah einen Moment lang an die Decke, bevor er merkte, wie Mittens auf die Theke sprang und sich hinter ihn setzte. "Ehrlich gesagt, ich hab schon darüber nachgedacht, mir noch eine Katze anzuschaffen, allerdings könnte das unschön für Mittens werden und das will ich dann doch nicht." Er zuckte beiläufig mit den Schultern und strich seiner Katze über den Kopf, bevor er sich an der Kante der Theke festhielt und sich leicht nach vorne lehnte.

Während er von seinen Katzenplänen erzählte, lehnte sich Naya etwas zurück. Auch wenn sie nicht unbedingt ein Katzenmensch war, würde sie ihm immer zuhören. Denn niemand, wirklich niemand auf der Welt konnte Charlie davon abhalten von seinem Lieblingstier zu sprechen. Und mit ihm darüber zu streiten hatte sie noch nie versucht, da sie gegen Mittens sowieso verlieren würde. Also grinste sie nur leicht und zuckte mit ihren Schultern. "Also ich glaube noch immer, dass du irgendwann zehn Stück hast und überall an deiner Wand nur mehr Katzenbilder hängen.", meinte sie und dachte dabei an das Bild. Charlie in einem gepolsterten Armstuhl mit lauter Katzen um sich herum, also ganz die verrückte alte Katzenlady. Irgendwann würde das noch passieren, da war sie sich sicher. Wobei sie hoffte, dass dieser Schritt noch eine Weile hin waren. Aber immerhin waren sie erst 19 und 23 also hatten sie auch noch das ganze Leben vor sich, egal wie kitschig das jetzt klang. "Wie alt ist Mittens jetzt eigentlich?", fragte sie schließlich. Irgendwie konnte sie sich Charlie ohne seine geliebte Katze gar nicht vorstellen, aber Haustiere lebten eben auch nicht ewig. Und sie kannte sie jetzt ungefähr 3 Jahre. Trotzdem wollte sie jetzt keine direkten Andeutungen machen, denn sie wusste, wie viel ihm an seinem Haustier lag, auch wenn sie seine Tierliebe nicht immer ganz teilte. Aber sie waren generell sehr verschieden. Aber wie sagte man noch einmal? Gegensätze ziehen sich an.

"Selbst wenn, wäre ich wahrscheinlich glücklich mit meinen zehn Katzen." antwortete Charlie lachend und schüttelte dabei den Kopf. Es wäre zu schön um wahr zu sein, in einem Haus voller Katzen zu wohnen, doch um das zu finanzieren und vorallem sich immer um alle Katzen gleichermaßen zu kümmern hatte Charlie weder das Geld noch die Zeit, immerhin hatte er noch Angelegenheiten in der Gang, den als Head durfte er das keinesfalls zu kurz kommen lassen. Das Naya sich einen kleinen Funken für Mittens' Wohlergehen interessierte, ließ Charlie strahlen, immerhin wusste er genau, dass seine Katze Naya so gut wie garnicht wahr nahm. "So 3 Jahre. Hab sie mir ja angeschafft, als ich hierher gezogen bin." Er sah kurz aus dem Fenster und kniff die Augen minimal zusammen, bevor er leicht den Kopf schief legte. "Mh..." murmelte er und kratzte sich etwas nachdenklich am Hinterkopf, bevor er breit grinsen musste. "Ich hätte große Lust einen Einkaufswagen zu klauen und damit den Berg runter zu rollen." meinte er, ohne sonderlich darüber nachzudenken. Er musste an einen Abend denken, als Naya und er noch zusammen gewohnt hatten und sich beide - nach einem Streit, soweit er sich entsinnen konnte - so zugesoffen hatte, dass sie am nächsten Morgen nurnoch gekotzt hatten. Er konnte sich noch daran erinnern, dass er morgens mit der Angst, irgendwo ein Tattoo zu haben, aufgewacht war, jedoch hatte er wahrscheinlich das Glück gehabt, nicht mehr geradeaus laufen zu können. Kurz darauf hatten er und Naya sich auch von dem Wohnzimmertisch verabschiedet und bis heute besaß Charlie keinen mehr, lediglich eine große Kiste, die ihren Zweck als provisorischen Tisch genauso gut erfüllte. "Schade, dass man nicht einfach so auf die Flugzeug-Landebahn rennen kann."

Naya bemerkte genau, wie Charlie zu strahlen begann und verdrehte darüber nur die Augen. Es war aber keine genervte Geste, mehr eine Belustigte. Auf seinen Vorschlag danach, hob sie nur fragend eine Augenbraue. Dann zuckte sie einfach nur mit ihren Schultern und lächelte. "Macht man das nicht eher in der High School?", fragte sie ihn schließlich einfach und musterte ihn belustigt von der Seite, ehe sie ihren Blick zu ihrem Glas wandte, aus dem sie ein paar Schlucke nahm. Aber gut, solche Vorschläge war sie ja auch schon gewohnt. Damals als sie noch zusammengewohnt hatten hatte er sie oft zu etwas überredet, was total sinnlos gewesen war. Sie hatte ihn umgekehrt aber auch von ein paar Dingen abgehalten. Welche, die nun wirklich hirnrissig oder viel zu gefährlich waren. Nicht, dass sie einen Aufpasser für ihn spielte, aber umbringen musste er sich auch nicht. Wobei, davon musste sie nicht reden, sie hatte heute schließlich auch schon vorgeschlagen einfach zu der Wohnung des anderen Leaders zu spazieren. Nur, dass sie es nicht ernst gemeint hatte. Bei Charlie konnte man sich nie so sicher sein. Sein zweites Kommentar verwirrte sie etwas und sie schüttelte leicht den Kopf. "Was willst du denn auf einer Flugzeug-Landebahn?", fragte sie ihn schließlich, halb skeptisch und halb belustigt. Ganz sicher ob sie bei seiner Idee, was auch immer genau er plante, mitmachen würde, war sie sich nicht. Wobei sie sich auch noch immer nicht sicher war, ob er es auch ernst meinte. Aber das würde sie schon noch herausfinden.

Charlie zuckte belustigt mit einer Augenbraue. "Wenn mir danach ist, werd ich das mit 60 Jahren noch machen." antwortete er und zwinkerte ihr zu, bevor er von der Theke sprang und ans Fenster ging. Er öffnete dieses und lehnte sich kurz heraus, als müsste er frische Luft schnappen, jedoch dauerte es keinen Herzschlag bevor er zurück trat und das Fenster wieder schloss. "Die sind schön groß, da hat man viel Platz." Er drehte sich um und ließ kurz den Blick durch die Küche schweifen, bevor er Naya fixierte. "Mit 15 hat mich mal ein Kumpel überredet, schreiend über so 'ne Landebahn zu rennen, nur dass mit nachher die Sicherheitsleute hinterher gefetzt sind." Lachend drehte er sich um und konnte hören, wie Mittens auf den Boden sprang und zur Couch rannte, auf welcher sie sich zusammenrollte und Charlie nicht aus den Augen ließ. Wenn er schon Zeit mit Naya hatte, in der es mal nicht um die Gang ging, wollte er sie wenigstens vom Ernst des Lebens ablenken, auch wenn der Einkaufswagen etwas übertrieben und die Landebahn etwas unrealistisch war, er ging nur alle Ideen durch, die ihm so durch den Kopf schossen. Wahrscheinlich würden sie sowieso hierbleiben und reden, was nicht schlecht war und Charlie genoss es auch mal, einfach zu reden und er selbst zu sein - ausserdem konnte er so gleichzeitig sicher gehen, dass Naya nicht unter Beobachtung der anderen stand, immerhin war sie bekannt und gefürchtet, da kam es nicht gerade gut, irgendeinen Scheiß zu bauen. Graffiti konnte Charlie später immernoch alleine irgendwohin sprayen, also lehnte er sich wieder an die Theke und starrte kurz vor sich hin. "Wow, stell dir mich mit 60 und dich mit 64 vor. Unbarmherzige Rentner."

"Kann ich mir denken.", lachte sie in sich hinein und schüttelte einfach nur den Kopf über ihren besten Freund. Trotzdem wusste sie, dass sie selbst dann sich vielleicht sogar noch dazu überreden lassen würde. Falls sie dann überhaupt noch leben würden, wo man sich vor allem in der 13th Street Gang nie ganz sicher sein konnte. Natürlich hatten sie als Leader und Head kaum solche Probleme, aber die South-Lemons waren trotzdem eine stetige Bedrohung. Aber daran konnte sie auch noch später denken. Also lachte sie über seine Geschichte, die er ihr erzählte. "Mir als Leaderin würden sie wahrscheinlich nicht nachrennen.", meinte sie schließlich und zuckte mit ihren Schultern, während sie mit dem Gedanken spielte, wie bescheuert sie wahrscheinlich aussehen würden und sie seltsam das wäre. Sie, als normalerweise so ernste Leaderin, aber gut, etwas dagegen sagen würde sich sowieso niemand trauen, also warum das auch nicht ausnutzen? Davon abgesehen, dass Charlie genauso bescheuert rüberkommen würde, also wäre sie wenigstens nicht allein. Auf seine letzte Bemerkung hin grinste sie leicht. "Du hast Recht. Tauben füttern ist doch was für Loser.", meinte sie und versuchte sich Charlie mit 60 vorzustellen, aber es gelang ihr einfach nicht. Wobei sie bestimmt noch immer wahnsinnig gut aussehen würde. Sie legte ihren Kopf leicht schief und überlegte, wie lange sie schon keine Aktion gerissen hatten, die Charlie vorgeschlagen hatte. Musste wirklich ewig her sein, obwohl es sich wahrscheinlich höchstens um zwei Monate handeln konnte. Aber das konnte man ja auch schließlcih jederzeit ändern. Zum Glück.

Charlie lachte leise, bevor er sich von der Theke abstieß und ein paar Schritte ging, um wie üblich etwas überschüssige Energie loszuwerden. Naya kannte dieses Verhalten schon, meistens endete seine aufgedrehte Art darin, dass er im Zimmer auf und ab ging oder unaufhörlich mit dem Fuß wippte, ohne es zu merken, allerdings hatte sich Naya nie wirklich beschwert. "Natürlich nicht, die würden sich das garnicht trauen." gab er zurück und grinste sie an, bevor er sich umdrehte und wieder ein paar Schritte ging. Auf ihre Bemerkung mit den Tauben stieß er eine Mischung aus Schnauben und Lachen aus und blieb einen Moment lang stehen. "Mh." Einen kurzen Moment lang überlegte er, anschließend drehte er sich mit dem üblichen Grinsen auf den Lippen zu Naya. "Und, lebt es sich immernoch so gut in deinem übertrieben großen Haus?" Schon zum wiederholten Mal fragte er sich insgeheim, wie Naya reagieren würde, wenn ein anderes Mitglied der Gang sie in einem solchen Tonfall soetwas fragen würde. Natürlich war er kein "normales" Mitglied oder besser gesagt Head, jedoch war Naya seine beste Freundin. Sein Problem war wohl seine unersättliche Neugierde.

Einen Moment überlegte sich Naya eine gute Antwort, aber sie fand einfach keine. Wobei sie natürlich über den Begriff "übertrieben groß" schmunzeln musste. Aber er hatte natürlich recht, obwohl die meisten Zimmer mit Akten zugestellt, für Gäste da waren oder für die Gang benutzt wurden. Trotzdem war sie wirklich lächerlich groß, wenn man sich Charlies Wohnung ansah. Geld würde sie ihm natürlich sofort geben, aber sie wollte nicht, dass er sich dachte, sie würde ihn bemitleiden oder ihn unterschätzen, denn sie wusste ganz genau, dass er das hier alles allein schaffen konnte. Und wenn musste er sie schon selbst um Hilfe fragen, denn sonst würde das nur herablassend wirken. Sie zuckte schließlich mit ihren Schultern und seufzte leise. "Es ist einsam und andererseits auch wieder viel zu voll.", meinte sie schließlich mit einem leicht gequälten Lächeln. Manchmal fühlte sie sich einfach so alleingelassen in dem riesigen Haus. Anderseits waren auch immer überall Leute und die meisten Geschäftspartner mochte sie auch nicht immer. "Ich vermisse das Übersichtliche ein bisschen. Mit dir, mir und deiner Katze." Sie zuckte erneut mit ihren Schultern und sprang von der Theke herunter, blieb allerdings davor stehen. "Und das nicht, weil du der angenehmste Mitbewohner aller Zeiten bist." Sie lächelte jetzt wieder normal und besah sich einmal seine Wohnung. Sie war auch nicht unbedingt klein, aber einfach so angenehm winzig im Gegensatz zu ihrem eigenen Haus. Vielleicht ziehe ich doch wieder ein., dachte sie sich halb ernst und halb im Spaß. Auf jeden Fall würde sie mehr mit Charlie machen, egal was die älteren Mitglieder aus der 13th Street Gang sagen würden. Sie war immerhin die Leaderin, ihr Wort war Gesetz.

Fast verständnisvoll nickte Charlie, als Naya, wenn auch etwas verspätet, antwortete. Einsamkeit. Ein Gefühl, welches Charlie nur zu gut kannte, immerhin hatte er sich nie wirklich an einen Ort, eine Schule oder irgendwelche Leute gebunden, denn bis jetzt war es am Ende immer eine einzige Enttäuschung gewesen - Außer natürlich bei Mittens und Naya. Naya war so ziemlich die einzige, bei der er das Gefühl hatte, er würde daran zerbrechen, sie nicht wieder sehen zu können. Natürlich. Sie waren beste Freunde und hatten einiges zusammen durchgemacht, und das trotz der Macken, die beide hatten, trotz des Altersunterschiedes und trotz dass Naya's Kindheit ein gewaltiger Balast für sie war. Und Mittens war eben Mittens. Er machte eine Handgeste und grinste, bevor er sich mit der Fingerspitze auf die dünnen Narben am Unterarm tippte, die Mittens ihm zugefügt hatte, aber natürlich nicht aus Boshaftigkeit. "Wenn du mal nen freien Abend hast, weißt du ja, ich bin für jeden Scheiß zu haben." Er verlagerte das Gewicht, ging zurück zur Theke und trank sein Glas leer, bevor er dieses wieder unelegant laut zurück stellte. "Und hier übernachten geht auch immer." Zwar zweifelte er daran, dass das möglich war, immerhin hatte Naya alle Hände voll zutun und gern gesehen war es bei den Mitgliedern auch nicht gerade. Charlie war sich sicher, dass das irgendwann noch eine Diskussion wert sein würde, auch wenn er den Gedanken, eine Freundschaft zwischen Leaderin und Heads oder Mitgliedern sei ungern gesehen, irgendwie unschön fand. Bei dem Gedanken, Naya könnte die Freundschaft auf Grund der Gang irgendwann beenden zuckte er mit dem Mundwinkel, sah sie kurz an und senkte dann den Blick. Bis jetzt waren irgendwelche Bindungen, die er zugelassen hatte, immer auseinander gerissen worden, und Glück hatte er selten, also wieso sollte er jetzt welches haben? Naya ein solches Verhalten zuzutrauen, war zwar nicht ganz gerecht, aber etwas zerbrochenes konnte man schließlich nie ganz wieder zusammenfügen.

Naya nickte auf seinen Vorschlag hin nur und beobachtete ihn schließlich, wie er wieder zur Theke ging. Sie nahm jede noch so kleine Bewegung auf, wobei ihr das bei ihm noch weniger schwer viel als bei anderen, einfach weil sie ihn so gut kannte. Seine Gedanken zu erraten war da zwar noch eine andere Sache, aber sie konnte sich denken, dass sie in die Richtung ihrer eigenen gingen nur mit anderen Ansätzen. Als er seinen Blick dann senkte runzelte sie leicht verwirrt die Stirn. "Hey.", meinte sie plötzlich und für einen Moment wusste sie auch nicht was sie ihm eigentlich sagen wollte. Sie schloss kurz die Augen und legte ihm dann eine Hand auf die Schulter. "Ich hab immer Zeit für dich und ich..." Sie holte einfach tief Luft und setzte ihren Worten ein vielversprechendes Lächeln hinterher. "Ich würde dich nie fallen lassen. Egal über was wir noch streiten werden, egal was ich dir jemals an den Kopf werfen werde und egal... egal was andere denken, okay?" Sie war sich nicht sicher ob sie die richtigen Worte gewählt hatte, aber sie wusste, dass die Zeit an ihrer Freundschaft genagt hatte. Auch wenn sie für andere kurz gewesen war, für sie war es beinahe eine Ewigkeit gewesen. Vorsichtig entfernte sie ihre Hand wieder von seiner Schulter, aber lächelte weiterhin versprechend. Sie wusste genau, wie schwierig sie manchmal sein konnte und doch, hoffte sie, dass ihre Freundschaft überleben würde. Und das vielleicht wirklich so lange, dass sie einmal 60 und 64 waren. Wobei sie dann wahrscheinlich auch noch immer ein unschlagbares Team sein würden. Zumindest glaubte sie fest daran. Und wenn sie etwas glaubte, sie, Naya Blacksmith, dann nur mit einem ordentlichen Grund. Und der stand in diesem Fall sogar direkt neben ihr.

Naya's Berührung veranlasste Charlie zwar nicht dazu, den Blick zu heben, trotzdem konnte er aus dem Augenwinkel erkennen, wie sich ihre Gesichtszüge veränderten. Er zuckte mit dem Mundwinkel und deutete ein müdes Lächeln an, anschließend sah er ihr in die dunklen Augen und schüttelte leicht den Kopf. "Egal was andere denken?" wiederholte er und hob leicht beide Augenbrauen. Den Blick wieder gesenkt begann er nachdenklich und nach den richtigen Worten suchend, begann er, leicht mit dem Fingernagel über die Arbeitsplatte zu kratzen. "Ich habe nur das Gefühl..." begann er vorsichtig und konzentrierte sich mit dem Blick vollkommen auf seine Hände. "Deine ganze Verantwortung und dann noch mein idiotisches Verhalten passen nicht ganz. Ich meine... du hast so viel um die Ohren, da kannst du meinen Leichtsinn und meine fast selbstmörderischen Aktionen doch nicht auch noch gebrauchen." Er seufzte und rümpfte leicht die Nase, bevor er die Hand ganz auf die Theke legte. "Und die Sache als Head. Ich bin zwar nicht der Meinung, dass ich schlecht bin, nein, aber die anderen scheinen das zu glauben und wenn die Sache mit der Panikstörung rauskommt, dann hält mich sowieso jeder für nicht belastbar." Zwar war es Charlie grundlegend egal, was andere von ihm dachten, nur war das eben seine Schwachstelle und würde zudem noch ein schlechtes Bild auf Naya werfen.

Naya verschränkte ihre Arme und hörte seiner Sorge zu. Sie würde seine Gründe nicht abstreiten, denn er hatte natürlich teilweise recht, aber eine Sache war nicht richtig. Sie brauchte ihn nämlich. Mehr als er wusste und mehr als sie sich je eingestehen würde, aber sie brauchte ihn eigentlich viel zu sehr um ihn einfach fallen lassen zu können. Ein Teil von ihr hatte das sogar schon damals begriffen, als sie ihn zu ihrer Aufnahmeprüfung geschleppt hatte. Als sie ihm von ihrer Vergangenheit erzählt hatte. Aber jetzt wusste sie es sogar selbst, auch wenn sie es oft nicht wahrhaben wollte, vor allem, wenn sie charakterlich einen sehr kühlen Tag hatte oder sie sich gestritten hatten, wobei das jetzt natürlich seltener war, wo sie nicht mehr zusammenlebten. Naya räusperte sich und wartete einen kurzen Moment, ehe sie zu sprechen begann. "Genau wegen meiner Verantwortung brauchte ich dich und dein "Verhalten" oder wie auch immer du es nennen willst. Ich könnte das alles nicht ohne zu wissen, das ich jederzeit mit meinem besten Freund eine dumme Aktion starten kann und für ein paar Stunden so tun kann als ob alles in Ordnung wäre." Damit meinte sie natürlich nicht nur die Gangs. Nur durch ihn hatte sie ihr, wie sie es nannte, Selbstmitleid nach dem Mord ihres Vaters besiegen können. Außerdem tat er immer sein Bestes sie abzulenken oder sie aus ihrer kühlen Schale herauszulocken. Denn um ihn herum hielt sie es einfach nicht aus lange auf ernst zu machen. Mit ihm konnte man einfach nur lachen. Sie seufzte leise und fuhr sich einmal durch die offenen Haare. "Und das mit dem Head sein, du schaffst das schon. Ich weiß es, ich glaube an dich, glaub ja nicht ich hab dich nur zum Head gemacht, weil wir befreundet sind." Sie wusste, dass das zwar viele glaubten, aber das war nicht richtig. Klar, anfangs war es vielleicht so gewesen, aber wenn man sich ihn jetzt ansah konnte man ganz genau sehen, dass er etwas war, was die Gang brauchte. Und das vielleicht dringender als viele glaubten. "Außerdem bin ich froh, dass du dabei bist, wenn ich mich beraten lasse." Weil ich dir einfach vertrauen kann.

Charlie hob den Blick bei Naya's Worten und sah sie an. Sie schien es ehrlich mit dem zu meinen, was sie sagte. Eigentlich war Naya immer ehrlich zu ihm gewesen, worüber er dankbar war. Langsam lockerte er sich etwas, realisierte, dass er eigentlich nichts zu befürchten hatte. Naya würde immer für ihn da sein. Sie war die die Person, bei deren Anblick er sich während einer Panikattacke entspannte und wusste, dass nichts passieren würde. Sie war die, die ihn in die Schranken wies, sodass er sich den Auswirkungen seines Leichtsinns bewusst wurde und sie war die, die ihm Halt und Sicherheit bot. Er klopfte mit den Fingerspitzen den Rhythmus eines Liedes, welches er schon den ganzen Tag im Kopf hatte, und als Naya aufhörte zu reden, neigte er leicht den Kopf nach vorne. "Okay." meinte er schließlich einfach und zuckte mit dem Mundwinkel. "Okay. Ich..." Er schüttelte den Kopf und lächelte, währenddessen schnaubte er, als fände er seine eigene Gedanken lächerlich. "Ich bin es einfach nicht gewöhnt, dass mir jemand was bedeutet, weißt du?" Sein Lächeln verflog nicht, blieb und auch seine Augen schienen langsam ihren alten Glanz zurück zu gewinnen. "Also danke." Wieder stieß er die Luft aus, wand den Blick ab und sah kurz aus dem Fenster, bevor er sich mit der Hand durch den Nacken fuhr. Natürlich war er sozial vollkommen aktiv, immerhin flirtete er gerne und hatte auch keine Scheu, irgendwelche Leute anzuquatschen, allerdings endete das meistens in One-Night-Stands, einwöchigen Beziehungen oder irgendwelchen Freundschaften, die jedoch nur auf Facebook existierten.

Kurz ließ Naya seine Worte auf sich einwirken. Das hatte sie dann doch nicht ganz erwartet, aber sie konnte nicht sagen, dass sie es nicht freute. Mehr oder weniger freiwillig breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus und ihre Augen leuchteten auf, was sie selbst nicht ganz sehen konnte. Es war einfach so, dass er ihre Familie war und sie sich aber nie ganz so sicher gewesen war, ob er das auch so sah. Sie war ja keine Pessimistin, aber einfach eine Realistin, weshalb sie es auch verstanden hätte, wenn er es nicht so sah wie sie. Trotz dass sie unglaublich froh war, war die Situation doch beinahe schon verspannt, weshalb sie nur einmal nickte und "Bitte, danke ebenfalls." sagte, während ihr gleichzeitig sehr viele kitschige Gedanken durch den Kopf flogen, die sie allerdings nicht aussprechen würde, auch wenn die Stimmung dafür sogar gepasst hätte. Sie setzte aber stattdessen ein leichtes Grinsen auf und boxte ihm einmal, für ihre Verhältnisse relativ sanft, gegen die Schulter. "Ist das jetzt der Moment wo wir uns weinend in die Arme fallen und uns mit Liebesgeständnissen überhäufen?", fragte sie leicht scherzend, wobei sie gegen den Teil mit "in die Arme fallen" eigentlich kein Problem hätte. Sie zuckte mit ihren Schultern und sah ihn weiterhin fröhlich an. Hauptsache sie hatte ihren besten Freund wieder und die Sache zwischen ihnen war geklärt. Jetzt war sie sich auch sicher, dass sie jedem in ihrer Gang in den Arsch treten würde, wenn er etwas gegen ihre Freundschaft zu sagen hatte. Denn es hatte einfach keinen Grund. Außerdem hatten viele sogar Familienmitglieder dort und diese waren auch nicht immer unparteiisch.

Das Boxen von Naya war Charlie fast schon gewohnt und wie immer grinste er. Auch ihre darauf folgenden Worte schwächten sein Grinsen keinesfalls ab. "Klar, ich hör doch immer gerne wie sehr du mich liebst." antwortete er mit einem Zwinkern, bevor er lachend den Kopf schüttelte. Das war es, was er an dieser Freundschaft so schätze; er konnte das sagen, was er dachte, auch wenn es totaler Schwachsinn oder tief sitzende Sorgen waren, und nichts davon brachte Naya in irgendeiner Weise aus der Bahn. Danach konnten sie einfach weiter sie-selbst sein, ohne befürchten zu müssen, der jeweils andere würde einem das Gesagte ewig vorhalten oder nachtragen. Er suchte kurz mit den Augen das Wohnzimmer ab, bevor er Mittens sah, die nach wie vor auf der Couch lag und vor sich hin döste. Den Blick zurück auf Naya gerichtet runzelte er leicht die Stirn. "Ich habs dir nie gesagt, aber du hast, als du ausgezogen bist, ein paar CDs und Zeugs vergessen." Er zuckte mit einer Augenbraue, bevor er in Richtung Wohnzimmer nickte. Generell war die ganze Aufteilung etwas wirr gewesen, immerhin hatten sie einige Sachen zusammen bezahlt und trotzdem hatte Charlie sie behalten. Zwar war das nicht schlecht, im Gegenteil, und außerdem konnte Naya sich jetzt alles in Deluxe-Ausführung leisten, aber trotzdem hatte Charlie immernoch das Gefühl, dass die Sachen nicht ganz ihm gehörten. Vermutlich würde er Naya sogar anrufen und ihr erzählen, wenn er die Kaffeemaschine kaputt gemacht hätte.

Naya nickte grinsend. Natürlich musste so eine Antwort kommen, es war immerhin Charlie. Aber sie war auch froh, dass er so war wie er nun mal war. Auch wenn er manchmal etwas anstrengend sein konnte, beschwerte sie sich eigentlich kaum. Schließlich konnte sie mindestens genauso nervig sein, nur eben auf eine komplett andere Art. Aber das war eben das Besondere an ihrer Freundschaft. Auf sein Kommentar danach, sah sie ihn kurz etwas verwirrt an. An so etwas hatte sie jetzt überhaupt nicht gedacht. Schließlich zuckte sie mit ihren Schultern. "Behalt sie lieber, wer weiß wie schnell ich hier wieder wohne.", meinte sie schließlich und zwinkerte ihm fröhlich zu. Trotzdem war es jetzt ein anderes Gefühl hier zu sein. Bis jetzt hatte sie immer an Charlies Zeug gedacht und fast vergessen, dass das meiste ihnen beiden gehörte und sogar noch Dinge vorhanden waren, die eigentlich nur ihr gehörten. Sie legte ihren Kopf leicht schief und strich sich dann ein paar Haare zurück, bevor sie einen Moment überlegte, was sie wirklich damit sollte. Wahrscheinlich hatte sie es jetzt schon nachgekauft oder ähnliches, aber sicher konnte man sich nie sein. "Hm, ich wüsste gar nicht mehr was ich damit machen sollte. Aber ansonsten kannst du auch gerne bei mir einziehen mit deinem, unserem ganzen Kram, ich meine genug Platz hätte ich ja." Sie schmunzelte leicht, auch wenn es natürlich eigentlich ernsthaft gemeint war. Dann sah sie sich einmal in der Wohnung um und zuckte dann erneut mit ihren Schultern. "Aber wenn du willst, nehm ich es natürlich mit."

Charlie dachte noch kurz nach, sah sich in der Küche um und blieb mit dem Blick an einigen Gegenständen, die definitiv nicht ihm gehörten, hängen, bevor er leicht die Stirn runzelte und zurück zu Naya sah, die einen Moment lang etwas verwirrt wirkte, sich aber schnell wieder fasste und meinte, er solle einfach alles behalten. Er nickte, tippte sich mit der Zungenspitze an den Eckzahn und nickte kaum merklich. Er erwiderte nichts, schien eher nachzudenken, was er mit dem ganzen Zeug machen sollte, auch wenn es natürlich nichts daran ändern würde, da er die ganze Zeit mit den Geräten und Möbeln hier gewohnt hatte. Er blieb stumm und fast konzentriert, bis Naya weiter redete und er sie fast perplex ansah, als würde er sich wundern, dass sie noch etwas sagte. "Bei dir einziehen?" wiederholte er, schüttelte dann aber fast entschuldigend den Kopf. "Naya, du hast Hunde. Du weißt genau, dass das nicht geht. Außerdem will ich dein Haus nicht vollkommen auf den Kopf stellen." Er lachte, nur die Sache mit Naya's Hunden sagte er fast ernst. Bei ihrer nächsten Anmerkung hob er eine Augenbraue. "Ach, nein, lass nur."

Naya schmunzelte, als er wieder an seine Katze dachte. War aber auch irgendwie klar, was erwartete sie sich schon von einem Katzenliebhaber wie ihm? Sie nickte aber dennoch brav, auch wenn sie sich ein kleines sarkastisches "Die sind doch total zahm zu Katzen." nicht verkneifen konnte. Natürlich wusste sie, dass weder Ares noch Pan Mittens in Ruhe lassen würden, wobei sie bei dieser Teufelskatze teilweise das Gefühl hatte, dass sie selbst die beiden Rottweiler locker in die Flucht schlagen konnte. Sie wurde zwar von ihrer Hoheit ignoriert, aber hinter so einer verwöhnten Katze musste völlig etwas böses schlummern. Da war sie sich sicher. Trotzdem würde sie Charlie von ihrer Schlussfolgerung nichts erzählen, denn der war sowieso skeptisch was Naya und seine Katze anging. Aber genug über Katzen gedacht. Sie war ja bald schlimmer als ihr ehemaliger Mitbewohner. Wobei, nein, so schlimm konnte wirklich nur er sein. Zumindest was Katzen anging. Einen Moment runzelte sie die Stirn und sah Charlie dann wieder in die Augen. "Also, was hast du heute abends vor?", fragte sie schließlich mit einem leicht verschwörerischen Blick. Jetzt wo sie schon wiedervereinigt waren, oder wie auch immer man es nennen wollte, musste sie das schon ausnutzen. Sie hatte zwar noch keine genauen Vorstellungen, aber generell konnte man ja nie wissen. Vor allem, da Charlie sowieso immer mehr oder weniger gute Ideen hatte. Naja, zumindest hatte er viele davon und davon waren auch nicht alle ganz so schlimm.