Charlie Fillions Wohnung

das Eingangsposting lautete :

Eine moderne, offene Wohnung, eher stadtmittig. Zwar verdient der 19-Jährige nicht allzu viel, bekommt aber monatlich einen Zuschuss seiner Eltern, weshalb er sich eine solche Wohungssituation leisten kann, ausserdem ist es nicht allzu groß. Außer ihm wohnt hier nur noch seine Katze.

Thalia fühlte sich in Charlies Armen so geborgen. Und doch wusste sie einfach, dass sie diesen Besuch bei ihm früher oder später bereuen würde. Denn wenn seine Aussage stimmte, dann würde es ihm früher oder später wieder zu ernst werden und er würde sich von ihr trennen. Wobei...es hatte nie jemand behauptet sie seien wieder zusammen. Bei seiner Entschuldigung nickte sie, hob jedoch den Kopf nicht weiter an, sonder verharrte in der Umarmung. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen wie das ganze jetzt weitergehen würde. Eigentlich erschien es ihr ziemlich aussichtslos. Denn dass sie nach diesem Kuss wieder zusammenkamen war in Anbetracht von Charlies Worten äußerst unwahrscheinlich. Andererseits war Charlie auch unberechenbar. Was dieser Kuss eindeutig bewies. Das einzige was sie nicht wollte, ist wieder fallengelassen zu werden, aber irgendwie war ja schon damit zu rechnen. Eigentlich wollte sie nicht so pessimistisch denken, aber irgendwie war diese Situation kein Lichtblick geworden. Eigentlich wollte Thalia das ganze erstmal nur genießen, schließlich war es doch jetzt das wonach sie sich schon seit Monaten gesehnt hatte. Aber ihr Kopf ließ es nicht zu, dass sie einfach stillblieb. Stattdessen sagte sie also: "Und was jetzt?" Eigentlich nur eine harmlose Frage, aber in diesem Moment bestimmte sie alles. Und genauso schwer lag sie jetzt einfach im Raum. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen was in Charlie vor ging und was er plante oder sagen würde. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, also sie auf die Antwort wartete. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und hob dann den Kopf um in Charlies Augen zu sehen. Vielleicht konnte sie ja in ihnen etwas lesen. Wobei sie das stark bezweifelte. Denn im Moment konnte sie nicht mal in sich selbst lesen. Wenn sie schon nicht verstand was sie selbst fühlte, dann war es unwahrscheinlich, dass sie herauskriegen würde, was Charlie dachte. Aber besser sie sah ihn an und konzentrierte sich auf sein Gesicht, denn plötzlich fühlte sie sich auf unangenehme Art und Weise von Mittens beobachtet. Ob diese Katze sie wohl jemals würde leiden können und umgekehrt? Thalia bezweifelte es zwar, aber falls sie sich wieder mit Charlie treffen sollte, wäre es von Vorteil, wenn Mittens sie endlich mal akzeptieren konnte. Himmel, ihre größte Rivalin war eine gottverdammte Katze. Wäre Thalia nicht so angespannt gewesen hätte sie jetzt vermutlich gelacht.

Eine ganze Weile, die sich länger anfühlte, als sie war, schwieg Charlie einfach, dachte nach, ohne wirkliche Schlüsse zu ziehen, ehe Thalia nun endlich die Frage aussprach, die alles zusammen fasste. "Was jetzt?". Genau wusste er es nicht. Sie hatten sich kopfüber in eine Beziehung gestürzt, er hatte plötzlich Schluss gemacht und ebenso unerwartet kam diese... Versöhnung, wenn man es so nennen konnte. Es war also nichts, woran er irgendwie geglaubt hätte oder was er geplant hätte, weshalb er keine schlaue Antwort parat hatte. Und fast, als wollte ihm jemand aus eben dieser Situation retten, klingelte sein Handy und kündigte somit eine SMS an. Die ganze Zeit über hatte er den Blick einfach an die Wand gerichtet, ohne Thalia anzusehen, und das obwohl er deutlich den Blick ihrer dunklen Augen auf sich spüren konnte. Leicht unschlüssig zuckte er mit dem Mundwinkel und schluckte, ehe er schließlich das aussprach, was momentan das einzigste war, was er mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit von sich sagen konnte. "Ich weiß es nicht." Denn das tat er nun wirklich nicht. Natürlich erleichterte es ihn, zu wissen, dass er Thalia nicht völlig egal war, trotzdem konnte er selbst nicht sagen, was genau er wollte.
Weshalb hatte er noch gleich Schluss gemacht? Weil er es nicht konnte, das mit der Beziehung? Und jetzt arbeiteten sie praktisch noch einmal darauf hin? "Würdest du..." begann er, biss sich einen Moment lang auf die Zunge und erwiderte ihren Blick endlich, bevor er weiter redete. "Würdest du mit noch eine Chance geben?" Kurz warf er einen schnellen Blick auf das Display seines Handys, wobei er leicht die Stirn runzelte, als er sah, dass die SMS von Emily war, allerdings öffnete er diese noch nicht, sondern steckte das Handy einfach zurück in seine Hosentasche. Mit der anderen Hand strich er fast schon unbewusst über Thalia's Rücken, wenn auch nur leicht und kaum merkbar. Den Blick hatte er inzwischen wieder in ihre dunkelbraunen Augen gerichtet. "Natürlich nur, wenn... Ähm." Fast, als wäre er überfordert, suchte er den Boden mit den Augen ab, ohne etwas bestimmtes zu suchen, sondern einfach, um sich abzulenken. Seine Worte - und seine Bitte - kamen selbst für ihn überraschend, was diese Unsicherheit erklären würde. Und trotzdem versuchte er, wenigstens ein wenig sicherer und zuversichtlicher zu wirken.

Thalia stand nach ihrer alles entscheidenden Frage einfach nur da und wartete. Denn die Antwort würde dann genauer zeigen wo ihre Zukunft langgehen würde. Deshalb war die Zeit zwischen ihrer Frage und Charlies Antwort zwar quälend lang, aber trotzdem erschien ihr diese Zeit wie der Himmel auf Erden. Sehr widersprüchlich, aber irgendwie konnte sie ihren jetzigen Gefühlszustand nicht besser formulieren. Aber Charlies Antwort zeigte, dass er ebenso verwirrt war wie sie. Fast beruhigend, wie sie fand. Wieso musste ihr Leben so kompliziert sein? Das fragte sie sich schon viel zu lange. Aber noch eine Sache die sie störte war, dass sie nicht mal ansatzweise wusste was Charlie wirklich für sie empfand. Sie meinte ihn gut genug zu kennen, als das sie glauben könnte, dass sie für ihn nur ein Zeitvertreib, ein Spiel, war. Aber trotzdem war sie sich unsicher, ob es weise war sich einfach wieder in Charlies Arme fallen zu lassen. Fast als hätte er ihre Gedanken gehört und als wäre er neugierig auf die Antwort der Frage, die sie sich selbst gestellt hatte, begann er zu sprechen. Thalia musste sich eingestehen, dass Charlies verunsicherte Worte sie beinahe zum dahinschmelzen brachten. Er klang verwirrt, unschuldig, verletzlich und einfach nur süß. Er wollte sie also tatsächlich zurück haben? Wie oft hatte sie schon gehört, dass man nicht wieder mit dem Ex zusammenkommen sollte, aber das wollte sie nicht akzeptieren. Er hatte sie zwar verletzt, aber er liebte sie doch. Außerdem wollte sie es ja. Es war das was sie sich seit fast vier Monaten wünschte. Thalia löste sich von Charlie, während sie überlegte wie sie ihre Antwort formulieren sollte. Vielleicht erschien es erst so, als wolle sie damit zeigen, dass sie ihn abblitzen lassen würde, doch dann verzog sie ihren Mund zu einem gerührten Lächeln und legte ihre Arme um seinen Hals um den Abstand, den sie zwischen sich gebracht hatte, wieder zu verkleinern. "Ja." Hauchte sie knapp. Allerdings meldete sich daraufhin eine Stimme in ihrem Kopf, die ihr verklickern wollte, dass diese Entscheidung dumm war. Hatte sie nicht selbst gesagt, dass es sie so sehr störte, dass bisher alle außer ihrem Bruder und Elijah aus ihrem Leben verschwunden sind, doch darauf wollte sie jetzt nicht hören. Schließlich war Charlie ja jetzt wieder da. Und als ob sie die Stimme zu übertönen versuchte, sagte sie: "Natürlich gebe ich dir noch eine Chance", bevor sie ihn küsste, diesmal viel sicherer als vorhin.

Auch Thalia schien Zeit zum nachdenken zu brauchen, immerhin antwortete sie nicht direkt, sondern ließ sich, wie Charlie, auch ein paar Herzschläge oder länger Zeit. Er beobachtete, wie sie sich entfernte, wobei sie weiterhin schwieg, und einen kleinen Moment lang glaubte Charlie, sie würde einfach "Nein" sagen und gehen, weshalb ihn ihr Lächeln, dass er so vermisst hatte, unbeschreiblich erleichterte. Er konnte nicht anders, als selbst auch zu lächeln, wobei man ihm ansehen konnte, wie froh er darüber war, dass Thalia's Lächeln ihm galt. Wie lange hatte er darauf schon gewartet und gehofft. Es war einfach eine willkommene Abwechslung, immerhin zog er oft genug das ganze Ärgernis auf sich, manchmal sogar ohne weiteren Grund, wobei er wirklich nicht sagen konnte, dass er keine Schuld an der Trennung trug, das war offensichtlich. Die Hände legte er an ihre Hüften, als sie die Arme um seinen Hals schlang und den Abstand zwischen ihnen somit wieder verringerte, ehe sie schließlich das, was man ihrem Gesicht schon hatte ablesen können, aussprach. Zeit zu antworten hatte er nicht, allerdings war das im Anbetracht der Tatsache, dass Thalia ihn küsste, wirklich nicht weiter schlimm. Er erwiderte den Kuss, konnte sich anfangs ein kurzes, typisches Grinsen jedoch nicht verkneifen, allerdings legte dieses sich wieder schnell und er schloss die Augen. Es kam ihm schon fast unrealistisch vor, immerhin legten sich die Schuldgefühle und alles, was sich in diesen 4 Monaten angesammelt hatte, schlagartig, zumindest für diesen einen Moment. Er ging einen Schritt zurück, zog Thalia jedoch mit sich, ehe er wieder stehen blieb und den Kuss unterbrach. Ihm war klar, dass sie wahrscheinlich nicht einfach da weiter machen konnten, wo ihre Beziehung stehen geblieben war, allerdings kannte er Thalia inzwischen immerhin gut genug, um ihre Gesichtsausdrücke einigermaßen zu deuten - wobei, wirklich nur einiger Maßen. Immerhin konnte er sich selbst im Moment kaum deuten. "Ich hab einen Fehler gemacht, vor vier Monaten... Das seh ich ein. Okay?" meinte er noch und hob leicht eine Augenbraue. Er sagte das einfach, um klar zu machen, dass er wusste, was er getan hatte. Thalia sollte wissen, dass er es bereute und vor allem verstand - auch wenn sie ja zugestimmt hatte, ihm eine zweite Chance zu geben.

Es tat so gut Charlie zurück zu haben. Es würde sicherlich anderes sein als vorher, aber es war immer noch wunderschön. Einen Moment blieb sie nur stehen um die Ruhe zu genießen und das Gefühl endlich nicht mehr so verzweifelt zu sein, dass es sie gerade zu von innen auffraß. Als Charlie zu sprechen begann hörte Thalia gebannt zu, doch als er geendet hatte war sie einen Moment sprachlos. Sie hatte keine Entschuldigung erwartet. Irgendwann gab man auf, auf Entschuldigungen zu warten. Ihre Eltern hatten sich nie für ihre verkorkste Kindheit entschuldigt. Und auch alle anderen Menschen die sie irgendwann einmal verletzt hatten hatten es nicht für nötig gehalten sich zu entschuldigen. Charlie hatte zwar nicht explizit die Worte "Entschuldigung" oder "es tut mir leid" verwendet, aber das was er sagte war schon viel mehr als sie jemals erwartet hatte. Nachdem Thalia sich aus ihrer Verzückung gelöst hatte verschwand aber das gerührte Lächeln einen Moment von ihren Lippen und sie blickte ihn ernst an. "Ich hab auch einen Fehler gemacht", gab sie zu. "Das auf der Halloween-Party...das hätte ich nicht machen sollen. Das war nicht fair." Eigentlich wollte sie es dabei belassen und einfach hoffen, dass Charlie deswegen nicht länger verletzt oder sauer war, aber irgendwie hatte sie dann doch das Gefühl sich entschuldigen zu müssen. "Tut mir leid", murmelte sie. Dann sah sie ihn einfach nur an, bis sie sich irgendwann näher an ihn drückte und ihr Gesicht an seinem Hals vergrub und seinen Geruch einatmete. Am liebsten wollte sie jetzt die Zeit anhalten und einfach für immer so stehenbleiben. 4 Monate ohne Charlie waren ihr eindeutig zu lang gewesen. Sie hatte irgendwann die Hoffnung aufgegeben, dass er sie wiederhaben wollte.

Charlie konnte Thalia's Schweigen auf seine Worte hin nicht richtig deuten, weshalb er - nervös wie immer - das Gewicht verlagerte und die Luft einsog. Ohne es zu merken, tippte er mit den Fingern auf ihrer Hüfte herum, wie er es früher immer getan hatte. Anscheinend war es zur Angewohnheit geworden, allerdings war es keinesfalls etwas schlechtes. Das ganze schien ihm einfach herrlich vertraut, etwas, was er selten von etwas sagen konnte. Und vor dieser Beständigkeit hatte er sich gefürchtet, wobei ihm selbst nicht klar war, wieso. Wahrscheinlich einfach ein Reflex, um sich selbst zu schützen. Irgendwann würde er es Thalia noch erklären, einfach, weil er sich schuldig fühlte, momentan schien ihm jedoch nicht der richtige Zeitpunkt dafür zu sein; was genau er sich unter einem richtigen Zeitpunkt jedoch vorstellte, konnte er nicht genau sagen. Vermutlich würde er, wie immer, spontan entscheiden oder einfach drauf los reden.
Es dauerte ein paar Herzschläge, ehe die Dunkelhaarige Charlie gegenüber schließlich wieder die Stimme hob. Er bemerkte ihren ernsten Blick, woraufhin sich sein Gesichtsausdruck jedoch kaum veränderte. Nach wie vor sah er Thalia einfach mit einer Mischung aus Erleichterung und Verunsicherung in den Augen an, ohne wirklich etwas dagegen zutun, dass seine Augen, wie nicht gerade selten, sein Empfinden wiederspiegelten. Und man konnte definitiv auch sehen, wie froh er war, Thalia wieder zu haben. Und ihre Worte schienen diesen Glanz nur weiter hervor zu locken. "Vergessen wir das." schlug er vor und schlang die Arme um sie, als sie sich näher an ihn drückte. Ein leichtes Grinsen schlich sich derweil auf seine Lippen. Spontanität wurde in ihrer Beziehung wohl groß geschrieben. Und trotz dass Charlie selbst seine Pläne und Vorhaben meist ausgezeichnet fand, hoffte er trotzdem, dass er in Zukunft nicht falsch handeln würde.

Thalia liebte es, wie Charlie gerade mit ihr umging. Es war so, als wäre nichts geschehen. Oder fast so. Am liebsten wollte sie Charlie sagen: Tu mir nie wieder so etwas an. Aber er würde ihr keine Garantie geben, dass er sie vielleicht nicht wieder so fallen lassen würde. Und dagegen konnte sie nichts machen. Sie würde mit dem Risiko leben müssen. Denn ebenso spontan wie Charlie mit ihr zusammengekommen war konnte er auch wieder Schluss machen. Aber daran wollte sie einfach nicht denken. Konnte ihr Kopf nicht mal ruhig sein und sie einfach mal die schönen Dinge im Leben genießen lassen? Auf seine Worte hin nickte sie und dachte: Ja, vergessen... Das war doch am einfachsten. Vergessen und verdrängen. Vielleicht die effektivste Methode. War es nicht das, was Elijah auch immer machte? Vielleicht war das gar nicht so dumm. Weil jetzt im Nachhinein wollte sie einfach nicht mehr an ihre "Trauerphase" denken. Grinsend schob sie Charlie ein Stück zurück, bis sie ihn umstieß und sie beide auf der Couch landeten. So war es doch gleich viel gemütlicher. Sie schmiegte ihr Gesicht an Charlie und lauschte seinem Herzschlag. Sie hätte ewig da liegen können, hätte sie sich nicht so beobachtet gefühlt. Sie hob den Kopf und warf Mittens einen bösen Blick zu, drehte ihr Gesicht aber so, dass Charlie es nicht sehen konnte. Dann blickte sie wieder zu ihm und fragte nachdenklich: "Meinst du sie wird mich jemals leiden können?" Irgendwie bezweifelte sie das jedoch. Mittens wollte Charlie sicher nicht teilen. Und schon gar nicht mit ihr.

Charlie's Grinsen wurde nur noch breiter, als er ebenfalls ein breites Lächeln auf Thalia's Lippen aufblitzen sehen konnte. Der heutige Tag war fast schon ein Lichtblick im Vergleich zu den vielen Tagen ohne Thalia. Natürlich hatte er sich ablenken können und war somit nicht vier Monate lang in seiner Trauer ertrunken, allerdings hatte er den Verlust das ein oder andere Mal zu deutlich gespürt. Natürlich würde das ganze etwas anders sein, Narben blieben nun einmal, doch Charlie war bekanntlich nie jemand gewesen, der sich an Regeln, oder in diesem Falle Sprichwörter hielt, wieso sollte er also nicht, wie sonst auch, seinen Optimismus siegen lassen? Er ließ sich von Thalia auf die Couch stoßen und lachte, als sie auf ihm landete, die Beine streckte er dabei aus, damit sie ein wenig mehr Platz hatte, eine Hand legte er dabei auf ihre Schulter. Man konnte von Glück reden, dass er ihren Blick zu Mittens nicht sah, immerhin hätte es ihn wahrscheinlich eher weniger gefreut, Thalia's Frage jedoch hörte er. Ganz automatisch glitt sein Blick zu Mittens, die ihn und die Dunkelhaarige anstarrte. Unschlüssig zuckte er nach einem Herzschlag mit den Schultern, richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf Thalia und drückte ihr einen knappen Kuss auf den Kopf. "Keine Ahnung. Schön wäre es natürlich. Aber sie ist ja keine... Unkatze." Er unterdrückte ein Lachen, warf Mittens noch einen letzten, amüsierten Blick zu und zog anschließend sein Handy aus der Tasche, als er sich daran erinnerte, vor einigen Minuten eine SMS bekommen zu haben. Natürlich war gerade nicht der aller passenste Moment, um auf Nachrichten zu antworten, allerdings musste er - als Head - eben hin und wieder darauf achten, wer ihm warum schrieb. Auch wenn es momentan eigentlich nur privates war, dennoch wollte er nun endlich die Antwort von Emily lesen, auch wenn ihm im Nachhinein auffiel, dass das keine besonders gute Entscheidung gewesen war. Und das einfach, weil er den Inhalt von der SMS viel zu beleidigend Mittens' gegenüber auffasste. "Beleidigt sie wirklich meine Katze..." murmelte er und wendete den Blick dabei nicht von seinem Handy ab, ehe er eine Antwort zurück schrieb und mit dem Mundwinkel zuckte. "Mh."

Thalia genoss Charlies Zugneigung und Küsse in vollen Zügen. Seine Antwort zu ihrer Frage über Mittens ließ sie lieber unkommentiert. Es erschien ihr nicht sehr weise ihre Gedanken auszusprechen. Mittens heckte was aus, ganz sicher. Das Tier war viel zu schlau für Charlie, am Ende würde sie ihre wahre Macht zeigen und... nein, das ging zu weit. Jetzt fing sie an zu spinnen. So dramatisch war es mit Mittens nun auch wieder nicht. Obwohl, gekratzt hatte sie sie schonmal. Hatte sie Charlie eigentlich davon erzählt oder nur im Stillen Rache geschworen. War im Endeffekt wohl auch egal. Und es jetzt zu erwähnen war ebenfalls unklug. Als Charlie sein Handy rausholte und darauf sah, verharrte Thalia einfach in ihrer Position doch bei seinen Worten und seinem Gesichtsausdruck schielte sie dann doch interessiert auf das Display und las die Nachricht und dass sie von Emily. Charlie war offenbar äußerst entrüstet darüber, das konnte Thalia gar nicht nachvollziehen. Sie verstand ihren Freund ohnehin oft nicht. Aber insgeheim feierte sie, dass Em Mittens, auf eine subtile Art und Weise, beleidigt hatte. Auch wenn es sicher nicht deren Absicht gewesen war. Aber das tat nichts zur Sache. "Wie kann sie nur", meinte sie sarkastisch und hoffte einfach, dass Charlie nicht bemerkte, dass sie überhaupt nicht seiner Meinung war. "Aber, Honey, meinst du nicht du regst dich etwas zu sehr darüber auf?", fragte sie vorsichtig. Sie wollte keinen Streit vom Zaun brechen, jetzt wo ihre Beziehung noch so frisch und zerbrechlich war, aber Thalia wäre nicht Thalia, wenn sie im Anschluss nicht das sagte, was sie eigentlich von der Sache hielt. Sie biss sich zwar auf die Zunge, konnte sich dann aber doch nicht zurückhalten. "Ich finde es einfach...unfair. Diese Katze ist dein Kryptonit. Hätte jemand etwas ähnliches über mich gesagt wärst du nie und nimmer so ausgerastet." Im Nachhinein könnte sie sich zwar dafür Ohrfeigen, dass sie das gerade gesagt hatte - es klang schon irgendwie doof - aber sie war stolz auf sich, dass sie das scheiß vor Katze nur gedacht hatte. Verdammt sie war auf eine verdammte Katze eifersüchtig. Das war irgendwie echt dämlich. Außerdem mochte sie Katzen doch gerne. Nur Mittens war ihr irgendwie nicht so geheuer.

Charlie hatte wirklich nichts dagegen, dass Thalia seine SMS las, auch wenn er es vermutlich kaum bemerkt hätte, hätte die Dunkelhaarige nicht direkt darauf geantwortet. Den Sarkasmus in ihrer Stimme konnte er deutlich heraushören, schwieg jedoch und steckte lediglich sein Handy zurück und runzelte leicht die Stirn. Der Kosename, den Thalia benutzte, fiel ihm nicht auf, einfach weil es fast schon wieder gewohnt war, und das trotz der langen Unterbrechung. Der Inhalt ihrer Worte dagegen stach schon etwas heraus, besonders der zweite Teil. Einen Moment lang schwieg Charlie einfach, starrte fast verwundert an die Wand, ehe er seinen Blick leicht verwirrt auf Thalia richtete. Dachte sie das also wirklich? Natürlich bedeutete seine Katze ihm fast alles, allerdings würde er es bestimmt nicht einfach so auf sich sitzen lassen, würde jemand Thalia zu nahe treten oder sie beleidigen. Auch wenn Thalia vielleicht richtig bemerkt hatte, dass Mittens sein Kryptonit war. Doch eigentlich war das doch schon bekannt gewesen. "Naja, es wäre aber etwas seltsam, würde jemand behaupten, du wärst jetzt nicht mehr so süß wie früher." Ein Lachen konnte er sich nicht verkneifen, ehe er Thalia leicht in die Seite zwickte, das typische Grinsen auf den Lippen. Leicht verlagerte er sein Gewicht, hielt seine Freundin dabei jedoch so fest, dass sie nicht geradewegs von der Couch kullerte. Dass Mittens nach wie vor zu ihnen hinüberstarrte, fiel ihm kaum auf, wahrscheinlich einfach, weil er diesen durchdringenden Blick der dunkelbraunen Katze schon lange gewöhnt war. Nichts außergewöhnliches also. Auch wenn er natürlich immer bestreiten würde, dass Mittens in irgendeiner Weise angriffslustig wäre, auch wenn die Narben und teilweise frischen Kratzer auf seinen Armen da andere Bände sprachen. "Hey, nein, ich mach nur Spaß." fügte er schließlich hinzu und strich Thalia fast gedankenverloren eine Strähne ihrer dunklen Haare aus dem Gesicht, ehe er begann, leicht an ihren Haarspitzen zu zupfen. "Ich denke aber, du würdest dich wehren, bevor ich die Chance dazu hätte. Und Mittens kann sich eben nicht selbst verteidigen, mh? Aber einfach nichts tun würde ich auf keinen Fall."

Thalia wusste erst nicht, wie sie Charlies Aussage zu deuten hatte. Als er jedoch bekannt gab, dass er nur scherzte war sie erleichtert, aber auch irgendwie immer noch leicht beleidigt. Um die Situation etwas aufzulockern sagte sie dann: "Ich bin wohl noch genauso süß wie früher! Schon mal Kinderfotos von mir gesehen?" Sie gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze und lachte leise. Er sollte bloß nicht merken, dass sie es ernsthaft unfair fand, dass Mittens ihm so viel wichtiger war. Aber sein nächster Punkt war durchaus einleuchtend, obwohl sie bezweifelte, dass Mittens so wehrlos war. Nein, diese Katze hatte es faustdick hinter den Ohren. Dank ihr waren ihre Arme vernarbter als vorher. Aber sie zwang sich nicht z ihr rüber zu schauen. Besser einfach alle Aufmerksamkeit auf Charlie richten. Vielleicht konnte sie sich ja mit Katzenleckerlis gut stellen. Aber diese Überlegung konnte sie auf später verschieben. Etwas anderes lag ihr auf dem Herzen. Eigentlich war es gar nicht so wichtig, aber weil sie Charlie behalten wollte, musste sie einfach alle Unklarheiten aus dem Weg räumen. Sie suchte nach Worten um es möglichst gut zu formulieren. "Sag mal...es stört dich doch nicht, wenn ich mich mit Sawyer treffe, oder? Also nur so zum abhängen. Ich will ja nicht, dass es falsch rüber kommt oder so..." Sie brach ab. Musste sie mit ihrer Fragerei wirklich immer das Risiko eingehen alles zu versauen? Wieso konnte sie den Abend nicht einfach genießen? Sie seufzte und sah Charlie unsicher in die Augen.

In Charlie's Augen flammte einen Moment lang Belustigung auf, als Thalia auf seine Aussage gekonnt konterte. "Zufällig nicht." gab er zurück und musterte sie kurz, als wollte er sich vorstellen, wie sie früher wohl ausgesehen haben könnte. Dass ihre Ausstrahlung schon immer etwas frech gewesen war, konnte er sich ausgesprochen gut vorstellen. Einige Momente lang war er so in den Gedanken vertieft, dass ihm zuerst kaum auffiel, wie sich in Thalia's Blick eine Art Besorgnis oder ähnliches mischte. Erst, als er sich selbst mit einem schnellen Blinzeln zurück ins hier und jetzt rief, fiel sein Blick in ihre Augen und er legte den Kopf leicht irritiert schief, die Stirn hatte er dabei leicht gerunzelt. Und bevor er Zeit hatte, nachzufragen, erklärte Thalia auch schon die Umstände. Zugegeben, es gefiel ihm nicht wirklich, was seine Freundin da sagte, allerdings konnte er ihr wohl schlecht etwas verbieten. Wenn sie ihn schon nicht davon abhalten konnte, ab und an Autos zu klauen oder sonstige dumme Dinge zu tun, konnte er sie wirklich nicht davon abhalten, sich mit Dean Sawyer zu treffen. Auch, wenn er es am liebsten getan hätte, einfach wegen dem Vorfall auf der Halloween-Party. Natürlich waren sie zu der Zeit kein Paar gewesen und Thalia hatte tun und lassen können, was sie gewollt hatte, immerhin hatte er das auch getan, trotzdem versetzte es ihm schon fast einen Stich. Sawyer hatte einfach so gewirkt, als hätte er das ganze viel zu sehr gewollt und vor allem ausgenutzt.
Einige Herzschläge lang schwieg Charlie, biss sich nachdenklich auf der Unterlippe herum und zuckte schließlich mit den Schultern. "Nein, klar, schon okay." brachte er schlussendlich hervor und bekräftigte seine Worte mit einem halbwegs glaubwürdigen Lächeln. Er traf sich ja schließlich auch noch mit Naya oder Emily, und Naya hatte er so gesehen auch geküsst, doch hatte das in einer Tracht Prügel und in keiner neu gefundenen Freundschaft geendet - die hatte es schließlich schon vorher gegeben.

Thalia glaubte ihm nicht. Es war offensichtlich, dass es Charlie nicht schmeckte, dass sie sich mit Sawyer traf. Irgendwie verständlich. Und ja, er konnte ihr nichts verbieten, aber es war auch doof, wenn er nicht mochte was sie tat. Sie überlegte kurz. Einen Kompromiss finden? Gab es nicht wirklich. Wenn du dich mit Naya triffst, dann darf ich mich auch mit Sawyer treffen. Nein, das war wirklich dumm. Das war schon fast so blöd wie: Wenn du mit Mittens zusammen wohnst, dann darf bei Elijah einziehen. Apropos Elijah. Wusste Charlie eigentlich, dass sie bei ihm wohnte. Eigentlich würde sie gerne noch die Sache mit Dean klarstellen, aber das war jetzt irgendwie wichtiger. Sie überlegte. Das KONNTE Charlie aber nicht falsch auffassen. Dass zwischen ihr und ihrem depressiven besten Freund etwas lief konnte er nicht vermuten. Das war einfach zu absurd. Außerdem glaubte sie nicht, dass er etwas gegen Elijah hatte. Wir konnte man überhaupt was gegen Elijah haben. "Wo wir gerade bei Elijah sind..." Zwar war sie nur in Gedanken bei Elijah gewesen, aber das beachtete sie gerade nicht. Und Charlie durfte sich dadurch jetzt einfach nicht verwirren lassen. "Ich wohne jetzt nicht mehr bei Dean, sondern bei Eli. Ich bin da...kurz nach unserer Trennung eingezogen." Okay, zugegeben, das hörte sich irgendwie nicht so toll an. Fast als hätte sie ihn ersetzt, aber anders konnte sie es auch nicht formulieren, oder?

Anscheinend hatte Charlie's Antwort Thalia zum denken angeregt, auch wenn Charlie irgendwie gehofft hatte, sie würde nicht weiter darüber nachgrübeln, sondern es einfach hinnehmen. Weiter wollte er sich nämlich nicht mit Dean Sawyer befassen, immerhin konnte er den Kerl überhaupt nicht leiden und, nachdem er praktisch gerade wieder mit Thalia zusammen gekommen war, war Sawyer wohl kein gutes Thema, immerhin hätte er genug Argumente, um einen Streit anzufangen. Wenn er gewollt hätte, was allerdings keineswegs der Fall war. Besser also, er schob den Gedanken an den Hellblonden einfach beiseite und ging dem Thema aus dem Weg. Kurz darauf sprach Thalia auch schon das nächste Thema an und Charlie legte den Kopf leicht schief. Elijah Castell, richtig. Soweit er wusste war der Hacker wirklich labil und außerdem Thalia's bester Freund, was er allerdings schon vorher gewusst hatte, weshalb er auch kein Problem damit hatte, dass seine Freundin bei ihm wohnte. Vielleicht auch, weil er sich denken konnte, dass dieser Elijah weniger Besuch zulassen würde, als es bei Thalia's Bruder Dean der Fall war. Gott, jetzt klang er ja fast schon wie ein eifersüchtiger, klammernder Freund. Vermutlich lag es einfach nur daran, dass er keine Lust hatte, Thalia erneut zu verlieren - oder abzuweisen, genau konnte er es nicht sagen. Es war fast so, als wollte er jede Möglichkeit, die Thalia ihm geben könnte, schwarz für die Zukunft zu sehen, aus dem Weg schaffen. Und das nur, weil er seine Freundin dieses Mal nicht verletzen wollte. Also eigentlich nicht so egoistisch, wie es zuerst klang, nur wusste Charlie nun mal selten, was er in seiner Spontanität als nächstes tun würde und wie er entscheiden würde. "Okay." meinte er mit einem ehrlichen Lächeln, während er eine von Thalia's Haarsträhnen leicht zwirbelte. Einen Moment lang schoss ihm die Sache mit der Begrüßung heute in den Kopf, als er Thalia mit Aria begrüßt hatte, allerdings entschied er sich, das ganze nicht noch einmal aufzuwühlen und auch diesem Thema aus dem Weg zu gehen, wie so ziemlich allem unangenehmen im Moment. Und das ganz im Gegenteil zu Thalia, die anscheinend zuerst alle möglichen Missverständnisse aus dem Weg schaffen wollte. Und erneut wurde ihm vor Augen geführt, wie unterschiedlich sie doch waren, doch das war für ihn keinesfalls etwas schlimmes. Ganz im Gegenteil, er brachte sie wohl zum lachen und sie ihn zur Vernunft. "Pass auf, du musst dich wirklich nicht... vor mir rechtfertigen." sagte er schließlich nach leichtem Zögern, ehe er eine Hand auf ihre Schulter legte und sich mit der anderen am Hinterkopf kratzte. "Ich war ein Arschloch und das weiß ich, ich hätte es verstehen können, wenn du jemand anderen nach deinem Geldbeutel geschickt hättest." Ob es so schlau war, das zu sagen, wusste Charlie nicht direkt, allerdings hatte er vorher kaum überlegt. Er sah es einfach als nötig an, Thalia klar zu machen, dass er wusste, was er ihr angetan hatte, und das obwohl er eine Zeit lang sogar geglaubt hatte, sie hatte ihn nur benutzt. "Also... Lassen wir es einfach auf und zukommen."

Thalia nickte ihrem Freund stumm zu. Es beruhigte sie, dass er nichts gegen ihr Zusammenleben mit Elijah hatte. Andererseits hatte sie Charlie vor allem während ihrer Beziehung nie eifersüchtig erlebt und dass er nicht mochte, dass sie sich mit Sawyer traf erklärte sie sich damit, dass er ihren neuen Kumpel nicht mochte. Verständlich irgendwie. Ihre Charaktere schienen genau aneinander zu reiben. Sie hatten beide eine sehr direkte Art. Charlie etwas alberner, Sawyer mehr oder weniger arrogant. Wobei mehr es eher traf. Dafür war er in ihrer Gegenwart umso netter. Seltsam, dass sie sich so gut verstanden. Aber es war auch seltsam, dass sie und Charlie zusammen waren. Hätte sie vor einiger Zeit erfahren, dass sie mit jemandem, der so albern war wie er, zusammen sein würde. Aber trotzdem waren sie zusammen und offensichtlich konnte und wollte sie nicht ohne ihn. Als Charlie begann weiter zu sprechen war sie ernsthaft gerührt. Sie nickte ein paar Mal während er redete und lächelte dabei. Er zeigte so viel Verständnis und Mitgefühl für sie und ihre Gefühle. Damit hatte sie einfach nicht gerechnet. Und da Charlie nie der Typ war, der im Voraus plante, nickte sie nur bei seinen Worten. Was anderes konnte sie nicht von ihm erwarten. Das war auch gar nicht so schlimm. Sie plante zwar auch gerne, aber Spontanität war auch schön. Doch sie musste zugeben, obwohl sie Charlie liebte, ganz gleich, was sie die letzten Monate durchgemacht hatte, sie traute sich nicht ihm zu sagen, dass sie ihn liebte. Vielleicht war es ja das gewesen, dass die Beziehung kaputt gemacht hatte. Vielleicht war ein 'ich liebe dich' zu verpflichtend für ihren Freund, zu verbindlich. Und so gerne sie es ihm jetzt gerade sagen wollte, da sie ihn so vermisst hatte, sie konnte es einfach nicht. Dafür war der Moment, diese frische Beziehung zu schön. Also sagte sie stattdessen: "Du bist kein Arschloch." Obwohl sie genau das die letzten Monate gesagt hatte. Aber das tat ja jetzt nichts mehr zur Sache.

Obwohl Thalia nicht viel sagte, glaubte Charlie, dass sie ihm wenigstens ein bisschen zustimmte. Und auch ihre Aussage, er sei kein Arschloch, erleichterte ihn etwas, trotz der jetzt so entspannten Situation. "Gut." meinte er nur, wenn auch mehr zu sich selbst als zu seiner Freundin. Ein leichtes Grinsen schlich sich wieder auf seine Lippen, als er seine Hände an Thalia's Hüften legte und sich so drehte, dass sie fast direkt auf ihm lag. Den Kopf ließ er nach hinten fallen, der Blick der braunen Augen jedoch haftete weiter an Thalia's dunklen Augen. Er war endfroh, Thalia zurück zu haben, auch wenn ihn das ganze gleichermaßen verwirrte. Es war praktisch wieder das Ergebnis seiner Spontanität, denn hätte er mehr nachgedacht, hätte er sie vermutlich nicht geküsst - was nicht heißen sollte, dass er es irgendwie bereute. Es war nur eben etwas plötzlich, was er eigentlich gewohnt sein müsste, allerdings war es eine positive Überraschung, dass Thalia es hinnahm und ihm noch eine Chance gab. Und das, obwohl er sie heute sogar mit dem falschen Namen angesprochen hatte. Ein paar Herzschläge lang sah er sie einfach stumm an, ehe er amüsiert die Augen zusammen kniff und den Kopf schüttelte, fast als könnte er es nicht glauben. Und insgeheim hoffte er, dass das ganze nicht noch einmal kaputt ging. Bei dem Gedanken zuckte er kurz mit dem Mundwinkel, hoffte jedoch, dass Thalia ihm seine Bedenken nicht ansah. Und wie üblich trommelte er mit den Fingerspitzen auf ihrer Hüfte herum, ohne es überhaupt zu merken. "Aber du hast dir zwischenzeitlich keinen Hund angeschafft, oder?" fragte er noch aus heiterem Himmel.

Es war einfach wunderschön so da mit Charlie zu liegen. Thalia genoss die Zeit in voller Länge und speicherte diese Gefühle in Gedanken ab. Sie wollte dieses Gefühl nie vergessen. Es war überraschend gekommen, das ganze, aber was machte das schon? Ihre erste Beziehung mit Charlie war schon überraschend gewesen, wieso nicht gleich so weiter machen? Außerdem schien es Charlie wirklich leid zu tun. Jedenfalls hatte sie den starken Eindruck. Sie hoffte einfach, dass es so war. Aber wieso sollte er sie auch verarschen. Dafür war er ohnehin zu ehrlich.  Es war echt seltsam zwischen ihnen, wenn man bedachte wie unterschiedlich sie waren. Außerdem hatte sie nie gedacht, dass jemand wie er ihr Typ sein konnte. Sie hatte immer nach Männern gesucht die erwachsen waren um ihr eigenes Alter wett zu machen, aber das brauchte sie bei Charlie offenbar nicht. Er war ein gutes Stück kindischer und alberner als sie und das störte sie nicht. In diesem Fall war sie nämlich die erwachsene. Charlies Frage überraschte sie dann doch, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Natürlich hatte sie sich keinen Hund angeschafft, doch sie ließ einen geschockten Ausdruck auf ihrem Gesicht erscheinen als sie sagte: "Oh...natürlich du magst ja keine Hunde..." Einen Augenblick bewahrte sie ihren Gesichtsausdruck und sagte dann immer noch ernst: "Ich war einfach so einsam und...ich brauchte doch einen Freund-Ersatz. Falls es dich tröstet: Ich hab ihn nach dir benannt, Charlie." Sie versuchte zwar ernst zu bleiben, doch schon nach einigen Sekunden der Ernsthaftigkeit begann sie das Gesicht zu verziehen und lachte schließlich. "Natürlich habe ich mir keinen Hund geholt!" Sie schüttelte grinsend den Kopf. Charlie hatte aber auch Ideen... So etwas war ihr nicht mal in den Sinn gekommen. Vor allem würde aber Elijah kein Fan davon sein einen aufgedrehten Welpen in der Wohnung zu haben. Außerdem war Thalia sowieso zu faul jeden Tag mit dem Tier spazieren zu gehen - ganz gleich wie süß der Hund auch sein mochte.

Thalia's geschockter Gesichtsausdruck irritierte Charlie völlig. Es war schon 'schlimm' für ihn, dass Naya Hunde hatte, oder dass viele Gangmitglieder sich überhaupt einen oder sogar mehrere Hunde angeschafft hatten, bei seiner Freundin jedoch wäre es keine nebensächliche Information, die er einfach hätte vergessen können. Und ja, vielleicht übertrieb er etwas mit seinem Misstrauen gegen die Tiere, allerdings konnte er sich einfach nicht mit ihnen anfreunden. Wie andere nun mal keine Spinnen oder Schlangen mochten, waren es bei ihm die Hunde. Bei Thalias erster Bemerkung nickte er knapp und langsam, sagte jedoch nichts und wartete, bis sie fertig gesprochen hatte und eine Pause einlegte, in der sie ihn weiterhin ernst ansah. "Du hast ihn... nach mir benannt." wiederholte Charlie zuerst ungläubig, entspannte sich jedoch sofort, als Thalia's Ernsthaftigkeit schließlich fiel und sie zu lachen begann, bevor sie die Situation klärte. Also doch kein Hund. Wie gut für ihn - und Mittens. Gegen eine Katze hätte er allerdings nicht das geringste, soweit diese seine in Ruhe lassen würde. Mit einem knappen Kopfschütteln schob er diese Gedanken wieder beiseite und grinste schlussendlich wieder, den Kopf ließ er dabei erneut zurück fallen. "Ich hab schon gedacht..." murmelte er leise und runzelte dabei die Stirn, entspannte sich jedoch ebenso schnell wieder. "Dein Geldbeutel liegt da übrigens noch irgendwo auf dem Boden." Mit einem Arm deutete er nach vorn, jedoch in keine wirklich zu deutende Richtung, ehe er den Arm einfach vom Rand der Couch hängen ließ und so mit einer Hand leicht den Boden berührte. Mit dem Blick suchte er den Raum ab, ohne nach etwas wirklichem Ausschau zu halten, fast als hätte er einen Moment lang schon vergessen, dass die Situation momentan ja eigentlich schon etwas besonderes war.

Thalia freute sich über Charlies geschockte Reaktion. Sie war besser als erwartet. Aber dass er die Sache auch so ernst nehmen musste. Es waren doch nur Hunde. Aber Charlie neigte zu Extremen: Seine Liebe zu Katzen und sein Misstrauen Hunden gegenüber. Das brachte Thalia noch mehr zum lachen und sie kringelte sich kichernd auf ihm zusammen. Sie konnte das nicht ganz begreifen, aber sie konnte Charlie ohnehin nicht begreifen. Also schob sie den Gedanken, dass ihr Freund echt ein paar Macken zu viel hatte beiseite und kuschelte sich zufrieden an ihn. Fast hätte sie die Worte gesagt, die sie auf keinen Fall sagen wollte. Wie konnte es sein, dass sie plötzlich Angst hatte ihm zu sagen, dass sie ihn liebte. Wie blöd war das denn? Stattdessen also vergrub sie wieder ihr Gesicht an seinem Hals und gab ihm einen Kuss. Ah ja, der blöde Geldbeutel. Darum war sie ja hier. Eigentlich sollte sie dem Geldbeutel, oder der Tatsache dass sie ihn verloren hatte dankbar sein. Wie warf einen Blick über die Schulter und sagte: "Stimmt den hab ich total vergessen." Wenigstens war Charlie ihr nicht böse, dass sie ihn nach ihm geworfen hatte. War ja auch Notwehr gewesen. Oder so etwas ähnliches. Dann grinste sie. "Ach vergiss den Geldbeuel!" Murmelte sie und begann wieder Küsse auf seinem Hals zu verteilen, während sie ihm durch die Haare wuschelte.

Charlie verharrte einige Herzschlage lang in dieser Position und horchte lediglich Thalia's Lachen, ehe seine Freundin ihm einen leichten Kuss gab, das Gesicht an seinem Hals vergrub und schließlich antwortete. Allzu viel oder etwas sehr wichtiges konnte in dem Geldbeutel ja nicht sein, sonst hätte Thalia ihn bestimmt früher abgeholt. Schon lustig, wie Charlie simuliert hatte, dass der Tag enden würde - und besonders positiv waren diese Simulationen eigentlich nicht gewesen, denn damit, dass er Thalia küssen und sie diesen Kuss erwidern würde, hatte er ganz sicher nicht gerechnet. Also hatte nicht nur sie ihn, sondern er sich selbst auch überrascht. Schön. Er antwortete mit einem Grinsen und stieß die Luft leicht aus der Nase aus, als Thalia ihm durch die Haare wuschelte und währenddessen mehrere Küsse auf seinem Hals verteilte. Als wäre es eine friedliche Pause gewesen, die sie vier Monate lang eingelegt hatten, nur um danach einfach weiter zu machen. Auch, wenn er einige Wochen vor der Trennung schon ein wenig distanzierter gewesen war, doch ob Thalia das so bemerkt hatte, wusste er nicht. Momentan war das aber auch nicht wirklich wichtig. Er hob den Arm, den er von der Couch hatte hängen lassen, wieder, legte die Hand an Thalia's Hüfte und zog sie ein kleines Stück zu sich, sodass er ihr direkt in die Augen sehen konnte. Auf seinen Lippen bildete sich ein breites, irgendwie freches Grinsen, ehe er sich leicht streckte und die Lippen auf ihre drückte. Eine Hand ließ er leicht unter ihr Shirt und ihren Rücken entlang gleiten, stoppte jedoch schnell wieder in der Bewegung und legte beide Hände zurück auf ihre Hüfte. Fast als wäre ihm etwas wichtiges eingefallen, unter brach er den Kuss und blickte zur Seite. "Bist du mit dem Taxi gekommen?" fragte er schließlich ohne sichtbaren Grund. Warum genau es ihn interessierte, konnte er nicht sagen. Vermutlich wollte er einfach wissen, ob jemand auf sie wartete, auch wenn das recht unwahrscheinlich war. Sehr unwahrscheinlich sogar, doch das hinderte Charlie nicht daran, darüber nachzudenken.