Charlie Fillions Wohnung

das Eingangsposting lautete :

Eine moderne, offene Wohnung, eher stadtmittig. Zwar verdient der 19-Jährige nicht allzu viel, bekommt aber monatlich einen Zuschuss seiner Eltern, weshalb er sich eine solche Wohungssituation leisten kann, ausserdem ist es nicht allzu groß. Außer ihm wohnt hier nur noch seine Katze.

"Hah, zahm..." entgegnete Charlie mit einem Kopfschütteln. Zwar hatte er Naya's Hunde schon mehrmals gesehen, konnte aber trotzdem keine Sympatie für die beiden entwickeln. Ob es nun daran lag, dass sie einen etwas unruhigen Eindruck auf Charlie machten oder daran, dass er einfach Ein Katzenfanatiker war, wusste er noch nicht genau, herausfinden wollte er es aber keinesfalls. Er warf Mittens noch einen prüfenden Blick zu, als wollte er sichergehen, dass sie noch an Ort und Stelle war, bis Naya wieder das Wort an ihn richtete. "Heute Abend..." wiederholte er und runzelte leicht nachdenklich die Stirn. Eigentlich hatte er keine besonderen Pläne gehabt, außer vielleicht noch in die Stadt zu gehen, aber das konnte er mindestens genauso gut mit Naya tun. "Eigentlich nichts besonderes. Hab überlegt noch in die Stadt zu gehen, aber muss nicht unbedingt sein, außerdem hab ich keine Ahnung, was ich dort hätte tun sollen. Naja, eingefallen wäre mir bestimmt was, aber... Ja." Er fuhr sich aus Gewohnheit mit den Fingern durch die dunkelblonden Haare, die inzwischen auch etwas zerstrubbelt waren, was ihm aber ziemlich egal war. Seine Augen funkelten fast schon voller Vorfreude, immerhin war es etwas her, seid er und Naya Zeit genug hatte, etwas zu tun, was halbwegs bescheuert war - und eigentlich war fast alles, was sie taten, wenn sie genug Zeit hatten, halbwegs bescheuert.

Gerade als Naya ihm antworten wollte, vibrierte ihr Handy. Was wirklich keine Seltenheit war, denn sie musste immerhin mit allen in Kontakt bleiben. Dennoch erstaunte es sie etwas, denn eigentlich hatte sie keine nahen Termine, zumindest wusste sie nichts von solchen. Auf seine Worte hin nickte sie verspätet und lächelte leicht, während sie die Nachricht ihres neuesten Mitgliedes las. "Sieht so aus, als hätte Thalia Erfolg gehabt.", meinte sie schließlich und zeigte Charlie ihr Handy, auf dem die Nachricht stand. Früher hatte sie das immer sofort gemacht. Egal ob es eigentlich geheimzuhaltende Head-Insidernachrichten gewesen waren oder welche, die tatsächlich sie beide betrafen, alles was die Gang anging hatte sie mit ihm geteilt. Damals natürlich auch noch alle Aufträge. Wobei das auch gerechtfertigt war, denn am Anfang war er für alle mehr oder weniger "ihre kleine Bedingung" gewesen, weshalb sie ihn sowieso immer zu ihr dazugezählt hatten. Aber es tat trotzdem wieder gut, ihm endlich alle möglichen Sachen wieder auf dem Handy zeigen zu können. Wobei es in Charlies Fall sowieso meistens nur Katzenbilder waren. Sie kniff ihre Augen leicht zusammen. "Hm, sieht so aus als müsste ich los, kommst du mit?" Sie sah ihn leicht hoffnungsvoll an, was in ihrem Fall einem Welpenblick gleichkam, weil sie eigentlich immer gerne alles alleine machte, aber diesmal war es einfach anders. Vielleicht interessierte es ihn sogar, außerdem hatten sie sich doch gerade wieder vereint. Da konnte sie ihn ruhig ein bisschen mit sich mitschleppen, wobei er - als Head - sowieso jedes Recht hatte wobei zu sein, also würde es Thalia auch bestimmt nicht wundern. Nicht, dass es sie interessierte, was ihr Frischfleisch sich so dachte. Es interessierte sie ja noch nicht einmal von den ältesten Mitgliedern ihrer Gang.

tbc: Das Reichenviertel

Charlie verlagerte leicht das Gewicht von einem auf den anderen Fuß, als Naya sich etwas Zeit mit einer Reaktion ließ. Zwar störte ihn das nicht im geringsten und er war es gewohnt, trotzdem versuchte er sich, in den paar Herzschlägen, in denen er nichts zutun hatte, sich anderweitig zu beschäftigen. Als Naya schließlich mit einem leichten Lächeln nickte und den Blick auf ihr Handy gerichtet hielt, sah Charlie sie an, bis sie ihm das Handy zeigte und zu der SMS noch etwas sagte. "Hah, gut für uns." gab er zurück und grinste, bevor er Naya weiter zuhörte. Das sie los musste war zwar nichts seltenes, kam aber etwas unerwartet, trotzdem war Charlie keineswegs enttäuscht. "Klar komm ich mit, denkst du, du wirst mich so schnell los?" gab er mit einem Zwinkern zurück, bevor er durch den Flur zu der Haustür ging. Er warf Naya noch ihren Schlüssel zu, den sie, aus Gewohnheit nahm er an, auf die Kommode im Flur gelegt hatte, dann nahm es seine eigenen Schlüssel, musterte noch kurz Mittens und ging sicher, dass sie noch genügend Futter und Wasser hatte, dann folgte er Naya.

tbc: Das Reichenviertel

cf: Das Reichenviertel

Charlie schloss die Tür auf, bevor er eintrat und den Schlüssel wie üblich auf die Kommode warf. Mit eiber Handbewegung bedeutete er Thalia stumm, dass sie reinkommen konnte. Er ließ kurz den Blick durch den Flur gleiten, warf Thalia noch einen Blick zu und hielt sich dann am Türrahmen des Wohnzimmers fest, anschließend lehnte er sich nach vorn und sah sich im Wohnzimmer um. Mittens lag noch immer auf der Couch, starrte ihm lediglich entgegen und zuckte mit den Schnurrhaaren, bevor sie den Blick scheinbar desinteressiert abwand und began, sich das Fell zu glätten. "Mh." brummte Charlie, stellte sich wieder aufrecht hin und richtete seine Aufmerksamkeit auf Thalia. "Also, fühl dich wie zuhause... Oder so." meinte er, runzelte leicht die Stirn und zuckte dann mit den Schultern. "Wenn du was essen willst, würde ich was bestellen, im kochen bin ich eine totale Niete." Fast belustigt stieß er die Luft aus, kratzte sich erneut am Hinterkopf und ging dann ins Wohnzimmer, wo er sich neben seiner Katze auf die Couch fallen ließ, die Beine hatte er ausgestreckt. Mit der Hand deutete er nach vorn durch den Flur, wendete den Blick jedoch nicht vom Fernseher ab, auch wenn dieser ausgeschaltet war. "Das Bad ist da." sagte er noch und legte seinen Arm dann auf die Rückenlehne der Couch.

Thalia folgte Charlie in seine Wohnung. "Danke, ich hab schon bei Elijah gegessen", sagte sie knapp, als er ihr sagte, dass sie sich was bestellen sollte wenn sie was essen wollte. Sie musterte alles genauestens und nahm das wesentliche Mobiliar kurz unter die Lupe. Man sah Charlies Behausung an, dass sie offenbar nicht günstig war. Modern, offen und gut gelegen konnten solche Räumlichkeiten in New York ein halbes Vermögen kosten. "Schöne Wohnung", bemerkte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und folgte dann Charlie ins Wohnzimmer. Als er sie auf das Bad hinwies folgte sie seiner Handbewegung mit einem kurzen Blick und setzte sich dann neben ihn auf die Couch. Sie blickte sich im Zimmer um und ihr Blick fiel auf seine Katze. Ihr Gesichtsausdruck erhellte sich mit einem Mal und sie sagte mit ungewohnt hoher Stimme: "Nein, ist die süüß! Wie heißt sie?" Ganz angetan von dem Tier fingen ihre Augen für einen Moment an zu glänzen, was aber schnell wieder verflog und sie drehte sich wieder zu Charlie.

Auf Thalia's Kompliment hin hob Charlie kurz eine Augenbraue, grinste jedoch schließlich nur und antwortete mit einem knappen. "Danke." Er sah aus dem Augenwinkel, wie Thalia ebenfalls das Wohnzimmer betrat, kurz in die von ihm angedeutete Richtung sah und sich schließlich hinsetzte. Schüchtern schien sie keinesfalls zu sein, trotzdem fragte Charlie sie nicht direkt, warum sie nicht hatte nachhause gehen wollen, immerhin ging ihn das kaum etwas an. Thalia's helle Stimme riss ihn schließlich wieder aus den Gedanken, er richtete den Blick auf sie und konnte gerade noch sehen, wie sie mit funkelnden Augen zu Mittens sah. "Mittens." nannte er den Namen der Katze, tippte dieser kurz auf den Kopf und grinste. Thalia schien Mittens wirklich auf den ersten Blick zu mögen, was ihr natürlich einige Sympatiepunkte brachte, auch wenn Charlie das nicht direkt so sagen würde. Er hob Mittens hoch und setzte sie zu Thalia, um an die Fernbedienung zu kommen, die zwischen den Pfoten seiner Katze gelegen hatte. Er schaltete den Fernseher an, legte die Fernbedienung dann weg und konzentrierte sich wieder auf Mittens, die Thalia kurz ansah, dann aber von der Couch sprang und in den Flur lief. "Irgendwie... Kann sie niemanden ausser mich leiden." murmelte er, zuckte mit den Schultern und sah in Thalia's dunkelbraune Augen.

Thalia grinste, als die Katze einen Augenblick bei ihr saß und sich dann aus dem Staub machte. "Sie ist halt eine kleine Diva, nicht?", Thalia lachte kurz auf und sah dann Charlie an, der ihr direkt in die Augen sah. "Danke noch mal, dass ich hier bleiben kann", wechselte sie das Thema. "Ich kann momentan einfach nicht zu Hause sein." Ihr Blick glitt kurz auf den Fernseher, aber gleich darauf wieder zu Charlie. Eine zeitlang musterte sie ihn gründlich und es war ihr egal, dass er es vermutlich merkte. Sie sah ihm wieder in die Augen und hielt seinem Blick stand, bis sie ihn fragte: "Wie bist du eigentlich in die Gang gekommen? Also ich meine, wie hast du zu ihr gefunden? Weil, wenn ich das so sagen darf, du wirkst nicht wirklich wie jemand, der in seiner Highschool Zeit viel Mist gebaut hat und dann auf sie gestoßen ist, weil es praktisch dein Umfeld ist." In ihren Worten verpackte sie eine leichte Anspielung auf sich selbst, war aber gespannt auf Charlies Antwort.

Charlie schüttelte den Kopf und stieß dabei eine Mischung aus Schnauben und Lachen aus. Auf ihre folgenden Worte hin sah er sie fast ernst an und zuckte mit dem Mundwinkel. "Kein Ding." antwortete er grinsend wie fast immer. Ihm fiel auf, dass sie ihn musterte, woraufhin er etwas ernster und leicht fragend dreinblicke, sich dann aber auf ihre Frage konzentrierte. Während er überlegte, ließ er den Kopf zurück fallen, die Hände hatte er auf den Beinen liegen. "Durch Naya." gab er schließlich zurück und runzelte leicht die Stirn. "Sagen wirs so... Sie hat mich praktisch eingeschleust." Er wählte die Worte mit bedacht, um sich selbst nicht schwach dazustellen, da es sich fast so anhörte, als hätte er es alleine nicht geschafft. "Ich war halt viel alleine, so mit 16, und naja, hatte zu viel Zeit denke ich. Und den Mist baue ich eigentlich jetzt." Er grinste, hob den Kopf wieder und sah Thalia an. "Was ist mit dir? Bist ja noch ziemlich neu." meinte er und wartete auf eine Antwort. Zwar war Thalia mit ihren 17 Jahren noch relativ jung, um Teil der Gang zu sein, jedoch war Charlie selbst ja noch jünger gewesen, als er in die Gang gekommen war.

Thalia zögerte kurz, wie viel sie ihm erzählen wollte, aber er hatte sie ohne weiteres mit nach Hause genommen, also entschied sie, dass es in Ordnung war ihm etwas über sich zu erzählen. Sie überlegte kurz und studierte dabei gedankenverloren den Fußboden. Schließlich begann sie: "Das Klischee halt, meine Mutter war kaum da, als ich klein war und ich bin schon früh mit den 'falschen' Leuten unterwegs gewesen. Mit 16 habe ich die Highschool abgebrochen und bin Kellnerin geworden. Das nächstliegendste war wohl einer Gang beizutreten. Wie gesagt, ich kenne einige aus der Szene und bin da irgendwie reingerutscht. Ich weiß selbst nicht so genau..." Viel mehr wollte sie auch nicht preisgeben. Klar, sie fand Charlie sympathisch, aber so richtig trauen konnte sie ihm natürlich noch nicht. Selbst Elijah hatte sie gerade erst von ihren Eltern erzählt, da würde sie nicht mit Charlie darüber reden. Sie beobachtete sein Gesicht und versuchte darin zu lesen, was er von ihren Erzählungen hielt.

Das Thalia zögerte, bemerkte Charlie kaum. Fast nervös wippte er mit dem Fuß, ohne es sonderlich zu merken und wie immer, um überschüssige Energie loszuwerden. Würde man die Bewegung seines Fußes aus dem Augenwinkel nicht sehen, könnte man meinen, er wäre vollkommen entspannt und ruhig, was er ja auch eigentlich sonst war. Er hörte zu, als Thalia ihm schließlich von ihrem Weg in die Gang erzählte, bis sie schließlich verstummte und ihn ansah. Es war nicht selten für Gangmitglieder, dass sie nicht aus den besten Familien stammten, und Charlie als Head und noch dazu als bester Freund von Naya wusste da auch so einiges, trotzdem war es ja nicht gerade das tollste, was Thalia hätte berichten können. Er sah sie nicht an, als hätte er Mitleid, sondern eher mit einen leichten Lächeln, als wolle er ihr vermitteln, dass alles seine Richtigkeit finden würde. Hoffnungsloser Optimist. "Naja, da hast du mit der Gang die richtige Entscheidung getroffen." meinte er noch, zog die Beine an und stützte dann die Ellenbogen auf die Beine, die Hände verschränkte er vor dem Gesicht und sah auf seine Unterarme. "Aber meine Laune ist weitaus zu gut um Trübsal zu blasen. Tut mir schrecklich leid." Wieder grinste er, lehnte sich erneut zurück und legte den Arm wieder auf die Rückenlehne, trotz dass Thalia praktisch davor saß. "Sollen wir vielleicht nen Film schauen? Oder... Mh." Die ganz dummen Ideen, die er bei Naya manchmal raushaute, verkniff er sich. "Keine Ahnung... Ach, warte, du bist Kellnerin? Wo denn?" Es war nicht unmöglich, dass Charlie schon in dem Lokal, in dem Thalia kellnerte, gewesen war, trotzdem hoffte er, dass sie ihn weder wiedereekannte, noch dass er sich besonders bescheuert aufgeführt hatte.

Thalia war positiv überrascht von Charlies Reaktion. Sie wurde bei seiner Entschuldigung gleich etwas offener. "Um Himmels Willen, du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Es bringt ja nichts darüber Trübsal zu blasen und Mitleid will ich schon gar nicht." Fast instinktiv verschränkte sie die Arme. Wenn ich hätte Mitleid haben wollen, dann hätte ich dir ganz andere Dinge erzählt, dachte sie beinahe grimmig, musste aber trotzdem Lachen. Sie fand es gut, dass Charlie so gut gelaunt war und sie musste sich mit schlechtem Gewissen eingestehen, dass es eine nette Abwechslung zu Elijahs ewig gleichen Laune war, die manchmal auch etwas bedrückend sein konnte. Als er fragte in welchem Lokal sie denn arbeite antwortete sie: "Im NYC Pub? Kennst du den? Ich kann mich nicht erinnern dich mal dort gesehen zu haben, aber ich merke mir ja auch nicht alle Gesichter." Sie lächelte ihn an und versuchte angestrengt sein Gesicht zu lesen. Was sich wohl hinter dieser ewig guten Laune verbarg?

"Okay. Na dann." gab Charlie zurück und musterte Thalia kurz, wenn auch nicht sehr auffällig. Er konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Mittens zurück ins Wohnzimmer kam und anfing, die Braunhaarige anzustarren, als wollte er ihr mitteilen, dass das ihr Platz und nicht der von Thalia war. Charlie's Blick schnellte zu seiner Katze und er sah sie kurz an, bevor sie sich umdrehte und fast beleidigt zurück in den Flur tappte. "Mh." Thalia's Stimme riss ihn wieder aus den Gedanken und er drehte den Kopf, sodass er die 17-Jährige ansehen konnte. "Jaa, kenne ich." gab er zurück und zuckte mit den Schultern. "Ich war sogar schon ein oder zwei Mal da." Er nickte, um seine Aussage zu bestätigen. Er selbst steckte ja noch mitten in der Ausbildung zum Krankenpfleger, auch wenn er davon überzeugt war, dass er weder ein guter und angenehmer Auszubildender war, noch, dass das der richtige Beruf für ihn war, aber er gab ja sowieso nicht viel auf seine Arbeit. Mit einem Blinzeln riss er sich selbst aus den Gedanken, runzelte die Stirn und konzentrierte sich wieder auf Thalia. "Wie unhöflich. Willste was trinken? Ich hab alles hier. Wasser, Cola, vielleicht ein Bier." Er stand auf, ging an den Schrank und nahm zwei Gläser hinaus, bevor er die Schranktür wieder zufliegen ließ.

Thalia nickte bei seiner Bemerkung darüber, dass er den NYC Pub kannte und sie legte den Kopf kurz zurück. Sie dachte einfach kurze Zeit an nichts und versuchte sich einfach zu entspannen. Sie war in letzter Zeit viel zu aufgewühlt, vor allem wegen Dean machte sie sich zu viele Gedanken. Es wurde wirklich Zeit, dass sie aus der Wohnung wegkam und sich eine eigene suchte. So viel stand fest. Trotzdem konnte sie sich gerade nicht so ganz beruhigen. Charlies Frage brachte sie wieder zurück ins Hier und Jetzt. "Ein Bier wäre super", murmelte sie benommen und ließ die Augen noch kurze Zeit geschlossen. Sie richtete sich wieder auf und starrte auf den Fernseher. "Dieses Programm ist doch echt Mist!", regte sie sich ein wenig gereizt auf. "Wieso sollte ich mir eine Realityshow über Teenager Mütter anschauen. Das hat man doch direkt vor der Haustür" Sie schnaubte empört, doch ihre Aufregung lag nicht am Fernsehprogramm sondern an ganz anderen Dingen.

Charlie nahm zwei Bierflaschen aus dem Kühlschrank, ließ die Gläser einfach stehen und schaute noch kurz mit leicht kontrollierendem Blick durch die Küche, die mit dem Wohnzimmer verbunden war. Als Thalia die Stimme wieder hob und sich diesmal etwas gereizt anhörte, schnellte Charlie's Blick etwas überrascht zu der Braunhaarigen, bis er erkannte, worüber sie sich aufregte, und leicht schmunzeln musste. Zwar hatte sie Recht damit, dass das Programm völliger Schwachsinn war, trotzdem fand er es amüsant zu hören, wie sie ihrer Aufregung Luft machte. Durch die Küche ging er zurück ins Wohnzimmer, ließ sich zurück auf die Couch fallen und hielt Thalia eine Flasche hin, zog sie aber mit einem "Oh." zurück, öffnete sie an der Tischkante und hielt die geöffnete Flasche der Braunhaarigen wieder hin. Seine eigene Flasche öffnete er ebenfalls an der Tischkante, nahm ein oder zwei Schlucke und stellte sie dann auf die große Kiste, die als Wohnzimmertisch aushalf. Er musste sich daran erinnern, wie er einmal versucht hatte, eine Bierflasche mit den Zähnen zu öffnen, was auch geklappt hatte, allerdings hatte er sich dabei fast ein Stück vom Zahn abgebrochen und ließ es seither lieber bleiben. Den Arm legte er wie gewohnt hinter Thalia auf die Rückenlehne und mit den Fingern trommelte er leise auf dieser herum. Mit der anderen Hand ergriff er die Fernbedienung und reichte diese ebenfalls Thalia. "Na dann entscheid du das Programm." meinte er grinsend und sah sie auffordernd an, bevor er seufzte und wieder die Beine ausstreckte. "Ich hab übrigens auch eine Onlinevideothek irgendwo. wie genau die funktioniert weiß ich aber noch nicht." Wohl eine von Charlies Angewohnheiten: Er meldete sich unter zig E-Mail Adressen bei irgendwelchen Seiten an, sodass er diese mehrere Wochen lang gratis testen konnte, und wenn dieses Testabo abgelaufen war, suchte er sich einfach eine neue E-Mail Adresse oder eine neue Onlinevideothek in dem Falle, da die alte sowieso nicht allzu gut gewesen war. Zum bezahlen war er zu faul, außerdem hatte er bis jetzt ja immer Erfolg mit dem Prinzip gehabt.

Thalia nahm dankbar das Bier an und trank zwei große Schlucke daraus. Dann stellte sie es neben Charlies auf die Holzkiste. Wieder versunken in die blöde Realityshow zuckte leicht zusammen, als sie plötzlich merkte, dass Charlies Arm hinter ihr lag. Gerade als sie noch etwas zu den schlechten Charakteren und Darstellern sagen wollte, drückte er ihr schon die Fernbedienung in die Hand. Sie grinste ihn schepp an, als er sagte sie solle das Programm entscheiden. "Ich weiß nicht ob du das willst. Ich gucke so gut wie nur SyFy und Elijah zum Beispiel hat nicht besonders viel für diese Shows übrig." Als er dann etwas über eine Onlinevideothek sagte,, musste sie passen. "Also da bist du an die falsche geraten. Ich hab keine Ahnung von so was." Das erledigt Elijah ja immer für mich, die Sachen die mit Elektronik und Technik zu tun hatten. Noch während sie das dachte und das Programm auf ihren Lieblingssender wechselte, in dem anscheinend gerade eine Doku über Kornkreise lief, drehte sie sich zu Charlie und sah ihn von der Seite an.

Das Thalia leicht zusammenzuckte, konnte Charlie nur aus dem Augenwinkel sehen, es sich aber nicht erklären, weshalb er es fast sofort wieder vergaß. "Mir ist alles Recht, solange es nichts allzu deprimierendes ist." meinte er, zuckte mit dem Mundwinkel und tippte weiter auf der Rückenlehne herum, bevor er amüsiert die Augen zusammen kniff. "Dann muss ich wohl irgendwann mal selbst schauen, wie das geht." Thalia schien ebenso wenig Ahnung zu haben wie er es tat, jedoch war ihm das eigentlich auch Recht, immerhin war er nicht so der Typ, der den ganzen Tag vorm Fernseher saß und nichts tat. Lieber unternahm er irgendetwas, sei es nun mit Naya, alleine oder mit sonst irgendjemandem, Hauptsache, er hatte etwas halbwegs interessantes zutun. War das nicht der Fall, verbrachte er natürlich auch noch eine Menge Zeit mit seiner Katze, mehr, als eigentlich nötig, aber das er seine Katze vergötterte war ja nichts neues. Er stieß die Luft aus der Nase aus, wartete, bis Thalia sich für einen Sender entschied und verfolgte das Geschehen auf dem Bildschirm kurz mit, bevor er Thalia's dunklen Blick auf sich ruhen spürte, den Blick vom Fernseher abwand und ihren kurz erwiderte. Sie schien fast zu überlegen, doch über was sie nachdachte, und ob seine Vermutung überhaupt stimmte, konnte er nicht erraten. Er hielt in der klopfenden Bewegung seiner Finger auf der Lehne inne, ohne es sonderlich zu merken, die Stirn runzelte er leicht und sah fast ernst aus, zumindest konzentriert.

Thalia, die jetzt direkt in Charlies Augen sah, bekam ganz plötzlich und aus heiterem Himmel heftiges Herzklopfen. Sie lächelte kurz indem sie einen Mundwinkel nah oben zog. Dann schaute sie kurz verlegen runter und dann wieder in Charlies braune Augen. Er war so nett und hilfsbereit, zwei Eigenschaften, die sie in ihrer jetzigen Situation völlig aus der Bahn warfen. Sie biss sich auf die Unterlippe und wollte etwas sagen, doch im selben Moment hatte sie es wieder vergessen. Ihr Kopf spielte verrückt oder streikte oder was auch immer und ganz plötzlich und ohne Vorwarnung lehnte sie vor, bis ihre Lippen auf Charlies trafen und sie die Augen schloss. Für einen ganz kurzen Moment verharrte sie in diesem Kuss und ihr Bauch kribbelte, ob wegen dem Kuss oder wegen dem schlechten Gewissen, dass sich plötzlich in ihr breit machte und sie schnellte wieder zurück in ihre alte Position. Ihr Mund war leicht geöffnet und beinahe entgeistert sah sie auf Charlie während sie nach Worten suchte um ihr Gefühlschaos zu ordnen. Das einzige was sie in dem Moment über die Lippen brachte war: "Oh Gott! Tut mir leid!" Sie wollte sagen 'Das wollte ich nicht', aber das wäre gelogen gewesen. Natürlich hatte sie das gewollt. Trotzdem, sie konnte nicht einfach Charlie küssen, sie kannte ihn kaum und noch dazu war er ein Head.

Charlie sah Thalia fast erwartend an, als diese sich auf die Lippe biss und urplötzlich einen verunsicherten Eindruck machte. Was genau sie dachte oder vorhatte wusste er nicht, hatte aber kaum Zeit nachzudenken, da lehnte sich Thalia auch schon zu ihm und drückte einen leichten, verunsichert wirkenden Kuss auf seine Lippen, entfernte sich jedoch ebenso schnell wieder. Er hatte kaum Zeit gehabt zu reagieren, sah sie nur etwas überrascht an, als sie sich entschuldigte und ihn ebenfalls ansah, als wäre sie verunsichert. Ein Grinsen konnte sich Charlie nicht verkneifen, trotz dass diese Aktion von Thalia relativ unerwartet gekommen war, aber nicht umsonst war er schon immer spontan gewesen und hatte direkt reagiert, nur dass seine Reaktion wohl ebenso überraschend für Thalia sein könnte, wie ihre Aktion es für ihn gewesen war. Anstatt zu antworten hob er die Hand, legte sie in ihren Nacken und zog sie etwas zu sich, bevor er die Augen schloss und sie weniger zurückhaltend küsste. Warum genau, darüber hatte er nicht nachgedacht, aber er war ja schon immer offen für alles gewesen, also warum sollte er nicht die Gelegenheit fassen? Zwar kannte er Thalia kaum, aber der Kuss konnte nicht aus nur irgendeiner Laune heraus gekommen sein und selbst wenn, vielleicht würde diese Laune ja länger anhalten. Man merkte, dass es nicht so seine Art war, vorausschauend zu denken oder zu handeln.

Als Thalia das Grinsen auf Charlies Gesicht sah, begann ihr ein Stein vom Herzen zu fallen. Sie setzte gerade zu einem weiteren Lächeln an, als sie seine Hand in ihrem Nacken spürte und sie zu sich ran zog. Total überrascht und beinahe in Ekstase schloss sie die Augen und erwiderte den Kuss, der um einiges heftiger war als der davor. Sie legte eine Hand behutsam an sein Gesicht und fuhr mit ihr hinauf in seine Haare, wo sie verweilte. Die andere Hand legte sie auf deine Brust um sich etwas abzustützen. Wieder begann das kribbeln im Bauch und etwas in ihr loderte auf, wie eine Stichflamme, nur, dass sie nicht heiß, sondern angenehm warm war. Kurz öffneten sich flatternd ihre Augenlider und sie sah, kurz bevor sie sie selbst wieder schloss, dass Charlie seine Augen ebenfalls geschlossen hatte. Ihr hing nur ein Wort im Kopf. Warum. sie konnte es sich selbst nicht erklären. Warum fühlte sie so? Warum hatte sie Charlie geküsst? Warum hatte er sie zurückgeküsst? Warum erwiderte sie seinen Kuss?

Charlie konnte Thalia's Hand spüren, die zuerst an seinem Gesicht lag und schließlich zu seinen Haaren wanderte, um dort zu verweilen. Er konnte seinen eigenen Herzschlag hören, der immer schneller wurde und ein trotzdem angenehmes Brennen in seiner Brust verursachte, als Thalia den Kuss erwiderte, anstatt ihn abzuweisen. Was genau er fühlte, konnte er sich nicht ganz erklären, jedoch fühlte es sich richtig an, auch wenn er vor ein paar Minuten noch nicht damit gerechnet hatte, dass Thalia diese Gefühle aus ihm hervorlocken würde. Wie lange sie dasaßen und sich küssten, die Hand in Thalias Nacken und die andere inzwischen leicht an ihrer Hüfte, konnte er nicht sagen, allzu lange konnte es jedoch nicht gewesen sein, immerhin hatte er die ganze Zeit über praktisch die Luft angehalten. Er grinste in den Kuss hinein und unterbrach diesen so, bevor er die Augen öffnete und seine Stirn kurz an Thalia's lehnte. Die Hand ließ er langsam aus ihrem Nacken gleiten, die andere jedoch blieb an ihrer Hüfte liegen. Er suchte in ihren Augen nach etwas, auch wenn es nichts direkt bestimmtes war, zumindest wusste er nicht, wie er es erkennen würde. Vielleicht nur ein bestimmter Glanz in dem dunklen Braun. Seine eigenen Augen funkelten teils amüsiert, teils überwältigt, denn dass er Thalia am Ende des Tages so sehen würde, hätte er nicht erwartet. "Was meinst du?" brach er schließlich die nicht unangenehme Stille, lehnte sich etwas zurück um ihr etwas Raum zum denken zu lassen und hob eine Augenbraue. "Vielleicht... sollten wir es einfach probieren, nicht?" Wieder grinste er, senkte jedoch den Blick auf seine Unterarme. Sein Selbstbewusstsein war wie immer kaum zu schlagen, trotzdem hoffte er, dass Thalia ihn nicht nur einfach aus Spaß geküsst hatte.

Thalia presste die Lippen aufeinander. Sie bekam aus irgendeinem unerfindlichen Grund kein Lächeln zustande. Aber das Glänzen in ihren Augen verriet die Freude die sie gerade tief in sich drin verspürte. Noch zu benommen um was zu sagen, verbreiterte ihr Mund sich bei Charlies Vorschlag es doch einfach zu versuchen, nun doch zu einem Lächeln. Einem ehrlichen Lächeln. Sie nickte nur behutsam und ihre Augenlider flatterten wieder für einen Moment. Für den Augenblick vergaß sie alle ihre Probleme: Ihre Mutter, Dean, ihre nicht-vorhandene Wohnung. Sie vergaß sogar ihre ständige Sorge um Elijah. Im Moment konnte sie nur an Charlie und seine wunderbar weichen Lippen denken, die sie so verzückten, dass sie ihm gleich noch einen Kuss auf den Mund drückte. Er war inniger als der erste, aber zärtlicher als der zweite. Ihre Hand hatte sie wieder aus seinen Haaren genommen und sah mit einem Mal wieder etwas unsicher aus. Sie wusste, dass es nicht rational oder plausibel war jetzt eine Beziehung mit Charlie zu beginnen, aber wer konnte in so einer Situation noch erwarten, dass sie klar dachte und vernünftig Entschied. "Ich würde es total gerne mal mit dir probieren"

Anstatt eine Antwort zu geben küsste Thalia Charlie einfach noch einmal. Er konnte spüren, dass sie sicherer war als bei dem ersten Kuss, jedoch war dieser Kuss immernoch zärtlicher als der zweite Kuss es gewesen war. Ihr Lächeln und vorallem das freudige Glänzen in ihren Augen entging Charlie nicht, trotzdem schloss er die Augen, solange der Kuss dauerte, um sie schließlich wieder anzusehen. Als sich wieder etwas Unsicherheit in ihren Blick mischte, tippte er fast nachdenklich und vielleicht etwas nervös mit der Fingerspitze auf ihre Hüfte, bis sie schlussendlich antwortete und Charlie sich leicht entspannte, es sich aber nicht anmerken ließ, dass er überhaupt angespannt gewesen war. Normalerweise wäre er nicht auf die Idee gekommen, auf eine solche Beziehung zu Thalia hinzuarbeiten, jedoch konnte sich seiner Meinung nach alles aufbauen, auch wenn es vielleicht etwas leichtsinnig war. Anstatt etwas für ihn typisches wie einfach nur "Hah." oder "Glückwunsch, so früh schon einen Head geangelt." zu antworten, zog er sie leicht an sich, drückte ihr einen Kuss seitlich auf den Kopf und sah sie anschließend fast belustigt an. "Du hast echt ein Talent."

Thalia schmiegte sich glücklich und mit einem plötzlichen Gefühl von Sicherheit an Charlie. Das Tippen auf ihrer Hüfte hatte sie kurz verunsichert, doch dieses Gefühl war jetzt wie verflogen. "Worin?", fragte sie. Diese Worte hatte sie von Elijah heute schon einmal gehört, aber sie sagte dazu nichts. Viel gespannter war sie drauf was Charlie meinte. Sie hörte den Fernseher im Hintergrund laufen und fixierte kurz ihre beiden Bierflaschen auf der Kiste. Sie würde wieder nachdenklich. Vermutlich war das hier gerade das Beste was ihr hatte passieren können, jedenfalls in der jetzigen Lage der Dinge. Sie war erstaunt, dass Charlie so entspannt wirkte, fast so als würde er täglich Mädchen Fragen, ob sie es ''mal versuchen wollten". Mit der Kuppe ihres Zeigefingers begann sie unsichtbare Linien, Schnörkel und Ranken auf sein Shirt zu zeichnen und seufzte kaum hörbar als sich ihr Körper entspannte.

"Naja." antwortete Charlie, als Thalia genauer nachfragte. "Darin, mich um den Finger zu wickeln." Er zwinkerte ihr zu, folgte ihrem Blick zu den Bierflaschen und sah schließlich eine Weile zum Fernseher, ohne sich auf das Geschehen zu konzentrieren. Zwar hatte er jetzt noch keine Ahnung, wohin die Beziehung führen sollte, ausserdem sah er sie momentan eher locker, da er selbst - und Thalia vermutlich auch - noch etwas überrumpelt von der ganzen Situation sein dürften, ein allzu großes Problem sollte dies jedoch nicht sein. Er merkte, wie Thalia mit der Fingerspitze Muster auf sein Shirt malte, jedoch störte ihn das nicht, die Berührung fand er eher noch beruhigend. Die Hand, die an ihrer Hüfte gelegen hatte, legte er nun auf ihre Schulter, fing aber nach einer Zeit an, leicht mit ihren braunen Locken zu spielen. Ob er dabei nervös wirkte oder nicht, überlegte er sich anfangs nicht, bis er leicht mit dem Mundwinkel zuckte. Thalia würde schnell noch merken, wie Ruhelos er in bestimmten Situationen war. Aber wahrscheinlich war das für andere halb so schlimm als Charlie es selbst empfand. Der Altersunterschied, der mit 2 Jahren nicht gerade gravierend war, machte ihm kaum etwas aus und er hatte auch nicht wirklich daran gedacht, immerhin wirkte er nicht gerade sehr reif, während Thalia einen ziemlich reifen und sturen Eindruck auf ihn machte.

Thalia lächelte bei seinen Worten. Da hatte er wohl recht. Aus irgendeinem Grund besaß sie die Fähigkeit andere schnell um den Finger zu wickeln. Kopfüber in eine Beziehung mit Charlie gestützt, hatte sie nicht die leistete Ahnung, was aus ihnen werden würde. Beinahe überfordert mit den Überlegungen versuchte sie ihr Gehirn auszuschalten. An Charlie gelehnt versuchte sie sich auf seinen Herzschlag zu konzentrieren und spürte gleich den beruhigenden Takt, der von ihm ausging. Alles um sie rum schien plötzlich ruhiger und langsamer zu verlaufen. Das Bild im Fernsehn, Mittens die einmal durch den Raum tapste, die Wolken am Himmel die durch das Fenster zu sehen waren und Thalias Gedankengänge. Sie und Charlie hätten vermutlich unterschiedlicher nicht sein können und trotzdem war das alles gerade zwischen ihnen passiert. Thalia verstand es immer noch nicht und hoffte nur, dass diese Beziehung gutes mit sich bringen würde.