Unexpected Friendship

Charlie grinste, bevor er kurz überlegte und schließlich den Kühlschrank schloss. "Wir könnten was bestellen, hab nämlich momentan nur Äpfel und Butter im Kühlschrank." Er lachte, setzte Mittens auf den Boden und zuckte dann mit den Schultern und warf den Apfel in die Luft, bevor er ihn wieder auffing, um ihn dann wieder in die Luft zu werfen. "Keine Geschwister, schade eigentlich. Hätte gerne jemanden gehabt bei dem ich mir hätte sicher sein können, länger als drei Jahre bei ihm zu sein. Und du?" Er hatte sich tatsächlich früher oft gewünscht, kein Einzelkind zu sein, vielleicht hätten die vielen Umzüge ihn dann nicht immer so umgehauen. Andererseits wären zwei Kinder für seine Eltern garantiert zu stressig gewesen und das wäre auch nicht allzu toll gewesen. Mittens miaute leise, woraufhin Charlie ihr einen Blick zuwarf. "Du bleibst bei mir, was?" meinte er leise zu seiner Katze, fast schon ohne es zu merken, bis Mittens fast bestätigend schnurrte und Charlie seine Aufmerksamkeit wieder auf Naya richtete.

Naya zuckte mit ihren Schultern, sah ihn allerdings etwas skeptisch an? Äpfel und Butter. Was für eine grandiose Auswahl. Obwohl sie auch oft bestellte, hatte sie mehr im Kühlschrank als zwei Dinge. "Ich denke bestellen wäre eine gute Idee.", meinte sie grinsend und beobachtete die Katze ein wenig, welche ihr Gegenüber gerade absetzte. Zu der Frage mit den Geschwistern, hörte sie ihm zuerst aufmerksam zu, bis er die Gegenfrage stellte. Sie verzog ihren Mund etwas, während sie ihre Arme verschränkte. "Oh nein, ich bin Einzelkind. Ist auch besser so, denke ich." Sie lächelte nun wieder, wie um ihre Theorie zu bestätigen. Ihren Vater wollte sie keinem zweiten Kind antun und schon gar nicht jemandem, der so nahe mit ihr verwandt war. Dann wäre für sie das alles nur noch schrecklicher zum ertragen gewesen. "Ich finde Freunde können aber ein guter Geschwisterersatz sein.", fügte sie nach einer kleinen Pause noch hinzu. Sie hatte zwar kaum richtig nahe Freunde, aber lieber Wenige und dafür Richtige als viele Falsche.

[OUT: sorry, war gestern Zelten und deshalb hatte ich keine Zeit zum zuürckposten :)]

Charlie griff nach dem Telefon und hob eine Augenbraue. "Pizza oder was anderes?" Natürlich hätte er auch kochen können, jedoch hatte er ja kaum etwas zum kochen zuhause. So ganz untalentiert war er zwar nicht, nur leider viel zu faul und unaufmerksam. Als Naya auf die Geschwisterfrage antwortete, warf Charlie ihr einen kurzen Blick zu. Nachdem er von ihrer nicht ganz so rosigen Vergangenheit erfahren hatte, konnte er ihr glauben, dass sie froh war, dass niemand ausser ihr dieses Leid hatte miterfahren müssen. Vielleicht wäre es mit Geschwistern aber anders gelaufen? Er nickte langsam, auch auf ihre nächste Aussage hin stieß er ein zustimmendes "Mh..." aus. Es stimmte, dass Freude so gut wie Geschwister sein konnten, jedoch konnte man sich bei Geschwistern in einem bestimmten Alter sicher sein, sie nicht zurücklassen zu müssen. Er behielt seine Gedanken für sich und merkte garnicht, wie er das Telefon in der Hand drehte und auf die Tasten drückte.

[OoT: Kein Problem ^^]

Naya sah ihm zu, wie er gedankenverloren das Telefon drehte und auf die Tasten drückte. Einen kurzen Moment schwieg sie, weil sie ihn nicht sofort unterbrechen wollte. Erstaunlich wie ernst der Idiot sein konnte, wenn er wollte. "Pizza klingt gut.", meinte sie schließlich, um die kurze Stille zu unterbrechen. So ganz wusste sie nicht, welche sie überhaupt wollte, also hoffte sie einfach Charlie würde ihr die Entscheidung abnehmen. Essen war das einzige Thema, bei dem sie sich einfach nie entscheiden konnte. Wahrscheinlich lag es daran, dass man eigentlich unverschämt viel Auswahl hatte, aber nie etwas daheim. In ihrem Kühlschrank durfte, soweit sie wusste, nicht mehr vorhanden sein als Butter, Schinken, Nutella und irgendeinem Aufstrich. Daraus konnte man sich vielleicht ein nicht besonders schmackhaftes Brot zaubern, aber kochen? Fehlanzeige. Vielleicht war das aber auch wirklich besser so, denn im Kochen war sie nicht gerade ein Genie.

Charlie wirkte einen Moment lang überrascht, als Naya die Stille brach. "Äh... Ach ja." meinte er, schüttelte kurz den Kopf und starrte dann auf das Display des Telefons. Bei der Nummer runzelte er leicht die Stirn, löschte die Eingabe und wählte dann die neue Nummer, bevor er anrief, normale Pizza Salami bestellte und dann auflegte. Er warf das Telefon unsanft auf die Theke, gähnte und sah dann kurz zu Mittens, die ihn förmlich anstarrte. Die letzten zwei Tage waren wirklich chaotisch gewesen, überraschend, jedoch bereute er keine Entscheidung, die er getroffen hatte, und war sogar froh, dass es so gelaufen war. Warscheinlich war es wirklich sehr von Vorteil, ein Gang-Mitglied zu sein, immerhin musste er so keine Angst haben, in irgendwelche Gebiete zu rennen, und seine Katze war auch sicher, außerdem blieb er so in Kontakt mit Naya. "Bin echt mal gespannt, wie das jetzt so weitergeht." meinte er mit einem Grinsen an Naya gerichtet.

Naya konnte es noch immer nicht fassen, dass sie diesen Auftrag versaut hatten. Er war doch so einfach gewesen und dieses höhnische Gesichtsausdruck des Leaders. Immerhin hatten sie bis jetzt noch alles geschafft und noch dazu war sie sogar schon Head. Das war ihr erster Auftrag den sie vermiest hatte und mit wem? Natürlich dem üblichen Verdächtigen - ihrem Mitbewohner. Wer das war? Charlie Fillion. Nicht die beste Wahl vielleicht für sie, aber irgendwie konnte sie ihm einfach nicht wiederstehen. Eine Frechheit eigentlich, für ihr sonst so erkühltes Gemüt. Ob es jetzt im Endeffekt seine Schuld war, dass sie nicht an diese blöden Daten-USB-Sticks herangekommen waren, wollte sie lieber gar nicht erwähnen. Klar, sie war vielleicht etwas nachlässig gewesen, aber trotzdem hatte sie ein Recht darauf sauer zu sein, oder? Genervt seufzte sie auf.

Natürlich entging Charlie nicht, wie genervt Naya war, immerhin redete sie seid einer Weile kein Wort mehr mit ihm, seufzte nur ab und zu genervt. Er gab zu, dass er größtenteils daran Schuld war, dass der gesamte Auftrag in die Hose gegangen war, aber das war - zumindest für ihn - doch kein Weltuntergang, allerdings war Naya im Gegensatz zu Charlie Head der Gang und somit auch angesehener, also fiel es natürlich enorm auf, wenn sie etwas vermasselte. "Dumm gelaufen..." murmelte er, fuhr sich nachdenklich mit den Fingern durch die Haare und verharrte mit der Hand im Nacken. Sie kannten sich jetzt schon ein gutes halbes Jahr lang und hatten sich eigentlich nie wirklich gestritten, schmlimmstenfalls gab es etwas Zoff, aber nie etwas ernstes, weshalb Charlie eigentlich auch kaum glaubte, dass Naya allzu wütend war, auch wenn ihr Verhalten auf etwas anderes hindeutete. Der Blick seiner braunen Augen ruhte fest auf ihr, bis er ihn auf den Boden ablenkte, die Luft leise aus der Nase ausstieß und das Gewicht verlagerte. "Era chiaro." murmelte er noch, was so viel bedeutete wie "War doch klar.". Ob Naya das inzwischen übersetzen konnte, wusste er nicht genau.

Naya sah kurz zu ihrem Mitbewohner hinüber. Ihm schien es offenbar egal zu sein, weshalb es sie nur noch mehr aufregte. Das Schlimmste war natürlich, dass sie ihm kaum böse sein konnte, weil sie ihn einfach noch immer viel zu sehr mochte. Er war einfach ihr Schützling, vor allem, seit dem sie in der Gang waren. Natürlich störte das einige Mitglieder, aber das war für sie nur noch mehr Grund weiterzumachen. Sie verschränkte ihre Arme und ließ sich auf das Sofa fallen, das sie irgendwann mitten in die Wohung gestellt hatten, wobei sie selber noch nicht einmal genau wusste wieso. Eigentlich war es Charlies Idee gewesen. Hmpf, Charlie hier, Charlie da., dachte sie nur noch genervter. Sie war noch immer sauer, auch wenn sie keine Lust hatte mit ihm zu streiten. Sie hörte, wie er etwas sagte und sah zu ihm hinüber. "Es ist nicht dumm gelaufen, es ist beschissen gelaufen.", meckerte sie und starrte dann wieder stur an die Wand, "Du bist genauso ein Idiot wie deine blöde Katze." Sie wusste, dass sie ziemlich unfair war und das was sie hier aufführte eigentlich ziemlich kindisch war. Vor allem für einen Head der gefürchtesten Gang New Yorks. Aber trotzdem musste sie ihren Frust loswerden und leider traf es eben Charlie.

Charlie starrte weiterhin den Boden an, auch als Naya ihn verbesserte - und er ehrlich gesagt froh war, dass sie überhaupt nocheinmal mit ihm redete - blieb sein Blick am Boden. Erst als sie wieder die Stimme hob, richtete er den Blick auf sie und kniff die Augen minimal zusammen. Sein Mund stand ganz leicht offen, die Hand ließ er langsam von seinem Nacken an seine Seite rutschen. Idiot genannt zu werden, war er eigentlich schon gewohnt, doch irgendwie traf es ihn, weil er das Gefühl hatte, Naya meinte es wirklich ernst; noch dazu zog sie Mittens mit hinein, was er schon so nicht ausstehen konnte. "Ach." erwiederte in einem ungewohnten Tonfall, schüttelte mit einem sarkastischen Lächeln leicht den Kopf und wendete somit den Blick von Naya ab, die sowieso nur stur an die Wand gestarrt hatte. "Ich wars mal wieder." Er wusste genau, dass diese Aussage unbereichtigt war, trotzdem rutsche es einfach raus, immerhin war er nicht immer an allem Schuld, zumindest seiner Meinung nach. Naya war die einzige Person, die er nicht einfach fallen ließ, und anscheinend schien diese es nicht zu schätzen. Gut, verständlich. Wieder mal ein Beweis, dass man sich nicht binden sollte. Um keinen Preis. Mit einem erneuten Kopfschütteln drehte er sich um, starrte nach draussen, sein Gesichtsausdruck wirkte angespannt wie selten.

Naya seufzte erneut genervt auf und stellte sich innerlich schon einmal eine ganze Reihe an Schimpfwörtern zusammen, die sie ihm gleich an den Kopf werfen konnte. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass er auch noch abstritt, dass er Schuld gewesen war. Natürlich, sie trug auch eine Teilschuld, aber so einfach konnte sie das auch nicht einsehen. Also spielte sie weiterhin beleidigt und stur. Das konnte sie immerhin am besten. Naja, fast. Sie wandte ihren Kopf also wieder zu ihm und funkelte ihn an. Es irritierte sie, dass er sie noch nicht einmal mehr ansah, aber das störte sie nicht besonders. In ihrer Wut dachte sie nicht besonders darüber nach. Ansonsten hätte es ihr auch wahrscheinlich furchtbar leid getan, denn das hier war Charlie. Normalerweise konnte sie ihm noch nicht einmal böse sein, aber heute war eine Ausnahme. "Natürlich warst du es.", warf sie ihm entgegen und funkelte ihn an, "Ich kanns schlecht gewesen sein und andere Personen waren leider nicht da." Sie zog ärgerlich ihre Augenbrauen etwas zusammen und schüttelte wütend den Kopf. "A törvény nem tudása nem mentesít.", murmelte sie auf Ungarisch vor sich hin, was so viel bedeutete wie "Dummheit schützt vor Strafe nicht.", denn auf ihrer Heimatsprache ließ sie besonders gerne Dampf ab.

Charlie dachte schon, Naya würde ihn wieder ignorieren, jedoch schien seine Aussage sie nur kurz zum zögern gebracht zu haben. Natürlich schob sie die Schuld auf ihn. Sie war stur, das wusste er, auch wenn sie sich in seiner Gegenward normalerweise anders verhielt, aber fein. "Klar!" meinte er und drehte sich wieder zu ihr um. Das Kinn hatte er leicht angehoben und seine brauen Augen strahlten ungewohnte Abweisung aus, als wollte er sich distanzieren. "Weißt du was? Mach deinen Scheiß doch einfach alleine! Kommst doch sowieso alleine besser klar!" Natürlich reagierte Charlie, indem er sich sofort zurück zog, das war bisher immer seine Art gewesen, Konflikte zu beenden - indem er einfach alles beendete. Ingeheim hoffte er, dass Naya nicht zustimmen würde, denn dann würde er abhauen, ganz sicher. Aus dem Augenwinkel konnte er Mittens sehen, die sich nahe an die Wand gesetzt hatte, den Kopf ordentlich gehoben und die Ohren leicht angespitzt.

Naya konnte es einfach nicht fassen. Jetzt musste er natürlich auch wieder so melodramatisch sein, war ja wieder klar. Allerdings war Rückzuck für sie eigentlich keine Möglichkeit, denn dazu war sie im Moment einfach zu stur. Er konnte doch jetzt nicht einfach auf Schildkröte machen und seinen Kopf einziehen nur weil sie etwas schwierig wurde. "Ach weißt du was? Leck mich doch." Sie reagierte natürlich eine Spur heftiger als sie wollte, aber in ihren Augen hatte sie einfach Recht. Wie, naja, eigentlich immer, zumindest aus ihrer Sicht. Natürlich wusste sie, da sie eine ziemliche Realistin war, dass das gar nicht stimmen konnte, aber das ließ sie durch ihre Arroganz einfach außer Acht. "Vielleicht hast du ja auch Recht und ich komme wirklich besser alleine da.", murmelte sie vor sich hin, auch wenn es sich für sie so falsch anhörte. In dem halben Jahr war ihr der dunkelblonde Kindskopf nämlich wirklich ans Herz gewachsen und vor allem das Zusammenwohnen mit ihm war ein echter Gewinn gewesen. Er hatte irgendwie Recht behalten, so ohne Tiere war es ziemlich einsam und seit sie ihn kannte vertrug sie so etwas kaum mehr. Er unterstützte sie einfach, aber trotzdem führte er sich gerade auf wie der letzte Idiot.

Charlie stieß nur einen spöttischen Ton aus und schüttelte den Kopf. Naya schien es wirklich ernst zu meinen, schade nur, dass er es auch ernst meinte. Zwar klang ihre letzte Aussage nicht ganz überzeugt, aber Charlie hatte nicht vor, noch nach besonderen Bedeutungen ihrer Worte zu suchen, vielleicht hatte er auch schlicht und einfach keine Lust mehr. "Schön, dass das geklärt ist." antwortete er schließlich, ließ die Fingergelenke knacken und drehte sich in einer Bewegung um. Sollte sie doch alleine weiter machen, sie konnte schließlich einiges erreichen und anscheinend stand er sowieso nur im Weg, da konnte er auch einfach verschwinden. Leicht zitterten seine Hände, er jedoch ignorierte es, schluckte die Wut und alles andere einfach herunter, auch die Gedanken hielt er einfach zurück. "Dann mach weiter, wenn du so perfekt bist wie du denkst." meinte er noch, eher leise im Gegensatz zu seinen anderen Worten,jedoch trotzdem energisch. Mit ein paar Schritten war er im Flur, dort griff er nur nach seinem Handy und seinem Geldbeutel, die auf der Kommode dort lagen, dann war er auch schon nach draussen gegangen, Mittens lief fast wie ein Hund neben ihm her, die Tür ließ er unsanft und lautstark hinter sich zufallen. Draussen verschwand seine Katze auch schon, setzte sich aber nur auf die Fensterbank, als wollte sie Charlie signalisieren, dass er nicht einfach weggehen konnte, jedoch ging der Dunkelblonde einfach geradeaus, Mittens würde ihm sowieso folgen.

Naya zuckte leicht zusammen, als die Tür ins Schloss fiel. Natürlich wollte sie nicht, dass er ging, aber wenn er sich so benahm, konnte sie ihm auch nicht helfen. Trotzdem, jede Sekunde die sie am Sofa saß, wurde ihr mehr und mehr bewusst, dass er es vielleicht ernst gemeint hatte. Dass er wirklich gehen würde und nicht mehr wiederkommen. Gegangen war er immerhin schon. Sie spürte plötzlich dieses unangenehme Gefühl im Bauch, dass sie abgrundtief hasste. Ihr Schuldgefühl. Denn auch wenn sie noch so eiskalt war konnte sie nicht abstreiten, dass sie so etwas hatte. Das hatte schließlich jeder, egal wie kühl er nach außen wirkte. Kurz stritt sie in ihrem Kopf mit sich selbst, bis sie schließlich aufstand und sich beeilte aus der Tür zu kommen. Ihr Handy, Geldbeutel und Schlüssel zur Vorsicht dabei, man konnte ja nie wissen. Sie sah sich draußen um und fragte sich, wo er hingegangen war. Wütend stampfte sie mit einem Fuß auf und lief dann einfach in irgendeine Richtung. "Charlie mach keinen Blödsinn...", murmelte sie vor sich hin und beschleunigte ihre Schritte etwas. Sie konnte ihren Schützling nicht einfach draußen herumrennen lassen, vor allem nicht, wenn er nicht ganz bei Sinnen war und am Ende noch etwas Dummes machte. Immer wieder sah sie sich um, konnte aber keinen dunkelblonden Schopf ausmachen.

Charlie lief einfach gerade aus, bog in eine der Gassen ein und blieb dort kurz stehen. Sein Kopf fühlte sich seltsam leer an, er hatte keine Ahnung, wo er überhaupt hatte hingegen wollen, das einzige was er wollte war, dieser Situation zu entkommen. Zwar war es irgendwie feige, jedoch konnte nicht jeder so standhaft sein, also sah er darin seine einzige Möglichkeit, den Streit zu beenden. Auch wenn in einigen anderen Fällen auch schon die Freundschaft dabei draufgegangen war. Er atmete zitternd aus, starrte kurz nach vorn und verlagerte das Gewicht, dann fiel sein Blick auf Mittens, die ausserhalb der Gasse stand und ihn fordernd ansah, während sie sich leicht entfernte, warum, wusste Charlie nicht. "Cazzo..." hauchte er fast schon, drehte sich um und griff sich in die Haare. "Fuck!" Diesmal war seine Stimme lauter und er schlug einfach mit der Faust gegen die Mauer, dann wich er zurück und lehnte sich mit dem Rücken an den kalten Stein hinter ihm, den Kopf ebenfalls nach hinten gelehnt. Mittens lief auf ihn zu, drückte sich an sein Bein und Charlie entspannte sich etwas, bevor er den Blick auf seine Katze lenkte. "Ich hab Scheiße gebaut, was?" meinte er, schüttelte den Kopf, blieb jedoch an Ort und Stelle, denn leider war er immernoch zu stolz und zu stur um einfach zurück zu gehen.

Naya drehte sich einmal im Kreis und ging dann einfach wieder in irgendeine Richtung. Plötzlich hörte sie eine Stimme und hoffte einfach mal, dass es Charlie war. Sie versuchte es einfach mal mit der nächsten Gasse und - Bingo. Da stand ja ihr Schützling. Nicht besonders begeistert sah er aus und gerade, als sie etwas sagen wollte, fing es an zu regnen. Na klasse., dachte sie genervt, immerhin hatte sie noch nicht einmal eine Jacke mit. Nun, in Anbetracht der dunklen Wolken, die seit heute Mittag über der Stadt hingen hätte sie es eigentlich besser wissen müssen, aber jetzt konnte sie es auch nicht mehr ändern, dass sie ihm einfach so Hals über Kopf nachgerannt war. Wobei sie das noch immer ziemlich peinlich fand, denn eigentlich hörte sie nicht auf solche Schuldgefühle. "Charlie!", rief sie ihm zu und ging erst einmal noch wütend auf ihn zu. So einfach wollte sie ihn jetzt auch nicht davonkommen lassen. Sie packte ihn bei seiner Schulter und zog ihn etwas nach vorne, was man eigentlich auch so sehen konnte, als ob sie ihn gleich schlagen wollte. Stattdessen umarmte sie ihn einfach. Nun, eigentlich umarmte sie nie jemanden, aber was sollte sie schon anderes machen? Charlie stellte sowieso ihre ganze Welt auf den Kopf. "Du kannst doch nicht einfach so wegrennen.", murmelte sie und lächelte ein kleines bisschen. Sie war doch irgendwie erleichtert, dass er nicht sofort ganz abgehaut war oder einfach in die nächste U-Bahn genommen hatte.

Charlie merkte nicht, dass sich jemand näherte, erst als eine bekannte Stimme seinen Namen rief, sah er auf und beobachtete Naya, die sich ihm näherte. Ihm war nicht aufgefallen, das es angefangen hatte zu regnen, der Regen war jetzt einfach da und untermalte seine Stimmung. Die Schwarzhaarige machte weiterhin einen wütenden Eindruck, was man ihr im Anbetracht der Tatsache, dass Charlie einfach abgehauen war, wohl nicht verübeln konnte, er selbst war ja auch noch etwas zittrig vor Wut, auch wenn er sich schon sichtlich entspannt hatte, als seine Katze sich ihm genähert hatte. Bei Naya's Berührung zuckte er erst kaum merklich zusammen, als sie dann die Arme um ihn schloss war er doch etwas überrascht, entspannte sich aber merklich und erwiederte die Umarmung einfach. Zwar dachte er, Naya einschätzen zu können, doch die Geste hätte er nicht erwartet. Sie schien also stetig über sich hinaus zu wachsen. Ihr Mumeln brachte auch ihn leicht zum lächeln, wenn auch nur leicht. "Tut mit leid." antwortete er ehrlich, bevor er sich aus der Umarmung löste und Naya mit leicht forschendem Blick ansah. Mittens blieb ruhig zu seinen Füßen sitzen, während Charlie die noch leicht zittenden Hände in seine Hosentasche schob, was fast schon zur Gewohnheit geworden war. "Wirklich."

Naya fiel ein Stein vom Herzen, als er sich entschuldigte. Irgendwie hatte sie ja angefangen, aber das interessierte sie jetzt kaum, denn immerhin war er einfach so weggelaufen. Und so etwas konnte sie gar nicht haben, denn sie klärte lieber alles sofort ab. Charlie hingegen wich Streit gerne aus. Sie waren schon seltsam, aber Gegensätze zogen sich nun mal gerne an. "Schon in Ordnung." Ich hab mir trotzdem Sorgen gemacht. Sie konnte es einfach nicht haben, wenn ihr Schützling alleine so rumlief. Er hatte einfach manches vor dem man ihn beschützen musste, selbst wenn, und das wusste sie, sie es nicht konnte und auch nicht wollte, denn jeder musste seine Erfahrungen machen und das ging sie auch nichts an. Aber besonders seine Panikattacken bereiteten ihr Sorgen, denn wegen diesen hatte sie einfach das Gefühl ihn verteidigen zu müssen. Ihr Altersunterschied trug noch einmal dazu bei, auch wenn sie so etwas nie zugeben würde. Immerhin konnte sie es sich selbst noch nicht einmal richtig eingestehen, dass sie bei ihm einfach anders war. Dazu war sie einfach zu kühl, selbst innerlich, auch wenn er sie schon etwas aufgetaut hatte, wobei sie das noch immer nicht nach außen hin zeigte, denn das wäre ihr zu peinlich. "Idiot.", murmelte sie, aber nicht in einem bösen Tonfall und boxte ihm leicht gegen die Brust. Naja, natürlich tat ihre Definition von "leicht" trotzdem ganz schön weh, aber nicht allzu sehr. Das vertrug der Katzenliebhaber ganz bestimmt, ein Baby war er jetzt auch nicht. "Als ob ich dich einfach so gehen lassen würde."

Fast erleichtert stieß Charlie die Luft aus, als Naya seine Entschuldigung annahm. Sie schien es ihm nicht übel zu nehmen, wahrscheinlich wusste sie genau, dass er Streit fast immer vollständig auswich, im Gegensatz zu ihr natürlich. Es wirkte fast, als hätte sie sich Sorgen gemacht, dass Charlie etwas hätte zustoßen können, auch wenn er das nicht ganz nachvollziehen konnte. Klar, mit wirren Gedanken wurde man unvernünftig und überstürzte die Sache oft, besonders er selbst wusste, wie idiotisch er manchmal sein konnte, und wie blind, trotzdem hatte er bis jetzt in seinen Augen doch nochnie etwas allzu unsinniges gemacht. Die gemurmelte Beleidigung brachte Charlie leicht zum grinsen. Das war Naya, wie er sie kannte; stur, sarkastisch und vorallem grob, wie ihr zielsicheres Boxen bewies. Er rümpfte amüsiert die Nase, hob leicht das Kinn und verlagerte etwas das Gewicht. "Als ob ich wirklich vorhatte abzuhauen. Spätestens heut Abend wär ich doch zurück gekommen, ich mein ernsthaft, ich verlauf mich doch andauernd." Er grinste wieder, knuffte Naya in die Seite und realisierte dann erst einmal wirklich, dass es weiter regnete - und dass weder er noch Naya eine Jacke hatten. "Shit." murmelte er leise, bückte sich und nahm Mittens, die die ganze Zeit über nahe bei ihm gestanden hatte, auf den Arm. Sein Blick hatte sich wieder verändert, er schaute wieder ernst drein, natürlich, seine Katze wurde nass und das konnte er überhaupt nicht leiden. "Gehn wir wieder rein?" Er warf Naya einen Blick aus seinen braunen Augen zu und wartete auf sie, Mittens hielt er die ganze Zeit über fest und strich ihr über das nasse Fell. Seine Hand, mit der er gegen die Steinmauer geschlagen hatte, wurde etwas rot und würde sich mit Sicherheit auch noch bläulich färben, was jedoch kaum der rede wert war. Viel wichtiger war jetzt, dass der Streit mit Naya geklärt oder zumindest vergessen war - und dass Mittens nicht weiter im Regen bleiben musste.

Naya kam nicht umhin zu lächeln, nachdem er wieder scherzte und ihr außerdem in die Seite knuffte. Sie war schon etwas erleichtert, dass er nicht mehr so wütend und vor allem so außer sich war. So wütend war er noch nie auf sie gewesen, sie andererseits aber auch nicht auf ihn. "Ja, wir sollten wohl besser wieder rein, bevor wir uns noch den Tod holen.", meinte sie leicht dramatisch. Aber es war schließlich auch Mittens, seine Katze hier, also war ein bisschen Dramatik angebracht, so wie er an ihr hing. Mehr als an den meisten Leuten, die er kannte, wahrscheinlich, oder nein - mehr als an allen Leuten. Sie ging neben ihm wortlos her, bis sie ihre Wohnung erreicht hatten. Sie war ziemlich erleichtert, als sie wieder im Trockenen standen. Das war doch gleich viel besser als im Regen. "Es kann übrigens sein, dass es mir ein kleines bisschen leid tut, was ich gesagt habe. Aber nur vielleicht.", sagte sie schließlich etwas leiser als sie ihre Schlüssel und die Geldtasche wieder auf die Komode legte. Sich ganz "offiziell" entschuldigen wollte und konnte sie auch nicht, denn irgendwie fand sie hatte sie schon Recht gehabt. Auch wenn sie es nicht unbedingt fair formuliert hatte. Aber trotzdem, ein bisschen musste sie ihr Gewissen doch befriedigen.

Charlie folgte Naya, konnte sich ein leichtes Grinsen nach ihren Worten aber nicht verkneifen. Die ganze Zeit über hielt er Mittens fest, die sich nicht viel bewegte sondern sich einfach davontragen ließ, als würde auch sie genaustens wissen, wie besessen Charlie von ihr war, wahrscheinlich kannte die Katze das alles schon und hatte sich daran gewöhnt. Auch er sagte bei dem Rückweg kein Wort, schnaubte nur einmal, jedoch ohne irgendeinen besonderen Grund. Als sie im Flur standen stieß er die Tür mit einem Fuß zu, bevor ihm Naya's Worte leicht aus den Gedanken rissen und er aufsah. Er hielt in der Bewegung inne und zuckte bei ihrer indirekten Entschuldigung nur leicht mit den Schultern. Das Thema wollte er nun wirklich nicht nocheinmal aufwühlen, nicht, nachdem sie sich gerade erst wieder entspannt hatten. "Schon okay. Du hattest schon Recht." meinte er schließlich einfach, kniff die Augen leicht amüsiert zusammen und richtete den Blick dann wieder auf Mittens. Er wusste, dass es eine gewaltige Überwindung für Naya sein musste, sich zu entschuldigen, jedoch ritt er nicht darauf herum, sonst würde er es noch bereuen. Er griff nach einem Handtuch, welches er immer unterhalb der Kommode liegen hatte, eben als "Notfall"-Lösung, wenn Mittens im Regen unterwegs gewesen war. Er warf das Handtuch über die Katze und rieb ihr Fell vorsichtig trocken, dann legte er das Tuch wieder beiseite, grinste zufrieden und richtete sich dann auf, bevor er seine Hand schüttelte und anschließend gähnte. So wie er sich selbst kannte würde er gleich einfach an Ort und Stelle einschlafen, Naya hatte das schon einige Male miterlebt, immerhin kam das ja nicht gerade selten vor, aber seiner Meinung nach war das nicht weiter schlimm. "Hattest du noch was vor?"

Naya war froh, dass sie dieses leidige Streitthema offenbar abgehakt hatten. War aber auch besser so, nicht noch mehr darin rumzustochern oder darüber zu diskutieren. Auf seine Antwort hin nickte sie einfach nur und sah ihm dabei zu, wie er sein Heiligtum abtrocknete. Manchmal konnte sie ihn einfach nicht verstehen, besonders, wenn es Mittens betraf. Und dabei hatte sie sich doch sogar gedacht, dass eine Katze nicht so schlimm wäre, solange er sich nicht wie eine alte Katzenlady benahm. Tja, falsch gedacht. So einfach war das dann wohl doch nicht mit dem Mitbewohner. Auf seine Frage hin, musste sie nicht besonders lange überlegen. Wegen ihrer Mission heute, hatte sie sich nicht viel vorgenommen. "Nein, wieso?", fragte sie ihn und musterte ihn leicht misstrauisch. Nicht, weil sie ihm nicht vertraute, aber das klang fast so, als hätte er einen Plan. Und hoffentlich einen guten Plan, denn den konnten sie eigentlich recht gut gebrauchen, nach so einem Erlebnis. Sie kontrollierte kurz ihre Haare, die aber anscheinend nicht allzu nass geworden waren - zum Glück. Sonst musste sie sie am Ende noch trocknen und das dauerte ihr jetzt viel zu lange. Geduld hatte sie im Moment keine besonders große.

Charlie bemerkte Naya's leicht misstrauischen Blick und musste automatisch schmunzeln. Sie schien nicht besonders begeistert, vielleicht war sie auch einfach unschlüssig. Er zuckte mit den Schultern, beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Mittens an Naya's Beinen vorbei ins nächste Zimmer lief, dann richtete er den Blick der braunen Augen zurück auf die seine Mitbewohnerin. "Nur so. Also entweder, ich geh jetzt pennen, oder wir machen noch was. Und betrinken, was weiß ich." Zwar war der Vorschlag nicht hundertprozentig ernst gemeint, jedoch würde er Naya tatsächlich mal gerne betrunken erleben - auch wenn er selbst dann wahrscheinlich reichlich wenig davon mitbekommen würde. Er zwinkerte, ging an ihr vorbei ins nächste Zimmer und ließ sich auf die Couch fallen. Den Kopf ließ er nach hinten fallen und den Blick hatte er an die Decke gerichtet. Für einen Moment dachte er wieder an den Auftrag, den sie, nein, er vermasselt hatte, jedoch schob er den Gedanken genauso schnell wieder beiseite, wie er gekommen war. Mit der rot angelaufenen Hand fuhr er sich durch die dunkelblonden Haare, dann drehte er den Kopf so, dass er Naya ansehen konnte. Es war schon fast amüsant, wie sich das ganze innerhalb eines halben Jahres entwickelt hatte. Naya schien nichtmehr so mitgenommen von ihrer Vergangenheit zu sein, wie an dem Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten, dass es ihr aber noch sehr zusetzte, war nicht zu bezweifeln und auf jeden Fall verständlich. Er selbst hatte seine Panikattacken zwar nicht unter Kontrolle, aber immerhin hatte sich die Durchschnittliche Anzahl der Attacken deutlich verringert. Alles in einem ein positiver Weg nach vorn, auch innerhalb der Gang und trotz dieser einen verpatzten Mission.

Naya zog die Augenbrauen leicht nach oben und begann zu grinsen. Irgendwie hatte sie Lust bekommen auszuprobieren, ob er es wirklich ernst meinte mit dem Betrinken. Eigentlich war er ja noch ein bisschen jung dafür, zumindest in Amerika. Aber wer hielt sich denn schon an Altersbegrenzungen? Sie setzte einen leicht herausvordernden Blick auf und musterte ihn einmal von oben bis unten. "Also, dass du mich unter den Tisch trinkst, glaube ich kaum, aber ja, wieso nicht.", meinte sie und machte daraus sofort einen kleinen Wettstreit. Eigentlich betrank sie sich nicht oft, vor allem, weil sie viel vertrug und es so sowieso kaum schaffte. Vielleicht waren ihre ehemaligen Studienkollegen einfach nur extreme Schwächlinge, denn die waren die Einzigen mit denen sie richtig trinken war bisher. "Aber ansonsten würde ich gerne mal dich betrunken erleben.", fügte sie noch hinzu und zwinkerte ihm zu. Wahrscheinlich war das ganze nur halb so lustig eigentlich, aber sobald man etwas Alkohol im Blut hatte, konnte man sich mit beinahe allem die Zeit vertreiben und man fand auch gleich viel mehr Freude an so ungefähr allem, also hatte sie überhaupt nichts dagegen, schon gar nicht, weil Charlie dabei war.

Charlie lachte leise, als Naya auf seinen Vorschlag reagierte. Sie schien es wirklich in Betrach zu ziehen, sich zu betrinken, hatte also nichts dagegen. Dass sie nichts vonwegen 'er sei zu jung' sagen würde, war im Vorraus klar gewesen, immerhin war sie nicht seine Mutter und gab selbst ja auch nicht allzu viel auf Regeln. "Ich bin betrunken noch nerviger als ohnehin schon, willst du dir das wirklich antun?" Er grinste sie an, schüttelte den Kopf und drückte sich von der Couch hoch, dann ging er zum Kühlschrank und öffnete diesen. Natürlich hatten sie einiges an Alkohol zuhause; Bier, etwas Schnaps, Wein und anderen Kram. Vielleicht wäre es besser, erst einmal mit Bier anzufangen, dann war man nicht sofort total neben der Spur. Charlie hoffte nur, dass wenigstens einer der beiden etwas vernünftig blieb und den jeweils anderen daran hinderte, etwas total bescheuertes zu machen; ansonsten würden sie es wahrscheinlich einfach zusammen tun, ausser Naya hatte vor, Mittens das Fell abzurasieren. "Na dann." meinte er, reichte Naya eine Flasche und ließ sich dann wieder auf die Couch fallen. "Prost."