Elijah Castells Unterkunft

das Eingangsposting lautete :

Wie nicht anders zu erwarten sind fast überall in der Wohnung des 18-Jährigen Computer oder sonstiges anzufinden. Er lebt eher Stadtmittig, das heißt, direkt im Gebiet der 13th Street Gang, da er aber sowieso kaum vor die Haustür geht, wäre es nicht sinnvoll für ihn, umzuziehen. Die Wohnung an sich ist relativ normal eingerichtet, ausser dass eben überall Laptops, Festplatten und sonstiges zu finden sind. Trotz des Zustandes, indem sich Elijah befindet, sieht man der Wohnung an, dass er sehr viel Geld hat.

Elijah rechnete schon mit Widerworten, allerdings schwieg Thalia zu dem Thema Geld einfach. Zumindest zu der Sache mit dem Einkaufen. Wahrscheinlich war auch ihr einleuchtend, dass es nur fair wäre - und das mit der Miete wäre auch recht schnell geklärt. "Eigentumswohnung." erklärte er wahrheitsgemäß. Mit einer Mietwohnung hätte er recht wenig anfangen können, außerdem, wie beliebt war ein depressiver 18-Jähriger schon bei irgendwelchen Vermietern? Wobei, in New York war ja bekanntlich alles möglich, trotzdem, es wäre ihm in einer Mietwohnung nie möglich gewesen, alles so zu verkabeln, wie er es brauchte. An und in diesem Gebäude konnte er nun einmal tun und lassen, was er wollte und wie er wollte, auch wenn er eigentlich recht wenig tat. Er fügte auch nicht weiter hinzu, dass es ohnehin nicht nötig wäre, dass sie dazu bezahlte, denn ihre Anwesenheit änderte eigentlich nicht viel an seinem Alltag. Vielleicht nahm es etwas Platz weg, immerhin war hier schon ziemlich viel Fläche vollgestellt, doch irgendwie würde das sicher gehen, das Schlafzimmer konnte sie ja schließlich völlig für sich alleine haben. Und das er Besuch nicht gerade gerne mochte, erklärte sich bestimmt von alleine, auch wenn er es nicht erwähnte, denn genug Umstände machte er ja irgendwie schon so. Aus nicht sichtbarem Grund zuckte er mit den Schultern und starrte mit den dunklen Augen an ihr vorbei.

Thalia nickte knapp. Das leuchtete ein. Natürlich hatte Elijah eine Eigentumswohnung. Das hätte sie gar nicht anders erwarten sollen. Sie überlegte kurz, aber wirklich viel anderes war ja nicht zu klären. Sie würde einfach ihre Sachen in Deans Wagen rüber schaffen und sich irgendwie einrichten. Letztendlich änderte die Tatsache, dass sie zusammenzogen nicht viel an ihrem Alltag, denn sie hatte ohnehin schon einen Haufen an Zeug das ihr gehörte hier und da in der Wohnung deponiert. Sie lächelte ihn noch mal dankbar an und verkniff sich den Drang nachzufragen ob es ihm gut ging. Das machte sie ohnehin zu oft und seine Antwort war immer gleich: entweder Schweigen oder ein kurzes Nicken. Also rollte sie sich neben ihm auf der Couch zusammen und starrte ins Leere. Sie wollte nicht nachdenken, denn sie wusste, wo ihre Gedanken letztendlich landen würden. Bei demjenigen, an den sie am liebsten nie wieder denken wollte. Einfach, weil er ihr das Herz gebrochen hatte und sie ihm nichtmal wirklich böse war deswegen. Sie hatte immer gedacht, dass sie demjenigen, der ihr Herz brechen sollte einfach die kalte Schulter zeigen und vergessen würde, dass es ihr egal wäre. Aber so war es nicht. Ob es an Charlie lag oder daran, dass sie sich einfach komplett falsch eingeschätzt hatte wusste sie nicht, aber im Endeffekt war es auch egal. Denn was sie wusste, war, dass sie ihn vermutlich sofort zurücknehmen würde, wenn er jetzt vor Elijahs Tür auftauchen würde. Und das machte ihr wirklich zu schaffen. "Ich bin gar nicht so stark, wie ich immer geglaubt habe", sagte sie in die Stille hinein - mehr zu sich als zu Elijah. Nicht, dass es wahrscheinlich war, dass Charlie jetzt hier auftauchte um ihr zu sagen, dass er wieder mit ihr zusammen sein wollte. Aber irgendwie wünschte sie es sich. Wieso hatte Hollywood sie angelogen? Es stimmte nicht, dass der Held jetzt begriff, dass er das Mädchen doch liebte und zu ihr rennt um alles wieder gutzumachen. Denn wenn ihr Leben wie ein Film wäre, dann wäre Charlie jetzt derjenige an den sie sich kuscheln würde und nicht Elijah.

Elijah bewegte sich nicht von der Stelle, als Thalia sich schweigend auf der Couch zusammen rollte. Er konnte nicht direkt nachvollziehen, wie sie sich fühlte, auch wenn er auch schon eine Trennung erlebt hatte, doch das war mehr Erleichterung als Ballast für ihn gewesen, immerhin hatte seine damalige Freundin ihn eigentlich nur noch bemitleidet und auf irgendwelche Diagnosen reduziert. Nichts, was er hatte gebrauchen können. Vielleicht hatte es ihn sogar noch etwas mehr belastet, als ihm klar war, denn fördernd war so etwas keinesfalls, Trotzdem, daran ändern konnte er nichts, außerdem befand sich Thalia sichtlich in einer anderen Situation. Auf ihre Worte hin wusste er keine Antwort, die nicht auf irgendwelchen sinnvollen Erklärungen basierte. Niemand war stark, in dem Sinne. Es gab immer etwas, das einen aus der Bahn warf, sei es nun Angst, Liebe, Entzug oder sonst etwas, es war einfach eine Sache des Unmöglichen, gegen alles immun zu sein. Empfand man nicht viel, wie es zum Beispiel bei ihm selbst der Fall war, war man nun eben sehr ängstlich oder unsicher oder vergleichbares, manche waren aber vielleicht auch so tief verletzt und zerstört, dass sie außer dem Schmerz nichts mehr empfanden. Doch Thalia war in seinen Augen nicht so. Sie hatte ein gutes Herz, auch wenn sie ab und zu etwas stur war, doch Macken hatte doch eigentlich jeder. Es war ihr dankbar, dass sie ihm Respekt entgegenbrachte und ihn akzeptierte, denn eigentlich tat das niemand außer sie - nicht einmal seine Eltern. Doch eigentlich war ihm das grundlegend egal, auch wenn es hätte einiges ändern können. Aber das Thalia in ein Loch fiel und nicht mehr hinaus schaffte, wollte er dennoch um keinen Preis. Leicht in Gedanken betrachtete er zuerst seine vernarbten Unterarme, dann ihre recht normalen. Die feinen Narben, die ihre Handgelenke zierten, waren kaum mehr zu sehen, trotzdem hatte er nicht vergessen, dass sie existierten - denn vergessen konnte er eigentlich kaum etwas und sie war es schließlich gewesen, die es ihm erzählt hatte. "Lass dich nicht von seiner Entscheidung beeinflussen." meinte er mit eher leiser Stimme, meinte es jedoch ernst. Er hatte nicht vor, sie zu therapieren, gegen freundschaftliche Ratschläge jedoch konnte sie doch nichts haben.

Thalia bewegte sich nicht. Aber seine Entscheidung hatte sie schon beeinflusst und dagegen konnte sie nichts tun. Und es würde sie in Zukunft mehr beeinflussen als ihr lieb war. Die unschuldigen oder unbedeutenden Beziehungen aus der Highschool waren einfach nichts im Vergleich zu dieser. Schließlich waren in dieser wahre Gefühle involviert gewesen. Das waren einfach ganz andere Situationen gewesen. Und meistens hatte sie Schluss gemacht. Denn sie hatte irgendwann entdecken müssen, dass der Captain des Footballteams auch nicht perfekt war und der süße Lacrossspieler aus dem Naturwissenschaftsunterricht nicht nur fürchterlich küsste, sondern auch ein Schisser war. Bei Charlie war das anders gewesen. Selbst anders als die Beziehungen die sie nach der Highschool gehabt hatte. Obwohl diese auch keine richtigen Beziehungen gewesen waren. Und obwohl er so anders war als sie, hatte sie wirklich geglaubt es könnte funktionieren. Sie hatten nicht mal so furchtbare Meinungsverschiedenheiten gehabt. Nein, die Beziehung scheiterte einzig und allein daran, dass Charlie anscheinend vollkommen grundlos Schluss gemacht hatte obwohl er sie noch angeblich liebte. Sie stand auf und ging zum Fenster. Sie warf Elijah einen entschuldigenden Blick zu,während sie sich eine Zigarette anzündete, die sie aus ihrer Tasche gekramt hatte. Eigentlich hatte sie ihn nie danach gefragt, was er davon hielt, dass sie ab und zu rauchte, aber das war auch nie wirklich ein Thema gewesen. Schließlich tat sie das für gewöhnlich nicht in der Wohnung und viel gingen die beiden ja nicht gemeinsam raus. Abgesehen davon, dass sie es kaum tat. Aber jetzt konnte sie eine Beruhigung gebrauchen. Mit zittrigen Fingern hielt sie die Kippe zum Fenster raus und blies den Rauch hinterher. Sie zuckte kurz zusammen, als sie merkte, dass ihr Handy in ihrer Hosentasche vibrierte. Sie zog es mit spitzen Fingern hervor und ließ vor Schreck die Zigarette fallen. Verdammt. Ob das nun der verlorenen Zigarette galt, die nun unter ihr auf dem Gehweg lag oder weil sie den Namen ihres Ex-Freundes auf dem Display erblickte. Sie sah erschrocken zu Elijah und begann dann seine kurze SMS zu lesen. Sie presste die Lippen aufeinander und schloss abwesend das Fenster. "Ich hab meine Schlüssel bei ihm vergessen", teilte sie ihrem besten Freund mit. Es tut ihm leid?!, dachte sie verbittert und erneut stiegen ihr Tränen in die Augen. Er wollte sie wirklich kaputt machen oder? Vermutlich war er aber einfach zu ignorant um zu wissen, was er in ihr auslöste und mit seinen Worten und Taten in ihr anrichtete. Sie richtete ihre Augen hilfesuchend auf Elijah, als hoffe sie von ihm eine Antwort auf eine unausgesprochene Frage zu finden.

Aus Thalia's Regung konnte Elijah nicht lesen, was genau sie empfand, lediglich als sie sich schließlich aufrichtete und zum Fenster ging, um sich eine Zigarette anzuzünden, wurde eigentlich schon klar, wie nervös sie war. Ihm selbst war recht egal, ob sie rauchte oder nicht, er selbst unterließ es jedoch einfach. Zigaretten hatten keine gute Wirkung auf ihn, außerdem konnte er den Geruch nicht ausstehen, genau so wenig wie den Staub und die Asche. Einen Moment lang beobachtete er die Dunkelhaarige, bleib mit dem Blick an ihren schmalen Händen hängen und konnte schließlich auch genau sehen, wie sie die Zigarette einfach fallen ließ. Sein Blick schnellte zu ihrem Gesicht, anschließend zu ihrer anderen Hand, in der sie ihr Handy hielt. Was hatte sie so schockiert, dass sie die Kontrolle über ihre andere Hand die Kontrolle verloren hatte? Leicht legte er den Kopf schief und wartete auf eine Erklärung, die auch kurz darauf folgte. Dass sie ihre Schlüssel bei ihm vergessen hatte, schien für ihn nicht weiter schlimm, zumindest im ersten Moment. Doch das würde wohl oder übel eine Konfrontation auslösen. Und in dem Moment verfluchte er sich für seine soziale Phobie. Könnte er nur, wäre er einfach losgegangen und hätte bei dem Head geklingelt, um Thalia's Schlüssel abzuholen, doch zwei einfache Gründe sprachen dagegen. Zuerst seine Angst vor direkten Konfrontationen, die zweite war einfach Charlie's Stand in der Gang. Wobei Elijah wohl nicht einmal mit einem normalen Mitglied gern gesprochen hatte. Leicht zuckte er mit den Schultern und senkte fast beschämt den Blick, als er merkte, wie sich Thalia's Augen mit Tränen füllten und sie seinen Blick suchte. Er hielt einfach kurz die Luft an, leicht überfordert mit dem ganzen, ehe er aufstand, um zu ihr zu gehen. Vor ihr blieb er stehen, legte die Hand tröstend auf ihren Oberarm und sah sie wieder an, wenn auch nicht sehr mitfühlend, denn Mitgefühl war keine seiner Stärken. "Alles in Ordnung?" fragte er und musterte sie erneut. Natürlich war nicht alles in Ordnung, das war offensichtlich, die frage jedoch erschien ihm trotzdem recht sinnvoll und berechtigt.

Thalia lehnte sich mit dem Rücken zum Fenster an die Fensterbank und sah nach unten. Dabei blinzelte sie ihre Tränen schnell weg. Nicht, dass es einen Unterschied machte, aber sie fühlte sich dadurch besser. Es sind nur Schlüssel, sagte sie sich und konzentrierte sich auf den Boden. Vermutlich stand sie nicht lange so da, aber plötzlich spürte sie Elijahs Hand an ihrem Arm. Sie hatte gar nicht mitbekommen wie er aufgestanden war. Sie richtete ihren Blick auf ihn und nickte ihm voll Dankbarkeit zu. Seine Frage war auch lieb gemeint und es berührte sie wirklich, wie er sich um sie sorgte. Wirklich, was hätte sie nur ohne ihn gemacht? "Ja, alles in Ordnung" antwortete sie ihm nicht ganz überzeugend. Sie nickte noch ein paar mal als würde sie sich selbst zustimmen, aber wiederholte dann murmelnd ihre Gedanken: "Es sind nur Schlüssel." Die waren doch leicht abgeholt. Sie mussten gar nicht lange reden. Kein seltsames Schweigen und keine verletzten Blicke. Sie würde die Schlüssel entgegennehmen, sich bedanken und sich dann verabschieden. So einfach war das. Aber bestimmt waren die Schlüssel nicht das einzige, was sie noch bei ihm liegen hatte, oder? Nur das offensichtlichste. Die blöde Zahnbürste war egal. Die konnte er von ihr aus behalten oder wegschmeißen oder was auch immer er damit anstellen sollte. Doch sonst fiel ihr nicht wirklich ein, was er noch von ihr in seiner Wohnung haben könnte. Aber sie wusste, dass sie von ihm noch ein T-Shirt hatte. Da war sie sich ziemlich sicher. Und am liebsten wollte sie ihm das gar nicht zurückgeben. Aber das lag sowieso noch in Deans Wohnung, also hatte das Zeit. Sie blickte wieder zu Elijah, doch sagte nichts. Das letzte was sie jetzt wollte war zu Charlie zu fahren.

Langsam ließ Elijah die Hand wieder sinken, als Thalia schließlich antwortete, auch wenn es nicht ganz überzeugt klang, doch vielleicht könnte sie sich ja irgendwie selbst davon überzeugen, ab und zu funktionierte so etwas. Auch ihre eher gemurmelten Worte danach schienen nicht ganz sicher, doch das stellte Elijah nicht in Frage. Vielleicht wäre es einfach besser, er würde ihr zustimmen? Einen Moment lang schien Thalia in Gedanken zu sein, auch wenn das eigentlich schon die ganze Zeit so gewesen war, trotzdem - oder wie immer eigentlich - schwieg er einfach und nickte leicht, bevor er einen kleinen Schritt zurück trat. Ob er sie ablenken sollte? Doch mit was? Sein Spezialgebiet war das ja nicht wirklich. "Vielleicht bringt er sie ja bald vorbei." meinte er einfach und zuckte fast überzeugt mit den Schultern, als wolle er sagen, dass sich schon alles klären würde. Auch wenn sich irgendwie nie alles einfach so klärte, aber vielleicht hatte Thalia ja einen kleinen Hang zu Optimismus, auch wenn das in dieser Situation eher schwer zu erkennen wäre. Denn wer sah in einer solch komplizierten Trennung schon etwas positives? Sollte Elijah das ganze bewerten würde er wahrscheinlich nur sagen, der Head sei überfordert gewesen und hätte voreilig gehandelt, oder das ganze scheiterte einfach aus rein menschlichen Gründen, doch seine Meinung war bei solchen Dingen ohnehin relativ nutzlos. Wobei, lange warten konnte Thalia eigentlich nicht. Sie würde ihre Schlüssel irgendwann brauchen, einfach um Türen zu öffnen - logisch, denn selbst wenn sie schon einige Dinge hier bei ihm liegen hatte, das meiste war nach wie vor bei ihrem Bruder und wenn sie schon einziehen wollte, würde sie wohl oder übel dafür sorgen, ihre Schlüssel wieder an sich zu nehmen. Bei den Überlegungen senkte er den Kopf und dachte unwillkürlich an die ganzen Schlüssel und Anhänger an ihrem Schlüsselbund, das Bild hatte sich einfach wie alles andere in seinen Kopf gebrannt, ohne dass er etwas dagegen tun könnte oder überhaupt getan hatte.

Thalia hatte sich immer noch nicht bewegt. Sie sah eine Zeitlang Elijah nachdenklich an und fuhr sich dann mit einer Hand durch die Haare. "Ja, vielleicht...", antwortete sie leicht abwesend auf seine Aussage und sah wieder ins Leere. Eigentlich wollte sie etwas sagen, nur um das Schweigen zu durchbrechen, doch ihr fiel nichts ein, dass relevant sein konnte. Außerdem war die Stille nicht wirklich unangenehm. Sie ließ den Blick wieder zu Elijah wandern und schloss den Hacker ganz plötzlich, aus einem Impuls heraus, in eine Umarmung. Sie konnte sich zwar vorstellen, dass sie damit Elijah verwirrte, aber im Moment war ihr das egal. "Danke...für alles", sagte sie, während sie ihn noch festhielt. Als sie sich wieder von ihm löste, ging sie an ihm vorbei und in die Küche, wo sie sich ein Glas Wasser einschenkte. Sie hielt kurz inne und schenkte dann auch Elijah eins ein. Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem und ging wieder ins Wohnzimmer wo sie Elijah seins in die Hand drückte. "Trink was", sagte sie während sie sich auf der Couch niederließ. Eigentlich sollte sie Charlie langsam mal antworten.

Auch Elijah brach die Stille vorerst nicht, bis Thalia schließlich kurz antwortete, darauf folgte wieder schweigen. In Gedanken ging er verschiedene Dinge durch, die hauptsächlich mit seiner Arbeit zutun hatten, jedoch ließ er sich davon nichts anmerken - bis Thalia ihn plötzlich in die Arme schloss. Leicht verwirrt runzelte er die Stirn und kniff die dunklen Augen etwas zusammen, ließ sie jedoch gewähren und legte sogar kurz die Hände auf ihren Rücken, denn abweisend wollte er ihr wirklich nicht entgegen kommen, selbst wenn er solche Dinge eigentlich recht oft tat. Andere einfach abweisen. Trotzdem, Thalia war wohl der einzige Mensch auf Erden, der ihn so einfach und unbeschwert anfassen und umarmen durfte, warum auch immer und wie auch immer sie es geschafft hatte. Ob sie das wusste, ahnte er nicht, sie darauf anzusprechen wäre jedoch recht sinnlos und völlig überflüssig. Er nickte nur knapp, als sie sich bedankte, bevor er die Arme sinken ließ und anschließend auch merkte, wie Thalia sich aus der Umarmung löste, er dagegen bewegte sich kein Stück mehr von der Stelle und sah ihr nur hinterher, als sie das Zimmer durchquerte und in die Küche ging. Kurz darauf konnte er auch schon sehen, wie sie mit zwei Wassergläsern zurück kam und ihm eines davon mit der Aufforderung, etwas zu trinken, reichte. Sie würde sich wohl niemals angewöhnen, sich um ihn zu sorgen, ganz besonders was seine Gesundheit anging. Ernährung und Schlaf, zwei Dinge, an die er nicht dachte und die er wirklich außer Acht ließ, außer es war richtig nötig. Wobei das mit dem Schlaf ja so eine Sache war. Es schien manchmal so, als würde er unter Zeitdruck stehen, manchmal schpb er es dann auf die Angst vor Alpträumen oder ähnlichem, ein anderes Mal war es dann die Angst vor weiterer, verfügbarer Hirnkapazität - unsinnig, wie gesagt, trotzdem sah er Intelligenz weiterhin als halben Fluch an. Er nahm einen kleinen Schluck von dem Wasser, ehe er das Glas vorsichtig abstellte und sich ebenfalls auf die Couch setzte, den Blick starr nach vorn gerichtet. "Meinst du dein Bruder heißt es gut, dass du ausziehst?" fragte er aus heiterem Himmel und mit eher leiser Stimme, ohne den Blick von der Luft abzuwenden.

Thalia räkelte sich kurz auf der Couch, als Elijah seine Frage stellte. Sie dachte kurz nach. "Ich denke schon", sagte sie, runzelte dabei jedoch die Stirn. Elijah war jedenfalls ein besserer Umgang für sie als Deans dauer-betrunkenen Freunde. Außerdem hätte ihr Bruder mehr Platz und ein extra Zimmer. Das war schon mal viel Wert. Vor allem in New York. Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas und stellte es dann ab. Sie musste wirklich irgendetwas tun. Den ganzen tag einfach rumsitzen und Trübsal blasen war wirklich keine gute Idee. Es verbesserte in keiner Weise ihre Stimmung. Aber was sollte sie schon machen. Vor wenigen Stunden hätte sie noch einen Spaziergang gemacht. Durch den Park vielleicht. Oder die Fußgängerzone. Aber das hätte sie mit Charlie gemacht und der war nun...nicht mehr verfügbar. Sie hob den Blick zu Elijah. "Wollen wir spazieren gehen?", fragte sie mit großen braunen Augen. Doch dann schüttelte sie den Kopf. "Tut mir leid. Blöde Idee", korrigierte sie ihren Vorschlag. Sie dachte nach. Elijah zu fragen, ob er einen Vorschlag hätte war jedoch auch nicht wirklich zielführend. Er war so hilfreich wie ein Igel beim Luftballon aufblasen wenn es um so etwas ging.

Bei Thalia's Antwort nickte Elijah nur kurz und musterte das Wohnzimmer, als wäre er zum ersten Mal hier, ehe er wieder einen Punkt fixierte und diesen anstarrte. Bei dem Geräusch, das Thalia's Glas verursachte, als sie es abstellte, zuckte er minimal zusammen, ohne es wirklich zu merken, überrascht sah er allerdings nicht wirklich aus. Erst ihr Vorschlag überraschte ihn, immerhin wusste Thalia genau, wie sehr er es hasste, unter Menschen zu sein. Wobei, draußen zu sein musste normalerweise nicht direkt heißen, dass er alle drei Schritte jemanden traf, doch New York war seiner Meinung nach schon viel zu überfüllt. Er hatte kaum Zeit, zu antworten, da verwarf Thalia die Idee auch schon wieder. Er zuckte leicht mit den Schultern, während sein dunkler Blick auf den Laptop glitt. Wobei... Irgendwie bräuchte er noch einige USB-Sticks, um auch alles vernünftig zu ordnen, und um die kaufen zu gehen war es dann doch besser, nicht alleine zu sein. Er ließ sich also ein paar Momente Zeit, ehe er die Stimme hob. "Ich muss noch was kaufen gehen." meinte er schließlich, gleichermaßen als Angebot wie als Erklärung. Thalia zu schicken sah er nicht ein, das wäre nun wirklich unangebracht, und wenn er schon einen Blick dafür hatte, dass etwas unangebracht war, dann musste es das wohl wirklich sein. Kurz verzog er leicht die Mundwinkel, als würde ihm der Gedanke überhaupt nicht gefallen, jedoch wich sein Gesichtsausdruck schnell wieder dem typisch irritierten, vielleicht sogar leicht gleichgültigem Ausdruck und er sah an sich hinunter. Wie immer war seine Kleidung unauffällig, schlicht mit einem weißen Shirt und dunklen Hosen, nur seine ohnehin blasse Haut, die vielen Narben und eben seine Augenringe fielen auf, doch würde man ihn nicht gezielt anschauen, würde er wohl einfach in der Masse untertauchen - wobei diese Formulierung ihm überhaupt nicht passte und nicht wirklich gefiel.

Thalia legte überrascht den Kopf schief. Hatte Elijah gerade indirekt angedeutet, dass er mit ihr raus gehen würde. Sie war nicht mal wirklich enttäuscht gewesen, dass er nicht mit ihr spazieren gehen wollte, aber natürlich freute es sie umso mehr, dass er doch mit ihr rausgehen wollte. Obwohl wollte vielleicht das falsche Wort war. Er würde es tun, weil er einfach unglaublich lieb war. Sie lächelte. Das würde sie sicherlich auf andere Gedanken bringen. "Dann gehen wir wohl einkaufen", grinste sie. "Wir könnten außerdem gerade einige Lebensmittel kaufen. Dann hätten wir das hinter uns." Sie machte in ihrem Kopf eine Liste von benötigten Dingen. Hoffentlich verlangte sie damit nicht zuviel von Elijah ab. Sie Blieb noch einen Moment sitzen. Einige Orte, an denen sie vorbeilaufen würden, würden sie in einer Art und Wiese an Charlie erinnern und Dinge, die sie dort erlebt hatten. Sie seufzte. Da würde sie in Zukunft durch müssen. Sie fuhr sich kurz mit den Händen durch die Haare um sie zu richten und stand auf. "Wollen wir sofort los oder musst du erst noch was erledigen?", fragte sie.

Elijah zuckte bei Thalia's Lächeln nur leicht mit dem Mundwinkel. Freute es sie wirklich so sehr, dass er vorhatte, die Wohnung mit ihr zu verlassen? Ob es daran lag, dass ihr einfach nur langweilig war oder daran, dass sie wirklich gerne etwas mit ihm unternehmen würde wusste er nicht, allerdings war das auch halb so wichtig, immerhin hatte er für beides eine Lösung gefunden. Wenigstens das. Er nickte bei ihrem Plan leicht, fügte jedoch nichts weiteres hinzu. Zwar war er älter, wenn auch nur ein Jahr, allerdings hatte Thalia seiner Meinung nach mehr Lebenserfahrung, auch wenn er schon seid er 16 war alleine wohnte. Aber das musste ja nichts heißen, ganz verloren war er schließlich nicht. Nur ab und zu vielleicht. Als er schließlich das Seufzen hörte, schnellte sein dunkler Blick einen Moment lang zu ihr, als wollte er nachsehen, was los war, allerdings stand Thalia im nächsten Moment auch schon auf. Er zuckte leicht mit den Schultern, ehe er die Stimme hob, dabei aber nicht allzu motiviert klang - auch wenn er auch nicht gerade unmotiviert schien. Es war einfach eine typisch, neutrale Stimme, vermischt mit ein wenig Unsicherheit. "Ich bin fertig." meinte er und stand schließlich ebenfalls auf, den Blick einen Moment lang auf die Tür gerichtet. Geld hatte er dabei, und das genug, wenn auch nicht zu viel. "Wohin zuerst?" fragte er noch, den Blick in die braunen Augen von Thalia gerichtet, als wollte er sie auffordern, vorzugehen.

Thalia sammelte ihre Zigarettenschachtel und ihr Handy ein und stopfte beides in ihre Tasche. Sie sah sich kurz im Raum um. Sie hatte weder etwas vergessen, noch suchte sie nach etwas. Sie war nur etwas unschlüssig. Sie dachte über das nach, was Elijah gesagt hatte und drehte sich dann zu ihm. "Wir können ja erst mal holen was du brauchst und dann die Lebensmittel holen", sie hoffte einfach, dass Elijah wusste wo er hin musste. Und wenn er es nicht wusste, könnte er sie auch eigentlich einfach fragen. Wenn er denn daran dachte. Sie trug die beiden Wassergläser in die Küche und spülte sie schnell ab. "Was brauchst du überhaupt?", fragte sie ihn, während sie die Gläser abtrocknete. Anschließend packte sie die Gläser gleich weg. Sie war kein großer Fan von Unordnung. Beziehungsweise hasste sie es Dinge einfach stehen zu lassen, wenn sie sie auch gleich wegpacken konnte. Sie ging zur Tür und wollte nach ihren Schlüsseln greifen, die sie sonst gerne dort deponierte, doch dann fiel ihr ein, dass diese ja wo ganz anders waren. Die Schlüssel waren da wo sie gerne sein wollte. Und zwar von Herzen gerne. Aber leider hatte Charlie sie ja abserviert. Mit der Zeit schien sie das ganze noch mehr zu dramatisieren. Unbewusst, aber es schmerzte einfach so daran zu denken.

Elijah sagte nichts, als Thalia sich noch einmal im Raum umsah, nur auf ihre Bemerkung hin antwortete er mit einem recht gleichgültig klingenden "Okay." Er fuhr sich mit der Hand durch die blonden, etwas wirren Haare und beobachtete, wie die Dunkelhaarige die beiden Wassergläser nahm und sie in die Küche trug, anschließend konnte er schon hören, wie sie sie abspülte und zurück stellte. Sie würde es wohl nie lassen. Nicht, dass ihn das störte, immerhin war die Ordnung, die sie hielt, schon lobenswert, trotzdem etwas ungewohnt. Auch ihre Frage überhörte Elijah nicht. "USB-Sticks." antwortete er einfach und ohne weitere Erklärung - Thalia würde es sich sicherlich selbst erklären können. Immerhin war sie es gewesen, die ihn dazu gebracht hatte, für die 13th Street Gang zu arbeiten. Und wo andere ihre Lieferungen in Koffern, Kisten, auf Papier oder einfach wörtlich überlieferten brauchte er nunmal einige USB-Sticks, die Informationen und Daten konnte er schließlich in keine Tasche packen. Was dann mit den Computern und Festplatten passierte, auf die die 13th Street Gang die Daten zog, wusste er nicht, es interessierte ihn jedoch auch nicht wirklich, immerhin war er schlau genug, alles so zu verschieben und zu codieren, dass man nicht herausfinden oder nachverfolgen konnte, von wem die vertraulichen Daten stammten. Leichtsinnig war er noch nie gewesen. Mit dem Blick folgte er Thalia, die schließlich wieder aus der Küche kam und zur Tür ging, wo es aussah, als würde sie etwas suchen. Leicht legte der Hacker den Kopf schief und kniff die Augen leicht zusammen, schwieg allerdings einfach. Sie würde wohl einen Grund für ihr Verhalten haben, der ihn vielleicht nichts anging. Mit leisen Schritten ging er zu ihr, schließlich an ihr vorbei, um die Tür zu öffnen und die Wohnung zu verlassen, anschließend wartete er auf Thalia, bevor er die Richtung einschlug, in die sie gehen mussten.

tbc: Downtown

[Zeitsprung]

Thalia hockte schon seit mehreren Tagen nur auf Elijahs Couch. Nach ihrem Absturz auf der Halloween-Party, bei der sie eindeutig zu viel getrunken hatte, hatte sie sie Elijah angeschlossen und kaum das Haus verlassen. Anfangs war es nur wegen ihrem Kater gewesen, doch je länger sie an den Abend zurückdachte, desto schlechter und deprimierter wurde sie. Ja, sie hatte sich in gewisser Weise mit Sawyer angefreundet, das war nichts schlechtes. Im Gegenteil, sie mochte den Blonden wirklich, aber wenn sie dann an die Sachen dachte, die sie im betrunkenen Zustand abgezogen hatte stellten sich ihr die Haare auf. Vor allem hatte ihre Aktion auf der Tanzfläche mit Dean nicht den Erfolg gehabt, den sie sich erhofft hatte. Denn Charlie hatte durchgehend unbeeindruckt geschaut. Und nicht nur das, er hatte schließlich zum Ende des Abends tatsächlich Naya geküsst. Das konnte sie immer noch nicht glauben. Wie oft hatte er ihr versichert, dass zwischen ihm und seiner besten Freundin nichts lief und dann sowas. Hätte Dean es ihr nicht bestätigt, dann hätte sie sich eingeredet, dass sie es sich eingebildet hatte und sie im Rausch Wahnvorstellungen bekommen hatte, doch leider war sie nicht die einzige gewesen, die das ganze gesehen hatte. Das machte ihr noch mehr zu schaffen als die Tatsache, dass sie Cheza Reeves gesagt hatte sie solle nicht trinken, da sie minderjährig sei. Und ihre Aussage über Aliens hatte sie selbst nicht so ganz verstanden. Die letzten tage hatte sie einfach zu viel nachgedacht. Und zu viele Schnulzen geschaut. Sie hatte so viel Süßes verdrückt, dass sie überrascht war, dass sie nicht schon durch die Wohnung kugelte und der Mülleimer quoll von benutzten Taschentüchern über. Elijah konnte einem echt leidtun, dass er all ihre Launen so miterleben musste. Sie wischte sich gerade einige Tränen aus dem Gesicht, die sich während eines Highschool-Dramas aus ihren Augen geschlichen hatten und sah auf ihr Handy, dass gerade vibrieren hatte. Sie blinzelte aufs Display und starrte es entgeistert an. Eine SMS von Charlie. Sie öffnete die Nachricht und verzog das Gesicht. Sie hatte ihren Geldbeutel verloren? Das war ihr gar nicht aufgefallen. Aber das kam wohl davon, dass sie seit Tagen nicht das Haus verlassen hatte und sowieso in letzter Zeit größtenteils von Elijahs Geld lebte. Eine Weile sah sie nur ihr Handy an und steckte sich schließlich ein Stück Schokolade in den Mund. Sie brauchte ihren Geldbeutel wieder, so viel stand fest. Sie würde wohl oder übel zu Charlie fahren müssen. Mit leicht zittrigen Fingern schickte sie eine Nachricht zurück. Sie fand es einfach krank, wie sehr sie Charlie hinterher trauerte. Noch nie hatte sie so sehr unter einer Trennung gelitten und sie fragte sich, ob es das wert war. Aber die Frage konnte sie sich nicht beantworten. Sie schickte also die SMS ab und versuchte sich mit einem weiteren Film abzulenken, der sie, dank einer dramatischen Romanze wieder zum weinen brachte. Sie musste wirklich mal wieder aus dem Haus.

[Zeitsprung]

Natürlich hatte Elijah mitbekommen, dass sich Thalia anders verhielt als sonst, trotzdem war ihm nicht ganz klar, wieso. Konnte man den ganzen Filmen, die er weniger freiwillig am Rande mitbekam, glauben, dann hatte sie Liebeskummer, noch dazu die ganze Schokolade. Und trotzdem konnte Elijah reichlich wenig mit dem Begriff "Liebeskummer" anfangen. Thalia hatte ihm vor wenigen Monaten von Charlie Fillion erzählt, oder besser gesagt von der beendeten Beziehung, doch das war schon so lange her, dass Elijah geglaubt hatte, es wäre in Vergessenheit geraten. Außerdem hatte er geglaubt, es würde sie etwas ablenken, nun bei ihm zu wohnen, auch wenn er so gut wie nie ganz anwesend und ansprechbar war, trotzdem. Es war ein anderes Umfeld und andere Situationen, Grund genug also, auch auf andere Gedanken zu kommen. Außerdem dürften in seiner Wohnung wohl kaum irgendwelche Erinnerungen von Thalia hängen, die Charlie betrafen. Höchstens der besucht von Naya Blacksmith, der jedoch schon einige Zeit zurück lag. Und wenn er gedanklich schon gerade bei Gang-Angelegenheiten war, kam ihm gerade noch in den Sinn, wie nutzlos er sich selbst fühlte. Alles, was er im Moment für Thalia tat war, ihr die Online-Videothek zu erklären, was sich jedoch als wenig hilfreich erwies, da die Dunkelhaarige seitdem fast durchgehend am weinen war. Und das konnte sich Elijah wirklich nicht erklären. Andererseits war da noch das Problem, dass er die Arbeit gegenüber der Gang eingestellt hatte, einfach aus Angst, immerhin war schon ein Mitglied der South-Lemons gestorben. Skeeter Drews, eine recht unaufälliges Mitglied, was noch beunruhigender für Elijah war.
Mit fast leisen Schritten verließ er das Schlafzimmer und ging ins Wohnzimmer, wo Thalia nach wie vor auf der Couch saß, Taschentücher um sich herum und Tränen in den Augen. Er konnte gerade noch sehen, wie sie ihr Handy beiseite legte und sich schließlich wieder auf den Fernseher konzentrierte. Einen Herzschlag lang blieb Elijah stehen, musterte den Boden und zupfte an seinem schwarzen T-Shirt, ehe er schließlich einfach zu der Dunkelhaarigen ging und sich ebenfalls auf die Couch setzte. "Was ist los?" fragte er einfach und legte den Kopf leicht schief, den Blick der dunklen Augen kurz auf sie gerichtet, schließlich starrte er jedoch einfach auf den Boden und ließ die blau angelaufenen Fingergelenke knacken. Irgendwie glaubte er nicht, dass er aus Thalias Antwort schlau werden würde, doch vielleicht würde es ihr ja helfen, einfach mal darüber zu reden. Wenn sie denn wollte, denn zwingen konnte er sie nun wirklich nicht.

Thalia schluchzte leise und wischte sich dann wieder provisorisch ihr Gesicht trocken. Ob sie jetzt wieder zu weinen angefangen hatte konnte entweder an dem Film oder aber Charlies SMS liegen. Das war aber im Endeffekt egal, denn es kam aufs gleiche raus: Elijah machte sich Sorgen. Und normalerweise wollte sie das verhindern, aber gerade munterte es sie auf, dass sich jemand Gedanken um sie machte. Dean hatte sich auch schon einige Tage nicht mehr gemeldet. Nicht, dass sie ihm damit wirklich hinterher gerannt wäre, dafür war sie nicht in Stimmung, aber sie hätte sich wirklich darüber gefreut, wenn er sich mal wieder blicken lassen oder von sich hören lassen würde. Aber Momentan waren ihre Gefühle zu Charlie wirklich das größere Übel. Mit Tränen in den Augen drehte sie sich zu Elijah, der so einfühlsam sie zu fragen was los war, nicht dass er es verstehen würde, wenn sie es ihm erklärte, aber irgendwie fühlte sie sich trotzdem verstanden. Einfach weil er da war. "Charlie hat meinen Geldbeutel gefunden und jetzt muss ich ihn abholen. ich kann ihn nicht sehen. Nicht nach dieser Halloween-Party!", erklärte sie mit Tränen in den Augen, "Außerdem versteht Mary-Elizabeth nicht, dass Charlie sie nie geliebt hat!" Thalia zeigte erklärend auf den Bildschirm. Dass es Elijah verwirren würde, dass die Hauptperson von dem Film den sie gerade sah so hieß wie ihr Ex-Freund, fiel Thalia gar nicht auf. Sie schluchzte kurz in sich hinein und sah dann angespannt nochmal auf den Bildschirm des Fernsehers. "Und Sam merkt nicht, dass Craig ein Arschloch ist, genauso wie Patrick nicht sieht, dass Brad zu Feige ist für ihre Beziehung zu stehen. Einer der beiden sollte wirklich mit Charlie zusammen kommen. Immerhin hätte dann einer von ihnen eine schöne Beziehung." Dass Elijah die Handlung von Vielleicht lieber morgen eher weniger interessierte, sonder sich um ihren eigenen Gemütszustand sorgt, war Thalia zwar bewusst, aber sie lenkte lieber von ihren eigenen Gefühlen ab. Thalia wollte sich gerade weiter darüber aufregen, dass der Film so traurig war, als ihr Handy wieder vibrierte. Sie starte Charlies Nachricht bestimmt dreißig Sekunden einfach nur an. Dann blickte sie wieder zu Elijah. "Ich geh dann wohl meinen Geldbeutel abholen. Danke, dass du echt immer für mich da bist. Du bist echt der beste!", sagte sie und drückte Elijah während einer überschwänglichen Umarmung einen Kuss auf die Wange. Dann stürmte sie zur Tür und schlüpfte in Jacke um Schuhe und ging nach draußen. "Bis später!", rief sie noch bevor sie die Tür ins Schloss fallen ließ.

Tbc: Charlie Fillions Wohnung

Timejump

Thalia kroch unter der Bettdecke hervor und sah sie fröstelnd in Elijahs Schlafzimmer um. Heute war Weihnachten, oder? Sie schielte auf ihr Handy. Genau. Früher hatte sie es bis Weihnachten kaum aushalten können, aber über die Jahre war wohl die Vorfreude auf den Tag irgendwie vergangen. Irgendwie war es nicht mehr wirklich so besonders. Trotzdem freute sie sich Weihnachten unter Freunden zu feiern. Beziehungsweise würde sie auf jeden Fall mit Elijah feiern. Charlie hatte sie auch noch was zu schenken und auch ihrem Bruder und Sawyer wollte sie frohe Weihnachten wünschen. Außerdem gab es noch eine Person der sie etwas zu schenken hatte. Aber das hatte Zeit bis später. Um sich warm zu halten und in Weihnachtsstimmung zu kommen schlüpfte sie in einen rot-grün gemusterten Weihnachtspulli und Kuschelsocken bevor sie das Zimmer verließ und sich im Bad frisch machte. Dann griff sie nach Elijahs Geschenk und ging ins Wohnzimmer. Es war eine harte Nuss gewesen etwas für ihren besten Freund zu finden. Ein Fotoalbum oder eine Foto-Collage waren zwar immer schöne Geschenke aber es existierten kaum Bilder von den beiden zusammen. Irgendwie hatte Thalia nie daran Gedacht Fotos mit ihm zu machen. Warum auch immer. Vermutlich mochte Elijah Fotos nicht sonderlich. Sie hatte ihn nie danach gefragt, aber sie konnte es sich gut vorstellen. Also hatte sie die letzten Wochen damit verbracht ihm eine Mütze zu stricken. Vielleicht war das etwas Klischee, aber sie hatte sich schließlich Mühe gegeben. Außerdem hatte sie auf einem USB-Stick etwas eingravieren lassen: Elijah, from Thalia with love. Das fand sie irgendwie passend. Außerdem konnte er USB-Sticks immer gebrauchen. Fröhlich legte sie das eingepackte Schächtelchen auf den Wohnzimmertisch und ging fröhlich ins Wohnzimmer wo sie sich sofort an den Herd stellte. Ihre Mutter hatte am Weihnachtsmorgen immer Waffeln gemacht. Das wollte Thalia jetzt auch probieren. Tradition musste sein. Vielleicht sollte ihre Mutter anrufen? Schließlich war Weihnachten. Oder sie hätte ihr eine Karte schreiben sollen. Das wäre nett gewesen. Aber irgendwie wollte sie nicht. Vielleicht konnte sie sich im Laufe des Tages aber doch noch zu einem Anruf durchringen. Schließlich war es ihre Mutter. Doch sie schob schon wieder den Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das Waffelrezept vor ihr. Das war jetzt wichtiger. Schließlich wollte sie Elijahs und ihr Weihnachtsfrühstück nicht versauen.

[Timejump]

Natürlich kannte Elijah alle erdenklichen Fakten über den 25. 12. jedes Jahres, doch Fakten waren nun einmal nur Fakten, mit denen er nicht wirklich viel praktisches anfangen konnte. Zumindest nicht, was diese Situation betraf. Trotzdem, so sozial inaktiv, dass er wirklich alles vergessen hatte, war er dann doch nicht. Und dass trotz dass er Weihnachten nie wirklich gefeiert hatte. Zwar hatten seine Eltern ihm früher - wie fast jedem Teenager - etwas geschenkt, wobei er selbst da die Vermutung hatte, dass es lediglich war, um ihm die Normalität ins Leben zu bringen, die er nunmal gemisst hatte. Wessen Schuld das war, darüber konnte man sich schon etwas streiten. Naja, Thalia würde er den Tag jedenfalls nicht vermiesen, auch wenn er glaubte, dass sie ohnehin bald zu ihrem Freund gehen würde. Wogegen er nicht wirklich etwas hatte. Er war es so oder so gewohnt, alleine zu sein, außerdem war es nichts, was er irgendwie nicht mochte - denn das würde nun wirklich nicht zusammen passen. Er hatte diese Nacht sogar etwas geschlafen, wenn auch nicht sensationell lange oder wirklich tief, trotzdem war es bemerkenswert, immerhin schlief er normalerweise tagsüber. Wenn überhaupt gezielt.
Ruhig wie immer kam er aus einem der Nebenzimmer, als er in der Küche etwas hören konnte. "Hey." meinte er nur mit einem Blick auf Thalia, die vor dem Herd stand, ehe er die wenigen Schritte noch zu ihr ging und ihr das Geschenk überreichte. Besonders einfallsvoll war es jedenfalls nicht. Und das nicht, weil Elijah einfach zu faul gewesen war, sich etwas auszudenken. Seine Menschenkenntniss war schlicht und einfach nicht ausgeprägt genug, dass er sich in eine solche Lage hätte versetzen können, also hatte er einfach das gekauft, was offensichtlich war. Aber vielleicht würde sich Thalia ja trotzdem ein wenig freuen, selbst wenn er eigentlich nur zwei Spiele für die XBox besorgt hatte, die er sich, auf ihren Vorschlag hin, vor einigen Wochen oder Monaten angeschafft hatte. Da er sie aber so oder so so gut wie nie benutzte, wäre es wohl sinnvoller, er kaufte die Spiele, von Thalia schon geredet hatte. Halo also, außerdem schien Skyrim relativ beliebt zu sein, weshalb er auch das gekauft hatte. Sein Blick glitt zu ihren Händen, bevor er kurz an den Schrank starrte und sich anschließend mit der blassen Hand durch die Haare fuhr. Ein Geschenk von Thalia erwartete er jedenfalls nicht. Sie hatte einfach schon genug für ihn getan, da wäre es nicht nötig, sich an einem Datum noch zu beschenken. Außerdem, so gesehen war Weihnachten ja ein kirchliches Fest und es wurde die Geburt Jesu Christi gefeiert, doch eigentlich war das Fest schon lange von diesem Ursprung abgewichen. Wahrscheinlich auch besser so, denn weder er, noch der Großteil New Yorks waren wirklich gläubig.
Mit einem Kopfschütteln und einem leichten Runzeln der Stirn erinnerte er sich selbst daran, dass er wieder vom eigentlichen Geschehen abwich, weshalb er den Blick vom Schrank ablenkte um zurück zu seiner besten Freundin zu blicken.

Irgendwie wollte ihr die Konsistenz des Waffelteigs nicht so gelingen wie sie wollte. Er war ihr einfach zu flüssig. Während Thalia also Mehl hinein rührte hörte sie plötzlich Elijah hinter sich. Seine einfache Begrüßung war keinesfalls unfreundlich, es war einfach seine Art. Und das störte sie gar nicht. Aber weil sie nun eine ganz andere Art hatte überging sie sein einfaches "Hey", stellte die Rührschüssel ab und fiel ihm um den Hals. "Frohe Weihnachten, Eli!", sagte sie in bester Laune und strahlte ihn an. An Weihnachten musste man einfach gut gelaunt sein. Sein Geschenk nahm sie an sich und starrte einige Augenblicke lang auf die Verpackung bevor sie, ungeduldig wie sie war, alles links liegen ließ und das Geschenkpapier aufriss. Ohne zu wissen was es war, freute sie sich schon riesig darüber, dass Elijah, dem die Bräuche der menschen so fremd waren, ihr etwas schenkte. Und noch mehr überraschte es sie, dass dieses Geschenk eingepackt war. Das sollte natürlich nicht so klingen als wäre Elijah ein Alien, weil er einfach nichts mit solchen Traditionen anzufangen wusste, aber es war auch nicht das erste Mal, dass die siebzehnjährige überlegte ob ihr bester Freund vielleicht doch ein fremdes Wesen von einem Fernen Stern war, dass gerade lernte sich der Menschheit anzupassen. Grinsend ließ sie das Geschenkpapier auf die Küchentheke fallen und begutachtete ihre Geschenke. Zwei Spiele für die xBox. Skyrim und Halo. Skyrim hatte sie schon immer mal spielen wollen und Halo hatte sie schonmal bei einem Freund ihres Bruders gespielt. Sie wusste noch wie viel Spaß ihr das gemacht hatte. "Danke! Das ist echt genial. Du musst echt aufpassen, das ich die nächsten Tage nicht nur vor der Konsole hänge", warnte sie ihn scherzend und schaute wie aus Reflex auf die Rückseite der Spieleverpackung. Dann sah sie wieder hoch zu ihrem besten Freund. "Guck mal, im Wohnzimmer liegt dein Geschenk", sagte sie und zeigte zum Couchtisch. Thalia wusste nicht, was der Hacker davon halten würde, aber sie hoffte, dass er wenigstens etwas weihnachtliche Freunde würde aufbringen können. Eigentlich wäre ein gut gelaunter Elijah nämlich ein richtig schönes Geschenk. Mal sehen ob das heute noch zu Stande kam. Sie legte beide Spiele ab und widmete sich wieder dem Waffelteig. "Ich hoffe du magst Waffeln", sagte sie, als sie den Teig auf das Eisen goss. Aber wer mochte denn bitte keine Waffeln? Elijah würde sicherlich wenigstens eine zu sich nehmen können.

Es überraschte Elijah nicht sonderlich, dass Thalia ihm um den Hals fiel, um ihn zu begrüßen. Auch ihre Laune war nichts, was er nicht kannte, auch wenn er sie in den letzten Monaten des öfteren ganz anders erlebt hatte. Doch es gab wohl immer schattige Tage oder Wochen, selbst wenn er den Grund nicht immer nachvollziehen konnte, aber vielleicht musste er das auch garnicht. Wahrscheinlich war es besser, er nahm ihre gute Laune einfach hin, anstatt sie zu hinterfragen. Bestenfalls steckte sie ihn ja vielleicht sogar etwas an, auch wenn ihn eigentlich ein Tag wie jeder andere war - wobei sich das bei Thalia's sichtbarer Freude schon etwas änderte. Es tat einfach gut, ihr auch mal etwas zurück zu geben, immerhin war sie es, die eigentlich den halben Tag ihre Zeit damit verschwendete, ihn irgendwie dazu zu motivieren, etwas zu essen oder zu schlafen. Und auch, wenn er ihre Hilfe öfter ablehnte, als sie wirklich helfen zu lassen, schätzte er es sehr. Und so schätzte er auch, dass sie tatsächlich auch ein Geschenk für ihn hatte, wie sie kurz darauf auch schon erwähnte. Knapp nickte Elijah, sah Thalia allerdings noch kurz dabei zu, wie sie den Waffelteig auf das Eisen goss. "Ja." antwortete er nur auf ihre Frage und ging schlussendlich ins Wohnzimmer, um sich auf die Couch zu setzen und das Geschenk zu öffnen. Beim Anblick des inhalts musste er unmittelbar lächeln und stieß ein leises, irgendwie untypisches Lachen aus. Davon abgesehen, dass er kein Geschenk von Thalia erwartet hatte, fand er den Inhalt einfach typisch für die Dunkelhaarige. Wobei er sagen musste, dass er den USB-Stick schon praktisch fand und die Geste mit der Gravur war wirklich etwas, was ihn bei Thalia keinesfalls überraschte. Kurz drehte er den USB-Stick, ehe er die Mütze in die Hand nahm und ebenfalls betrachtete, bevor er beides nebeneinander auf die Tischplatte legte und seinen Blick zurück auf Thalia richtete. "Danke. Frohe Weihnachten." meinte er, wenn auf knapp wie immer. Und auch, wenn er sich wirklich darüber freute, dass Thalia ihm etwas geschenkt hatte, würde Weihnachten wohl immer nur ein Datum für ihn bleiben - was allerdings nicht weiter schlimm war.

Thalia drehte sich um und sah Elijah lächelnd an und sagte: "Oh, es gefällt dir? Toll!" Immer noch lächelnd drehte sie sich wieder zu den Waffeln und legte die ersten auf einen Teller. Das roch wirklich gut. Schon goss sie wieder Teig auf das Eisen und drückte es zusammen. Sie summte leise All I want for Christmas is you von Mariah Carey und war in best-Laune. Es war natürlich nichts ungewöhnliches, dass ihre Laune innerhalb von kürzester Zeit umschwenkte und es war auch schon vorgekommen, dass sie eine Minute noch laut gelacht und die nächste beinahe grundlos geweint hatte. Aber heute würde das bestimmt nicht passieren. Schließlich war Weihnachten. Noch immer summend legte sie wieder eine Waffel auf den Teller und backte fleißig weiter. Nebenbei huschte sie noch durch die Küche um Puderzucker, Teller, Besteck und Ahornsirup auf den Tisch zu legen. Inzwischen roch die Wohnung nach warmen Waffeln und Thalias Laune schien sich von Minute zu Minute zu verbessern. "Wir können essen", sagte sie schließlich irgendwann und ließ sich mit den Waffeln am Wohnzimmertisch nieder. Sie hoffte einfach, dass  Elijah etwas essen würde. Würde er es nicht tun würde es zwar keinesfalls ihre Laune trüben, aber sie hoffte einfach, dass er etwas von dem von ihr zubereiteten Essen zu sich nehmen würde. Schließlich waren Waffeln total lecker. Außerdem war Weihnachten. "Puderzucker oder Ahornsirup?", fragte sie und begann den Deckel vom Sirup aufzuschrauben. Ohne eine Antwort abzuwarten plapperte sie fröhlich weiter: "Wie sieht's aus? Willst du heute irgendetwas unternehmen?" Dass er diese Frage mit ja beantworten würde wagte die siebzehnjährige zu bezweifeln, aber die Frage war zum einen nett gemeint und zum anderen hoffte sie wohl noch immer auf ein Weihnachts-Wunder, dass ihren besten Freund betraf.

Thalia schien mit Weihnachten wirklich viel zu verbinden, das konnte selbst Elijah sehen, immerhin schein das Lächeln und die allgemein gute Laune seiner Mitbewohnerin heute besonders auffallend, was ihn allerdings in keinster Weise störte. Er nickte knapp auf ihre kurzen Worte hin, ehe er mit dem dunklen Blick das Wohnzimmer absuchte - auch wenn er nicht genau wusste, wonach. Wie immer also. Nebenbei faltete er das Geschenkpapier ordentlich, ehe er es neben sich auf die Armlehne der Couch legte und anschließend auch die Mütze und den USB-Stick ordentlicher, also akkurater, ausrichtete. Warum genau, konnte nicht einmal eher selbst sagen. Fast als hätte er einen temporären Tick entwickelt, der ihm befahl, alles ordentlich in einer Reihe nebeneinander zu ordnen, was ja bei den vielen Kabeln und dem ganzen anderen Kram ein schöner Spaß wäre. Von dem Gedanken abgelenkt zuckte er minimal zusammen, als Thalia's Stimme die Stille wieder brach. Das Summen, das die ganze Zeit von der Dunkelhaarigen ausgegangen war, hatte Elijah die ganze Zeit über ausgeblendet und sowieso kaum bemerkt oder beachtet. Er antwortete nicht, richtete lediglich den Blick auf den Tisch und auf die Waffeln, die Thalia dort abstellte. Ihre Frage konnte er nicht beantworteten, immerhin redete sie, wie gewohnt, schnell und unbeirrt weiter, jedoch war sich Elijah sogar selbst nicht wirklich sicher, ob er überhaupt geantwortet hätte. Stattdessen hörte er einfach zu, wartete kurz und streute sich währenddessen etwas von dem Puderzucker über eine der Waffeln, ehe er nur unschlüssig mit den Schultern zuckte. Dabei war für ihn klar, dass er heute definitiv nichts unternehmen würde. Weihnachten bedeutete, dass viele gestresste Leute umherrennen würde, auf der Suche nach Last-Minute-Geschenken oder sonst irgendwelchen Dingen, die sie, ihrem Verhalten nach zu urteilen, nur mit einem gestressten Ausdruck im Gesicht und weit von sich gestreckten Ellenbogen besorgen konnten. Kein Umfeld, in das sich Elijah hineinwünschte. "Ich bleibe hier." meinte er also als Antwort, nahm einen Bissen von der Waffel und sah sich erneut um, ehe er den Blick zurück auf Thalia richtete. "Und du?"

Thalia setzte sich neben Elijah und beachtete gar nicht, wie die Ordnung bei ihm Überhand nahm. Solche Kleinigkeiten konnte sie im Moment nämlich geschickt ausblenden. Sie schraubte die Flasche Ahornsirup auf und goss eine riesige Ladung über ihre Waffeln. Viel zu viel, aber für Thalia konnte es gar nicht süß und klebrig genug werden. Hungrig nahm sie einen großen Bissen und kaute genüsslich. Ihr war klar gewesen, dass Elijah nichts geplant hatte, also überraschte es sie nicht, dass er an Weihnachten lieber zu Hause bleiben wollte. Schade, aber nicht ungewöhnlich. Sie hingegen hatte für den heutigen Tag größere Pläne. "Ich muss noch Geschenke verteilen. Außerdem will ich auf den Weihnachtsmarkt!", ohne dass die siebzehnjährige es merkte begannen ihre Augen aufgeregt zu glänzen. Vielleicht war sie doch noch mehr Kind als ihr lieb war. Denn an Weihnachten war sie so aufgeregt wie sonst nie. Sie zückte ihr Handy und schrieb rasche eine SMS an Charlie und Dean, um herauszufinden wo sie sich gerade rumtrieben, schließlich wollte sie ihnen ja noch ein Geschenk überreichen. Als sie die SMS abschickte wollte sie gerade damit anfangen davon zu reden, dass sie einen Mistelzweig aufhängen sollten, wobei es vermutlich sowieso keine gute Idee gewesen wäre, da sie sich nicht mal im Traum vorgestellt hätte Elijah zu küssen, aber andererseits war die Idee ganz lustig. Doch mit einem Mal hörte sie ein verräterisches Plätschern. Einen Augenblick runzelte sie die Stirn, doch im nächsten war sie schon völlig außer Atem aufgesprungen und in Richtung Badezimmer gerannt, wobei sie fast ihre Waffel vom Teller gefegt hätte. "Verdammt!", rief sie, als sie außer Atem vor der Tür zum Bad stehen blieb und beobachten musste, wie sich eine Lache gebildet hatte, die bedrohlich unter der Tür hervor kam. Zögernd stieß sie die Tür auf und betrachtete die Sauerei. Das hatte man wohl davon, wenn man mit den Gedanken ganz woanders war. Sie hatte nach dem Aufstehen ihren Pullover bemerkt, den sie eigentlich noch hatte waschen wollen. Kurzerhand hatte sie also Wasser ins Waschbecken einlaufen lassen und den Pullover mit hinein gelegt um ihn nach dem Einweichen waschen zu können. Dummerweise hatte sie aber das Wasser laufen lassen und jetzt stand der Raum unter Wasser. Sie watete vorsichtig durch die Pfütze am Boden auf das Waschbecken zu und drehte dann beleidigt den Hahn zu. Wieso genau sie beleidigt war wusste sie nicht. Entweder, weil sie so unaufmerksam gewesen war, oder aber weil das ganze an Weihnachten passiert war. Das kann ja wohl nicht wahr sein, dachte sie und ließ das Wasser ablaufen während sie mit dem nächstbesten Handtuch auf allen vieren begann das Wasser vom Boden aufzuwischen. "Eli, bring mir mal noch ein Handtuch!", rief sie ihrem besten Freund zu.