Elijah Castells Unterkunft

das Eingangsposting lautete :

Wie nicht anders zu erwarten sind fast überall in der Wohnung des 18-Jährigen Computer oder sonstiges anzufinden. Er lebt eher Stadtmittig, das heißt, direkt im Gebiet der 13th Street Gang, da er aber sowieso kaum vor die Haustür geht, wäre es nicht sinnvoll für ihn, umzuziehen. Die Wohnung an sich ist relativ normal eingerichtet, ausser dass eben überall Laptops, Festplatten und sonstiges zu finden sind. Trotz des Zustandes, indem sich Elijah befindet, sieht man der Wohnung an, dass er sehr viel Geld hat.

Thalia merkte, dass Fly offensichtlich nicht mal daran dachte sich hinzusetzen. Als sie sich dann aber auch noch nach dem Inhalt des Glases erkundete seufzte sie genervt auf und verdrehte die Augen. Sie konnte ja nachvollziehen, dass Fly ihnen nicht unbedingt glauben schenken wollte, aber es war ihr momentan wirklich zu anstrengend sie davon zu überzeugen, dass mit dem Getränk alles in Ordnung war. Sicherlich hätte sie auch zum Beweis daraus trinken können, aber sie tat es nicht. Irgendwie war sie durch die ganze Aufregung des Tages doch sehr müde und erschöpft geworden. Also sagte sie nur: "Sieh mal, das ist echt nur Wasser, aber du musst mir das ja nicht glauben nIch sehe zwar keinen Grund wieso ich dich vergiften sollte, aber das ist deine Sache." Mit diesen Worten stellte sie das Glas beinahe geräuschlos ab und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Als sie sich umdrehte, merkte sie, dass Elijah weg gegangen war. Anscheinend in die Küche. Sie sah noch kurz zu Fly. Das verängstigte Mädchen würde mit grosser Wahrscheinlichket nichts anstellen. Trotzdem behielt sie sie noch einen Moment im Auge, bevor sie zu Elijah in die Küche verschwand. Sie fand ihn, die Hände auf die Küchenablage abgestützt vor. Er sah furchtbar aus. Schlimmer als sonst. Sie stellte sich neben ihn und streichelte ihm sanft den Rücken. Sie wusste wirklich nicht was sie tun sollte. Es war klar, dass ihn das ganze aus de Bahn geworfen hatte. Dabei war es ja eigentlich klar gewesen, dass Naya sich erkundigen wollte und anfangs natürlich misstrauisch war. Fast war Thalia schon versucht die Leaderin auf Fly ansprechen zu wollen, ode wenigstens Charlie davon zu erzählen, aber das würde auch nichts bringen. Außerdem ging es sie ja eigentlich auch nichts an. Thalia stellte sie jetzt so hin, dass sie Elijahs Kopf zwischen die Hände nehmen konnte. Sie sah ihm tief in die dunklen Augen. Er sah so hilflos aus, dass es ihr das Herz brach. Sie musste wirklih etwas tun. Er würde es ihr zwar nicht leicht machen, aber das war ihr egal. "Hey, das biegen wir alles wieder hin. Du hast doch nichts mit den Lemons am Hut. Naya wird beruhigt sein und kann dich unbesorgt unter ihre Schutz nehmen." Sie setzte ein Lächeln auf. Es war zwar kein echtes aber es erfüllte seinen Zweck. "Ich ruf Charlie gleich an und sage, dass ich heute Nacht bei dir bleibe. Was hältst du davon? Er wird das sicherlich verstehen." Thalia wusste eigentlich, dass Elijah sofort ablehnen würde, aber anbieten konnte sie es trotzdem und wenn er ihr Angebot annahm, hätte Charlie sicherlich vollstes Verständnis für die Angelegenheit. Sie würde ihm zwar nicht sagen wieso Elijah sie brauchte, aber im Fall der Fälle Würde eine kurze Info ja genügen. In diesem Zustand wollte sie Elijah nämlich wirklich nur ungern alleine lassen. Außerdem gab es noch genug Gelegenheiten bei denen Thalia bei Charlie schlafen konnte. Und wer weiß, vielleicht war ihre Beziehung ja bis dahin schon etwas ernster oder ging wenigstens in diese Richtung.

Natürlich konnte Fly sehen wie Thalia genervt aufseufzte und ihre Augen verdrehte, doch ihr Blick lag momentan für den MOment auf Elijah, vielleicht sogar etwas fragend, als dieser lautstark die Luft aus seinen Lungen stieß.  Hatte sie schon wieder etwas falsches gesagt? Waren es ihre Worte gewesen, die ihn nun dazu brachten zu gehen? Unsicher darüber zupfte sie am Ärmel ihrer Klamotten herum, während sie nur mit halbem Ohr Thalias Worten lauschte.
Und doch richtete sie nun langsam ihren Blick wieder auf die Dunkelhaarige, wenn sie ihr auch nicht genau in die Augen blickte. Ihre Worte waren schon berechtigt, schließlich hatte sie wirklich keinen Grund die Rothaarige zu vergiften, aber Fly zog eher dies in Betracht als daran zu denken dass ihr jemand etwas gutes wollte.
Aus genau diesem Grund sah sie auch eher ratlos Thalia hinterher, ehe noch ein leises "danke" ihre Lippen verließ. Danke, dass ihr entgegen all der anderen menschen sprecht und mir helfen wolltet.. vervollständigte sie noch in gedanken, bevor sie still so stehen blieb. Nur gedämpft drang die Stimme der Dunkelhaarigen an ihre Ohren, doch es interessierte Fly nicht mehr. Jetzt, wo sie keinen Blicken mehr ausgeliefert war, fühlte sie sich gleich etwas sicherer und wohler, sodass sich auch langsam diese ängstliche Spannung von ihrem Körper entfernte, die sie bisher noch festgehalten hatte. Sofort sah sie nun auch zu dem Fenster, welches noch immer einladend offen stand. Sie brauchte jetzt erst einmal Ruhe, und diese würde sie sich jetzt auch für wenigstens ein paar Minuten gönnen.
Nur einen kleinen Augenblick machte sich ein schlechtes Gewissen in ihr breit, was wenn sie wirklich schuld an ELijahs derzeitigem Zustand war? Nun ja... zumindest daran, dass er in die Küche gegangen war und so durcheinander wirkte? Kurz noch sah die Rothaarige in die RIchtung der Küche, bevor sie kaum erkennbar ihren Kopf schüttelte. Nein, länger hier bleiben würde sie nun sicher nicht.. sie konnte einfach nicht länger hier bleiben, das würde sie nicht aushalten.
Und aus diesem Grund ließ sie schließlich auch das Glas stehen, schlich sich nur lautlos Richtig in das Badezimmer und verschwand aus dem geöffneten Fenster. Es wirkte fast, als wäre sie nie hier gewesen... nichts hatte sich geändert, dort wo sie stand. Das Glas war unberührt, die Tür noch immer so angelehnt wie vorher und auch das Fenster hatte sie nicht weiter geöffnet oder gar geschlossen. vielleicht hätte Elijah Castell alleine auch gedacht sie wäre einfach nur ein Geist gewesen, aber so, wenn Thalia Hill bei ihm gewesen war und Fly ebenfalls gesehen hatte war dies unmöglich. Und doch, wie Fly schon oft gehört hatte, wirkte sie für manche einfach wie ein fast allwissender Schatten, ein sehr ängstlicher Schatten, wenn man sie so sah und besser kannte.
Während die Rothaarige leicht ihren Kopf schüttelte war sie schon auf dem gegenüberliegenden Dach gelandet, dort, von wo aus sie auch in die WOhnung des Hackers geschaut hatte bevor sie eingebrochen war. Und auch jetzt drehte sie ihren Kopf noch einmal kurz zurück zu der Wohnung und betrachtete das geöffnete Fenster, bevor sie schließlich lautlos weiterlief und in den einsamen Gassen New Yorks verschwand. Wohin? Nun, niemand würde es wohl genau sagen können.

tbc: Leila Cassiels Unterkunft

Elijah konnte noch Thalia's Stimme aus dem Flur hören, konzentrierte sich jedoch nicht darauf, sondern starrte weiterhin die Platte an. Er hoffte, weder Fly noch Thalia würden ihn in diesem Zustand sehen, wobei Thalia das ja schon kannte, Fly dagegen würde nur Zeuge seiner Schwäche werden und das konnte er nicht sonderlich gebrauchen, nicht nachdem er wusste, dass sie seine Schwächen und Stärken ohnehin schon kannte. Beweisen musste er es ja nicht. Die Berührung ließ ihn zusammenzucken und leicht schwanken, jedoch sah er nicht auf, erst, als Thalia die Hände an seinen Kopf legte, hob er den Blick und sah ihr einen Moment lang in die braunen Augen, bis er wegsehen musste. Zwar ergab das, was sie sagte, durchaus einen Sinn, trotzdem beruhigte es ihn keinesfalls. Er musste herausfinden, wer die kleine war, und das möglichst schnell. Verbreiten würde er nichts, sie an etwas zu hindern, das nicht ihn betraf, erschien ihm ebenfalls als nicht nötig, trotzdem wäre es gut, sie besser zu kennen und einschätzen zu können - und gegebenenfalls aufzuhalten.
"Nein, nein..." entgegnete er auf ihr Angebot und schüttelte leicht den Kopf. Er griff wieder nach der Kante der Arbeitsplatte, um nicht noch umzukippen, anschließend hob er den Blick wieder und sah diesmal etwas länger in Thalia's Augen. Sie machte sich Sorgen. Wie immer machte sie sich Sorgen. Eine Sache, die er hatte vermeiden wollen. Vielleicht wäre es besser, sie würde bleiben, ansonsten wäre ihre Laune wahrscheinlich sowieso gedämpft, trotzdem, dass sie für ihn auf etwas verzichten musste ging ihm etwas gegen den Strich. Er schnaubte niedergeschlagen, suchte kurz mit dem Blick den Boden ab und legte sich nachdenklich eine Hand auf den Mund, bevor er diese langsam wieder sinken ließ. "Na gut... Aber wirklich nur, wenn es dir nichts ausmacht." änderte er schließlich seine Meinung, wenn auch etwas widerwillig. Seine Hände zitterten leicht, als er einen Schritt zur Seite trat und in den Flur spähte, in dem er immernoch Fly erwartete, doch diese hatte die Wohnung anscheinend wieder verlassen. Fast wirkte es so, als wäre sie nie dagewesen, weshalb der Gedanke, sie wäre nur eine Halluzination, wieder in Elijah aufkeimte und er sich einen Moment lang den Kopf hielt. "Sie war nicht echt. Oder?" meinte er leise und stieß wieder die Luft aus. "Ich drehe durch."

Thalia sah den Schmerz und die Verwirrung in Elijahs Augen. Sie wollte wirklich etwas dagegen tun, aber sie wusste, dass sie das nicht konnte. Wenn er nur etwas einfacher zu lesen wäre oder er ihr sagen könnte was er brauchte. Sie fühlte sich neben ihm plötzlich so hilflos und sie blinzelte eine einzelne Träne weg. Vermutlich hatte sie gerade PMS oder so. Warum sollte sie sonst so emotional sein? Sie hob sein Kinn an. Sie strich ihm liebevoll über das Gesicht und hab ihm einen Kuss auf die Stirn. Es MUSSTE doch etwas geben, dass sie machen konnte. Als er zuerst das Angebot abwies war ihr das relativ klar gewesen. Trotzdem war sie enttäuscht. Sie wollte ihn ja unterstützen. Als er dann aber überraschend zusagte, löste sich ein Stein von ihrem Herzen. Eigentlich war es ja diese Träne die sich löste. In der Hoffnung, dass Elijah nichts zu ihrem PMS-Gefühlen sagen würde, nahm sie ihn in den Arm und wuschelte ihm durch die ohnehin verwuschelten blonden Haare. "Danke! Das erleichtert mich echt. Was würdest du gerne machen? Und versuch nicht zu arbeiten. Wir machen am besten etwas damit du Fly vergisst okay?" Sie folgte seinem Blick zum Wohnzimmer. Fly war weg. Jetzt war sie einfach getürmt. Thalia runzelte die Stirn und holte das Glas Wasser zurück. Sie kippte den unberührten Inhalt weg. Sie spülte es trotzdem kurz aus und stellte es zum trocknen neben hin. Sie wollte gerade nicht abtrocknen. Dann ging sie ins Badezimmer und schloss das Fenster. Sie lief zurück zu Elijah. "Wollen wir was bestellen?" Charlie konnte sie gleich auch noch Bscheid geben.

Elijah zuckte mit dem Mundwinkel, als er sehen konnte, dass Thalia's Augen einen etwas verzweifelten Glanz annahmen. Er machte es ihr nicht leicht, das wusste er, jedoch konnte er nicht anders. So war er eben, sein Charakter ließ nichts anderes zu und ändern konnte er sich auch nicht. Ganz davon abgesehen, ob er es überhaupt als sinnvoll ansah. Auf ihren freundschaftlichen Kuss hin schüttelte er leicht den Kopf und senkte den starren Blick, bis Thalia ihn in den Arm nahm und durch seine blonden Haare wuschelte. Es war nicht übertrieben zu sagen, dass Thalia die einzige war, die an Elijah rankam. Vor jeder anderen Person würde er zurückzucken, ähnlich wie Fly, wenn auch nicht ganz so extrem, trotzdem hatte Thalia es bei ihm geschafft, diese Barriere zu durchbrechen - wobei die Träne, die über ihre Wange floss ja eigentlich nichts anderes bewies, als dass diese Freundschaft ihr nicht gut tat. Zumindest wusste Elijah keine andere Erklärung. "Vergessen..." wiederholte er und starrte mit fast glasigen Augen an ihr vorbei. "Ich kann sie nicht vergessen, ich muss... ich muss mehr herausfinden." Er runzelte die Stirn, starrte weiterhin an Thalia vorbei, während sich seine Augen etwas weiteten. Ihre nächste Frage riss ihn aus der Starre und er blinzelte einige Male. "Keinen Hunger." - Wie immer. Er schluckte, griff nach einem Glas und füllte etwas Wasser hinein, bevor er ein paar Schlucke nahm und das Glas mit zitternden Händen wieder abstellte. Das dieses fast umkippte war ihm nicht aufgefallen.

[Timejump]

Die letzten Tage waren keine besonders erholsamen Tage für Elijah gewesen. Er wusste von der Schießerei der Gangs, natürlich, wie hätte ihm soetwas auch entgehen können? Seid dem Treffen mit den anderen Outsidern - und Fly - hatte er kaum gegessen, was man ihm ansah, da er noch blasser als sonst erschien, dazu die dunklen Augenringe und die ohnehin schon dunklen Augen. Seid einer Woche hatte er schon nichtsmehr von Fly gehört oder gesehen, was ihn zweifeln ließ, immerhin wusste er, dass er labil war. Zu oft hatte er es schon gesagt bekommen, also schien es ihm am einfachsten, einfach abzunicken und zu akzeptieren. An seiner Einstellung zu Psychiatern und seinem Charakter würde das ja nichts ändern, es würde lediglich den Umgang mit Gesprächspartnern erleichtern. Dabei waren Gespräche nicht gerade seine Stärke. Trotzdem wusste er nicht, was er von der Kleinen halten sollte. Er hatte in unzähligen Datenbanken nach einer Fly gesucht, so lange, dass er alle möglichen Daten hatte - nur nicht ihre. In keinem Artikel, keiner Datei und keiner Kopie kam auch nur ein voller Name vor, keine Bilder, einfach nichts. Selbstverständlich, Fly musste nicht zwingend ein Teil ihres Namens sein, doch normalerweise gab es Verknüpfungen, Sichtungen mit Nennung ihres Decknamens. Aber er hatte vergeblich gesucht. Bei Thalia hatte er sich nicht gemeldet, sie hatte immerhin besseres zu tun und er wollte keine unnötige Zeit verwenden, und das meinte Elijah so, wie er darüber dachte. Keinesfalls verärgert, eher erleichtert, dass Thalia etwas gefunden hatte, was sie davon ablenkte, dass er ein solch psychisch instabiler 18-Jähriger war, außerdem hatte er so mehr Zeit gehabt, nach der Einbrecherin zu suchen - im Internet versteht sich.
Er knetete die blau angelaufenen Hände, den Blick auf den Boden im Wohnzimmer gerichtet. Ihm war klar, dass Naya Blacksmith in den nächsten Tagen wohl mit ihm in Verbindung treten würde, was nichts war, das Elijah wirklich positiv stimmte. Nicht, dass er sich jemals auf irgendeine soziale Interaktion freute, sei es nun Naya Blacksmith oder Nicht-Naya Blacksmith, das war egal, die Sache war nur, dass die Leaderin ihn in einem schlechten Zustand antreffen würde, und das gerade dann, wenn es darum ging, einen wenigstens halbwegs nützlichen Eindruck zu machen. Er tat das nicht für sich, nein, er tat es hauptsächlich für Thalia, die ihn ja auch darum gebeten hatte. Trotzdem, er lebte schon jetzt in Angst vor der Gang, und würde die Leaderin persönlich ihn zusammenstauchen wäre sein bisheriges Dasein wohl kaum das, was es mal war. Noch hatte er die Chance, abzubrechen, da die Unsicherheit ihn zum zweifeln brachte, doch irgendetwas hielt ihn davon ab.
Nach einer Weile - und keiner Ahnung, wieviel Uhr es war - stand Elijah von der Couch auf, ging ein paar langsame Schritte und ging anschließend zurück, um sich wieder zu setzen. In der einen Woche hatte er mehr gemacht, als nach Fly zu suchen, auch wenn das seine Hauptaufgabe gewesen war. Er hatte einiges über Tyler Mitchell herausgefunden, immerhin hatte er bisher nicht sehr viel Wert auf die Existenz des Killers gelegt, doch da dieser jetzt wusste, wie Elijah aussah und vorallem wie er auf bestimmte Dinge reagierte, wäre es wohl wichtig, zu wissen, in das der Auftragskiller so alles verwickelt war.

cf: Roosevelt Island

Während des Fahrens hatte sie Thalias SMS bereits erhalten und hatte leicht in sich hineingegrinst. Das könnte ja mal etwas werden, wenn sie ihn wirklich so verteidigen wollte, wie es zumindest geklungen hatte. Immerhin waren die beiden doch sehr gut befreundet und außerdem ziemlich lange, soweit Naya wusste. Aber gut, das interessierte sie kaum, denn immerhin war die Gute selbst Schuld, dass sie ihn der Leaderin der 13th Street Gang weiterempfohlen hatte. Und sie hatte bestimmt bereits damals gewusst, welchen Charakter diese hatte. Einen ziemlich Genialen, wie sie selbst fand. Trotzdem wunderte es sie, dass er bis jetzt sonst noch niemandem aufgefallen war. Obwohl das wahrscheinlich an seiner psychischen Instabilität lag. Aber gut, zumindest wusste sie jetzt mehr von ihm. Sie schnalzte einfach einmal mit der Zunge, nachdem sie angehalten hatte. Die St Felix Avenue. Keine besonders auffällige Straße, außer man spazierte gerne durch den großen Park, der dort lag. Einen Moment sah sie sich um und keineswegs zu ihrer Überraschung fand sie ansonsten niemanden hier. Wahrscheinlich waren die meisten Leute sofort verschwunden, als sie die Leaderin erkannt hatten, was aber wirklich nichts besonderes war. Nummer 13 also? Irgendwie ja ironisch, dass es ausgerechnet die Unglückszahl war, aber gut, dann war es immerhin passend. Naya stieg aus ihrem Auto und ging schnurstracks auf die Haustür zu. Einen Moment sah sie noch auf ihr Handy, um die Uhrzeit zu checken, ehe sie die Klingel betätigte. Thalia soll sich mal besser beeilen., dachte sie und grinste leicht, ehe sie ihren Geschäftsgesichtausdruck aufsetzte und sich bemühte nicht daran zu denken, wie frech sie Fly angelogen hatte. Wobei ihr das halbwegs leicht viel, nachdem die meisten ihrer Gefühle und Gedanken sowieso um Lucia Martell und ihren zugehörigen Anhang, Zachary Collins, schwirrten. Sie war sich einfach noch immer nicht ganz sicher, was sie damit anfangen sollte und allein die Erinnerung an die grausame Vergangenheit eines Anderen brachte sie beinahe wieder dazu über ihre eigene nachzudenken. Aber nicht jetzt, nicht hier. Es war einfach nicht der passende Zeitpunkt, auch wenn sie sich deshalb wahrscheinlich etwas zurückhalten musste. Davon abgesehen, dass sie jetzt auch wieder an Charlie denken musste, da er in ihrem Flashback ja auch irgendwie indirekt vorgekommen war. Damals als sie noch zusammengewohnt hatten und ihr noch nicht so ein katastrophaler Fehler passiert war. Aber daran sollte sie auch nicht denken. Und wenn sie ihn noch so unabsichtlich angeschossen hatte, es war eben passiert und passte jetzt überhaupt nicht ins Thema. Auch wenn ihr das alles noch immer Sorgen bereitete. Denn sie konnte sich einfach nicht sicher sein, ob er ihr wirklich schon vergeben hatte. Äußerlich vielleicht, aber innerlich? Sie seufzte leise, während sie ihre ganzen verwirrenden Gedanken erst einmal in den Hintergrund drängte. Dieser Gestörte sollte sich lieber einmal beeilen, wenn er nicht wollte, dass sie ihm die Haus-und Wohnungstür aufbrach.

Der Tag drohte sich ewig in die Länge zu ziehen, immerhin tat Elijah zu Anfang nichts sehr produktives. Nach Fly zu suchen hatte sich ja als recht sinnlos entpuppt, weshalb er eine Pause eingelegt hatte, trotzdem, es ließ ihn nicht los. Wenn die Spionin schon wusste, was er tat, würde sie bestimmt auch nicht zögern der Leaderin der 13th Street Gang mitzuteilen, wenn er einen Fehler machte. Zwar wusste er nicht wirklich, wie ein solcher Fehler aussehen konnte, immerhin glaubte er nicht, dass Fly seinen Computern und Festplatten zu Nahe kommen würde, aber richtig einschätzen konnte er sie auch nicht wirklich. Wobei, besser überhaupt nicht. Unruhig bewegte er die Finger, starrte auf den Boden und klappte schlussendlich den Laptop-Bildschirm wieder hoch, um wenigstens noch ein paar Ordner zu sortieren. Vorallem die Daten der South Lemons beachtete er genaustens, immerhin hatte er keine große Lust, Naya Blacksmith die falschen Sachen zu liefern. Die ganze Zeit über ignorierte er seinen leichten Hunger, konzentrierte sich auf den Bildschirm und legte die USB-Sticks, die er benutzte, in eine akkurate Reihe auf den Couchtisch. Seine Ratte lief hin und wieder über den Boden, was er allerdings nicht im geringsten beachtete. Wie lange er Daten sortierte und kopierte wusste er nicht, allerdings riss ihn ein Klingeln an der Haustür aus den Gedanken und er zuckte zusammen. Der Blick seiner dunklen Augen schnellte zur Haustür und er verharrte einen Moment, ehe er sich aufrichtete, schluckte und zur Haustür ging. Normalerweise hätte er es in Betracht gezogen, einfach sitzen zu bleiben, immerhin kam Thalia des öfteren einfach rein, was okay war, aber da wäre ja noch das Treffen mit Naya Blacksmith und er wollte nicht wirklich direkt einen solchen Eindruck machen - Wobei, seine dunklen Augenringe, die wunden, blau angelaufenen Hände und vernarbten Arme sprachen ja schon für sich. Er zupfte noch kurz an der schwarzen Weste, die er über einem schwarzen Shirt trug, anschließend öffnete er die Haustür und konnte direkt erkennen, wer geklingelt hatte. Die Leaderin der 13th Street Gang. Er wagte es nicht, sie zu mustern, also senkte er den Blick einfach einen Moment lang und biss sich auf die Lippe. "Hallo." war das einzige, was er hervorbrachte. Den Blick hielt er noch kurz auf den Boden gerichtet, hob ihn allerdings danach wieder und starrte Naya an, in seinen Augen schimmerte leichte Irritation, wie immer eigentlich. Die Schwarzhaarige war etwas größer als er, wenn auch nicht enorm, allerdings tat das nichts zur Sache, zumindest nicht wenn das ganze auf einer Ebene eines Gespräches bleiben würde, immerhin wusste er, wie schnell Naya handgreiflich wurde. Um ihr nicht unnötigerweise im Weg zu stehen trat er einen Schritt zur Seite, warf noch einen Blick hinter sie und musterte anschließend kurz seine Wohnung, der man anmerken konnte, wieviel Geld er hatte - doch soviel wie Naya würde er wohl nie haben, wobei das auch besser war, er wusste sowieso nicht was er damit anfangen sollte.

cf: Code 3B

Thalia wusste, dass sie sich beeilen musste, aber das Geld für ein Taxi wollte sie momentan einfach nicht ausgeben. Sie nahm also kurzerhand die U-Bahn und betete, während sie zwischen einem Hipster und einer Frau mit Säugling im Arm eingequetscht auf einem Sitz sah, dass Naya sich verspäten würde, damit sie den armen Elijah nicht zu lange mit ihr alleine lassen musste. Die Frau würde ihn ohne zu zögern dem Erdboden gleich machen können. Sie hoffte einfach immer noch, dass es das richtige gewesen war ihn an die 13th zu vermitteln. Schließlich stand es um seine psychische Gesundheit nicht gerade gut, aber sie hatte ja auch ihm dabei helfen wollen. Oder war die ganze Aktion in Wirklichkeit doch total eigennützig gewesen. Jetzt war es sowieso zu spät sich weiter darüber Gedanken zu machen. Aber sie konnte Charlie fragen, ob er es für eine gute Idee gehalten hätte - in Betracht auf Elijah natürlich. Als die U-Bahn endlich an der richtigen Station hielt und sie ausstieg, joggte sie den Rest des Weges zum Haus ihres labilen Freundes. Sie hatte das unheilvolle Gefühl, dass Naya schon da war. Und tatsächlich, als sie um die Ecke bog erblickte sie, wie die Gangleaderin an der Tür stand und Eli sie hereinließ. Sie beschleunigte ihren Schritt und erreichte etwas außer Atem die Eingangstür der Nummer dreizehn. Sie sah zuerst Elijah strahlend an: "Hey, Eli." Doch wandte sich dann etwas demütiger an Naya: "So, ich bin da." Sie war in Gegenwart der Leaderin wirklich immer unsicher, aber vielleicht war das besser so. Immerhin hielt es sie davon ab zu locker oder gar schnippisch im Umgang mit ihr zu sein.

Naya besah sich die Gestalt vor sich so genau wie sie konnte. Das war er also? Nun, sie konnte jedenfalls nicht sagen, dass psychisch instabil eine Untertreibung gewesen war, denn sein Äußeres sprach für sich. Er war relativ klein, hatte eine dünne Statur und seine Arme sahen sehr vernarbt aus. Sie hätte am liebsten leicht das Gesicht verzogen. Natürlich, er konnte wahrscheinlich nicht unbedingt etwas für seine Psyche, aber sie kam dadurch einfach nicht daran vorbei zu denken, dass sie auch selbst so enden hätte können. Äußerlich ließ sie sich allerdings davon nicht anmerken, denn ihre Gedanken und auch Gefühle gingen niemanden etwas an. Davon abgesehen, dass die meisten sowieso dachten, dass sie zumindest letzteres nicht hatte. Was in gewisser Hinsicht vielleicht richtig sein könnte, aber gut, nur weil die anderen oft einfach nur erbärmlich weichherzig waren, war das nicht ihre Sache. "Hallo Elijah.", sagte sie schließlich und sah ihn zwar abschätzend, aber mit keinem allzu unfreundlichen Blick an. Zumindest für ihre Verhältnisse war er nicht komplett gefühlskalt. "Du kannst mir übrigens in die Augen schauen. Deshalb hab ich noch... nicht allzu viele umgebracht.", fügte sie dann noch sarkastisch hinzu, auch wenn es leicht spöttisch klang. Natürlich wusste sie, dass es den meisten Außenstehenden so ging, dass sie Angst vor ihr hatten, aber sie fand es trotzdem immer wieder beinahe interessant es auf einer solch relativ nahen Ebene zu erfahren. Und da sie ihre meisten Verbindungen in Gangs oder zumindest deren Verbündeten hatte, erfuhr sie das nicht oft. Dass so direkt hinter ihr Thalia in die Wohnung platzen würde, damit hatte sie allerdings nicht gerechnet. Naja, sie war aber auch gelaufen, das hatte sie zumindest aus dem Augenwinkel gesehen. Die Leaderin zückte ihr Handy und kontrollierte die Uhrzeit. Sie war ja schon beinahe seit fünf Minuten hier, sofern man ihre Zeit vor der Haustür berechnete. "Az idő lejárt.", murmelte sie mehr zu sich selbst, ehe sie einfach nur mit den Schultern zuckte, "Hallo." sagte und sich wieder zu dem blondhaarigen Kerl umdrehte. Sie war schließlich nicht hier, um mit irgendeinem ihrer Mitglieder zu reden. Dann seufzte sie leise, als sie diese schreckliche Stimmung bemerkte. Sie mochte es zwar, wenn man einen sehr großen Respekt vor ihr hatte, aber sie anzuschweigen löste dieses Problem nicht wirklich. Davon abgesehen, dass Thalia in ihrer Gegenwart sowieso unsicher war. Was irgendwie lustig war, in Anbetracht, dass sie mit ihrem besten Freund zusammen war. Aber gut, das war nicht ihr Problem. Naya sah sich erst einmal kurz um. Die Wohnung war zwar nicht besonders aufgeräumt, aber das täuschte nicht über die Tatsache hinweg, dass er einiges an Geld besitzen musste. Wobei ihm das kaum half in seiner Situation. Wenn es denn überhaupt so schlimm war, wie Thalia geschildert hatte. Auch wenn das wirklich sehr wahrscheinlich war, in Anbetracht seiner Gestalt. Naya atmete einmal tief ein, ehe sie wieder ihre Stimme erhob, "Also ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich würde mich nicht unbedingt zu lange in der Wohnung haben wollen. Wenn du dich also mit dem Ganzen beeilst, bin ich auch schnell wieder weg." Sie lächelte leicht, aber selbstgefällig, denn sie wusste genau, dass das wohl die Gedanken der meisten Leute in so einer Situation wären. Natürlich erwartete sie sich keine ernsthafte Antwort auf die angedeutete Frage, denn es würde sich wohl kaum jemand trauen ihr ins Gesicht zu sagen, dass er sie lieber dort haben wollen würde, wo der Pfeffer wächst. Gut, ein paar Leute schon. Aber es war nicht unbedingt das Klügste, was man tun könnte. Vor allem, wenn sie einen schlechten Tag hatte, was heute, zumindest bis auf den Vorfall mit Fly, nicht der Fall gewesen war.

Naya Blacksmith's Blick beunruhigte Elijah nur, allerdings versuchte er wenigstens, es sich nicht anmerken zu lassen - wenn auch nicht besonders erfolgreich. Er klammerte sich fast schon an die Hautür, als hätte er Angst, wie bei der Begegnung mit Fly einfach umzukippen, was jedoch nicht passierte, immerhin war er sich sicher, dass die Leaderin der 13th Street Gang vor ihm stand. Ihre recht neutral und fast abschätzige Begrüßung riss ihn aus den Gedanken, allerdings machte es nicht den Anschein, als wäre er weniger Abwesend als davor. Den Blick hielt er vorerst weiterhin gesenkt, bis Naya ihn regelrecht darauf ansprach und er den Kopf - wenn auch widerwillig - hob. Einen Moment lang wusste er fast schon nicht weiter, bis endlich Thalia's Gestalt hinter Naya auftauchte und er sich sichtlich lockerte. Zwar machte ihn die Tatsache, dass selbst Thalia in der Gegenwart der Leaderin vorsichtig zu sein schien etwas unsicher, jedoch war es weitaus einfacher, wenn sie dabei war, auch wenn Elijah zu viele Menschen auf einmal eigentlich nicht sonderlich mochte, wobei das ja eigentlich noch untertrieben war. Er warf der 17-Jährigen einen Blick zu, der aber nicht sonderlich verriet außer seine Unsicherheit einerseits und die Erleichterung andererseits, anschließend wand er seinen Blick leicht zögernd zurück auf Naya. Er hörte ihr zu und konnte nicht anders, als sich ihre verschiedenen Gesichtsausdrücke einfach einzuprägen, weshalb er mitten in ihrem Satz den Blick einfach wieder abwand. Im Endeffekt war es ja so oder so egal. Er seufzte lautlos, als sie geendet hatte, schwieg noch einen Herzschlag lang und hob den Blick schlussendlich wieder, um ihr in die Augen zu sehen. "Okay..." meinte er leise, aber nicht unverständlich, ehe er beide mit einer Handbewegung hinein bat. Mit dem Blick suchte er noch kurz den Boden nach seiner Ratte ab, wurde allerdings nicht fündig, was aber eher positiv als negativ war - immerhin hatte er keine Lust auf weitere, abschätzige Blicke von Naya Blacksmith. Er war es nicht gewohnt, für irgendetwas oder jemanden außer sich selbst verantwortlich zu sein, weshalb er inständig hoffte, Thalia würde Fehler die er machte irgendwie beheben, auch wenn das etwas viel erwartet war. "Also... Uhm..." began er, den Blick auf seinen Laptop gerichtet, den er schließlich aufklappte und sich davor setzte. Wenn er über etwas reden konnte, dann über das, was er tat - und darauf war er momentan mehr als konzentriert. "Ich habe einige Informationen von den South Lemons... Also gespeicherte Dateien, Anrufe, Bestellungen und andere Dinge. Außer diese... Daten... könnte ich theoretisch Dinge... uhm, beeinflussen. Also Kameras ausrichten und naja..." Er verstummte, biss sich fest auf die Lippe und starrte ein paar Herzschläge lang vor sich hin, immerhin war das, was er eigentlich sagen wollte nichts, was er unbedingt der Leaderin offenbaren wollte - wer wusste, wie sie das auffassen würde? Nicht dass er plötzlich an allem Schuld war. Wobei, irgendwie war er das ja sowieso, wenn man seinen Eltern und den Therapeuten glauben durfte. "Mit etwas Glück und Zeit könnte ich Nachrichten fälschen, E-Mails und alles und auch auf irgendwelchen Social Networks wie... wie Twitter." Er schluckte, verstummte erneut, setzte aber diesmal nicht wieder zum reden an, sondern hielt Naya einfach nur einen der USB-Sticks hin. Sollte sie sich doch selbst ein Bild von seinem "Können" machen, immerhin würde das ein mehr als gutes Licht auf Thalia werfen.

Thalia schloss die Tür hinter sich und Naya und hoffte, dass Elijah das alles gebacken kriegen würde. Sie wollte ja nicht an ihm zweifeln, aber große Hoffnung, dass er der große Redner sein würde hatte sie nicht unbedingt. Mehr als positiv überrascht war sie dann, als sie das Wohnzimmer betrat und er gleich zu erzählen begann was er konnte. Sie nickte ihm hinter Nayas Rücken begeistert zu und hob einen Daumen in die Höhe. Dann ließ sie sich auf die Couch plumpsen und sah zu, wie Elijah der Leaderin einen USB-Stick gab. Sie versuchte sich auf das Geschehnis zu konzentrieren, aber ihre Gedanken drifteten immer wieder ab. Mal waren sie bei Dean, dann bei Charlie. Charlie und seine Louna. Sie könnte sich ohrfeigen. Sie hatte kein Recht dazu eifersüchtig zu sein. Aber sie konnte nicht umhin zu bemerken, dass sich die Beziehung zwischen ihr und ihrem Freund ernster geworden war. Nicht mehr so locker wie am Anfang. Irgendetwas veränderte sich und sie wusste nicht ob es gut war oder nicht. Sie zwang sich selbst ihren Gedanken nicht mehr nach zu hängen und stattdessen dem Geschehen zu folgen. Sie sah zu Naya auf. "Elijah kann auch per Bluetooth Daten aus anderen Handys einsehen und kopieren, wenn ich das noch nicht erwähnt haben sollte", sagte sie mit leichtem Stolz in der Stimme, der ihrem Hacker-Freund galt. Sie wusste nur nicht, ob Elijah diese Information hatte preisgeben wollen. Aber so eine Fähigkeit hatte nicht jeder. Das war definitiv eine Sache, von der Naya Blacksmith profitieren konnte. Jedenfalls ging Thalia davon aus.

Es dauerte eine kleine Weile wieder, bis sie erneut etwas sagte. Zuerst musste sie einmal ihre Gedanken sortieren und alles etwas genauer verarbeiten. Und wenn sie nicht von Fly gewusst hätte, dass er beinahe gar nichts mit ihrer gegnerischen Gang zu tun hatte, hätte sie natürlich zuerst nicht unbedingt positiv reagiert. Nun nickte sie es mehr oder weniger einfach nur ab, auch wenn sie sich nicht sicher war, wie sich das mit seiner psychischen Instabilität spielte. Denn rein theoretisch könnte er dann auch schon einmal ein Problem verursacht haben, wenn auch nicht absichtlich. Aber gut, das musste sie wohl in Kauf nehmen und wenn er so gut war, wie er und Thalia sagten, dann lohnte es sich auch. Außerdem hätte sie höchstwahrscheinlich sowieso keine Beweise und selbst dann wäre er noch immer viel zu nützlich, als dass sie nicht einfach über diese Tatsache hinwegsehen könnte. Einen Moment musterte sie ihn wieder erneut, ehe sie einmal nickte. "Beeindruckend.", kommentierte sie, auch wenn ihr Ton keine besonderen Gefühlsregungen verriet. Aber es klang auch keineswegs abwertend, denn sie wusste ganz genau, dass es wirklich schwer war, sich so gut mit Computern auszukennen. Davon abgesehen, dass sie zumindest von Hacking kaum bis keine Ahnung hatte, auch wenn sie mit Technik auch keineswegs unerfahren war. Aber das brauchte sie ja auch nicht, vor allem nicht, wenn man beispielsweise mit einem neuen Mitglied auch noch zusätzlich ein solches Accessoires erhielt, das das bestens konnte. Danke Thalia, das ist wenigstens etwas., dachte sie sich, während sie den USB-Stick mit einem Nicken entgegen nahm. Dann war sie mal gespannt, was der gute Kerl hier wirklich drauf hatte. Zu verlieren hatte sie ja kaum etwas, außer ein bisschen Zeit, was sie aber ausnahmsweise nicht störte.

OoT: Aufgrund des neuen Plots wird diese Szene hier nun überspungen. Ein NP später, das an diesen Zeitpunkt abknüpft, wäre aber durchaus möglich, wenn gewünscht.

[Timejump]

Zwar hatte das Treffen mit Naya Blacksmith Elijah etwas aus der Bahn geworfen und unter Druck gesetzt, trotzdem war er nicht zu sehr seinen Depressionen verfallen und sich gehen lassen - das tat er ja ohnehin fast nie. Er hoffte, wenigstens Thalia geholfen zu haben, was ja anscheinend der Fall war, er selbst war nämlich immer noch nicht ganz überzeugt, dass es das beste gewesen war. Wobei, Fly hätte ja sowieso geplaudert, das war eigentlich natürlich, noch ein Grund dafür, warum Elijah einfach besser mit Computern als mit Menschen konnte. Maschinen konnte man lenken und vor allem berechnen, was Menschen dagegen taten war nie sicher und meistens nicht ganz verständlich. Er stand in der Küche, die blassen Hände auf die Theke gelehnt und den Blick der dunklen Augen ebenfalls nach unten gerichtet. Das Glas, das vor ihm stand, war nach wie vor voll, aber immerhin hatte er daran gedacht, etwas zu trinken. Jetzt, wo Thalia weniger Zeit für ihn hatte musste er wohl oder übel selbst einmal an sich denken, auch wenn er immer noch der Überzeugung war, alleine für sich sorgen zu können. Er war 18, eigentlich war so etwas selbstverständlich, selbst wenn er Depressionen und sonstige Probleme hatte, es war sein Problem, nicht ihres. Eigentlich war Thalia die einzige, die sich irgendwie um ihn sorgte, wofür er sehr dankbar war, allerdings beruhte es auch auf Gegenseitigkeit, was ihn erleichterte, immerhin war er nicht ganz nutzlos. Sie schlief sehr oft bei ihm, auch wenn es in letzter Zeit weniger oft gewesen war, dafür hatte er jedoch Verständnis. Außerdem, Elijah würde Thalia wohl immer zuhören, auch wenn er keine große Hilfe war.
In einer Bewegung stieß er sich leicht von der Theke ab, drehte sich um und sah sich fast prüfend um, ehe er den Kopf schüttelte und seine, diesmal wunde und leicht blaue Hand an die Stirn legte.

Thalia hatte sich während der Fahrt mit der U-Bahn beruhigt. Sie fühlte sich noch immer elend und wünschte Charlie sonst wohin, doch immerhin musste sie nicht mehr weinen. Trotzdem war sie während der Fahrt ganz in Gedanken versunken gewesen. Sie verstand das alles einfach nicht. Es machte keinen Sinn. Wieso sollte Charlie mit ihr Schluss machen, ihr aber trotzdem sagen, dass er sie liebte. Am liebsten wollte sie sich jetzt einfach verkriechen und nie wieder ans Tageslicht gehen. Doch das ging genauso wenig, wie Charlie aus dem Weg zu gehen. Er war schließlich Head der Gang. Sie merkte kaum, wie sie den Weg zu Elijah lief. Es war wie automatisch. Und als sie dann seine Tür erblickte erfüllte sie ein vertrautes Gefühl von Geborgenheit. Sie öffnete sie leise. Sie bezweifelte zwar, dass Elijah schlief, aber wenn das der Fall war, wollte sie ihn nicht wecken. Sie schlüpfte in die Wohnung und ging ins Wohnzimmer. Offensichtlich schlief er nicht. Also warf sich die siebzehnjährige auf die Couch und drückte sich ein Kissen an den Bauch. Vermutlich sah sie noch ziemlich verheult aus. Ihre belegte Stimme wollte sie gar nicht hören, also sagte sie nichts und starrte nur ins Leere. Vielleicht reichte ja schon Elis Anwesenheit. Vermutlich reichte das.

Elijah hob den dunklen Blick, als er die Tür ins Schloss fallen hören konnte. Fast alarmiert starrte er aus der Küche in den Flur und trat einen Schritt zurück, ehe er sich etwas entspannte. Zwar hatte er letzte Zeit immer wieder befürchtet, ein Mitglied der 13th Street Gang würde zu ihm kommen und ihm sagen, er solle schneller oder gründlicher arbeiten, was bis jetzt allerdings noch nicht der Fall gewesen war und außerdem hatte er selbst keinerlei Fehler bei seinen Recherchen gefunden. Er stieß leise und leicht zitternd die Luft aus und trat den Schritt wieder nach vorn, als er Thalia erblickte, die wortlos durch seinen Flur in Richtung Wohnzimmer ging. Er warf noch einen kurzen Blick hinter sich, ließ das Glas einfach stehen und ging hinter der Dunkelhaarigen her, die sich inzwischen auf die Couch gesetzt hatte und ein Kissen an sich drückte. Wie immer fragte er nicht, ob sie etwas trinken wollte oder ähnliches, einfach weil er nicht daran dachte und keinen Wert darauf legte, lediglich ein kurzes "Hey." ließ darauf schließen, dass er sie überhaupt bemerkt hatte. In einer Bewegung setzte er sich neben sie, den Blick der dunkelbraunen Augen auf seine wunden Hände gerichtet. Trotz dass seine Menschenkenntniss gleich null war musste er kein Psychologe sein, um zu sehen, dass es ihr nicht gut ging - alleine ihre Augen sahen recht verweint aus, ganz zu schweigen von ihren geröteten Wangen. Und trotz dass er sah, dass sie sich nicht gut fühlte hielt er Abstand und schwieg einfach. Würde sie darüber reden wollen, würde sie wohl sagen, was nicht stimmte, immerhin war sie ja zu ihm gekommen, wobei sich die Anzahl der Besuche in letzter Zeit etwas verringert hatte. Aus Gewohnheit ließ er die Fingergelenke knacken, was zwar nicht besonders angenehm, aber auf irgendeine Weise beruhigend war. Leicht zögernd streckte er die Hand aus und legte sie kurz auf Thalia's Arm, ehe er seinen wieder zurück zog und die tröstende Berührung so wieder unterbrach. Es war ja schob ein Wunder, dass er überhaupt Platz für eine solch taktvolle Geste gefunden hatte.

Als Elijah sich neben sie setzte, schien sich Thalia für einen Moment zu beruhigen, obwohl das drücken in ihrer Brust blieb und sie sich immer noch furchtbar fühlte. Eine zeitlang saß sie nur da und sagte nichts. Sie musste sich sammeln. Selbst, dass Elijah mit den Knöcheln knackte merkte sie kaum, beziehungsweise nahm es nur am Rande war. Wie konnte sie nur so blöd gewesen sein zu glauben, dass Charlie der Richtige für sie war. Er war kindisch und absolut verantwortungslos, was sich ihrer Meinung nach, heute doch sehr deutlich gezeigt hatte. Als Elijah für einen kurzen Moment die Hand auf ihren Arm legte, wurde sie aus den Gedanken gerissen. Wie kurz und unbedeutend diese Geste auch sein mochte, für Thalia bedeutete es gerade alles und sie war unendlich dankbar dafür, Elijah zu haben. Sie griff nach seiner Hand und hielt sie fest, irgendwie half ihr das schon weiter. Sie konnte jetzt entweder in tiefer Trauer versinken oder mit ihm reden. Beides klang nicht wirklich einladend, doch vermutlich war letzteres das Beste. Sie schniefte und drehte dann den Kopf zu ihm. Vermutlich sah sie furchtbar aus, dachte sie sich. Doch sie wusste auch, dass Elijah sich daran nicht stören würde. "Charlie hat schlussgemacht", sagte sie mit belegter Stimme und spürte wie sofort wieder Tränen in ihre Augen schossen und ihre Wange herunterliefen. Ihr Herz zog sich zusammen, denn als sie es aussprach, war es fast, als würde es dadurch wirklich Realität sein, als würde sie es erst dadurch begreifen. Sie wusste nicht was Elijah jetzt tun würde, doch sie war sich sicher: Egal was es war, es würde sie vermutlich trösten.

Elijah starrte vor sich hin, als Thalia einfach dasaß und nichts sagte, allerdings erwartete er nicht, dass sie überhaupt die Stimme hob, immerhin kannte er dieses Verhalten nur zu gut. Zwar nicht direkt von ihr, immerhin redete sie sonst recht gern und recht viel, jedoch musste wohl jeder Mal einen schlechteren Tag haben - oder einen Grund, nichts zu sagen. Er spürte Thalia's etwas kühle Hände um seine, ließ sie diese festhalten, auch wenn er sonst auf Berührung relativ empfindlich reagierte, doch bei ihr war das ja sowieso anders. Wie auch immer sie es geschafft hatte, sie war zu ihm durchgedrungen und schien ihn zu verstehen. Es dauerte etwas, bis die Dunkelhaarige schließlich die Stimme hob und erklärte, was nicht stimmte. Der Grund war in Betracht auf ihre Empfindungen für den Head eine Erklärung, da Elijah jedoch kaum mehr etwas für Beziehungen und Gefühle übrig hatte, konnte er ihre Reaktion nicht ganz nachvollziehen, musste das allerdings auch garnicht. Er sah sie mit den dunklen Augen an und beobachtete kurz, wie die Tränen ihre Wangen hinunter floss, ehe er den Blick wieder nach vorn auf den Couchtisch richtete und diesen anstarrte. "Vielleicht war er überfordert. Angesichts unserer evolutionären Vergangenheit ist es irgendwie verblüffend, dass die Hälfte der Menschen es schafft, treu zu sein... Also ist er keine Ausnahme." meinte er und biss sich anschließend auf die Zunge. Wahrscheinlich würden seine biologischen und psychologischen Erklärungen nicht wirklich tröstend sein, tröstender wäre es, wenn er einfach sagen würde, Charlie sei im Unrecht, aber schließlich konnte er nicht in den Kopf der anderen sehen und herausfinden, was diese zu bestimmten Taten verlockte. Einiges konnte man leicht erklären, schon klar. Trotzdem, er hatte vieles schon nicht verstanden, Menschen waren einfach unberechenbar und gleichzeitig vorausschaubar, doch das änderte sich eigentlich mit der Angst. "Du musst es einfach hinter dir lassen." fügte er nach einem Moment des Schweigens noch hinzu und drückte leicht ihre Hand, die Augen hatte er leicht zusammengekniffen.

Thalia hatte mit vielen Antworten gerechnet. Auch damit, dass Elijah einfach nur schweigend ihre Hand halten würde - was nicht heißen sollte, dass er sie damit nicht gut beruhigen konnte. Im Gegenteil: Er konnte es sogar sehr gut. Und auch die Antwort die er ihr letztendlich gab, war eigentlich zu erwarten gewesen. Trotzdem war es nicht wirklich das, was ein Mädchen in so einer Situation hören wollte. Doch für Thalia bedeutete es ziemlich viel, dass Elijah überhaupt etwas von sich gab. Da war es eigentlich egal, was er sagte. Sie kicherte kurz, obwohl sie immer noch unter Tränen war und lächelte ihn an. Zumindest versuchte sie es ein Lächeln zu Stande zu bringen. Trotzdem machte sie selbst diese Aussage irgendwie nachdenklich. "Und wieso kann ich dann nicht einen der treuen Menschen erwischen?", fragte sie. Obwohl, wirklich untreu war Charlie ja nicht gewesen. Vorausgesetzt er hatte die Wahrheit gesagt und nicht wieder etwas mit Louna angefangen, weshalb er schließlich mit ihr Schluss gemacht hatte. Thalia drehte den Kopf nicht zu Elijah, als sie wieder begann mit ihm zu sprechen. "Er hat zuerst mit mir Schluss gemacht und mir dann gesagt, dass er mich liebt. Das macht einfach keinen Sinn." Sie sah Elijah fragend an, aber rechnete nicht damit, dass er Charlies Handlung und Denkweise verstand. Schließlich war er in gewisser Weise doch ein kleiner Soziopath. Naja, vielleicht kein Soziopath, aber er verstand jedenfalls die menschlichen Gefühle und das menschliche Denken nicht.

Elijah erleichterte Thalia's Kichern etwas, auch wenn es ihn gleichzeitig leicht verwirrte. Er würde wohl nie verstehen, was genau bestimmte Dinge in einem Menschen auslösten. Nicht, dass er selbst nicht das selbe fühlen konnte, jedoch hatte er sich mit der Zeit immer mehr abgeschottet und fast schon entmenschlicht, dass es eigentlich kein Wunder war, dass ihn einige, simple Dinge einfach nur verwirrten. Ihre Frage konnte er auch nicht beantworten, einfach, weil er es selbst nicht verstand. Auch, dass Charlie ihr gesagt hatte, dass er sie liebte und dann Schluss gemacht hatte, ergab keinen Sinn, lediglich eine Erklärung wäre sinnvoll. Der Head könnte, fast wie Elijah selbst, einfach überfordert von solchen Gefühlen sein. Und trotz dass dieser Gedanke recht einleuchtend war behielt Elijah es einfach für sich und zuckte zur Antwort nur mit den Schultern, Thalia's Hand hielt er weiterhin in seiner, fuhr sich jedoch mit der freien Hand durch die etwas wirren, blonden Locken. Es war nicht gerade das, was er sich erhofft hatte, was passieren würde. Lieber wäre es ihm gewesen, Thalia hätte eine glückliche Beziehung geführt, denn Anfangs hatte sie wirklich zufrieden und vorallem abgelenkt gewirkt, denn dass sie eine Last mit sich schleppte hatte er schon von ihr erfahren. Familiär, gefühlstechnisch und jetzt auch noch mögliche Selbstzweifel, wobei er nicht genau wusste, ob diese bei ihr wirklich vorhanden waren, an Selbstbewusstsein mangelte es ihr in seinen Augen nämlich kaum und das war auch gut so.

Das Schweigen, dass zwischen den beiden herrschte, war keinesfalls unangenehm. Im Gegenteil. Es war mal wieder genau was Thalia brauchte. Sie ließ den Kopf zur Seite fallen, damit er auf Elijahs Schulter auflag und sie schloss die Augen. Nicht weil sie müde war, sondern, weil sie noch geschwollen und gerötet waren vom Weinen. Seine Hand ließ sie immer noch nicht los. Was brauchte sie denn Charlie, wenn sie Elijah hatte. Er war ohnehin besser für sie. Jedenfalls redete sie sich das in diesem Moment ein um sich nicht einzugestehen, dass sie ihren Ex-Freund jetzt schon vermisste. Sie kuschelte sich an Elijah und versuchte einfach alles auszublenden, was ihre Laune und emotionale Verfassung in den Keller treiben würde. Trotzdem stahlen sich hier und da Tränen unter ihren geschlossenen Lidern hervor. Vermutlich benetzten sie gerade Elijahs T-Shirt, aber sie hoffte einfach, dass ihn das nicht allzu sehr stören würde, denn in diesem Moment konnte sie gerade etwas Zuneigung gebrauchen und die einzige andere Person, die ihr diese eventuell geben könnte war Dean, aber da zog sie Elijah vor. Denn ihr Bruder würde vermutlich eher eine Wut Charlie gegenüber schieben und androhen ihn zusammenzuschlagen oder ähnliches und das konnte die siebzehnjährige gerade nicht gebrauchen. Da war Elijahs ruhige Art tausendmal angenehmer. Sie wollte wirklich nur hier sitzenbleiben. Momentan war sie an dem Stadium angelangt, an dem sie am liebsten gar nicht von der Couch aufstehen wollte, sondern lieber einfach neben ihrem besten Freund sitzen bleiben wollte um durch sein Schweigen und seine Ausstrahlung getröstet zu werden. Mit noch immer geschlossenen Augen fragte sie leise: "Kann ich einfach hier bleiben? Ich will hier nicht weg..." Für sie selbst klang ihre Stimme seltsam fern und sie fragte sich, ob es daran lag, dass sie einfach noch so verheult war oder ob sich vielleicht doch eine Müdigkeit einschlich, die aber auch auf ihr Weinen zurückzuführen war.

Elijah ließ Thalia einfach den Kopf auf seine Schulter legen, ohne sich wirklich daran zu stören. Auch, dass hin und wieder Tränen aus ihren Augenwinkeln auf sein Shirt tropften, störte ihn nicht, zumindest nicht in Anbetracht der Tatsache, dass sie sein T-Shirt benetzten. Natürlich wäre es ihm lieber, sie hätte es nicht nötig, zu weinen, doch dazu war es jetzt eigentlich zu spät und wie hatte der Psychologe immer gesagt? Man solle seinen Gefühlen freien Lauf lassen, Sorgen und alles in sich hinein zu fressen wäre nicht gut für die Psyche? Für die Psyche... Hah. Ihre Frage ließ er einen Moment lang im Raum stehen, jedoch nicht, weil er überlegte, ihr möglichst schonend beizubringen, dass sie nicht hier bleiben konnte. Ganz im Gegenteil, er hatte sie gerne um sich, auch wenn er gleichzeitig gerne alleine war, doch das konnte er auch, wenn Thalia im Raum war. Sie hatte einfach die Geduld, ihn in Ruhe zu lassen und seine Gedanken nicht zu unterbrechen, außerdem war sie ja sowieso oft genug bei ihm und noch dazu seine beste Freundin, wieso also nur vorrübergehend? "Was hälst du davon, hier einzuziehen, bis du etwas eigenes findest?" fragte er, wenn auch recht neutral. Er wusste, wie sehr sie sich eine eigene Wohnung wünschte und gleichzeitig wusste er von ihr, wie wenig Ruhe sie doch bei ihrem Bruder hatte. Und er würde sie nicht wirklich mit seiner Anwesenheit stören, zumindest glaubte er das selbst.

Thalia verweilte einfach ruhig in ihrer Position. Schließlich war sie es gewöhnt, ass Elijah sich mit seinen Antworten Zeit ließ. Und das störte sie ganz und gar nicht. Umso überraschter war sie jedoch über seine Antwort. Sie öffnete zuerst lediglich die Augen und ließ das von ihm Gesagte einfach einsickern. Dann richtete sie sich langsam auf und sah ihn an. Sie blinzelte einige Male in der Hoffnung, dass ihre Augen nicht mehr so rot waren. Aber trotzdem setzte sie ein Lächeln auf und griff nun mit beiden Händen nach seiner Hand und drückte sie. "Das meinst du ernst?", fragte sie während sich ihre Augen unbewusst weiteten. Natürlich wollte sie das. Momentan konnte sie sich ohnehin nichts schöneres vorstellen, als Elijahs Wohnung nicht mehr verlassen zu müssen. Sie kniete sich auf die Couch und strahlte ihren besten Freund mit einer Dankbarkeit an, die sie bestimmt noch niemandem entgegengebracht hatte. "Das wäre so klasse, Eli. Danke, danke, danke!", sagte sie begeistert und hüpfte bei jedem 'danke' ein Stück auf der Couch in die Höhe. Sie biss sich auf die Lippe und dachte kurz nach. Eigentlich gab es auch keinen Grund, der ihr einfallen würde, wieso es nicht funktionieren sollte, dass sie bei Elijah einzog. Für sie selbst würde es nur mehr Freiheit, Ruhe und vermutlich auch Entspanntheit bedeuten und Elijah würde bestimmt auch in keiner Weise darunter leiden. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass Thalia schon vorher praktisch bei ihm gewohnt hatte. Bevor sie mit Charlie zusammengekommen war.

Elijah konnte sehen, wie Thalia den Blick auf ihn richtete und scheinbar überrascht blinzelte. Anscheinend hatte sie sein Angebot nicht voraus geahnt, wobei es garnicht so abwegig war. Sie hatte ohnehin schon halb bei ihm gewohnt, wieso also nicht? Auch seine Angewohnheiten kannte und akzeptierte sie anscheinend, weshalb sie wohl auch nichts mehr schockieren würde. Er senkte einen Moment lang den Blick auf ihre Hände, die nun seine blasse Hand umfassten, anschließend sah er wieder zu ihr auf. Auf die recht rhetorisch wirkende Frage hin nickte er, wenn auch nicht ganz überzeugt. Hätte er es ihr denn angeboten, wenn er es nicht so meinte? Seinen Sarkasmus konnte man deutlich von den ernsten Dingen unterscheiden, also. Der dankbare und freudige Blick der Dunkelhaarigen trieb auch ein Lächeln auf seine Lippen, auch wenn dieses nicht allzu lange andauerte. Auch auf ihre Bedankungen hin zuckte er zuerst nur knapp mit den Schultern, gab aber schließlich ein "Schon okay." zurück. Zwar hatte er kein Gästezimmer, brauchte aber nun wirklich auch keines. Sein Bett rührte er so gut wie nie an, wenn dann schlief er auf der Couch. Und für kurzweilige Besuche von irgendwelchen betrunkenen Mädchen seines Alters war er nun wirklich nicht der Typ. Wer wusste, wie er gewesen wäre, wäre seine geistige Entwicklung auf der Stufe anderer durchschnittlich Intelligenter 18-Jähriger. Doch leider war sie das nicht. Er musterte Thalia kurz abwartend, ehe er seinen Blick an ihr vorbei lenkte. "Zum einkaufen benutzt du aber mein Geld." - Er wollte einfach nicht, dass sie ihres zum Fenster hinaus war. Er selbst wusste ja nicht wirklich, was er mit seinem ganzen Geld anfangen sollte, wieso sich also nicht nützlich machen? Außerdem, die Hälfte der Einkäufe würde sowieso wieder im Müll landen.

Thalia schluckte den letzten Kummer vorerst herunter. Sie konnte später schließlich immer noch Trübsal blasen. Sie wusste wirklich nicht, warum Elijah so nett zu ihr war. Klar, sie waren beste Freunde, aber wie das wirklich zwischen ihnen funktionierte war und blieb wohl ein Rätsel. Das war vermutlich das größte Geschenkt, dass Elijah ihr geben konnte. Und sie war wirklich von ganzem Herzen dankbar. Sie runzelte kurz die Stirn um über seine nächsten Worte nachzudenken. Wirklich annehmen wollte sie das nicht. Das schien ihr nicht gerecht. Wenn sie schon hier wohnte wollte sie sein Geld nicht mit den Einkäufen verbraten. Aber so wie sie Elijah kannte würde er ihr nur wieder und wieder weismachen, dass er sein Geld ohnehin nicht brauchte und nicht wusste was er damit machen sollte. Also sagte sie dazu nichts und nickte nur. Immerhin würde sie ja für ihn das Essen auch zubereiten. Denn dass Elijah sich jemals in seinem Leben vor den Herd stellen würde um darauf etwas zu kochen bezweifelte sie stark. Also schon sie das Thema jetzt beiseite. "Und wie läuft das dann mit der Miete. Ich meine wie viel zahlst du für diese Wohnung. Wenn ich davon die Hälfte übernehme..." Sie überschlug schnell eine Rechnung im Kopf. Obwohl Elijahs Wohnung vermutlich für eine einfache New Yorkerin ziemlich teuer war, sollte sie damit hinkommen, wenn er schon darauf bestand, dass sie zum einkaufen sein Geld benutzte. Elijah war wirklich so großzügig.